Montag, 13. Februar 2023

Vorsicht bei der Kostümwahl: Was darf der Narr noch tragen?

So geht sicherer Fasching: Carolis Models zeigen sich als Freddie Mercury, US-Matrose, Militärberater, John Wayne,  Bauarbeitender und Pierre Brice (v.l.n.r.i.u.z.s.)
 
Die Karnevalssäle, sie sind neuerdings vermintes Gebiet. Spaß ist nur noch in engen Grenzen erlaubt, faule Witze, falsche Kostüme, anzüglich Blicke - alles kann zum sofortigen Bann führen. Narren, die dem früher strikt gegen die Obrigkeit gerichteten Ritual mit Verkleidung und Entgrenzung immer noch folgen, sind verunsichert. Was darf ich noch anziehen? Welche Kostüme sind gestattet? Was ist generell tabu? Zwar findet der Karneval in diesem Jahr statt, nicht wie damals, als er wegen die kleinen Balkankrieges, den die EU heute nicht einmal mehr in ihrer Friedensliste führt, ausfallen musste. Doch es braucht heute einfühlsame Experten, die bei der Verkleidungswahl sachkundig beraten.
 

Absage an Narrenfreiheit

 
Menschen wie die 37-jährige Sandra Caroli, die in der Faschingshochburg Melkenbrunn einen Kostümverleih führt. Dass es keine Narrenfreiheit mehr gibt, die jedem alles erlaubt, findet die ausgebildete Schneiderin gut. "Ich habe schon immer darunter gelitten, dass jahrelang viele Menschen keine Gewissensbisse hatten, wenn sie sich fremde Kleidungskulturen angeeignet haben", gesteht sie offen. Ausweglos aber es auch heute nicht, ein passendes Kostüm für eine zünftige Faschingsparty zu finden. "Es muss dabei nicht an politischer Korrektheit fehlen", versichert sie, "denn wer seine Verkleidung sensibel auswählt, der liegt im Trend, zieht die Blicke aber trotzdem auf sich."

Dass manches nun wirklich nicht mehr gehe, hält Caroli angesichts der Weltlage für selbstverständlich. Indianer, Scheich, Terrorist, Russenfürst oder Rastazopfperücke, Männer im Rock, Harry Potter-Zauberer - "hier überwiegen klar die guten Gründe, sich dagegen zu entscheiden", sagt sie. Auch als Cowboy, Prinzessin, Schornsteinfeger oder skrupelloser Miethai zu gehen, verbiete sich. Sandra Caroli aber hat in ihrem kleinen Laden "Sensitive Sostumes" ganze Regale voller Alternativen vorrätig. "Inspiration für ein Faschingskostüm kann man sich zwar aus alten Fotoalben holen", beschwört sie ihre Kund*innen, "aber umsetzen sollten wir die Verkleidung dann gemeinsam hier, unter fachkundiger Anleitung."
 

Verdacht auf kulturelle Abneigung

 
Damit sich Narren nicht dem Verdacht der kulturellen Aneignung aussetzen, geht Caroli ungewöhnliche Wege. So schaffte sie es bereits in der vorvergangenen Session, einem Mann, der partout einen Indianer darstellen wollte, seinen Wunsch über einen Umweg zu erfüllen. "Wir haben ihm ein Kostüm angepasst, das ein französischer Schauspieler in den 60er Jahren häufig trug." Die Verkleidung glich auf den ersten Blick einem Häuptling der Apachen, stellte allerdings mit Schlangenlederhaarband, Fransen an der Jacke und dünnen Wildlederschuhen den Filmstar Pierre Brice dar. "Das kam so gut an, dass ein Kollege des Mannes sich später von uns als Gojko Mitic ankleiden ließ." Dabei handelt es sich um einen Serben, einen Angehörigen eines Volksstammes vom Balkan, der das Konzept der Ablehnung kultureller Aneignung bis heute ablehnt. "Sie benutzen dort traditionell eine Schrift, die sie aus Russland übernommen haben."

