Vier Barbiere oder vier Wärmepumpenmonteure: BMW-Fahrer werden nach einem Gutachten der "Zeit" künftig die Mächtigen sein. |
Nun sind sie halt da, fasste die Altbundeskanzlerin das Ergebnis einer Erfolgsgeschichte zusammen, die sich über Jahre hinweg aufgebaut hatte, ehe sie im großen Zustromjahr 2015 endlich auch im Alltag manifest wurde. Deutschland, der europäische Zentralstaat, den die Angela Merkels Partei beinahe bis zuletzt nicht als die Einwanderungsgesellschaft hatte sehen wollen, die schon längst unumkehrbar geworden war, fand zu einem neuen Selbstbild. Die Versprechen der früheren Familienministerin, dass die Geburtenraten bald wieder steigen würden, von leichtgläubigen Medienhäusern in die Zeile unvergessene "Boom, Baby" gegossen, wie die Experimente von Merkels Vorgänger mit bunten Pässen für Mikrobiologen, Herzchirurgen und Spitzenphysiker, sie alle hatten nichts gebracht. Nun kamen eben die, die kamen. Und es war gut so.
Große Schritte aus dem Mustopf
Es wird zudem nun immer besser werden. Die Hamburger Wochenschrift "Die Zeit" hat nun eine Zwischenbilanz für das Einwanderungsland erstellt, das so lange keins sein wollte: Der Text unter dem Titel "Sie werden die Mächtigen sein", nur für Ältere beinahe erkennbar als Hommage an die New Yorker Rockband They Might be Giants, attestiert
Deutschland große Schritte auf dem Weg in eine Zukunft, in der "Migranten nicht mehr Minderheit sein werden" (Die Zeit), "sondern gefragter denn je".
Eine vorsichtige Formulierung, die es vermeidet, direkt an der rechten Verschwörungstheorie des angeblichen Bevölkerungsaustausches anzudocken, aber auch keinen Zweifel daran lässt, dass die Mächtigen von Morgen nicht die Schonlängerhierlebenden der früheren Kanzlerin sein werden. Auf der Illustration des Artikels sind sie schon zu sehen, in ihrem heimatlichen Biotop irgendwo auf einer westdeutschen Wohlstandsinsel: Vier junge Männer mit Bart in einem BMW-Alpina-B4-Cabrio Bi-Turbo für 81.000 Euro in aufgeräumter Stimmung, über das iPhone kommt gerade eine bestaunenswerte Nachricht herein. Die Hände müssen kurz vom Lenkrad, aber da ist zum Glück gerade kein Staat, der Einwände erheben würde.
Monteure mit Bart
Die Fahrzeugbesatzung ist nicht richtig bunt, aber auch nicht öde einfarbig. Der Beifahrer, der milde in die Kamera lächelt, trägt einen wuschigen roten Bart und die Aufschrift "Spion" auf dem T-Shirt. Der Mann auf dem Rücksitz buschige Augenbrauen und einen V-Neck-Sweater. Die drei Männer, der vierte ist auf der Rückbank nur zu erahnen, könnten Monteure auf dem Weg zum Einbau einer Wärmepumpe sein, Rettungssanitäter nach Schichtschluss, vier fröhliche Barbiere oder Bäckergesellen, deren Backstube gerade Pause macht, ohne deshalb gleich insolvent zu sein. Sie sehen zufrieden aus, angekommen in einem Land, in denen viele sie womöglich nicht einmal als Migranten erkannt hätten, würde es die altehrwürdige "Zeit" nicht eigens dazuschreiben.
Es ist eine klare Kante gegen Populisten, die immer noch Härte im Umgang mit denen fordern, die andere Werte vertreten und ihr Leben nach anderen Traditionen gestalten wollen. Deren Vorstellung davon, dass es einmal wieder werden könnte wie es niemals war, setzt die Zeitschrift ihre Vision von einer Republik entgegen, die keine Angst mehr davor hat, Kalkutta zu werden, nur weil Kalkutta zu Besuch gekommen ist, wie es der nach seinem Tod ins rechtspopulistische Milieu abgedriftete ARD-Reporter Peter Scholl-Latour formuliert hatte.
Das Blatt, einst vom früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt geführt und an dessen Vorstellung verpflichtet, dass aus Deutschland kein Einwanderungsland gemacht werden dürfe, weil das "die
Gesellschaft nicht erträgt" (Stuttgarter
Nachrichten, 15.9. 1992), verschweigt die Vorteile nicht, die das neue Deutschland der offenen Arme hat. Es stellt aber auch die Schwierigkeiten nicht infrage, die altes Denken denen bereitet, die nicht begreifen wollen, was das zu bedeuten hat.
