Es sind alle da, außer Erich Honecka. Luisa Neubauer, Greta Thunberg, die letzte Generation der Klimakämpfer und der erste derer, die sich nach einer Rückkehr zum Kommunismus sehnen. An der Tagebaukante von Lützerath steigt die Endschlacht um den Preis des Kernenergieausstiegs, ein Kräftemessen zwischen den Delegitimierern des Staates und dessen Polizeibeamten. Es kommt zu unschönen Szenen, nur vereinzelt, aber von den Medien multipliziert. Feuerwerkskörper fliegen für den guten Zweck, Bullen knüppeln, "Polizeigewalt" (Greta Thunberg) auf allen Kanälen.
Doch am Rande des Gefechts, das sich der Rechtsstaat seit fünf Tagen mit seinen Verächtern liefert, kommt es eben auch zu versöhnlichen Szenen, zu Gesten tiefer Menschlichkeit, die zeigen, wie nahe sich Prügler und Protestler eigentlich sind, nicht nur beim CO2-Fußabdruck, den sie gemeinsam erzeugen, während sie um den verlorenen Weiler bei Aachen kämpfen. Sondern auch beim gemeinsamen Umdiehäuserziehen nach einer Konfrontation.
Opfergang bei scharfem Wind
Lena, 22 Jahre alt, seit ihrer Konfirmation umweltpolitisch engagiert und in Lützerath eine der jungen Frauen, die hoffen, mit ihrem Opfergang bei scharfem Wind und Regen dazu beitragen zu können, dass Deutschland schneller aus der Versorgung von Haushalten und Industrie aussteigt als bisher geplant, weigerte sich lange, der Übermacht von Polizeibeamten zu weichen, die die Soziomechanik-Studierende dringlich aufgefordert hatten, ihr Protestquartier auf einer Hebebühne mit verkeiltem Querschalter in der Weilermitte zu räumen. Im Wissen um die Wichtigkeit der Aufgabe, die Regierungstruppen bis Ende Februar aufzuhalten, weil dann die Baumschutzsaison beginnt, die den Energiekonzern RWE daran hindern würde, die Lützerather Bäume zu fällen, schaltete Lena auf stur.
Es brauchte den Einsatz einer Eisenkettensäge und eines eilig herbeigerufenen Bergretterkommandos der Gebirgsjägerabteilung des bayrischen Zolls, um die Tochter aus gutem Hause zum Aufgeben zu zwingen. Lena, bescheiden eingekleidet in eine traditionelle Guerilla-Uniform des fränkischen Protestausstatters Adidas, nicht in eine bei Führung der Bewegung derzeit angesagten superteuren Spyder-Revolutionshose, wurde brutal festgesetzt. Der Klimaleugnerstaat spielte seine gesamte Macht gegen ein junges Mädchen aus, dass doch nur Angst um seine Zukunft hat. Oder wie Greta Thunberg später zusammenfasste: "Schockierend", wie der "größte Klimasünder der Welt" gegen seine Kritiker vorgeht.
Aber auch da noch blieb die junge Frau standhaft wie Victor Jara. Lena weigerte sich nicht nur, den Schauplatz des Klimaverbrechens zu verlassen, nein, im Gegensatz zu Luisa Neubauer widerstand sie auch der Versuchung, sich von drei kräftigen Polizeibeamten wegtragen zu lassen. Wie festgemauert in der Erden harrte sie aus, gegen unmenschliche Staatsgewalt und die Spitzen der Regierungsparteien, die an einer Ostsee, der die Fische fehlen, die Fischer und die Zuversicht, dass jemals herausgefunden werden können soll, was genau an den Pipelines auf dem Meeresgrund geschah, die Inbetriebnahme neuer fossiler Vernichtungsmaschinen feiern.
Bollerfahrt ins Klimaglück
So kam es zu jener denkwürdigen Fahrt, die nun in den sozialen Netzwerken Furore macht. Ein Video zeigt zwei behelmte, aber freundliche Beamte, einen Bollerwagen und die fröhliche Klimaschützerin, die fast schon liebevoll über Stock, Stein und durch den Lützerather Klimaschlamm gezogen wird. Die Landschaft ringsum ist kahl, der Klimawandel hat hier bereits sichtbare Spuren hinterlassen. Lenas große Reise im Bollerwagen führt durch eine Mondlandschaft, ein Schaufelradbaggererwartungsgebiet. Das junge Mädchen aber, verschmutzt, beschmiert und vom Kampf gezeichnet, lächelt in die Kamera als wolle es sagen: Aus dem Weg, Kapitalisten, die letzte Schlacht gewinnen wir, schmeißt die Knarre weg, Polizisten, die rote Front und die schwarze Front sind hier!
