Mittwoch, 15. Februar 2023

Renaturierung der Innenstädte: Kuba wird überall

Wegweisend für in einem Jahrzehnt, dann werden alle wieder ganz überrascht gucken.

Zum guten Schluss war es eine klare Sache. Nach der EU-Kommission stimmte auch das zuletzt unter schweren Korruptionsbeschuss stehende EU-Parlament zu, nun fehlt nur noch der EU-Staatsrat. Das lang ersehnte Verbot des Verbrennungsmotors in Europa ist damit nahe: Mit 340 Stimmen, 279 Gegenstimmen und 21 Enthaltungen votierten die 640 anwesenden von insgesamt eigentlich 705 gewählten Volksvertretern dafür, dass in EU-Europa ab 2035 nur noch Fahrzeuge mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb neu zugelassen werden dürfen. Letzter Termin für die Anschaffung eines benzin- oder dieselgetriebenen neuen Autos inklusive leichter Transporter, Wohnmobil oder Handwerker-Lieferwagen ist damit der 31. Dezember 2034.  Wer dann einen alten Verbrenner hat, darf ihn aber voraussichtlich weiterfahren, zumindest nach derzeitiger Beschlusslage.

Ein Abschied ohne Ablösung

Dennoch ist das Zeitalter der Verbrenner vorbei, auch sogenannte synthetische Kraftstoffe dürfen nicht benutzt werden. Von heute an sind es bis dahin noch elf Jahre, eine für die EU übliche Zeitspanne, die stets gesetzt wird, wenn es um grundlegende Umwälzungen geht, die beschlossen, aber erst weit in der Zukunft, nur eben nicht sehr weit in der Zukunft vollzogen werden sollen. Elf Jahre nach vorn scheinen lang. Elf Jahre zurückgedacht zeigen, dass es sich eigentlich nur um einen geschichtlichen Augenblick handelt. 

2012, das war das Jahr, als in Roland Emmerichs gleichnamigen Film die Welt untergehen sollte. In Cina kam Xi an die Macht, in Russland war es Putin schon längst. In Deutschland regierte Angela Merkel und Olaf Scholz war Bürgermeister in Hamburg. In Syrien brach der Bürgerkrieg aus, in der EU taten es Meinungsverschiedenheiten über gemeinsame Schulden. Es gab das iPhone5 mit 32 GB Speicherkapazität, kantig und in Gold.

TikTok war noch nicht gegründet, Instagram gerade erst. Die Nasa landete „Curiosity“ auf dem Mars und nannte es "Raumschiff". Der Bitcoin stand bei 200 Dollar. Eine Unze Gold gab es für 1.200 Euro. Einen Liter Bier für fünf und eine Kilowattstunde Strom für 25 Cent. 

Gerade erst und doch vorbei und genau so schnell wird es gehen, bis Bürgerinnen und Bürger verblüfft vor dem Autohaus stehen und staunen werden, was so ein modernes Elektrofahrzeug kostet. Aber: Etwas anderes gibt es dann nicht mehr, leider, leider, niemand wird etwas machen können, so sind nun mal die Beschlüsse. Danke, EU-Parlament von 2023! 

Einigung auf Ausstieg

Ob die "Einigung für klimaschonenderen Straßenverkehr" (DPA) am Zielzeitpunkt zu einem Boom der erneuerbaren Mobilität führt oder aber zu einer sogenannten Kubanisierung, ist von heute aus gesehen kaum abzuschätzen. Die ersten Anzeichen samt der aus bisherigen EU-Entscheidungen gewonnenen Erkenntnissen sprechen für Kuba. Also für eine Verewiglichung des Standes des Entwicklung der herkömmlichen Autotechnik, die in den kommenden vier bis fünf Jahren noch erreicht werden kann, bei zweifellos schnell zurückgefahrenen Investitionen. Wie das alles gehen wird, was kommt, woher - keiner der beteiligten 640 EU-Abgeordneten könnte es sagen. Wie bei jeden Ausstiegsplan regiert das Prinzip Hoffnung: Ist das Schiff erst mal weg, findet sich ein Boot. Geht das Boot unter, treibt bestimmt eine Latte zum Festhalten vorbei.

