Im internationalen Luftraum entdecken Spezialbrigaden der schreibenden Truppe immer wieder Flugzeuge, die sich durch das Weglassen einiger grundlegenden Fakten in pures Klickgold verwandeln lassen. |
Die einen versuche es immer wieder, die anderen sind immer wachsamer. Zum leisen Krieg an der Heimatfront gehört seit nahezu zehn Jahren der Kampf um den Luftraum, der sich weit draußen über den Wellen der Ostsee anspielt, dort, wo nur gelegentlich Fotos von kreuzenden und ankernden Schiffen entstehen, die falsche Spuren legen. "Ohne Ankündigungen" dringen in solchen Fällen "Kriegsflugzeuge aus Russland in europäischen Luftraum ein". Daraufhin müssen "Nato-Kampfpiloten aufsteigen". Und anschließend werden die "russischen Kriegsmaschinen" ein "Stück über die Ostsee" geleitet. Und schließlich findet das Manöver seinen Abschluss in der bundesweiten Verkündigung der entsprechenden Pressemitteilung des Nato-Kommandos in Estland.
Russlands "Kriegsflugzeuge"
Ein alter Brauch, der feste Konstanten hat. Beispielsweise besitzt nur Russland "Kriegsflugzeuge" und "Kriegsmaschinen", während sich die verteidigende deutsche Luftwaffe ebenso wie die beteiligten Briten und Schweden mit "Kampfjets", "Eurofightern" und "Kampfflugzeugen" bescheiden muss. Trotz der spürbaren höheren Friedfertigkeit der "Luftraumüberwacher über den baltischen Staaten" und dem gesamten "nördlichen Nato-Gebiet" gelingt es stets ganz knapp, die "Russen-Jets" (Frankfurter Rundschau) "über der Ostsee abzufangen" (Kölner Stadtanzeiger). Im Grunde also in einem Gebiet, das zum internationalen Luftraum gehört, den jeder durchfliegen kann, womit auch immer er mag. Der aus Anlass der Stärkung der inneren Wehrwilligkeit aber bei diesen Gelegenheiten von den Sesselstrategen der Propaganda-Portale zum "Nato-Luftraum" ernannt wird, den es durch Mitfliegen zu verteidigen gilt.
Klickbait mit Tradition: Russenflieger |
Die Schreibtischreportagen von den Luftkämpfen über der Ostsee sind ein Lehrstück in Sachen Manipulation durch Betonung, Weglassen und subversiver Grammatik. Das fängt beim "Nato-Luftraum" an, der so ähnlich heißt wie der vom Völkerrecht bestimmte nationale Luftraum, davon durch diese Benennung aber keinerlei Hoheitsrechte erzeugt. Auch "Nato-Luftraum" ist internationaler Luftraum, das westliche Militärbündnis beansprucht, diese Flächen zu kontrollieren, völkerrechtlich aber dürfen ihn auch russischen Maschinen durchfliegen, selbst mit ausgeschaltetem Transponder und selbst wenn sie nur das Ziel verfolgen, eben das zu beweisen. Die Nato hingegen darf ihre Piloten aufsteigen lassen, um in solchen Fällen nebenher zu fliegen, weil sie wiederum ihr Recht reklamieren will, den "Luftraum über den baltischen Staaten" (RND) zu kontrollieren.
Nichts passiert, viel Aufregung
Abgefangen oder gar abgeschossen wird dabei niemand, niemand verletzt nationale Hoheitsrechte. Der Luftraum eines Staates reicht nach internationalem Recht bis an dessen Landesgrenzen, die sogenannte Zwölf-Meilen-Zone auf See eingeschlossen. Aber nicht weiter.
Niemand außer aufgeregten Bürokriegern erkennt in den wechselseitigen Eskorten im internationalen Luftraum, der kein Besitz ist, sondern nur ein Zuständigkeitsbereich - area of responsibility - der jeweiligen Luftüberwachung, etwas anderes als das Verhalten von Platzhirschen, die mit gelegentlichen Siegesmeldungen in die Heimat ihren Einsatz an der unsichtbaren Front über dem offenen Meer heroisieren. Dort, in den Schreibstuben bei Spiegel, Frankfurter Rundschau, RND, T-Online, Merkur, ZDF und n-tv, verwandeln sich die Routineeinsätze "zur Luftraumüberwachung über den baltischen Staaten", die eigentlich nur Einsätze zur Luftraumüberwachung über internationalen Gewässern sind, in "akute" (Lucas Maier) Heldentaten.
