Von Russland schon vor Monaten vermint, nun "in Panik" gesprengt: "Der Feind handelte chaotisch, was die Überflutung seines Kriegsgeräts zur Folge hatte." |
Die aktuell letzte heiße Spur zu den Nordstream-Attentätern führte nach Frankfurt an der Oder, zu einem Kind, das unter Verdacht steht, es nicht selbst gewesen zu sein. Ein Verwandter aber ist untergetaucht, alle wussten zuvor schon alles, aber dass es der Russe war oder aber der Amerikaner, daran ließ sich nicht rütteln. Außer einem staatlichen Akteur, der weiß, was er tut, aber dafür sorgen kann, dass es niemand wissen will, kommt keiner infrage. Wenn es alle nicht gewesen sind, bleibt immer nur der Täter übrig, oft einer, der seine Verbrechen mit Monaten Vorlauf ankündigt.
Gigantische Flutwelle verhindert
Im Oktober schon, der Ostseewellengang hatte sich nach den Sprengungen bei Nordstream noch kaum beruhigt, war der Plan des Russen aufgeflogen, den Staudamm in Nowa Kachowka zu sprengen. Auf Bildern vom besetzten Damm sah man russische Soldaten patrouillieren, es wurde Minen an der drei Kilometer langen Staumauer verlegt und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte vor einer "gigantischen Flutwelle": "Wenn die russischen Terroristen diesen Damm sprengen, werden mehr als 80 Ortschaften, einschließlich Cherson, im Gebiet einer Flutwelle liegen."
Das reichte. Die Russen traten von ihrem Plan zurück, der nun aufgeflogen war. Selbst der Umstand, dass Nowa Kachowka die von ihnen besetzte Krim über den Nord-Krim-Kanal mit Wasser versorgt und im von einer Flut bedrohten Bereich vor allem russische Stellungen liegen, würde ihre Tat nun nicht mehr ausreichend маскироватьсяen, wie Russe und Ukrainer ihre großen Tarnmanöver gleichermaßen nennen. Die Warnung der Weltgemeinschaft durch den ukrainischen Präsidenten hatte in diesem Fall gereicht, mehrere hunderttausend Menschen vor einem Kriegsverbrechen zu bewahren, darunter auch die am östlichen Ufer des Dniprodesfrüherendnepr verbliebenen Menschen im russisch besetzten Gebiet.
Großflächiges Sabotieren
Als es sieben Monate später doch geschah, war die Schuldfrage klar. Nach umfangreichen Ermittlungen stand fest, dass es Zusammenhänge gibt, "die auf eine russische Beteiligung schließen lassen", wie Bundeskanzler Olaf Scholz diplomatisch geschickt ausdrückt, ohne Zweifel an der russischen Täterschaft zu lassen. Das "großflächige Sabotieren" (Taz) gilt als Vorbote des russischen Rückzugs. Russland habe nun "ein Problem weniger" analysiert das frühere Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", denn die Frage, ob sprengen oder nicht, sei nun beantwortet. Ausführende des Anschlags waren ukrainischen Angaben zufolge die Soldaten der 205. motorisierten Schützenbrigade Russlands, die das Kraftwerk seit Monaten besetzt hielten, die Anlage kontrollierten und den Wasserstand manipulierten.
Rechtzeitig vor der Frühjahrsoffensive der Ukraine, die bald kommt oder womöglich unbemerkt schon oder schon lange begonnen hat, erfolgte die Sprengung. Ziel ist es, den Truppen der Befreier den Flussübergang unmöglich zu machen, wenigstens für ein paar Tage oder Wochen, bis die Folgen der Flutwelle abgetrocknet sind. Das, so spekuliert das russische Oberkommando, verzögert die seit Monaten geheim angekündigte Frühjahrsoffensive, für die es nach den meteorologischen Vorgaben schon zu spät ist, denn danach hat der Sommer bereits vor einer Woche angefangen. Astronomisch und kalendarisch bliebe noch ein Moment, eine Blamage abzuwenden, wie sie die Taliban in ihrer Zeit als Terrortruppe in den Bergen am Hindukusch Jahr für Jahr erlebten: Immer wurde eine "Frühjahrsoffensive" angekündigt. Niemals kam eine zustande.
