Montag, 31. Juli 2023

Paketschnürung fürs Fundament: Tiefflug des Plattitüden-Bombers

Ricarda Lang ARD-Sommerinterview
Wie Buddha ruht Grünen-Chefin Ricarda Lang in der Gewissheit, dass der Kurs richtig ist. Der junge Künstler Kümram hat die Zukunftspolitikerin still in sich ruhend porträtiert.


Sie macht sich keine Sorgen, selbst nicht nach dem Verlust der Hälfte der Wähler ihrer Partei. Ricarda Lang will nicht jammern, sondern Lösungen suchen, aus Mitte der Politik machen und nach knapp zwei Jahren im Amt in Kürze richtig zeigen, "welche Partei Lösungen hat", für die Probleme, die die Ampel-Koalition in den ersten Hälfte ihrer Regierungszeit zutage förderte. Die Erfolgsfrau der ehemaligen Umweltpartei zeigte sich im großen ARD-Sommerinterview trotz der kühlen Witterung luftig leicht in roten Pumps und schwarzem Kleid, aber bestimmt im Auftreten: Keine Zusammenarbeit mit rechts, kein Schlechtreden des Landes, kein Verzagen angesichts der miesen Stimmung im Land, kein Aufgeben nur wegen der quengelnden Bürgerinnen und Bürger draußen im Land und derzeit keine Diskussion um den nächsten grünen Kanzlerkandidaten.  

Stabil durch den Winter 

Wie ein Buddha sitzt sie da, auf einem roten Sessel, leicht von der Kamera weggebeugt, wie es im Influencer-Seminat gelehrt wird, die kleinen Hände pausenlos in Bewegung, während sie ein Plattitüdenbombardement abfeuert. "Schlecht reden, dagegen wehre ich mich", versichert Ricarda Lang, schließlich seien "wir ja stabil durch den Winter gekommen", wenn auch "noch lange nicht über den Berg". Die kleine Frau mit den raumgreifenden Gesten mag schon diesem ersten Augenblick seltsam entrückt wirken. Dass sie angesichts der anhaltenden Talfahrt Deutschlands davon spricht, dass das Land "noch nicht über den Berg" sei, folgt allerdings einer klaren Logik: Der Fernsehauftritt soll helfen, die bedrohliche Stimmungslage erst mal über den Sommer zu  stabilisieren.  Im Herbst könnte dann schon allgemeines Vergessen einen gnädigen Schleier über die Verwerfungen der vergangenen Monat werfen.

Die Bundesworthülsenfabrik (BWHF) in Berlin, ein Geschwätzlieferant, der traditionell für alle Parteien arbeitet, hat Lang aufmunitioniert mit buzz words und ganzen Sätzen, die kein Heilsversprechen auslassen.  Der Standort muss jetzt gesichert werden, durch "die Ansiedlung neuer Technologie" natürlich. Wichtig ist auch wieder der "Bürokratieabbau", zudem brauche es einer Vereinfachung bei der "Fachkräfteeinwanderung" und eine "neue Investitionsagenda", die flankiert werden wird von einem "Industriestrompreis" auf Kosten der Bürger. Ricarda Lang glüht innerlich vor Begeisterung dafür, wie glatt ihr das alles von der Zunge geht, und wie überzeugend es in ihren eigenen Ohren klingt.  

Aufbruch zur Abwanderungsverhinderung

Ist doch alles gar nicht schwer! Die "Standortsicherung"  wird erst einmal "verhindern, dass Betriebe abwandern" und das "Wachstum woanders stattfindet". Der Staat hilft dann mit "Investitionen in öffentliche Infrastruktur", dass doch noch ein Land entsteht, "das einfach funktioniert", wie sie eine Wahlkampfparole von 2021 zitiert. Die anderen - "komm, wir bauen ein neues Europa", "Wirtschaft und Klima ohne Krise" oder "keine Waffen in Krisengebiete" - werden nicht erwähnt, dafür aber ein Plan, den Bürgern in Kürze zu Vermögen zu verhelfen: "40 Prozent der Menschen haben kein Erspartes, da müssen wir ran". Schließlich, so Lang, müssten ja "die, das erarbeitet haben, profitieren".