Nach allem, was sich sonst schon sagen lässt, wird sich die Gesellschaft in zwei Lagen teilen. Die einen, mit Eigenheim, eigenen Solarpanelen und ausreichend finanziellem Rückhalt durch eine Anstellung in EU-Parlament, Bundesverwaltung, öffentlichem Dienst oder den Kampfgeschwadern für Demokratie, gegen rechts und im Namen von Frieden und kontrollierter Meinungsfreiheit, werden sich die neue Stufe der Mobilität leisten und elektrisch fahren. Den anderen bleibt der Rückgriff auf den vorhandenen Wagenpark, für den bisher noch nicht geplant ist, ihn ab 2035 sofort von den Straßen zu verbannen. In Kuba, dem Land, das dem Phänomen der "Kubanisierung" seinen Namen gegeben hat, fahren heute noch Pkw und Lkw, die in den 50er und 60er Jahren entwickelt und produziert wurden. Gut gepflegt und immer wieder geflickt, haben viele dieser Autos nach einem halben Jahrhundert im Dauerdienst ein, zwei oder sogar drei Millionen Kilometer auf dem Tacho.

Seid verschlungen, Millionen Arbeitsplätze

Das ist echte Nachhaltigkeit und das war es letztlich, das Grüne, Liberale, Linke und alle anderen fortschrittlichen Kräfte bewogen haben, im EU-Parlament für das Verbrennerverbot zu stimmen, obwohl sie wissen, dass sie damit rund 1,4 Millionen Arbeitsplätze in Europa gefährden. So laut war das Barmen zuvor, bei den profitgierigen Großkonzernen, aber auch bei den von der FDP verhätschelten Zulieferern und den Kommunen, die um ihre paar Steuerkröten bangen. Dass es noch gar keine tauglichen Ladeinfrastruktur gebe, klagten sie, dass ein Austausch des gesamten Wagenparkes in einer Zeitspanne, die der zwischen iPhone 5 und iPhone 13 entspricht, unfassbare Umweltbelastungen zur Folge haben werde oder dass noch niemand sagen könne, wo denn der Strom für all die bis dahin  zu bauenden 40 Millionen Elektrofahrzeuge herkommen solle - in knapp einem Jahrzehnt, in Deutschland die Zeitspanne, die der Bau eines Feuerwehrgerätehauses braucht.

Doch die Europa-Ampel setzt auf eine rasche Renaturierung der Innenstädte, auf wunderbare neue Erfindungen, die gemacht werden werden, wenn sie gebraucht werden müssen. Sie vertraut auf neue Arbeitsplätze, die in vielen tausend kleinen neuen Schrauberwerkstätten entstehen werden, wo die alten Golfs, Passat, Mondeos und Kaschkais dann repariert und saniert werden. Keine Chance wird die chinesische Konkurrenz haben, alles passiert hier, frisch und regional." Ab 2064 verwandelt sich dann auch der letzte Neuwagen, der noch vor dem Verbrennerverbot vom Band lief, in einen Oldtimer, kein Umweltmonster mehr, sondern eine liebenswerte Marotte.

14 Kommentare:

  1. Auf der Zeitstrecke von 2023 nach 2030 liegt das Jahr 2025 - ein, laut Deagle-Liste, interessantes Zwischendatum, das durchaus die Basis für einen Paradigmenwechsel aller künftigen Entwicklungen darstellt.

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  2. Wenn's nicht klappt: Dass jeder jederzeit überall hinfahren kann ist sowieso schädlich für die Demokratie.

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  3. Though this be madness, yet there is method in ’t.

    Bei den Lustbarkeiten der Jahre 2015/16 hatte ich zuletzt die (im Nachhinein einfältige) Hoffnung, dass die, und (((die)))*, es endgültig zu bunt getrieben und auch die letzten Trottel tücksch gemacht haben. Wie man sich irren kann.

    *Die Frage ist lediglich, wer von beiden dabei Herrchen und wer Hundchen ist, bzw. sich wähnt, Herrchen zu sein.

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  4. es geht nie zu weit. es gibt nicht den nagel zum sarg, ehe nicht der gesamte sarg aus nägeln besteht, in die sich dann wirklich aus rein physikalischen gründen keine nägel mehr treiben lassen

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  5. Die zähe Volksmasse lässt sich nun einmal sehr weitreichend durchkneten. Immer wenn man denkt, jetzt geht es nicht mehr, jetzt kommt der Aufstand, geht es meist doch weiter.
    Die Betonung lautet auf meist. Der russische Zar dachte auch, ein Nägelchen geht noch und dann kam die Oktoberrevolution. Ludwig der XVI. dachte auch er würde in seinem Bettchen seinen letzten Atemzug tun und fand sich am Ende auf dem Schafott wieder. Sehr selten ist eben nicht nie.

