Freitag, 14. April 2023

Döpfner: Jeder Mutige braucht eine Wahrheit, die er ausspricht

Einstein, Ghandi und Galilei, sie alle standen unter Verdacht. Doch in Wirklichkeit war es natürlich Mathias Döpfner, der den berühmten Werbespruch seiner Bild-Zeitung erdachte: "Jeder Mutige braucht eine Wahrheit, die er ausspricht" ließ Deutschlands mächtigster Medienmacher jahrelang plakatieren. In Wirklichkeit natürlich ein Zitat aus einem Gedicht die Bänkelsängers und Hofpoeten Walther von der Vogelweide. Doch Döpfner hatte es als erster wiederentdeckt und hoffähig gemacht in einer Gesellschaft, die mit der Meinungsfreiheit trotz enger Überwachung durch Bundesblogampelamt (BBAA), Hateaid, Correctiv und Schwerpunktstaatsanwaltschaftenimmer wieder große Probleme hat. 

Nicht alles muss öffentlich

Sich selbst sah der Springer-Chef Döpfner stets im Kampf gegen diese Tendenzen. Nicht alles kann, nicht alles muss man öffentlich sagen. Doch allein schon die Auswahl der Themen, zu denen man schweigt, signalisiert in der sorgsam überwachten Moderne der Mediengesellschaft, wo dieser oder jener steht. Döpfners Wahrheiten gab es intern, als nachdenkliche SMS, als Anklagen, Urteilssprüche und Hassbotschaften. Der milliardenschwere Früherbe, der aus dem regionalen Zeitungsverlag ein internationales Medienimperium geschmiedet hat, nimmt im kleinen Kreis kein Blatt vor den Mund. Wie jeder andere redet auch Döpfner offenbar, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, sobald die soziale Kontrolle durch Mikrophone, Kameras und mitschreibende Journaille fehlt.

Was die Hamburger Wochenschrift "Die Zeit" jetzt aus dem vom Grundgesetz besonders geschützten innersten Bereich der privaten Kommunikation des Konkurrenten zitiert, zeigt einen Mann, der unter seinesgleichen denkt und redet wie die Meinungsführer der großen Blätter und Sender und Parteien halt so reden. "Ossis sind Kommunisten oder Faschisten", schreibt Döpfner, "die Ossis werden nie Demokraten." Seine Idee sei, "aus der ehemaligen DDR eine Agrar- und Produktionszone mit Einheitslohn" zu machen. 

Anschlussfähig an Sigmar Gabriel

Das klingt anschlussfähig an Sigmar Gabriel "Pack", die "Hutbürger"-Kampagne des ZDF und die Enthüllung einer faschistischen Vorliebe für "Deutschlandfahnen", je näher Polen und Tschechien geografisch rücken. Und es setzt drei Jahrzehnte der Vertreibung der Ostdeutschen aus Führungs- und Leitungsgremien konsequent fort: Die blühenden Landschaften, die Helmut Kohl einst versprach, aus München, Hamburg, Köln, Stuttgart, Düsseldorf und Frankfurt gesehen sollten sie immer schon Gärten sein, in denen Westdeutsche flanieren, während die Ossis sich um das Unkraut kümmern und Danke sagen, dass sie dabei sein dürfen.

Mathias Döpfer denkt in seinen "pikanten Privat-Nachrichten" (T-Online) nicht anders und er denkt nichts anderes, als bei "Spiegel", "Zeit", "SZ", "Taz" und Frankfurter Rundschau geschrieben und bei WDR, SWR, HR und all den anderen Gemeinsinnsendern gefunkt wird. Im Nahen Osten leben betreuungswürdige Menschen, nicht ganz lebensfähig von allein, selbst der spezielle Ostbeauftragte, ein Kollege der Beauftragten für Behinderte, für Pakistan und für sexuellen Missbrauch, kann es seit Jahren kaum richten. So störrisch sind die ostdeutschen Esel. So viel Widerwillen schimmert auf, sobald ein freundlicher Kolonialoffizier sie bei der Hand nimmt, um ihnen den richtigen Weg zu zeigen.

Wenn das aber ist, wie sie im alten Deutschland auf den neueren, vom russischen Joch befreiten Teil schauen, woher dann die Aufregung? Der Umstand, dass Döpfners "Gesinnung publizistisch wirksam" geworden sei, wie die "Zeit" analysiert, kann keine Rolle gespielt haben, denn dass ein Verbot der "Duldung der Betätigung irgendeiner Gesinnung, die dem Ziel entgegen steht"  verhängt wurde, ist 90 Jahre her und inzwischen gehört es zum allerbesten Ton in den Kreisen mit der feinsten Gesinnung, gar kein Hehl aus den eigenen Erziehungs- und Belehrungsabsichten zu machen. 

