Montag, 28. November 2022

Unkenrufe und Bademäntel: Der Schoß ist furchtbar noch

Nach dem Remis im Spanien-Spiel, das einem Sieg vor allem über den inneren Schweinehund gleichkommt, ist die deutsche Fußballzukunft unglaublich hell, wie das Fachmagazin Goal.com analysiert.

Dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen, noch einmal in die Verlängerung gerettet, Aufstände daheim verhindert und zugleich, dass ARD und ZDF ihre mehr als 200 Millionen Euro Investition in den Kauf der Fernsehrechte der Fußballweltmeisterschaft 2022 in den Wind schreiben können. Mit tatkräftiger Hilfe aus Südamerika und durch einen beherzten Schuss eines Fußballspielers, der mehr Charakter als überragendes Talent mit den Platz bringt, entkam die nach dem 1:2 gegen die ehemals befreundeten und verbündeten Japaner schwer angeschlagene deutsche Truppe bei der WM einem blamablen Ausscheiden gemeinsam mit Fußballzwergen wie Katar und Kanada.  

Aufatmen überall

Das Aufatmen war überall zu hören. Obwohl wegen der prekären Menschenrechtslage in Katar erklärtermaßen kaum noch jemand in Deutschland bereit ist, den Blutprinzen und Schreckensscheichs die Freude zu machen, vor dem Fernsehschirm durch teilhabendes Zuschauen "mitzuhitlern" (Micky Beisenherz), erlöste der im Stil aller deutscher Sturmtanks auftretende Niclas Füllkrug doch zumindest die Reste der früheren Fußballnation. 

Ein Zeichen hinaus in eine Welt, die sich schon auf ein Restturnier ohne den viermaligen Weltmeister eingestellt hatte: Die beeindruckende Mundzu-Geste, mit der die Deutschen vor dem Japan-Spiel bewiesen hatten, dass ihnen der Titel des Moral-Weltmeisters auf jeden Fall auch in Doha nicht zu nehmen sein wird, wurde selbst von den verbündeten Nationen der One-Love-Binden-Allianz nicht aufgenommen. Die Engländer knieten stattdessen, die Belgien höhnten. Die Franzosen waren schon zuvor in die Büsche verschwunden. ZDF und ARD wechselten den kurs: Statt mehr mehr Menschenrechte forderten sie nun mehr Flexibilität im Umgang mit dem koranbasierten Grauen am Golf.

Verschworene Elf aus Edelartisten

Der Starke aber ist am mächtigsten allein und so fand Hansi Flicks verschworene Elf aus Edelartisten am Ball in der Stunde der höchsten Gefahr eine Antwort auf die multiplen Bedrohungslagen. Kampf und Glaube, Glück und Gemeinsamkeit, sie schlossen die Reihen. Zur Freude der vor den Bildschirmen verbliebenen Gebührenzahler, zum großen Verdruss der Hassprediger, denen an der Nationalmannschaft weder der Begriff "National" noch der "Mannschaft" gefällt: In diesem Winter 2022 verbinde nun wieder "ganz Deutschland das schwarz-rot-goldene Band einer ganz neuen Querfront", warnte der promovierte Literaturwissenschaftler Moritz Post in der "Frankfurter Rundschau" vor dem "heuchlerischen Schauspiel". Von links nach rechts habe das Land neinmal mehr "ein gemeinsames Feindbild gezeichnet: Die FIFA und das Emirat Katar" seien nun "die da oben und die wilden Fremden", gegen die nun wieder "Einigkeit bis zum Stechschritt" herrsche: Ein Volk, ein Wille, ein Fußball.

Rechts außen dagegen platzten Untergangsträume und Unkenrufe müssen verstummen. Eben noch hatten führende Kommentäter im Zusammenbruch der deutschen Elf gegen Japan eine Menetekel gesehen, das für mehr stand als ein Ende der natürlichen Mitanwartschaft der Deutschen bei der Vergabe jedes internationalen Titels. Nun aber hatten die Nationalspieler, wie sie inzwischen wieder heißen, "eine neue Botschaft", wie das teilstaatliche Portal T-Online seine Millionen Leser wissen ließ, Mitreißend ist das alles, glänzend, mit Bravour, Turniermannschaft, Einsatzbereitschaft, Spielwitz, Teamgeist, richtiges Händchen, heiße WM-Stimmung, eine einzige Hymne, zu singen auf die Abwehrrecken, Mittelfeldkämpfer, wikingergleichen Helden und Zauber.

