Es war der Traum vieler junger Leute, damals in der alten Zeit. Leben im Einklang mit Klima und CO2, eine Existenz führen, die ganz dem Einsparen von Klimagift gewidmet ist, sich aber trotzdem auch im bürgerlichen Sinne rechnet. Konzepte und Ideen gab es, die seinerzeit neu eingeführte CO2-Steuer zu privaten Profitcentern umzubauen und ganze Familienverbände vom Sparen leben zu lassen wie im Mittelalter und in der DDR fleißige Menschen vom Zusammentragen von Sekundärrohstoffen gelebt hatten.
CO2-Steuer eingefroren
Es war der Krieg, der alle diese Träume platzen ließ. Die Bundesregierung musste die als "Abgabe" eingeführte CO2-Steuer einfrieren, um Hungeraufstände zu verhindern. Startups, die die Energie der Doppelhub-Pumpe von zu versteuernden Steuern smart für sich hatten nutzen wollen, gingen reihenweise pleite und bis ins Regierungsviertel Ängste um, dass der festungsartige Ausbau des Bundestages und die wehrmäßige Ertüchtigung des Kanzleramtes vielleicht nicht mehr rechtzeitig kämen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.
Auf die Strompreiserhöhungen durch Putin reagierte die Bundesregierung jedenfalls sehr besonnen. Zwei Tage nach Kriegsbeginn hatte sie Hilfen ausgerufen, neun Monate später rief sie erneut Hilfen aus, diesmal terminiert auf den Jahrestag des Kriegsbeginnes. Geplant sind umfassende Preisbremsen, die gesetzlich festgelegte Restenergiekontingente mit Steuergeldern subventioniert. Großverbraucher aus der Vergangenheit erhalten dabei nach der von Kommunisten nie erreichten Idee des "Jeder nach seinen Bedürfnissen" größere Anteile des Mangels, seit jeher sparsame Bürgerinnen und Bürger hingegen können sich selbst beweisen, dass die alte McKinsey-Weisheit zutrifft: 20 Prozent lassen sich immer sparen.
Da ist noch mehr drin
Doch da ist noch weit mehr drin. Denn die Energiepreisbremse ermöglicht im Zusammenspiel mit den steil gestiegenen Preisen nach Berechnungen des ZDF, dass Endverbraucher unter bestimmten Bedingungen von Preiserhöhungen für Strom und Gas sogar profitieren: Die Preisbremse macht Bürgerinnen und Bürger reich wie es früher fleißige Arbeit, Lottoglück oder das nahezu steuerfreie Erben von Oma ihr klein' Häuschen taten.
Der Trick, den der Investigativreporter Oliver Klein von der ZDF-Redaktion für Verifikation und Factchecking erstmals öffentlich macht, ist ganz einfach: Wie ein Rechenbeispiel für eine vierköpfige Familie einem Stromverbrauch von 4.500 Kilowattstunden zeigt, das dem ZDF direkt vom Bundeswirtschaftsministerium zugespielt wurde, werden die Preisbremsen bisherigen Wohlstand im Land wohl nicht nur erhalten, sondern viele Bürgerinnen und Bürger reich machen.
Klein, der neben seiner aufreibenden Tätigkeit als ZDF-Faktenchecker im Nebenberuf auch Behörden bei dem richtigen Umgang mit öffentlich-rechtlichen Sendern berät, hat es nicht nachgerechnet, aber aus erster Hand: Wer bisher 32 Cent für die Kilowattstunde Strom zahlte, muss künftig zwar mit 56 oder 66 oder 72 Cent 50 bis 100 Prozent mehr bezahlen. Aber: Die staatliche Bremse deckelt den Strompreis letztlich bei 40 Cent pro Kilowattstunde. Ähnlich bei Erdgas, wo viele Versorger ihre Preise auf 20 bis 30 Cent erhöht haben, die Ampel aber ein Stoppzeichen bei höchstens 12 Cent pro Kilowattstunde setzt.