Döpfner aber macht dergleichen zu einem "Monster" (Taz), seine Einflussanstrengungen werden zu "kruden Nachrichten" (Spiegel), um die ein nationaler "Wirbel" (Tagesschau) allen Beteiligten angemessen scheint. 

Das typische Ostbild des Westens

Döpfner hat überzogen, so viel war allen nach den ersten  paar SMS-Häppchen klar. Im Postverkehr des "Bild"-Imperators entdeckten die watch dogs der Gedankenreinheit gleich reihenweise verdächtige Anzeichen für ein mangelndes Vertrauen in die politische und in die mediale Klasse. "Das Land hat jeden Kompass verloren. Und M den Verstand. Sie ist ein Sargnagel der Demokratie. Bald hat die AfD die absolute Mehrheit", soll Mathias Döpfer geschrieben haben, als "M" alias Angela Merkel noch in Amt und Würden war und von allen Sturmgeschützen der "privaten Medienheuschrecken" (ARD) mit tagtäglichen Kanonaden an Lobeshymnen als klügste Kanzlerin aller Zeiten verteidigt wurde. Döpfner habe wohl "wenig" von Merkel gehalten, fragt sich die "Zeit". 

Noch ist unklar, ob es sich um einen Straftatbestand handelt oder ein bußgeldbewertes Meinungsdelikt vorliegt. Seine Unzuverlässigkeit im allgemeinen aber unterstrich Döpfner offenbar mit einer weiteren Suada gegen die Ostdeutsche aus Hamburg, die alles von hinten dachte: "Zu viele sind begeistert. So emotional. So bodenständig. So ehrlich. So toll. Sie wird dafür gefeiert. Gerade weil sie wie immer nichts gesagt hat. Es ist zum Heulen", ärgerte er sich über den medialen Klatschrauch, der Merkel durch die Pandemiejahre trug, so dass ihre Fehler und falschen Weichenstellungen erst von dem Tag an mutig aufgedeckt werden konnten, als ihr Nachfolger den Platz in Kanzler-Waschmaschine bezogen hatte.

Medienscheuer Medienmann

Selbst vor dem Coronavirus habe der Meinungsführer, dem im Vergleich zu Klaus Brinkbäumer, Giovanni di Lorenzo, Jakob Augstein und Georg Restle eine gewisse Medienscheu eignet, nicht den vorgeschriebenen Respekt entgegengebracht. "Grippe" soll er die Erkrankung genannt haben, ein Zitat des damaligen Gesundheitsministers Jens Spahn, das mittlerweile aber zurückgezogen wurde. Als dürfe er unter Seinesgleichen reden wie in der Eckkneipe, ließ er den - inzwischen ebenfalls wegen schwerer Verfehlungsvorwürfe bei Springer aussortierten - Julian Reichelt wissen, dass Politik und Wirtschaftsführer "unsere offene Gesellschaft für immer zerstören", ein "surreal" Vorgang nach Ansicht Döpfners: "Kollektiver Verstandes Verlust. Der Coup der Gefühligkeit. Das absolute Scheitern der Eliten." 

Nach Lesart der Spökenkieker von der "Zeit" ist hier die "Radikalisierung des Springer-Vorstandsvorsitzenden" zu sehen. Merkel, ihre mediale Hofhaltung und ihre inhaltsleeren Ansagen zu kritisieren, gilt in den progressiven Kreisen der fünffach geimpften Wärmepumpen-Besitzer als Verstoß gegen den common sense und guter Grund für eine Exkommunizierung.

Die Geduld der Medienhäuser, die sich dem Guten verpflichtet fühlen, muss hier enden. Rücksichtnahme auf den privaten Charakter der Aufzeichnungen ist nicht mehr möglich, wo es um ein Blatt wie "Bild" geht, dass - ein in der bundesrepublikanischen Geschichte einmaliger Vorgang - offenbar als Werkzeug hatte dienen sollen, um Politik zu machen. Ausgerechnet auf die FDP habe  Döpfner gesetzt, obwohl sich nahezu alle anderen Sender, Schreibstuben und halbstaatlichen Plattformen auf die Grünen festgelegt hatten.  Nur wenn die Liberalen sehr stark würden, träumte er, "wird das grün rote Desaster vermieden". Das sei "eine patriotische Pflicht".

Mottenkiste des Konservatismus

Patriotisch und Pflicht. Gleich zwei Begriffe aus der Mottenkiste des Konservatismus. Und dann noch "free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs"! Das ist nicht nur falsch geschrieben, das ist nach kommender Rechtsprechung eine Hassbotschaft, die unmittelbar und ohne störenden Instanzenweg zu Internetausschluss, Vollüberwachung und dem bürgerlichem Tod des Urhebers führen soll. 