Zuschauen als Dienst am Vaterland

Wer nun nicht WM guckt, der ist ein Hundsfott, ein vaterlandsloser Geselle, ein Verräter genau wie der, der letzte Woche schon zugeschaut hat. Am deutschen Wesen wird die Welt womöglich nicht sofort genesen, aber hier kann sie lernen: "Haltung entscheidet sich nicht nur an der Frage, ob man eine Regenbogenbinde am Arm trägt, sie zeigt sich auch während 90 Spielminuten auf dem Platz" (T-Online). Wer leise jubelt, geduckt und unauffällig, dem klatscht der Spiegel. Wenn eine Nationalmannschaft alles gibt, trotz Rückstand nicht aufsteckt, schier unerreichbare Bälle weggrätscht, mit letzter Kraft fünf Gegenspieler umdribbelt, im entscheidenden Moment die Pille in den Kasten haut und eben das an den Tag legt, was der frühere SPD-Chef oskar Lafontaine einst die "Sekundärtugenden" genannt hatte, dann ist das kann ein Remis ein Zeichen ans ganze Land sein, erst recht in Krisenzeiten wie diesen: "Wir lassen uns nicht hängen, also lasst euch auch nicht hängen, Leute!"

Der Schoß, aus dem früher Weltmeister schlüpften, er ist fruchtbar noch in diesem Moment nationaler Aufwallung mitten im Winter. Doch furchtbar ist er ebenso, wie sich mitten in der Live-Übertragung des ZDF aus der Menschenrechtsarena in Doha zeigt: Sandro Wagner, ein Vorgängermodell des augenblicklichen Neuners der deutschen Elf, fühlte sich von den wallenden weißen Thawb-Gewändern, die traditionell auch von allen Blutprinzen, Menschenschindern und Sklaventreibern im arabischen Raum getragen werden, an Bademäntel erinnert.  Dabei werden diese, aus Klimagründen je nach Einkommensklasse täglich bis zu sechsmal gewechselten Baumwollkittel "im Gastgeberland Katar als Dischdascha bezeichnet" (Der Spiegel), so dass eine Verwechslung nur von "Respektlosigkeit und Rassismus" zeugen kann.

Um eine Entschuldigung bei Katar, bei allen arabischen Männer und Staaten, ja, bei der gesamten Umma der korangläubigen Weltgemeinschaft, wird Deutschland nicht herumkommen, will es den falschen Eindruck vermeiden, von oben herab über andere Kulturen zu urteilen.

7 Kommentare:

  1. Sie planen sicher schon die Protestgeste für den Fall des Titelgewinns.

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  2. Die Bademäntel haben es bis ins Bundeskabinett geschafft. Ganz aufgeregt ist Frau Faeser, die neulich noch als Sexsymbol die deutsche Mannschaft gegen Japan zu hohen Leistungen zu stimulieren suchte und die tiefe Leidenschaft der Mannschaft für sexuelle Belange in Fleisch und Blut honorierte und jetzt enttäuscht ist, nicht die allein wichtige Frage in Katar gestellt zu haben.

    „Olaf, sag mal, was haben die unter den Bademänteln an?“
    „O ja, das wüßte ich auch gern“, ruft Annalena. „Das macht mich ganz heiß.“
    „Um welche Bademäntel geht es?“ fragt Olaf etwas verdutzt.
    „Na, um die die Katarer tragen!“
    „Die tragen Bademäntel? Sind das nicht eher Säcke mit unten einem Loch, um den Kopf hineinzustecken?“
    „Olaf, so ein Quatsch, gestern hat doch einer im Fernsehen während einer Fußballübertragung gesagt, daß die Bademäntel tragen!“
    „Ach, das habe ich nicht gehört. Ich interessiere mich nicht so für Fußball. Jetzt willst du also wissen, was sie unter den Bademänteln tragen. Ja, woher soll ich das wissen?“
    „Aber Olaf, du bist so viel in der Welt herumgekommen. Hast du nicht wenigstens eine Idee.“
    „Hmm, laß mich mal überlegen. Wie wäre es, wenn wir einen Katarer in Sack bzw. Bademantel nachstellen würden? Dann könnten wir nachschauen.“
    „An wen hast du als Ersatzkatarer gedacht?“
    „Die meisten Erfahrungen mit den Katarern hat Robert. Er hatte quasi Tuchfühlung mit einem Bademantel und er kann einen Bademantelträger am besten darstellen. Machst du mit?“
    „Was, ich soll rausgehen und in einem Bademantel wiederkommen, so wie ein Katarer?“
    „Genau, dann können wir die Rätsel von Nancy und Annalena wenigstens schauspielerisch lösen. Aber du mußt dich genauso kleiden wie der Emir, dem du formvollendet die Hand geschüttelt hast.“
    Robert geht hinaus und kehrt nach einigen Minuten im Bademantel zurück und stellt sich mitten in das Zimmer.
    „Nancy, Annalena, jetzt könnt ihr eure Neugier befriedigen“, ermuntert sie Olaf.
    Vorsichtig nähern sie sich Robert, lupfen seinen Bademantel und fahren erschrocken zurück. Sie sind kreidebleich.
    „Also, was trägt der Katarer unter seinem Bademantel?“
    „Oh, Olaf, Olaf!“
    „Na, was ist, raus mit der Sprache!“
    „Die Katarer haben den Doppelwumms gestohlen, aber mit Stiel!“