Doppelte Preise sparen doppelt
Das ist das Doppelte des Vorkriegsniveaus, beim Strom liegt der Bremsenpreis um ein Viertel höher als noch Anfang des Jahres. Wie nun lässt sich aus dieser "Entlastung" (ZDF) ein zusätzliches Haushaltseinkommen generieren? ZDF-Sparfuchs Oliver Klein, zu dessen Fähigkeiten es eigenen Angaben zufolge gehört, "zu recherchieren wie ein Ermittler", führt die verblüffende Methode step by step zum Nachmachen aus: Sei der monatliche Abschlag von bisher 113 Euro
auf 188 Euro
gestiegen, habe die Familie die Chance nicht nur viel, sondern mehr als 20 Prozent zu sparen, so dass sie dann "doppelt
spart" (Klein) und bares Geld kassiert.
Typisch investigativ, typisch ZDF: Was bisher in der Öffentlichkeit kaum beachtet wurde, kommt hier unverhohlen zur Sprache: Hohe Energiepreise sind nicht nur Belastung, sondern auch eine gewaltige gesellschaftliche Chance. Lohnte es sich bei Erdgaspreisen von sechs Cent pro Kilowattstunde kaum, die Heizung herunterzudrehen, nur um mit dem Hund eine Runde zu gehen, sieht das jetzt schon anders aus. Jedes Watt stärkt die deutsche Wehrhaftigkeit. Und zahlt sich in barer Münze aus!
Geld zurück vom Staat
Wer "seinen Verbrauch auf unter 80 Prozent drückt, bekommt durch die Energiepreisbremse mit der Jahresabrechnung oft sogar zusätzlich Geld zurück", formuliert ZDF-Sparfuchs Oliver Klein. Für jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht wurde, erstatte "der Staat den aktuellen Preis des Anbieters an den Verbraucher", hat Klein recherchiert. Damit bekomme eine Familie, "die für die ersten 80 Prozent ihres Verbrauchs 40 Cent pro Kilowattstunde an Abschlägen vorausbezahlt hatte, am Jahresende für jede eingesparte Kilowattstunde nicht nur 40 Cent zurück, sondern den aktuellen Preis des Anbieters: in diesem Fall 50 Cent."
Das kann sich auf riesige Beträge summieren, wenn alle Familienmitglieder mitmachen. Konsequent verfolgt, lockt die Strategie mit einem Strandurlaub im Süden für lau, denn nach dem "Rechenbeispiel des Wirtschaftsministeriums" (ZDF) stehen "satte Rückerstattungen" (ZDF) bevor: Bei einer Einsparung von 20 Prozent: 450 Euro Rückerstattung, bei einer Einsparung von 30 Prozent: 675 Euro. Und bei einem kompletten Energieausstieg sagenhafte 11.000 Euro.
Es regnet Manna vom Himmel
Bemerkenswert an dieser Rechnung sei der reizvolle Aspekt, dass sich das Sparen umso mehr lohne, "je höher der Tarif eines Anbieters ist". Die drastischsten Preiserhöhungen von Versorgungsunternehmen hätten so die größten Vorteile für Verbraucher: Gelinge es ihnen, im Vergleich zum vorausberechneten Energiebedarf mehr als 20 Prozent zu sparen, profitieren sie bis von den großzügigen staatlichen Subventionen im besten Fall, indem die Energierechnung des Haushalts auf null sinkt. Wer Monat für Monat 500, 700 oder gar 1.200 Euro an Abschlägen überwiesen hat, darf sich als Null-Energie-Haushalt auf Rückzahlungen freuen, die leicht ein halbes Jahresgehalt eines Mindestlohnempfängers erreichen können.
In der Theorie wären sogar sogenannte negative Rechnungen möglich gewesen, doch hier hat das Bundeswirtschaftsministerium die Partizipationsrechte der Sparbürger auf die Höhe des jeweiligen eigenen Einzahlungsbetrages begrenzt. Auf der Webseite heißt es: Auszahlungen "über die Rückzahlung der Abschläge hinaus sind ausgeschlossen." Jeder bekommt also höchstens zurück, was er eingezahlt hat. So wahrt die Preisbremse nicht nur das gewohnte Wohlstandsniveau der Bürgerinnen und Bürger, sondern so macht sie Deutschland reich.
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