Er würde der letzte sein, der sie ablegt. Er würde sie noch predigen, wenn schon alle Gazetten nicht mehr umhin kämen, die Statistiken anzuschauen und die allzu naheliegenden Schlüsse schamhaft zu verschwiegen. Für Karl Lauterbach, der über einen Maskenberg ins Amt des Bundesgesundheitsministers geklettert war, hatte sich der Lappen vor dem Gesicht früh in ein Kampfsymbol verwandelt.
Was dem Klimaschützer aus dem Wohlstandsbauch der Bionadeadels die Arbeiterfaust, war dem früheren CDU-Mann erst die Volksmaske, dann die sogenannte medizinische und schließlich, Peak Baumarkt, die FFP2-Verhüllung. Wo der heute in SPD-Diensten stehende "Arzt" (Lauterbach über Lauterbach) bestimmen durfte, galt Vermummungspflicht. Und wo nicht, das setzte er wenigstens Zeichen.
In der Rolle seines Lebens
Lange hat das gehalten, auch wenn immer weniger Menschen zu ihm hielten. Karl Lauterbach lebte die Rolle, die ihm die Seuche auf den Leib geschrieben hatte: Der Warner, Mahner, Fremdbestimmer, er steckt ihm im Blut. Und sein mediales Gefolge himmelte ihm ja immer noch hinterher. Dass der Chef des "Teams Vorsicht" seine Einschätzung der Lage ändern würde, nur weil sich die Lage längst geändert hatte, stand nicht zu erwarten. Noch den Übergang ins dritte Corona-Jahr feierte der frühere deutsche Talkshow-König mit der Versicherung, dass an den "Maßnahmen" nicht gerüttelt werde. Die bundesweiten Corona-Auflagen würden keinesfalls vorzeitig kassiert, dafür seien die Kliniken zu voll. Abweichende Ansichten zur Pandemielage überzeugten den Minister nicht. Es gebe "keine Gründe, jetzt zu sagen, man könne auf Masken und auf die Isolation von Coronainfizierten verzichten".
Die Heerscharen des Mannes, der Deutschland gemeinsam mit seinem Vorgänger Jens Spahn so gut durch die Krise führte, dass das Land heute eine Million mehr absolvierte Infektionen zählt als das beinahe dreimal so bevölkerungsreiche Bolsonaro-Brasilien zusammenbekam, erwartete immer noch neue Wellen, erst im Herbst, dann im Winter. Und wenn schon nicht mehr neue "Mutanten" Lauterbach, 2021), dann doch neue Varianten der bis heute letzten Mutante Omikron.
Perspektive Maskenpflicht in Innenräumen
Vor 30 Tagen noch rechnete der Pandemieexperte mit einer Notwendigkeit der Ausweitung der Reste der Maskenpflicht auf "Innenräume". Da draußen baue "sich eine kombinierte Welle von Covid und Grippe auf". Team Vorsicht werde Sorge tragen müssen, nicht mehr nur Menschen in Fernzügen, Kliniken, Arztpraxen und Pflegeheimen zu schützen. Sondern wie gehabt überall.
Dabei blieb es. Bis Karl Lauterbach plötzlich umfiel. Es geschah leise, zum Ende einer Woche, wenn die Aufregung sich langsam zu legen pflegt, weil die Onlineredaktionen nur noch dünn besetzt sind und die Social-Media-Reporter als Begrüßungskomitee der Klimaprominenz eingespannt. Obwohl die deutschen Impfbemühungen trotz der mitreißenden "Mega-Impfkampagne" (Horizont) "Ich schütze mich" im Wert von 33 Millionen Euro so gar nicht in Gang kommen will, verlischt das "Lagerfeuer der Vernünftigen" (Lauterbach) fast rauchlos.
Kein Tag der Befreiung
Kein "Tag der Befreiung", kein Fest der Freiheit, kein Jubelsturm im politischen Berlin. Zähneknirschend ließ Lauterbach verkünden, dass die Maskenpflicht im Fernverkehr zwar nicht aufgehoben, aber "ausgesetzt" werde. Nun gehört es "zum normalen Lebensrisiko" (RND), sich nicht im schon lange maskenfreien Nahverkehr in einigen Bundesländern, sondern beim Durchfahren gleich mehrerer im ICE anzustecken. Man dürfe aber tatsächlich, lässt das Redaktionsnetzwerk Deutschland wissen, weiterhin Maske tragen, wenn man wolle. Es klingt, als habe die SPD-eigene Meinungsfabrik ein Ende der Maskenpflicht wirklich niemals für eine verbrecherische Idee verantwortungsloser Neoliberaler gehalten.
Wir müssen einfach mehr auf Eigenverantwortung und Freiwilligkeit setzen", begradigt auch der Vorbeter einer erbarmungslos kollektivistischen Linie gegen das Virus seine unhaltbar gewordene Stellung. Das Ende nach beinahe drei Jahren ist dann angemessen episch, wie es dem letzten Land, das noch eine Maskenpflicht hatte, gebührt: Für den Fernverkehr hat Lauterbach den Termin 2. Februar verkündet. Baden-Württemberg ist mit dem Nahverkehr schon am 31. Januar dran. Hamburg folgt am 1. Februar. Rheinland-Pfalz, Hessen und Bremen synchronisieren mit dem Bund auf den 2.2. Und Thüringen folgt als letztes Bundesland am 3. Februar.
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