Mit einem Winter mit Schnee und Eis war eigentlich nicht gerechnet worden. |
Waschlappen statt Duschen, Heizung runter auf unter 19 Grad, warme Socken und ein Klimawandelwinter, dazu prallgefüllte Gasspeicher und ein heißes Herz - der Waffenschrank Deutschland im Kampf gegen die Energiekrise war gut sortiert, als es draußen noch angenehm mild war. Die Meteorologen versprachen einen Winter, wie er in Zukunft immer sein wird, ohne Eis und Schnee und Frost. Der Bau der neuen LNG-Terminals an der Küste ging mit solchen Riesenschritten voran, dass die Angst aufkam, es könnten bald viel zu viele sein. Die Gasspeicher füllten sich sogar schneller als es die Bundesregierung vorgeschrieben hatte. Dass es dadurch vermutlich etwas teurer wurde? Nebbich. Die Ampel hatte geradezu handstreichartig ausreichend Mittel bereitgestellt, die größte Not zu lindern.
Sparziele sollten heizen
Sparziele, angesichts der Lage kurzerhand anstelle der üblicherweise verkündeten Klimaziele gerückt, wurden erreicht. Zumindest, bis es dann unerwarteterweise kalt wurde. Plötzlich aber bibberte die Bundesnetzagentur. Zu wenig Gas wird eingespart, seit es so verbraucht wird, dass die Buden nicht auskühlen. Ja, das "liegt an kalten Temperaturen & Gasverstromung, belastet aber die Gasspeicher & darf nicht den ganzen Winter anhalten", teilte der Chef der Bundesnetzagentur mit. Man müsse "achtsam mit dem Gasverbrauch umgehen", empfiehlt der höchste deutsche Verbrauchswächter. Ein Prozent der Vorräte an einem Tag zu verbraten wie am Montag dieser Woche, heißt rechnerisch nichts anderes als dass der Ofen im März ausgeht.
Eine Botschaft, die schwer zu vermitteln ist, hatte sich die Bundesregierung zuletzt doch vor allem bemüht, für Beruhigung an der Winterfront zu sorgen. Das Gas reicht. Ein Stromproblem gibt es ohnehin nicht. Und was heute noch teuer erscheint, es wird ja dank der vielen Bremsen für Gas, Strom, Heizöl und Pellets in Kürze schon wieder billiger. Legendär der kühne Beschluss, für den Dezember heimelige Weihnachtsstimmung in die Wohnzimmer zu zaubern, indem die Bundesregierung verkündete, die Heizkostenrechnung für die Zeit des Geschenkesammelns und der Bescherung bis hin zum Silvestertag komplett auf ihren Deckel zu nehmen.
Ungelesenes Kleingedrucktes
Das Kleingedruckte hat niemand gelesen: Nicht die Rechnung wird übernommen, auch wenn sie nicht gezahlt werden muss. Sondern ein Zwölftel der Jahresrechnung - also acht Prozent von allem. Draußen jedenfalls kam Botschaft blendend an. Die Wutbürger*innen blieben zunehmend daheim, statt ihre Empörung durch kalte, menschenleere Straßen zu tragen. Auch sie drehten nun lieber wieder die Heizung auf: Stufe 3, 19 Grad, so wie es gerade noch erlaubt ist. Spart theoretisch gegenüber dem, was früher Vorschrift für Wohnräume war, zwölf Prozent Energie. Aber eben nicht die befohlenen 20. Und noch weniger, wenn es draußen tief unter den Gefrierpunkt geht.
Nun ist die Überraschung groß. Nur noch fünf Prozent gespart verglichen mit dem vergangenen Jahr, viel zu wenig um "gut durch den Winter zu kommen" (Robert Habeck). Natürlich droht nach wie vor keine "Mangellage" (BWHF), auch die im Sommer ausgerufene zweite Stufe des Notfallplans Gas muss nicht auf 1 erhöht werden. Dabei bleibt es, denn wie der Blackout, der nicht allzu wahrscheinlich ist, bleibt auch der Gasmangel reine Theorie, bis er die Praxis erreicht.
Doppelter Einsatz
Als unkalkulierbarer Einfluss haben Wissenschaft, Politik und Medien inzwischen das Wetter ausgemacht, das ursprünglich eine Hauptrolle beim Energiesparen hatte spielen sollen. Wer hätte auch ahnen können, dass im Winter wenig Sonne scheint und auch der Wind zuweilen nicht weht. Und dass dann mehr Gas verwendet werden muss, um Strom zu erzeugen. Mehr Gas, als ganz Deutschland zum Duschen braucht?
Die verdammte Physik zeigt zudem ihr hässliches Gesicht: Um einen durchschnittlich gedämmten Raum bei minus fünf Grad draußen auf 19 Grad im Inneren zu heizen, braucht es doppelt so viel von den "Fossilen" (Ricarda Lang) als bei den zwei Grad Plus, die noch vor vier Wochen hoffnungsfroh als Dezemberdurchschnittstemperatur verkündet worden waren. Da Heizungen in deutschen Haushalten traditionell etwa 70 Prozent des gesamten Energiebedarfes benötigen, muss schon sehr viel sehr lange und sehr kurz und dazu ganz kalt duschen, um diesen Mehrbedarf auszugleichen.
Achtsam hin, Szenarien her, die zuverlässig zeigen, "dass Deutschland unter den festgelegten Modellparametern gut durch den Winter kommt". Wenn "niedrige Temperaturen auftreten", die die festgelegten Modellparameter des Branchenverbandes Initiative Energie Speichern torpedieren, rechnet sich das alles nicht. Und dann? Werden neue Sparziele helfen? Könnte der Hochlauf von Robert Habecks großem Heizungsentlüftungsplan vom Juli dem Verbrauch Einhalt gebieten? Oder muss am Ende wirklich die EU mit einem Vertragsverletzungsverfahren durchgreifen, weil die im August gemeinschaftlich beschlossenen europäischen Vorgaben zur Verminderung des Verbrauches um 15 Prozent in Deutschland derzeit deutlich verfehlt werden?
OT
AntwortenLöschen"Expertin für interkulturelle Kommunikation" - wat dat nich all jift, Kinnings - in Gorl-Morgs-Stodd von einem noch nicht so lange hier Lebenden überfallen und abgeflöht.
Pfefferspray gerade nicht bei der Hand gehabt?
Löschenhttps://archive.org/details/gefahrlich-antisozial-nutzlos
AntwortenLöschenDie WeLT hat offenbar das Memo der BWHF nicht bekommen und schreibt inzwischen offen von Energiebremsen.
AntwortenLöschenWir haben immer noch Frau Baerbocks Tiefkühlgeflügelbatterie in der Hinterhand. Auch die ganzen schönen Elektro-Auto-Energiespreicher fahren noch. Solange wir diese eiserne Reserve nicht angezapft haben, kann es nicht soooo schlimm sein.
AntwortenLöschenP.S. Das anzünden eines Kerzleins in einem Religionstempel ihrer Wahl kann sicher nicht schaden. Vielleicht lässt sich Gaia noch einmal erweichen und erhöht uns die Außentemperaturen. Falls nicht, trägt die Kerze wenigstens ein klitzekleines bisschen zur Erwärmung bei.