Die Flut von 1872 gilt heute als erstes einer Reihe von sogenannten "Jahrtausendhochwassern", die zuletzt mehr und mehr Folge des menschengemachten Klimawandels waren. |
Es drohte einmal mehr, zum Allerschlimmsten zu kommen. Gewitter, Hagel, Starkregen – in einer der etwa 185.000 Wetter-, Unwetter- und extremen Unwetterwarnungen, die der Deutsche Wetterdienst Jahr für Jahr herausgibt, fehlte kein Aspekt eines anrollenden Weltuntergangs. Zwar trug die kommende Katastrophe keinen Namen wie damals noch der Orkan "Xaver", der mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 190 Kilometern pro Stunde wütete, Gartenstühle umwarf, eine U-Bahn entgleisen ließ und die Wetteransager in den Hysteriechannels zu den Stars der Stunde machte.
Daueralarm im Hysteriechannel
Damals aber war es noch Wetter, außer Rand und Band zwar, aber selbst nach Berechnungen des Norddeutschen Klimabüron des Helmholtz-Zentrums Geesthacht keine Folge der Klimakatastrophe. Die drei bis vier zusätzlichen Sturmtage im Jahr, die es heutzutage im Vergleich zu den 50er Jahren gebe, seien "nicht auf die Folgen menschengemachter Treibhausgasemissionen zurückzuführen, sondern natürlichen Schwankungen zu zuordnen".
Der gerade wütende Orkan, er war damals noch wie immer schon Ergebnis der Temperatur-Differenzen beim Zusammenprall zweier Luftmassen, je größer, desto heftiger. Kam vor, seit Jahrtausenden schon. Sorgte für Aufregung. Aber nicht für einen dauernden Alarmton, der vegane Lebensweise, Verzicht auf Mobilität und den Umstieg auf das 49-Euro-Ticket als Bannzauber gegen das Unheil beschwor.
Bannzauber gegen das Unheil
Xaver" konnte vor zehn Jahren so fürchterlich "wüten" (DPA), weil im Nordatlantik ein südliches, noch recht warmes Azorenhoch mit einem nördlicheren und kälteren Islandtief kollidierte. Eine Art Wetter, das unabwendbar war, heute so aber gar nicht mehr angeboten wird. Wie jede Temperatur über null Grad sich direkt auf den menschengemachten Klimawandel zurückführen lässt, ist jeder Tropfen Regen, ob er fällt oder ausbleibt, unmittelbare Folge von fehlendem Tempolimit, zu später Abschaltung der Kernkraftwerke und der Weigerung immer noch viel zu vieler Bürgerinnen und Bürger, sich fleischlos zu ernähren.
Die entscheidende Frage "Ist das noch Wetter?" hat T-Online, das Clickbait-Portal des Werbekonzerns Ströer und der teilstaatlichen Deutschen Telekom, zwar aktuell noch mit Ja beantworten können. Doch nur rhetorisch. Sachlich gesehen sei "die Häufung dieser Ereignisse nicht normal", analysiert "Editor in chief" Peter Schink. Grund sei vielmehr "die sich rapide verschärfende Klimakrise." Die größte "Katastrophe der Menschheitsgeschichte direkt vor der Haustür" (T-Online), sie versprach im Vorfeld einen neuen Angstschub für alle. Es würde nicht regnen, sondern Starkregen geben. Es würde nicht gewittern, sondern unwettern. Golfballgroße Hagelkörner. Regenmengen wie zur Sintflut. Wassermassen wie beim berühmten Jahrtausendhochwasser 1872, dem nach heutiger Zählung ersten Jahrtausendhochwasser der seitdem folgenden sieben oder acht.
Das gab es früher alles nie
Das war alles noch nie da, das hatte es niemals gegeben und es würde diesmal noch viel schlimmer werden. Besorgt falteten die Wetterfrösche ihre Stirnen. Brutaler Landregen! Elektrische Blitze mit bis zu 100 Millionen Volt! Der Boden kann das alles nicht aufnehmen, auch nicht in den vielen ausgetrockneten Gärten unter den Windrädern und in den brennenden Wäldern, durch die sich die ersten Klimaflüchtlinge in selbstgebauten Booten über das allmählich ansteigende Mittelmeer schlagen.
Man konnte in dieser Situation unmittelbar vor dem Untergang eines ganzen Landes, das damit sogar noch die schon länger in den steigenden Fluten versinkende Insel Tuvalu überholen würde, gar nicht genug mahnen. Alarmsrufe Lila! Überregional schwere Unwetterlage! Superzellen, die "extrem gefährlich sind und sich mit großer Intensität entwickeln" könnten! Vielerorts nahmen die Menschen die Wäsche rein. Kinder wurden an Klettergerüsten festgebunden. Bang fragten sich die Online-Redaktionen, wie weit die Sirenen reichen würden: Bringen "Superzellen", "Tornados" und "organisierte Gewitter" wieder Klickrekorde? Lassen sich mit "Sachschäden in Millionenhöhe", einem Tornado in nordhessischen Waldeck-Frankenberg und vollgelaufenen Kellern noch entscheidende Weichen stellen, um den Sieg eines AfD-Kandidaten bei der Landratswahl in Sonneberg abzuwenden?
Organisierte Gewitter? Diese Katastrophenprosa biblischer Dimension sollte man im Original genießen.
AntwortenLöschenUnd also sprachen Björn Alexander und Martin Pscherer auf wetter.de Worte wie Donnerhall:
Es drohen verbreitet heftige und mitunter ORGANISIERTE SCHWERGEWITTER.
Hierbei müssen wir mit VIELEN BLITZEN, STARKREGEN, mittlerem bis GROßEM HAGEL und Sturm- bis hin zu ORKANböen rechnen. Selbst einzelne TORNADOS sind bei dieser Entwicklung nicht auszuschließen. Eine Kombination mit erheblichem bis großem Schadenpotenzial. Denn – anders als zur Zeit der Herbst- und Winterstürme – ist die Vegetation jetzt voll belaubt und bietet den Gewitterböen viel Angriffsfläche. Besonders im Umfeld von Wäldern und Bäumen besteht AKUTE GEFAHR FüR LEIB UND LEBEN! Diese Wetterlage sollten wir nicht unterschätzen. Denn dort, WO ES KRACHT, kann es ÄUßERST GEFäHRLICH werden.
(Hervorhebungen nachträglich eingefügt)
Verschonung gibt es vieleicht bei einer Spende an die Habeckpartei oder für das heilige Gelöbnis, vorzeitig eine Wärmepumpe zu installieren.
Katastrophenprosa biblischer Dimension ...
AntwortenLöschenGenesis und Kohelet irren insofern, dass der Mensch nicht "abgrundtief böse", sondern lediglich abgrundtief blöde ist. Erlesene Geister wie wir hier natürlich ausgenommen.
Maria-Bernhardine auf PIPI brachte das auf: Das Unwetter-Erlebnis des Martin Luther (Heilige Barbara hilf! Ich will Mönch werden!) soll nur Legende sein. In Wirklichkeit hätte er einen im Duell kaltgemacht, und stand dann vor der Wahl - Kloster oder Rübenernte.