Schreibtischkrieger im Kampfeinsatz
Ein russischer Aufklärer, der von zwei SU-27 Kampfjets begleitet wird, dringt "ohne Ankündigung in den baltischen Luftraum" (FR) ein. Die Eurofighter des Verteidigungsbündnisses steigen auf. Weil die Russen aber nichts tun, was sie nicht tun dürfen, "eskortierten sie die russischen Flieger ein Stück über die estnische Ostsee". Bei der es sich selbstverständlich nicht um die "estnische Ostsee" handelt, sondern um einen Teil der Ostsee in der Nähe Estlands, die die "russischen Kriegsmaschinen" durchfliegen müssen, wenn sie von russischem Hoheitsgebiet ins russische Kaliningrad gelangen wollen.
Das taugt nicht als Anlass für ein großes Völkerschlachten. Allemal aber für das vor Spannung vibrierende und daher klickträchtige "Nato-Kampfjets fangen russische Militärflugzeuge ab". Manchmal werden die Russen vor Rügen entdeckt, so weit draußen allerdings, dass es sich verbietet, eine Angabe dazu zu machen. Mal gibt es "unangemeldeten Flugverkehr nahe Estland", bei dem schon die wolkige Wortwahl Liebhabern des ehrlichen Luftkrieges verrät, das gar nichts passiert ist: "Nahe Estland" bedeutet eben eigentlich nur, dass sich das ganze Ereignis außerhalb des nationalen Luftraums des Nato-Landes abspielte. Und Luftverkehr im internationalen Luftraum muss nirgendwo angemeldet werden.
Eingebildete Grenzen Europas
Immerhin: Dort, wo der kalte Krieg über der Ostsee inzwischen beinahe täglich mit Meldungen über einen neuen "Einsatz an der Grenze Europas" angeheizt wird, obwohl es vom Schauplatz der ausgedachten Luftschlachten bis zur "Grenze Europas" noch satte 2.000 Kilometer sind, werden diese störenden Details als erstes weggestrichen. Russische Flieger über Westeuropa, Putin greift nach unserer Ostsee! Kriegsmaschinen dort, wo nur wir allein uns am liebsten das Recht gäben, Schlachtgeschrei mit dem Ziel, eine bedrohliche Stimmung zu schaffen. Der frühere US-Außenminister John Kerry hat diese Methode einmal "zündelndes Geschwätz" genannt. Der Mann war wenigstens noch ehrlich.
Ich würde mir wünschen, dass in ganz Deutschland jedesmal Luftalarm ausgelöst wird, wenn Putins Atombomber über der Ostseee patrouillieren.
AntwortenLöschenFreilich müsste erstmal jemand mit der Fettpresse rumgehen und die Sirenen gängig machen.
Der politische Westen hat doch schon auf ganzer Linie verloren. Und Deutschland leider vorneweg ...
AntwortenLöschen"niemand verletzt nationale Hoheitsrechte"
AntwortenLöschenAch, und wie nennt man das, wenn die Putin-Bomber in die britische Interessensphäre eindringen?
Mal nur wenig off topic
AntwortenLöschenFocus: Die russischen Kampfjets vom Typ Tu-95 - mit der inoffiziellen Bezeichnung "Bären-Bomber"
Focus. AchdudscheiBe lol.
Hab ansonsten keine Lust zu googlen, was 'kontrollierter Luftraum' genau ist. Die kommen schon zurecht.
und wie nennt man das ...
AntwortenLöschenVom Locus? Ganz einfach - das nennt man Gossenpresse. Wahlweise Schweinejournaille.
Im Unterschied zu 1976 - 1978 sass ich zwar nicht selbst am Radar. Kann mir aber denken.
Die russischen Kampfjets vom Typ Tu-95 - mit der inoffiziellen Bezeichnung "Bären-Bomber"
AntwortenLöschenDas ist in der Szene die Aufnahmeprüfung: Den Nachweis der vollkommenen Ahnungs- und Ideenlosigkeit erbringen. Da wird der NATO-Code "Bear" einfixdrei zur inoffiziellen Bezeichnung Bären-Bomber.
Das sind die gleichen Superhirne, die an der Grenze zu Eritrea einen verlassenen Tanker entdecken.
Mantis 21. April 2023 at 20:20
AntwortenLöschenBaerbock zu Sudan
:“Geruch verwesender Leichen in der Luft“
Datum:
21.04.2023 16:18 Uhr
„Absolut dramatisch und unübersichtlich“ – so hat Außenministerin Baerbock die Lage im Sudan bezeichnet. Sie forderte eine Feuerpause, um Deutsche in Sicherheit bringen zu können…..
Deutschland ist totsicher.
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Tot dehn Lehgasnickern.
Neunzehnhundertvierundachtzig 21. April 2023 at 17:08
AntwortenLöschenIch glaube, dies ist eine nicht-juristische Meinung?