Bei Ricarda Lang wird sie geholfen. Mit einem "Bundestariftreuegesetz" und viel mehr Stromtrassen zum Beispiel, "von Nord nach Süd". Daherinnen fließt dann der Erneuerbare, "geschnürt" als "gemeinsames Paket", um der "Wirtschaft zu helfen, unser wirtschaftliches Fundament sichern". Ja, sagt Ricarda Lang zufrieden, "ich glaube, es sind Dinge dabei, die ich sehr sinnvoll finde". Weil sie ja auch "glaube, dass wir unsere Ziele schaffen bis 2035, 100 Prozent erneuerbaren Strom".

Sie sorgen für Stromtrassen

Noch ist da die eine oder andere mathematische Schwelle, noch warten auch physikalische Herausforderungen. "Ein Nadelöhr" nennt lang den Umstand, dass die Zahl der tagtäglich fertiggestellten Windkraftanlagen ab heute verzehnfacht werden müsste, um die "Ziele" (Lang) zu erreichen. Eine Schwierigkeit, die der 29-Jährigen bewusst ist: "Da müssen wir rangehen", sagt sie und auch die Frage lösen "wie zorgen wir dafür Stromtrassen". Der erste Schritt aber, der im politischen Geschäft als der schwerste gilt, ist gegangen: "Wir wissen, dass es besser werden muss, was es gerade auch wird."

Genau. Besser könnte es wohl niemand aus der aktuellen Generation der führenden Spitzenpolitiker sagen. Und kaum einer könnte sein Versprechen so faktensatt unterfüttern wie Ricarda Lang. Die will, dass der "Wasserstoffhochlauf gelingt", diese "Mammutprojekt", dass ein "Energiesystem schaffen wird, das auch für unsere Enkel tauglich ist", während sie das "Land wirklich grundlegend modernisiert", ohne dass es dabei darauf ankommt, "wer fliegt oder Auto fährt", sondern nur darauf, dass "wir das Stück für Stück gemeinsam als Gesellschaft abarbeiten", ob wir "am Zeitenrand stehen" oder es "um Jobs und um Wohlstand" geht, wie beim Klimaschutz, denn "da geht es um Wohlstand".

Ist der erst weg, diese Lehre hat Ricarda Lang "ganz klar" gelernt, wird es nichts mit dem nächsten eigenen Kanzlerkandidaten. wer das werden soll, ob sie bei der Auswahl mitreden darf oder ob Robert Habeck und Annalena Baerbock das wieder ganz demokratisch unter sich ausmachen, das zu diskutieren sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, so Lang. "Jetzt tun wir alles dafür, damit wir dafür in der Lage sind."

5 Kommentare:

  1. Grüne aus Ricarda Langs Wahlkreis stimmten mit AfD

    Auf die Frage, was genau sie tun wolle, sagte die Grünen-Chefin: „Wir klären das intern.“

    https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/gehen-auch-zusammen-ein-bier-trinken-gruene-aus-ricarda-langs-wahlkreis-stimmten-84875342.bild.html

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  2. es wird zeit für einen umtausch der parteidokumente, der die reihen reinigt

    https://www.jstor.org/stable/44906242

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  3. tagesschau

    die Grünen-Chefin. "Wir brauchen Aufstiegsversprechen statt dieser Abstiegsängste."
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    Was ist da los in der Bundesworthülsendreherei? Streik? Maschinenschaden? Nachschubstau aus der Maschinenbaunation China? Arbeitsverweigerung? Kreativitätsblockade? Phantasiestupor? Stromkosten zu hoch? Urlaub?

    Der Schawidow soll sich gefälligst an seinen Schreibtisch scheren und an die Arbeit machen. Wir brauchen Aufstiegsversprechen.

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  4. Wo wären die ohne ihre Lakaien bei den öffentlich-rechtlichen.

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  5. Alter, ist die Dickmann!

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