Mittwoch, 11. Januar 2023

Sprachpolizei: Freistellungsauftrag für Klimaterroristen

Wer die Sprache beherrscht, bestimmt die Bedeutung, wer die Bedeutung definiert, weit den Weg zum richtigen Verständnis. Am besten funktioniert das mit Worten, die noch ganz frisch sind, weitgehend unbekannt, von der breiten Öffentlichkeit nahezu unbenutzt und bereits wieder auf dem Weg ins Vergessen. Die "Jury", die zu Anfang jeden Jahres zurückschaut, um dort im Restmüll längst geschlagener Schlachten und meist auf schon wieder vergessener Debatten Begriffe zu finden, aus denen sich im Nachhinein noch Munition gegen den politischen Gegner gewinnen lässt, nimmt Vorschläge an. 

Und entscheidet sich dann in der Regel für ein Substantiv oder eine Formulierung, die zeigen, wie schlimm es steht. Das Prinzip haben auch die beiden Akteure der "Floskelwolke" adaptiert, die kürzlich erst "Freiheit" zu ihrem Unwort wählten.

Nach Klimahysterie nun Klimaterrorismus

Nach "Abschiebe-Industrie", "Klimahysterie", "Rückführungspatenschaften", "Corona-Diktatur" und "Pushback" soll es diesmal "Klimaterroristen" sein, ein Wort, das "im öffentlichen Diskurs benutzt wurde, um Aktivisten und deren Proteste für mehr Klimaschutz zu diskreditieren", wie die Philipps Universität Marburg, beim NDR nur echt ohne Bindestrich, die Auswahl begründet. Die Verwendung des Ausdrucks sei zu kritisieren, "weil Klimaaktivist*innen mit Terrorist*innen gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert" würden, die systematisch "Angst und Schrecken durch radikale physische Gewalt" verbreiten und ausübten. 

Die als "Klimaterroristen" bezeichneten Protestler der "Letzten Generation" aber nähmen weder "Zerstörung, Tod oder Mord in Kauf", um ihre Ziele durchzusetzen. "Durch die Gleichsetzung des klima-aktivistischen Protests mit Terrorismus werden gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt", heißt es und der Unterton ist deutlich: Wer sich auf die Straße klebt, den Verkehr blockiert, Pipelines zudreht, den Flugverkehr sabotiert oder öffentliche Veranstaltungen stört, der tut nur Gutes, weil er Gutes bewirken will.

Klimaterrorist für alle

Das kommt an und erstmals in der deutschen Geschichte erreicht nun auch der "Klimaterrorist" alle die, die ihn bisher verpasst haben. Was bisher ein Fall für die Schwefelpartei war, für das ZDF, die Auslandspresse und die Kommentarspalten umstrittener Nachrichtenmagazine, erreicht nun auch die Leitmedien: Der "Klimaterrorist", bisher ein Sonderling, der sich selbst als "Aktivist" sieht und sein Leben der Aufgabe widmet, die Welt jetzt, hier und sofort besser zu machen, erhält die höheren Weihen der Sprachwissenschaft. Er bombt nicht, er schießt nicht, er hat einfach nur "berechtigte inhaltliche Forderungen", weil er verlangt, "die Klimakrise durch wirksame politische Maßnahmen zu bewältigen". Wer ihm unterstellt, er sei bereit, dafür über das Ziel hinauszuschießen und Gesetze zu brechen, wie das 81 Prozent der Deutschen finden, der stelle die engagierten jungen Leute "in den Kontext von Gewalt und extremer Aggression".

Die Zeiten, in denen "Terror" auch ein Synonym für "Druck, Nötigung oder Zwang" sein konnte, wie der Duden meint, sind vorüber. Bilder mit Essen bewerfen, Parteizentralen mit Farbbomben angreifen und Politiker durch Hungerstreiks zum Handeln zu zwingen, ist nun Teil des "öffentlichen Diskurses" (Unwort-Jury). Nicht die, die das tun, rücken "die globale Bedrohung durch den Klimawandel" in den Hintergrund. Sondern die, die angesichts der Erpressungsversuche die Frage nach "politischen und juristischen Handlungsmöglichkeiten" gegen die Erpresser stellen, die als "zivilgesellschaftliche Akteur*innen" (Jury) freigestellt sind vom Erdulden auch deftiger Kritik. 

Nur weil eine "Bewegung" mit Straßenblockaden, Angriffen auf Museen und Parteizentralen allein die Berliner Polizei mit 233.000 zusätzlichen Einsatzstunden versorgt hat, weil 756 Tatverdächtige gestellt,  2.700 Strafanzeigen bearbeitet und bisher 761 Verfahren ausermittelt werden mussten, ist nicht generell von einer kriminellen oder gar terroristischen Vereinigung auszugehen. Die sehen anders aus.

6 Kommentare:

  1. https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2023/merz-kritisiert-paschas/

    Berlin : bessere Integration rotgrüner Wellnesskinder ; demnächst verkehrt ein Schuddl Dienst zwischen Neukölln und Mitte ; die Paschakinder werden in Privatschulen gemeinsam mit den rotgrünen Lalakindern unterrichtet ( Sport , Fußball, Nahkampf ; Knüppel, Klangschalen , Deutsch und Mathematik ) .

    Kinder sind Eigentum der Bürgermeisterin und dienen der Integration der kleinen Paschas

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  2. OT
    "Wer keine arische Abstammung nachweisen konnte, wurde vergxxt. "

    Reichelt auf PIPI dreht nun ofenkundig völlig frei.
    Dagegen verblasst sogar sein vorheriges Geblödel von wegen "gescheiterte" "Integration".

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  3. Die gute Nachricht: Die Jurymitglieder werden ihre Jobs behalten und kein Kommentator wird das Wort 'umstritten' benutzen.

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  4. Der lachende MannJanuar 11, 2023

    Was, bitte, ist denn "Abschiebeindustrie"? Kann man da mitarbeiten?

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  5. OT
    Beim Anblick der vielen Frauen – also deutschen Frauen – und auch der zahlreichen Kerle – dito –, die mit Kinderlastenfahrrädern durch die Stadt rollen, dachte ich mir: Diesen Deutschen muss man nur sagen: Mach das jetzt, und dann tun sie es prompt.

    Klonovsky in Topf-Form: Il troppo vero (Papst Innozenz X. zu seinem von Velasquez gemalenem Porträh) ---

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  6. https://jungefreiheit.de/kultur/medien/2023/wdr-moderator-ruft-zu-hass-auf/

    haha - Freimaurerpuppe reißt das Maul auf

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