Denn sie unterstellt, dass man sich sich „wehrt“ oder Selbstjustiz verübt, wenn man ein Hindernis von der Fahrbahn räumt. Ich habe aber schon eine andere Fachmeinung zu gehört. Alles kommt auf die Bedingungen an. Wenn die Pulitzei schon vor Ort ist, dann ist der Drops eh gelutscht, Da dürfen wir garnichts mehr machen. Was die Kleber treiben, ist zweifellos rechtswidrig. Es ist auch keine Demo, weil sie nicht angemeldet wurde. Sollte die Pullitzei also noch ....
Spießerlein, ging allein, in die weite Welt hinein ...
>an der Grenze zu Eritrea einen verlassenen Tanker entdecken
AntwortenLöschenKlingt eigentlich nach Quotentussi, ca. 16, erste Stelle. Aber ach, meine Vorurteile: Von Philipp Hedemann
Geht aber zur Not auch als Quotentussi durch.
>> Kampfjets vom Typ Tu-95
AntwortenLöschenDie Medienden sind ein gar lustiger Haufen.
Das ist ein strategischer Bomber, der noch mit Propellern angetrieben wird, statt Jets.
Mir erzählte mal einer aus der Fliegerei, Kolbenmotoren seien die zuverlässigsten Antriebe, wenn man hoch hinaus will. Kann ich mangels eigener Erfahrung nicht prüfen, habe es aber wegen der Sachkenntnis des gegenüber so in meinen Wissenschschatz übernommen.
Jet ist natürlich Unsinn. Die TU-95 hat einen Turbinenantrieb.
AntwortenLöschenTurbinen (egal ob Propeller oder Jet) sind zuverlässiger als Kolbenmotoren. Das ist der Hauptgrund, warum die in der zivilen Luftfahrt eingeführt wurden.
Die Kolbenmotoren gehen schnell kaputt. Deshalb nannte man die Lockheed Constellation die beste Dreimotorige über dem Atlantik.
Für die jüngeren oder pazifistischen Lesenden:
AntwortenLöschenNato-Code der Tu-95 ist bear. Eine Silbe, da Propellerantrieb. In der anglophonen Presse wird also gesagt bear bomber, da das Flugzeug namens bear ein Bomber ist und keine Passagiermaschine. Und dann kommt der Fucus und liest englische Pressemeldungen.
Turbine vs. Kolben: Der Leistungsteil des Turbinenantriebs hat keine oszillierenden Massen, es ist eine Welle, die man in fette Lager packt, durch die ständig Öl gepumpt wird. Vergleichweise einfach zu beherrschen. Manchmal sind es zwei oder drei Wellen, für Mitteldruckverdichter und Fan extra, aber alles auf einer Achse (nicht auf einer Welle freilich). Modellturbinen sind mechanisch lächerlich einfach aufgebaut.
Teuer, richtig teuer wird es, wenn man eine effizientere Turbine als die Konkurrenz bauen will. Das Geld holt man aber wieder rein.
nun hackt doch mal nicht wieder auf einzelheiten herum. es ist der gute wille, eine beunruhigende botschaft auszusenden, der zählt
AntwortenLöschenIch möchte schon wissen, ob das Fluggerät, das auf mein Haus klatschte, eine Tu-95 oder eine Cessna war. Das macht einen Unterscheid, finde ich. Da sind Einzelheiten dann doch von bBedeutung, das heimatfrontige Ansinnen des focus mal außen vor gelassen, dem natürlich bedingungslos beizupflichten wäre, hätte man ein Abo dortselbst hinterlegt. Habe ich nicht.
AntwortenLöschenEtwas Klugschieten: Eine "Cessna" hat zwischen 0,8 und 11 Tonnen Leergewicht.
AntwortenLöschenMir erzählte mal einer aus der Fliegerei, Kolbenmotoren seien die zuverlässigsten Antriebe, wenn man hoch hinaus will ...
AntwortenLöschenDa hat er Dich vergackeiert. Mit meiner steinalten Mühle habe ich, allerdings bei Bullenhitze, 1800 Meter geschafft. Stieg dann zwar auch noch, aber langsam. Und der Saft kostet demnächst vier Bernanke-Shekel pro Liter.
>> Da hat er Dich vergackeiert.
AntwortenLöschenIch bin doch einmal mit einer Cessna von Föhr gen Pellworm, zurück nach Amrum und dann über Sylt zurück nach Föhr geflogen. Nur so aus Luftbild-Spaß. Ich meine, da sagte er, die fliegt und fliegt und fliegt. Es bezog sich auf den Kolbenmotor, der unermüdlich kolbt, auch wenn die Maschine mit 4 Personen voll beladen war, davon hinte 2 Fotografen, die ständig unruhig hin und her ruckelten, um die besten Luftbilder anzufertigen.
1800 Meter ist doch hoch hinaus. Ich schaffe mit meiner Willenskraft nicht mal 1 Meter.