Keine Auswirkungen auf Offensive
Nach der Sprengung hat die Ukraine ein Problem weniger. Zwar hat auch Wolodymyr Selenskyj bei einer Krisensitzung der Stawka, des Oberkommandos der Ukraine, klargestellt, dass der Russe sich verrechnet hat. Die vielleicht bereits gestartete, vielleicht aber auch noch zu startende Frühjahrsoffensive werde durch die "ungeheuerliche Tat" (Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg) weder be- noch gar verhindert. Die Sprengung des Damms habe vielmehr "keine Auswirkungen
auf die Fähigkeiten der Ukraine, ihre eigenen Territorien zu befreien", obwohl sie absichtlich und offenbar "in Panik" vor der angekündigten Frühjahrsoffensive erfolgt sei. Aber: "der Feind handelte chaotisch, was die Überflutung seines Kriegsgeräts zur Folge hatte." Und die Ukraine muss ihre Pläne zur Befreiung der noch russisch besetzten Gebiete nun erst einmal überarbeiten
Die Überflutung des eigenen Territoriums, der Russe versteht das als sein Territorium, und die eigene Bevölkerung von allen versorgungsleistungen abscheniden, der Russe versteht die Menschen dort als seine Russen, ist eine alte Kriegslist. Das hat z.B. im Ahrtal auch excellent funktioniert, und funktioniert dort immer noch excellent.
AntwortenLöschenIch bin mir ziemlich sicher, dass die Staumauer von der Jacht Andromeda gerammt worden und danach zusammengebrochen ist. So als Dummer-Jungen-Streich sozusagen.
AntwortenLöschenOT Danisch Depeschen meldet
AntwortenLöschenHier der Grund, warum eher wenig Diskurskram von Saskia Esken lanciert wird:
https://twitter.com/spdde/status/1666125211446517760
P.S. Esken in den Worten von Otto, den Busfahrer (Die Simpsons):
Sie waren doch mal ein Mann, oder?
Auf PIPI, Reichelt, Deutsche sollen kein Fleisch mehr essen, kommt prompt die Nummer: Also ich bin auch Fegetarier usw. usw.
AntwortenLöschenWas hier darauf käme, darf ich mutmaßen.
Heino Bosselmann
AntwortenLöschenWir Beitrittsgebietler hatten es im Zuge der Wiedervereinigung zunächst nicht bemerkt, daß uns ein wirtschaftlich zwar potentes, aber ideell kriselndes Land übernahm.
Aufgewachsen waren wir mit der Doktrin: Die Bundesrepublik da drüben ist der Feind, in Gestalt des Deutschlands, das an das alte Reich und so an eine dramatische Geschichte anschloß, die viel umfassender war als jene Bezüge, die die DDR – vom Bauernkrieg über die 48er Revolution bis zum Marineaufstand 1918 – als paßrecht für ihre Traditionslinie empfand.
Die Bundesrepublik stand für Umfassenderes und für ein anderes Erbeverständnis. Damals, heute nicht mehr.
Wir in der DDR Herangewachsenen wähnten uns kraft der Legende von der Stunde Null und im Ergebnis von Aufbauerfolgen in einem ganz neuen Deutschland zu Hause, das seine Konsequenzen aus historischen Fehlern und deren Endkatastrophe gezogen oder sich davon „revolutionär“ abgekoppelt hatte. Gut, dies wies sich im ökonomischen Erfolg noch nicht aus, aber dafür, wurde uns erklärt, gab es Ursachen, die primär nicht im sozialistischen Aufbruch selbst lägen.
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Ich weiß ja nicht, wen er unter "Wir" subsumiert. Ich bin nicht beigetreten, sondern wurde beigetreten.
Insgesamt trotzdem ein flüssig zu lesendes Essay, das in seinem Gehalt die Gesamtheit der Kommentatoren bei weitem übertrifft.