    Niemand kann genau sagen, wann die Schraube so weit angezogen wurde, dass das Gewinde bricht. Aber irgendwann ist dann doch die kritische Masse erreicht. Wenn die EU ihren beschlossenen Wahnsinnplan wirklich so durchzieht wie gedacht, könnte es wirklich zum großen Knall kommen. Vielleicht, alles kann, nichts muss.

    Die Autoindustrie, einschl. Zulieferer usw. ist eine der letzten Branchen, in denen Europa noch mit der Welt mithalten kann und sichert Millionen gut bezahlte Arbeitsplätze.
    Dieser Irrsinn führt aber auf jeden Fall zu einem lange nicht vorstellbaren Wohlstandsverlust. Um die um ihr Vermögen und ihre Mobilität gebrachten Massen ruhig zu stellen, muss die Repression deutlich ausgebaut werden. Das große Füllhorn wird zeitgleich auf nicht mehr ausgeschüttet werden können, da den Staaten schlicht das Geld ausgeht, bzw. von der Inflation entwertet wird. Wenn das Geld knapp wird, werden auch unsere neuen Goldstücke alternative Beschaffungsmöglichkeiten ins Auge fassen und die Kriminalität auf ein neues Level heben. Das ist doch ein roter Teppich für alle Volkstribune mit Herrschaftsanspruch.

    Diesmal könnte so viel Druck im Kessel erzeugt werden, dass er wirklich einmal platzt. Die Wahrscheinlichkeit nimmt auf jeden Fall deutlich zu. Vielleicht siechen wir auch nur
    stumm und leise dahin, wie Kuba das schon seit Jahrzehnten vorexerziert. Rein gefühlsmäßig hat das aber auch etwas mit dem Klima zu tun. In warmen Gefilden lässt es sich einfach leichter siechen als in kalten. Wenn mir im Winter der Kältetod droht, weil Heizmaterial nicht mehr erschwinglich ist, dann neige ich doch eher zur Explosion als zur Resignation.

    Die Zukunft ist immer eine spannende Sache. Eine Kristallkugel gibt es nicht. Ich würde als Politiker im Jahre 2035 aber auf jeden Fall die Verkaufszahlen für Mistgabeln und Fackeln im Auge behalten.

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  6. der trick dabei ist, dass der politiker im jahr 2035 ganz traurig auf die bestehenden regeln verweisen wird, für die er ja nicht kann. das wurde damals beschlossen... tut mir total leid. da müssen wir noch mal ran...

    das war bei der luftreinhalteregel der EU schon so, dann letztens beim verfassungsrang des klimaschutzen. issso, da muss man dann mitmachen.

    das hilft immer, weil es den meisten einleuchtet. und wennman wirklich an so einer regel vorbeiwill, wie bei der schuldemnbremse, die ja erst das gelbe vom ei und dann nur noch eierschale war, dann hebt man das nicht auf, sondern fummelt sich irgendwie kreativ dran vorbei

    in einem alter schlager hieß es mal "macht doch nichts, das merkt ja keiner". die medien tun alles dafür, dass es so bleibt

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  7. Oh, Jodel, wie ist Dir. Die Revolutionen wurden also dadurch ausgelöst, dass es dem schafsgeduldigen Volk dann doch zu bunt wurde ... ts,ts,ts. Das ist so daneben, wie die Trichinentheorie beim Schweinefleischtabu.

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  8. Vielleicht siechen wir auch nur
    stumm und leise dahin, wie Kuba das schon seit Jahrzehnten vorexerziert ...

    Das ist als recht wahrscheinlich anzunehmen.

    Meine unmaßgebliche Ansicht: Der Pointoffnävverritörn ward 2016 endgültig überschritten, wahrscheinlich aber schon viel eher.

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  9. es gibt keinen Rechtsterrorismus .

    gäbe es rechtsterroristische Gruppierungen müssten Logenhäuser und Verwaltungen lichterloh brennen .

    aber : nix passiert .

