Freitag, 23. Juni 2023

Soziologie des AfD-Wählers: Die Landplage

Soziologie des AfD-Wählers: Die Landplage
Männlich, vom Lande, mittelalt und selbst dort stark, wo die Sympathien schwach sind: Die Schwefelpartei ist ein Problem größeren Ausmaßes.

Sie sind "männlich, ländlich, mittelalt" (n-tv), religiös kaum gebunden, ostdeutsch und auffallend arbeitsam. Sie lehnen das Bundesheizungsgesetz ab, glauben wie die Anhänger*innen der Letzten Generation, von Fridays for Future und von den Grünen an den nahenden Weltuntergang, leugnen aber störrisch, dass er durch einen menschengemachten Klimazusammenbruch erfolgen wird. Warnungen davor, dass die AfD nach einer Machtergreifung beginnen werde, ihre demokratiefeindlichen Ziele in die Tat umzusetzen, zeigen auf dieses verstockte Milieu kaum oder gar gegenteilige Wirkung: Nach zehn Jahren voller eindringlicher Warnungen durch konkurrierende Parteien, Aufklärungsportale, Faktenchecker, Leitmedien und Experten ist die AfD zumindest in Wahlumfragen so erfolgreich wie nie.

Zum Trotz

Wer aber sind die Menschen, die allen gutgemeinten Hinweisen zum Trotz zugeben, den von drei Vierteln der Deutschen für undemokratisch gehaltene "gärigen Haufen" (Alexander Gauland) wählen zu wollen? Eine Forsa-Umfrage hat den prototypischen AfD-Sympathisanten jetzt porträtiert: Er ist ein erwerbstätiger Mann in mittlerem Alter, er lebt auf dem Dorf oder in einer kleineren Stadt, am liebsten in Ostdeutschland, besucht weder eine evangelische noch eine katholische Kirche, ist allerdings in einer Gewerkschaft organisiert, nimmt diese Mitgliedschaft aber nicht so ernst, dass er dem Rat der Gewerkschaftsführung folgen würde, sich fernzuhalten von den blau angestrichenen Braunen.

Eine echte Landplage, diese Leute. Denn auch wenn die erste Diagnose der Krankheitsherde eindeutig ausfällt, enttarnt eine tiefere Analyse das ganze Ausmaß des Problems. So ist beispielsweise der Zuspruch zur Partei unter den Erwerbstätigen mit 21 Prozent etwas höher als die Wahlumfragen der AfD insgesamt zubilligen. Doch auch bei den Rentnerinnen und Rentnern kommt die Partei im Schnitt auf 15 Prozent. Nur Schüler und Studenten scheinen immun: In diesem Beschäftigungsbereich würden nur fünf Prozent der Befragten die AfD wählen. 

In der Mitte der Alterspyramide

Schlimm genug, aber es kommt noch weit schlimmer. Außerhalb der bildungsnahen Milieus steht die AfD schon wieder weitaus besser da. In der gesamten Alterskohorte der 18- bis 29-Jährigen würden 14 Prozent sie wählen, ähnlich viele wie bei den Wählern ab 60 Jahren (15 Prozent). Ihre Kerngefolgschaft findet die Querulantentruppe in der Mitte der Alterspyramide: Bei den 30- bis 44-Jährigen geben 21 Prozent an, AfD wählen zu wollen, unter den 45- bis 59-Jährigen sind es 24 Prozent. Auch kirchliche Bindungen schützen nicht vollständig: Konfessionslose votieren zwar zu 24 Prozent für die AfD, unter den befragten Katholiken waren es aber auch 14 Prozent, bei den Protestanten sogar 15 Prozent. 

Zahlen, die von einer schleichenden Katastrophe erzählen. Nach einem Jahrzehnt mit konsequentem containment, einer amtlichen Einstufung als "in Teilen gesichert rechtsextrem" und einem Aufrücken immer jämmerlicherer Führungskader an die Spitze ist die AfD in den Milieus und Altersgruppen, in denen sie weniger gefragt ist, noch stärker als Grüne, FDP und Linke im Durchschnitt aller Wähler. Selbst wenn nur Frauen wählen dürften, käme sie auf 15 Prozent, selbst wenn die ihr besonders zugeneigten Einwohner von Dörfern (25 Prozent) und die von Orten bis 25.000 Einwohner (21 Prozent) nicht abstimmen dürften, läge ihr Wahlergebnis bei 14 Prozent, wären nur noch Großstädter wahlberechtigt, wären es immer noch zwölf Prozent.