Es ist das freundliche Gesicht der vor allem auf ganz normale Energieverbraucher in Sachsen, Bayern und den an der Gasnadel hängenden deutschen Großstädten noch immer allzu oft verbiestert und intolerant wirkenden Klimabewegung. Diese Lena ist fürwahr kein Klima-Taliban, keine Glaubenskriegerin. Sondern ein Mädchen, das eine geradezu kindliche Freunde an ihrer kleinen Fahrt zeigt, die ihr die beiden großgewachsenen, rein maskulinen Rollenbildern folgenden Polizeibeamten ermöglichen, inmitten von gegenseitigen Schuldzuweisungen, kleinlichem Größenwahn und den letzten Momenten einer Welt mit Lützerath.
Sie kann froh sein, das sie so schlank ist und deshalb in den Wagen passt. Die meisten Frauen in dem Alter, die ich so auf der Straße sehe, wären viel zu fett dafür.
AntwortenLöschenIch bin auch für ein Verbot von Leggins bei Frauen über 120 Kilo.
obwohl ich finde, dass jeder tragen soll, was ihm gefällt, auch wenn es für den, der es anschauen muss, eine belästigung darstellt, bin ich da bei dir. solange özi die deutschland-diät nicht durchgesetzt hat, sollte das gesetz sein
AntwortenLöschenHier muss man kultursensibel vorgehen. Ein Legginsverbot genauso wie ein Burkaverbot zusammen mit einer Burkapflicht in anderen Kulturkreisen birgt sozialen Sprengstoff. Ich denke, hier darf nicht pauschalisiert werden (> 120kg), sondern muss im Einzelfall entschieden werden. Als Juror würde ich Dieter Bohlen vorschlagen.
AntwortenLöschenOT
AntwortenLöschenHeimer Mann sagt:
15. Januar 2023 um 17:56 Uhr
Es hat alles einen Zweck, man muss schon dran bleiben. Ein Bespiel gefällig.
Selynsky posaunt seit Wochen, das fast alle Raketen abgeschossen wurden. Insider haben sich schon immer die Augen gerieben, weil ja dann die Infrastruktur noch intakt gewesen wäre.
Nun kam ja der Treffer in Deperpetrowsk (Dipro).
Laut deutschen Medien hat Russland ein ziviles Ziel (wie immer angegriffen, 12 Tode.
Laut Ukraine sollen 100 Raketen gestartet sein (und die meisten abgeschossen),
nur wenn Russland zivile Ziele angreift, müsste es auch zivile Tode geben ... ... ...
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Tiu, der Herr der tausend Tode (Ludwig Renn, "Herniu und der blinde Asni").
Mann, in Lützerath geht es um die Rettung der Welt und hier wird über Kleidung schwadroniert. Wenn wir erst alle in der Klimahölle schmoren, dann wird uns Kleidung egal sein, das einzige Kriterium für die Wahl unserer Klamotten wird dann die Leichtigkeit sein, sie ausziehen und wegwerfen zu können, um den durch sie verursachten Hitzestau loszuwerden. Also, ein bißchen mehr Ernsthaftigkeit angesichts der kommenden Apokalypse.
AntwortenLöschenWir Klimaretter von Lützi sind ja so was wie eine große Familie. Wir treffen uns immer wenn es was zu retten gibt; das letzte mal im Hambi.
AntwortenLöschenUm ehrlich zu sein, das muss jetzt aber unter uns bleiben, ist das ja ziemlich dröge, jeden Tag irgendwie rumhocken bei unseren zivilgesellschaftlichen Projekten für die Demokratieförderung. Da sind solche Events eine nette Abwechslung. Natürlich brauchen wir die üblichen Topoi, zum Beispiel die unverzichtbare Polizeigewalt. Und wenn diese lahmärschigen Bullenschweine von sich aus überhaupt nichts hinkriegen, na, dann müssen ihnen eben Beine machen
OT
AntwortenLöschenohne_Z sagt:
14. Januar 2023 um 22:16 Uhr
@Lumi
Ich geb dir jetzt mal einen schrfen Tipp & gut gemeinten Rat : Lass den Schwachsinn mit der nicht existenten Atombombe in Zukunft einfach weg und sei ein Hofnarr wie er sein sollte. Bisserl deppert, aber im Großen und Ganzen wenigstens lustig.
Wenn ich Kommentare von dir lese, muss ich mich regelmäßig fragen wiso wir eigendlich die Menschheit retten sollten.
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Das frage ich mich zuweilen auch, wenn ich so etwas lese ...