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  3. die Breitfuturewerbung beim Fußball erinnert an Rappelkistenpropaganda aus den 70er und 80er Jahren .

    Spaßfakt : Holzspielzeugeltern aus Mitte etnscheiden sich für Privatschulen ohne Brightfuturemenschen mit Riesengesichtsausdruckmaulaufgesichtsmaskenquatschmensch der nur Fuß kann

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  4. Es ist genau wie bei den olympischen Spielen in Peking und Sotchi. Nach der Vergabe an diese Länder gibt es ganz kurzes Entsetzen. Wie kann man nur? Dann werden für ein Wahnsinnsgeld die Übertragungsrechte still und heimlich eingekauft. Dann geschieht jahrelang gar nichts. Aber vier Wochen vor dem Beginn wird landauf, landab rund um die Uhr auf allen Kanälen getrommelt, in was für einem faschistischen Ausbeuterstaat ohne Grundrechte und Diversität die sowieso gekauften Mistspiele stattfinden. FIFA und IOC, oh weh oh weh.

    Kaum gewinnen wir dann ein Spiel oder ist erste Goldmedaille ist das alles von heute auf morgen vergessen und die Bevölkerung soll sich umgehend geschlossen, aber noch nicht zu national gesinnt, hinter unseren Athleten versammeln, die sich doch jahrelang vorbereitet haben und schließlich nichts für die Verhältnisse vor Ort können.

    Durch dieses ständige miesmachen und die Umwandlung unserer Spieler und Athleten in moralische Littfaßsäulen geht aber die Verbindung zu den Daheimgebliebenen unwiederbringlich verloren. Waren die Sportler früher teil der gemeinsamen Nation mit denen man mitgefiebert hat, nimmt man heute die Ergebnisse ohne Emotion einfach zur Kenntnis. Natürlich freut es einen, dass wir gegen Spanien nicht total abgestunken haben. Zu überschwänglicher Freude reicht es aber auch nicht mehr. Zumal die Chance, dass wir gegen Costa Rica verlieren werden, nicht ganz klein ist.

    Wir beklagen uns ständig, dass die sportlichen Großereignisse immer an die falschen vergeben werden und komplett anders veranstaltet werden müssten. Wenn sich aber unsere Funktionäre einmal alle heiligen Tage zu einer umwelt- und moralgerechten Bewerbung durchringen können, folgt der ablehnende Bürgerentscheid auf dem Fuße. Wir wollen es nur noch ruhig und beschaulich haben. Freude auf etwas in der Zukunft liegendes ist in diesem Land praktisch ausgestorben. Eine Aufbruchstimmung wie anno dazumal in München wäre heute undenkbar. Es werden nur noch Bedenken gewälzt. Uns bleibt dann eben nur die Meckerei wenn die Welt einfach nicht an unserem Wesen genesen will.

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  5. Apropos da wir es gerade so schön vom Fußball haben. Der werte Vorsitzende diese Blogs hat sich schon lange nicht mehr zu seinem Laib- und Magenverein Hallescher FC geäußert. Irgendwie fehlt mir die lose Berichterstattung. Zwischenzeitlich habe ich mit diesem Verein mehr mitgefiebert als mit unserer Nationalmannschaft aka Die Manschaft aka Der Haufen.

    Wenn man die Tabelle ansieht, ist es wohl leider wieder einmal "same procedure as every year".
    Wurde ihr Langmut als treuer Fan inzwischen doch überstrapaziert oder gibt es einfach nichts berichtenswertes mehr?

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  6. das stichwort "mannschaft" ist es. eine mannschaft, noch eine mannschaft. designerfußball. laptop und geschmeidigkeit. richtig. es gibt nichts mehr zu sagen

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  7. zum oberen post: genau so ist das. ein ritual

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