Anfang August eilte der Kanzler selbst nach Mülheim, um die Turbine öffentlich zu zeigen. Danach verschwand sie wie von David Copperfield verzaubert. |
Ist er inzwischen dort, wo die Gemeinde Illerkirchberg liegt? Oder dort, wo sich zur Zeit die Ermittlungsergebnisse über die unerhörte Sprengung der Nordstream-Pipelines befinden? Hat er sich in eine Ecke der Medienwelt zurückgezogen, durch die noch immer "taktische Bataillonsgruppen" marschieren? Oder hat ihn sich das "Joint Investigation Team" geschnappt, das schon Ende Oktober erste "Ergebnisse der Untersuchungen mit den Partnern geteilt" hatte?
Aus dem Schaum der Tage
Ein Geheimnis, das mit keinem tiefen Brummen von sich Kunde gibt wie es andere Generatoren tun. Diese Turbine hier, sie tauchte Anfang August für wenige Stunden aus dem Schaum der Tage auf, prominent besucht und gut beleuchtet und mit froher Botschaft: "Die Turbine ist da und sie funktioniert", ließ der Bundeskanzler selbst sich vernehmen, nachdem er sich bei Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr persönlich vom Aggregatzustand überzeugt hatte. Keine kalten Lötstellen, keine ausgeschlagenen Kugellager.
Stolz schaute Scholz auf die Riesenmaschine, die allein durch die feministische Außenpolitik seiner Regierung repartriiert hatte werden können. Kanada, obschon in Werten verbunden, war lange entschlossen gewesen, die gemeinsam beschlossenen Sanktionen gegen Russland ernst zu nehmen und die für die russische Pipeline bestimmte Maschine nicht außer Landes reisen zu lassen. Erst die Drohung mit Aufständen in Deutschland, Aufständen nicht nur gegen die Bundesregierung, sondern auch gegen Nato, Hunger und Kälte, überzeugte Premierminister Justin Trudeau, bei einem komplizierten Hütchenspiel mitzutun.
Schmuggeln nach Finnland
Kanada liefert das Gerät nach Deutschland und weiß von weiter nichts. Deutschland expediert es nach Schweden. Von dort, so der Plan, geht es nachts auf dieselbe Reiseroute, die schon Lenin nahm um Russland ins Revolutionschaos zu stürzen. Unterhalb der Sanktionen des Westens gegen Russland immer weiter nach Osten. Versiegelter Zug. Immer nach Norden, bis es zu dunkel wird, dass irgendwer noch irgendetwas sehen kann. Schließlich bei Finnland über die Grüne Grenze. Schach und Matt für das "perfide Spiel" (Habeck) des russischen Präsidenten Putin, in dessen Auftrag der Energiemulti Gazprom die fehlende Turbine als Entschuldigung für ausbleibende Gaslieferungen aus dem Osten vorgeschoben hatte.
Mitte August, Scholz war mittlerweile in dringenderen Geschäften abgereist, stand die schicksalhafte Turbine weiterhin in Mülheim, "versiegelt und einsatzbereit" (DPA, nun allerdings wieder weniger prominent im Mittelpunkt des nationalen Interesses. Zwölf Meter lang und 20 Tonnen schwer verschwand die Pumpe vielmehr vollkommen aus der Wahrnehmung, ein Trick wie von David Copperfield vorgeführt: Eben noch überall, ringsherum, umlagert, bestaunt und analysiert. Im nächsten Augenblick schon unsichtbar, als wäre da nie etwas gewesen. Allenfalls ein Echo ist noch zu hören, von Übersee rollt es heran wie um zu beweisen: Ja, es stimmt. Es gab diese Turbine. Ja, und sie war so wichtig wie kaum etwas sonst.
Schicksalsfragen der Nation
War der spätere Anschlag auf die Nordstream-Leitung aber auch. Wie zuvor die Corona-Impfpflicht. Null-Covid. Der Aufstand der Schauspieler. Die Heißzeit. Der Braunkohleausstieg. Der Ausbau der Netze. Ältere erinnern sich an weitere Schicksalsfragen, die im Staub der Zeit verschwanden, Zeugnisse nur noch von einer Erosion, die Medien zwingt, jedes Thema immer streben zu lassen, sobald Regierungen, Verwaltungen und internationale Gremien beschließen, keine Pressemeldungen mit Wasserständen und Tauchtiefen dazu mehr herauszugeben. Aus den Augen, aus dem Sinn, so soll es, so muss es sein.
Jede Krise hat aus dieser Sicht drei Phasen: Anfangs ist da immer Leugnung, es wird nicht so schlimm kommen, wie es, jeder ahnt das, wohl kommen wird. Die Spitzen der Politik tauchen in dieser Situation aus naheliegenden Gründen fast täglich und oft mehrfach im Fernsehen auf, um beruhigende Sätze zu sprechen. Da man nichts Genaues weiß, aber irgendetwas machen muss, tut man, was man kann, um den Eindruck zu erwecken, man täte etwas Nützliches.In Phase drei ist dann auch schon wieder vorbei. Keiner weiß mehr, worum es eigentlich ging, was daran wichtig gewesen sein könnte und weshalb sich niemand mehr erinnert. Die Krise, sie ist vorüber, im Vorwärtsschreiten bewältigt.
Wenn am Ende nicht doch noch unerwartet Ermittlungsergebnisse des "Joint Investigation Team" reinkommen, wird alles gut.
Im Nachhinein erklärt sich ganz zwanglos, warum Olafs Turbine ohne große Formalitäten zum Fotoshoot ankam. Trüdoh hatte grünes Licht von Biden bzw. aus Bidens Hinterzimmer.
AntwortenLöschenRück das Ding raus, Justin, wir kümmern uns drum.
Die Turbine steht nun im Wirtschaftsministerium und produziert dort viele Klimawattstunden Dünnschiß.
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