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  10. @ppq
    Aber sicher werden die Politiker das ganz genauso machen wie von ihnen beschrieben. Daran gibt es gar keinen Zweifel. Alle waschen ihre Hände in Unschuld. Bisher gingen aber alle Gängelungen, Verbote und Einschränkungen noch nicht wirklich ans Eingemachte der Bürger.
    Noch lässt es sich hier, bei allen Widrigkeiten, ganz kommod leben. Wir sägen fröhlich an dem Ast auf dem wir sitzen. Diesmal soll aber der Baum gefällt werden. Zumal es ja nicht nur das Verbrennerverbot allein ist. Sämtliche Entscheidungen sowohl national als auch in der EU zeigen doch in Richtung eines queeren Mittelalters. Mit allem drum und dran.

    Ich wollte darlegen, dass die Maßnahmen diesmal so weit reichen, unsere Aussichten in komplett allen Belangen so trübe sind und die Repression dies zu überdecken immer weiter gesteigert werden muss. Der Bogen könnte dann wirklich einmal überspannt sein. Uns wird es so schlecht gehen, dass man sich da nicht mehr kreativ daran vorbeimogeln kann. Meiner bescheidenen Meinung nach wird das in Europa auf Verhältnisse wie während der Weltwirtschaftskrise in den 1920er Jahren hinauslaufen. Wenn nicht bald wieder Vernunft über Ideologie siegt, führt uns daran kein Weg vorbei.
    Damals waren auf einmal auch politische Umstürze möglich, die zur Jahrhundertwende noch undenkbar waren.

    Ludwig der XVI. hat bestimmt auch verkündet, dass eigentlich Ludwig der XV. an allem Schuld sei und er selbst nichts für die Verhältnisse könne. Manchmal sind die Verhältnisse aber so schlecht, dass Beschwichtigungen nicht mehr helfen und das Schafott aufgebaut wird.

    @Anonym
    Es wäre sehr erhellend, wenn sie doch so freundlich wären, uns zu erläutern, wie eine Revolution denn genau zustande kommt. Da wäre ich ehrlich an ihrer Meinung interessiert.

    Meiner Meinung nach ist das Volk immer sehr geduldig, bis die Verhältnisse so schlecht werden, dass man seine Kinder nicht mehr sicher ernähren kann und im Winter der Kältetod droht. Wichtig ist hierbei, das die Krise groß genug ist, dass auch Vertreter der Repression davon betroffen sind. Das ergibt eine einer Revolutionen nicht abgeneigte kritische Masse.

    Dann braucht man eine straff organisierte und ideologisch gefestigte kleine Gruppe, welche die Organisation in die Hand nimmt. Gerne etwas von links oder rechts außen, derzeit vielleicht auch irgendwas mit Öko. Ein Heilsbringer an der Spitze ist sicher nicht abträglich. Das ist dann die Lunte am Fass.

    Jetzt fehlt nur noch der finale Zündfunke und es macht Bumm. Diesen liefert allermeist die jeweils aktuelle Elite mit irgendeiner selten dämlichen Entscheidung zu lasten der bereits geschundenen Bevölkerung.

    Leider gibt es für das jeweilige Mischungsverhältnis der einzelnen Komponenten keine Bedienungsanleitung. Daher kann niemand vorhersagen, ob des bei diesem oder jenem Ereignis nun knallt oder eben nicht. Das weiß man immer erst hinterher.

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  11. @Anonym
    Es wäre sehr erhellend, wenn sie doch so freundlich wären, uns zu erläutern ...

    Soll das jetzt pluralis majestatis darstellen?
    Wir, Otto, von Gottes Gnaden Markgraf von Brandenburg ...

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  12. So ein Adelstitel wäre schon etwas feines. Das macht doch was her.

    Da wir hier nicht nur zu zweit Konversation betreiben, sondern sich wahrscheinlich doch mehrere Leser tummeln, passt "uns" doch ganz hervorragend. Ich und der Rest der Welt. Es
    soll ja nicht nur ich etwas lernen. Neue Erkenntnisse sind doch für alle da, die sich hierher verirren.

    Ich, vielleicht auch wir, wer weiß das schon so genau, würde trotzdem gerne Wissen, wie
    sie das mit den Revolutionen sehen.

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  13. wie
    sie das mit den Revolutionen sehen.

    Das dürfte dritte Person Plural sein, also, Jungs und Mädels ... äußert Euch.

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