7 Kommentare:

  1. Hase, Du bleibst hier...Juni 23, 2023

    ...und das ist gut so !

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  2. Davon abgesehen, dass "n-tv" kein Sender, sondern eine Diagnose ist: Alles eitel Affenkomödie.
    Die "AfD" wurde eigens geschaffen, um den gemeinen Spießer (civis pusillo vulgare) nicht vor der Zeit austicken zu lassen.
    Für den unmöglichen Fall, dass die plötzlich auf über 2/3 kämen, wie man annehmen sollte, setzte man beim Volk einfältigerweise Verstand voraus, dann müssten sie sehr schnell ihre Liebe zur Politik als der Kunst des Machbaren entdecken.

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  3. Viel interessanter als den gerade vorherrschenden blauen Höhenflug finde ich die Stabilität der Grünen. Dass bei all den Demütigungen, Gängelungen, Verboten und Belastungen ein paar mehr Michels all ihren Mut zusammennehmen und sich ein Kreuzchen bei der Schwefelpartei, als einziger Opposition, vorstellen können ist jetzt keine so große Überraschung.

    Dass aber die Grünen praktisch tun und lassen können was sie wollen und trotzdem stabil bei
    15 % stehen ist schon ein wenig verwunderlich. Die ganzen Wenden haben inzwischen Ausmaße angenommen, die auch die grüne Wählerschaft finanziell treffen. Unsere Goldstücke wandeln Stück für Stück immer größere Territorien in ihr Clangebiet um. Die Wirtschaft geht vom Sinkflug immer mehr in den Sturzflug über. Woher unsere benötigte Energie in Zukunft kommen soll, weiß der Himmel. Wir sind Weltmarktführer beim Strompreis und bei den Steuern. Ein freier Facharzttermin gleicht fast einem Lottogewinn. Ein Steakverbot ist in greifbarer nähe. Und trotzdem verlieren die Grünen, die das alles vorantreiben wie keine andere Partei, nur ein paar Prozentchen. Vom Führungspersonal, dass praktisch ausschließlich aus großkotzigen, arroganten, flegelhaften intellektuellen Minderleistern, die sich selbst in keiner Weise an die Beschränkungen, die für alle anderen gelten sollen, halten noch gar nicht zu reden. Nicht einmal den Einbau einer Wärmepumpe in ihr Grünenhauptquartier kriegen sie gewuppt.

    Warum haben die trotzdem eine derart treue Anhängerschaft, komme was da wolle? Will wirklich jeder Siebte das Deutschland, so wie wir es kennen, untergeht? Ein paar sich selbst hassende Verrückte gibt es in jeder Nation zu jeder Zeit. Aber wieso haben wir so viele davon?

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  4. OT via Fefe

    Nella photo

    https://twitter.com/n3ll41/photo

    https://twitter.com/n3ll41/status/1672174251422384128

    Also wenn ihr nicht einmal das hinbekommt, ist es fraglich ob ihr eine Regierung Stämmen könnt.
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    Beim Stamme der Apachen, als Häuptling fiele mir da was ein.

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  5. dieses erstaunliche phänomen hatten wir schon mal https://www.politplatschquatsch.com/2023/04/grune-osteroffensive-artgerechter.html

    aber eine sekte fällt eben nicht so einfach vom glauben ab. der ist stärker als jeder fakt

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  6. Aber wieso haben wir so viele davon?

    Jedenfalls n i c h t, wie es uns von interessierter Seite aus eingeredet wird, wegen einer speziell uns eigenen Blödheit. Stichworte zum Gurgeln: Gaslighting, psychologische Kriegsführung, induziertes Irresein.

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  7. "Davon abgesehen, dass "n-tv" kein Sender, sondern eine Diagnose ist"

    Jawoll, Antisemitismus ist eine Diagnose! Nur weil n-tv zu Alljuda gehören soll, muß es nicht krank sein, sich davon bedampfen zu lassen.

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