Das sensitive costuming, wie es Caroli nennt, eröffnet viele Türen zu nahezu allen Traumverkleidungen, die schon fast aus der Mode zu sein schienen. Selbst Überängstlichen, die sich aus Angst vor diskriminierenden Kleidung beinahe nicht trauen, überhaupt irgendeine Verkleidung überzustreifen, könne geholfen werden. "Natürlich können wir niemanden mehr als Affen oder Urmenschen gehen lassen", sagt Sandra Caroli. Auch das berühmte Blackfacing sei tabu. "Aber warum nicht als Logo der japanischen Firma A Bathing Ape auftreten?", fragt sie, "oder als Ötzi, die Alpenmumie?" Solche Kostüme fielen nicht unter das bundesweite Stereotypverbot, "sie haben nichts mit unserem heutigen modernen Verständnis von diskriminierender Kleidung zu tun".
 

Vorsicht bei der Kostümwahl

 
Bundesweite Vorschriften, die zu besonderer Vorsicht bei der Kostümwahl anhalten, werden so weder missachtet noch durch Tricks umgangen. "Man tritt als Serbe oder japanischer Affe niemandem zu nahe, sondern lebt eine Tradition, ohne seine enge Verbindung zu gesellschaftlichen Forderungen nach Achtsamkeit und Diversität aufzugeben. Der wichtige gesellschaftliche Diskurs darüber, wie schlimm sich etwa Indianer in New Mexico fühlen, wenn in Wuppertal, Münster und Bautzen Menschen in Lenenschurz und Federschmuck herumlaufen, im Verlauf des Abends meist auch noch volltrunken, komme nicht zu kurz. "Es sind ja Serben und Franzosen, die da sensibel nachgestellt werden."
 
Sandra Caroli, die an der Melkenbrunner Volkshochschule regelmäßig Achtsamkeitsseminare gibt, sie Gleichberechtigung und Integration als große Fortschrittstreiber. Wenn Karneval politisch korrekt werden könne, mit veganem Witz, alkoholfreien Drinks und Kostümen, die demonstrativ auf alles verzichten, was als Dschungelbewohner, Vollgewichtiger, adliger Aufrührer oder uniformierte Kriegstreiber verzichten, dann "kann auch die übrige Gesellschaft noch viel erreichen." 
 

Adel schreckt ab

 
Schon seit dem Unfalltod von Prinzessin Diana, mehr aber noch seit den Querelen im britischen Königshaus und den Enthüllungen zum Rat von Reuß nehme der Drang ohnehin an, als Prinz, Prinzessin oder Königin aufzutreten. Auch die Kostümierung als Arzt oder Krankenschwester sei seit Corona kaum noch gefragt. Ein Wachstumsmarkt sei hingegen alles, was mit handwerklichen Tätigkeiten zu tun habe. "Bauarbeiter, Schweißer, Straßenbahnfahrer, Klempner oder E-Auto-Mechaniker, das liegt im Trend." Caroli sieht hier "die absolute Exotik, das Fremde, das so nah und zugleich so unvorstellbar ist".

5 Kommentare:

  1. Man darf sicher als Putin verkleidet zum Fasching. Vielleicht geht auch Coronaleugner oder Staatsdelegitimierer, das kann aber schon für Diskussionsbedarf sorgen wenn wachsame Bürger nachfragen.

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  2. Neger geht gar nicht. Das ist schonmal geklärt, wie der Speichel trief vor Wonne trieft.
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    Auftritt bei Ministerpräsident Rhein

    Karnevalsgesellschaft bittet wegen Blackfacing um Entschuldigung

    Er kam als schwarz angemalter Mann zu Ministerpräsident Rhein: Hessische Karnevalisten haben für die Aufmachung eines Mitglieds um Entschuldigung gebeten – die Figur soll nicht mehr auftreten.

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  3. OT
    einerderschwaben 12. Februar 2023 at 16:55
    ….der letzte Holocaust wurde übrigens durch die ideologischen Vorfahren der heutigen Ampelregierung ausgeführt….die Gene kann man nicht verleugnen ...


    Was Jodmangel, Inzucht und Fernsehkieken alles so anrichten können.
    Obwohl, PIPI gebührt nur die Silbermedaille beim Godwin-Award -- der erste Platz muß an die Röpifaxe.

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  4. OT
    Hallo Herr Danisch,

    anbei Info`s, wie das in Ungarn gehandhabt wird mit der ANTIFA:
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    Toiletten 20m link's.

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  5. Ich geh' als Schiefertafel! Hä? Ja, mit mir kann man rechnen!
    Kalauer, nur eingefleischten Mosaik-Fans verständlich. Mijnheer van Pepperkorn.

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