Ein Magnet in Mitteleuropa
In den vergangenen Jahren sei Deutschland das zweitgrößte Einwanderungsland der Welt geworden. Ein Magnet geradezu, dessen Bevölkerung nun "gerade die womöglich größte demografische Transformation der Nachkriegsgeschichte" erlebe: Den großen Sprung "von einer alteingesessenen Mehrheitsgesellschaft, die ein paar Neuankömmlinge integrieren muss, zu einer hyperdiversen Gesellschaft, in der Deutsche ohne jegliche Migrationsgeschichte langsam, aber sicher zu einer numerischen Minderheit unter vielen werden".
Die Zeit "als Deutschland quasi den Deutschen gehörte" (Die Zeit) , sie geht viel schneller zu Ende als selbst in Hamburg gedacht. Gingen Berechnungen bisher von noch etwa tausend Jahren Standzeit aus, bis der letzte Bio-Deutsche seine Kartoffeln von unten anschaut, sehen die neuen Beobachtungen einen rascheren Umbau: Von heute 84 Millionen Menschen im Land habe fast jeder Vierte eine Einwanderungsgeschichte, also sogenannte "Wurzeln", die Fußballern, Eishockeyspielern und mittelbar aus türkischen Präsidenten immens bei der Karriereplanung helfen können. Bei der gerade heranwachsenden Generation aber hätten von den Kindern unter zehn Jahren bereits 40 Prozent einen Migrationshintergrund, auch wenn die Betroffenen sich weiterhin bemühen, die Hitparade der beliebtesten Vornamen im Land nicht durcheinanderzubringen.
Verschwindendes Schrumpfdeutschland
Der Rest ist nur eine Zeitfrage. Das Schrumpfdeutschland der streng abgeschotteten Bundesrepublik und ihrer gleichgesinnten ostdeutschen Schwesterdiktatur verschwindet wie der Ölheizkessel, die Brennwerttherme oder das vor Hintergrund der Pariser Klimaziele so hochproblematische Fachwerkhaus. An seiner Stelle entsteht ein internationalistischer Staat, fast schon der erste seiner Art, denn im Unterschied zu den klassischen Einwandererkulturen in Übersee, die die Nochnichtsolangedortlebenden zwingt, sich eine neue Prägung aufdrücken zu lassen, nimmt er sein Schicksal hin: Die "Urdeutschen" (Die Zeit) verschwinden, ganz leise. Ihre BMWs aber fahren weiter, nun endlich in den richtigen Händen, unter den richtigen Hintern. Multikulturell verschmilzt das Alte mit dem Neuen.
Also entweder Minderheit oder gefragter denn je. Das ist eine schön offensichtlich dumme Bescheißerdialektik, aber den Beschiss hat die Die Zeit ja qua V. Vu nun offen zugegeben. Man muss es nicht mehr umschreiben oder verstecken.
AntwortenLöschenZu gegebener Zeit werden die Volksgenossen der Frau Vu aber auch nicht unbedingt zu den Mächtigen zu rechnen sein, siehe der Umgang mit Asiaten in dunkelbunten Stadteilen Nordamerikas. Darauf können wir uns alle doch schon freuen.
Das einzig problematische an unseren Goldstücken ist doch, dass sie beim abschließen eines Abos der Zeit noch ein wenig zögerlich sind. Würden die wackeren Gesellen nur wissen, wie sie dort gelobt werden, würden sie ganz sicher nur noch die Zeit und nicht den Koran lesen.
AntwortenLöschenDann wäre die Integration vollendet und wunderbare Zeiten für alle Menschen in diesem Lande könnten, unter der sanften Leitung der allwissenden Redaktionen, endlich anbrechen.
Bis dahin wird wohl der Staat mit einer Presse-GEZ einspringen müssen. Aus irgendeinem, in keiner Weise nachvollziehbaren, Grund verweigern die schonlängerhierlebenden Kartoffeln
zunehmend den Kauf der Postillen, die ihnen rund um die Uhr den richtigen und guten Weg weisen. Undankbares Pack. Da kann man nur hoffen, dass der nicht stattfindende Bevölkerungsaustausch zügig abgeschlossen wird.
Wieviele Analphabeten muß dieses Land importieren, um einen geflüchteten Ingenieur zu ersetzen?
AntwortenLöschenJa, wenn das so ist, wer bezahlt denn dann den ganzen EU-Zirkus?
AntwortenLöschenOder kann der dann weg?