Naheliegend, dass so einer am Personalangebot der Union vor der letzten Bundestags kein gutes Haar ließ. Weder Armin Laschet noch Markus Söder überzeugte ihn als Kanzlerkandidat. "Keiner hat das Zeug dazu Deutschland geistig und manageriell überzeugend zu führen. Der eine ist langweilig aber gründlich und einigermaßen berechenbar. Der andere ist oberflächlich opportunistisch und hat einen schlechten Charakter." 

Ein Abgrund an Falschmeinung. Noch schlimmer aber sind Äußerungen, in denen Mathias Döpfner das allgemeine und vor allem im geistig prekären Osten verbreitete Gefühl beschreibt, einem nach "ständigen downgrading" beizuwohnen: "Schröder. Merkel. Söder. Das sind Leute die hätten früher nicht mal ne Sparkasse führen dürfen." Dass Mathias Döpfner sich auch noch am Allerheiligsten  vergreift und den Klimawandel als Chance bezeichnet, weil "Zivilisationsphasen der Wärme immer erfolgreicher als solche der Kälte" waren, überrascht da kaum noch. 

Entzug der Schreiberlaubnis

Die von ihm vertretene Auffassung, dass die Menschheit den Klimawandel nicht bekämpfen, sondern sich darauf einstellen solle, passt bruchlos in ein Weltbild, zu dem auch klare Kriterien für die Zuwanderung, "eher strenge Regeln" bei der Migration und zwar Toleranz gegenüber Gläubigen, "aber intolerant wenn sie intolerant werden" gehören. Das letzte Puzzlestück ist dann Döpfners  Bekenntnis zu Israel, einem Staat, für den die von jüdischen Genen faszinierte deutsche Medienlandschaft schon vor vielen Jahren Sonderregeln erlassen hat, um das jüdische Tun mit spitzen Fingern anfassen zu können. "Zionismus über alles. Israel my country", soll Döpfner geschrieben haben, dessen Trump-Nähe  so gesehen auch schon niemanden mehr überraschen kann.

Der Ossi-Beauftragte der Bundesregierung hat mittlerweile den Rücktritt des Chefs des Axel-Springer-Konzerns gefordert. Verweigert Döpfner diese Konsequenz, wäre nach einer Idee des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow alternativ über "Menschenverachtung" nachzudenken.

7 Kommentare:

  1. Was er auch sonst absondern mag, wenn er den "Klimawandel" (= menschengemachte Erwärmung) für gegeben hält, so hat er schlicht einen kleinen Trilli.

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  2. Das wäre kein kleiner Trilli, eher ein Ara, der da in dessem Kopf herumflattert.

    Ausgerechnet dieses kurze, aus dem Zusammenhang gerissene, Zitat deucht mir, daß er sich übder die Klimaner der Sekte lustig macht, sie eher als verachtenswert hält, oder sich verächtlich über sie macht. Das dann natürlich mit Recht.

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  3. Döpfner ist mir Hupe, und zu Ramelow und C. Schneider setze ich mich nicht ins Boot. Die können beide gleich mit zurücktreten.

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  4. OT https://youtu.be/dfOnfs54SnM
    Alex Jones, Luke Rudkowski, Tim Pool, der vierte ist uninteressant.
    Sehr unterhaltsam.

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  5. OT ii
    Zitate der Woche
    Danisch:
    Niemals, bevor ich zur Bundeswehr kam, hatte ich so das Gefühl, mit dummen Leuten zu tun zu haben. Damals habe ich verstanden, wie die SPD funktioniert.

    Alex Jones (Tim Pool podcast):
    They don't want you waking up the dumb people.

    Das hat Gott gefügt.

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  6. wohnt MD nicht im Osten, also im herausgeputzten Vorort-Teil von Potsdam - dort, wo die einstige Erzieherin der Springerkinder und spätere Großteil-Erbin des Medienhauses auch wohnt? da kann er seine Erfahrungen doch mal schildern. wäre sicher interessant....

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  7. -----------------------------
    Anonym hat gesagt…

    Es gibt grundauf boshafte Antisemiten, die allen Ernstes behaupten, daß Hamas eine Kreatur Jisroels wäre. Das würde zwar einige Rätsel und Widersprüche in dieser verzwickten Angelegenheit lösen, aber geht natürlich überhaupt nicht.
    (Bekanntlich wurden sowohl Kennedy als auch Rabin von meschuggenen Einzeltätern in eine bessere Welt geschickt.)
    August 15, 2014
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    Wie doch die Zeit vergeht ...

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