Dienstag, 1. November 2022

Strafe muss sein: Zwangsdiät für den Wohlstandsbauch

Die Preise zehn Prozent, 20 Prozent, 30 Prozent hoch, die Löhne und Gehälter mit sechs, sieben oder gar acht Prozent hinterher. Es ist Bewegung in der Gesellschaft, zumal der Staat sich spendabel wie nie zuvor zeigt. Während die Europäische Zentralbank ihrem Mandat der Unabhängigkeit folgend knallhart durchgreift und nach Jahren der Untätigkeit im Wochenrhythmus an der sogenannten "Zinsschraube" (DPA) dreht, um die Inflation in der Euro-Zone durch Verknappung der Geldmenge möglichst schnell einzudämmen, hält die Bundesregierung mit Entlastungsversprechen dagegen. Hier 100 Milliarden, dort 200, dann wieder 750. Denn der Staat hat so gut gewirtschaftet, dass er am Ende sogar noch Geld rausbekommt beim Bezahlen.

Inflation der Hilfsversprechen

Im Land geht die Angst um, die Angst vor Nazis, Hetzern und Russen, die die Verunsicherung der Menschen vor dem Lebensmittelregal nutzen, um Verunsicherung zu säen. Die Inflation der Versprechen, bald Entlastungspakete zu "schüren" (DPA), tröstet nur wirklich wohlhabende Randgruppen etwa im Bereich der Universitäten, der Parteiapparate, Parlamente und parteinahen Stiftungen und Medienunternehmen über die Tatsache hinweg, dass außer Spesen für Bürgerinnen und Berger bisher kaum etwas gewesen ist. 

Klares Kalkül, sagt der Emotionsökonom Max Kuspermann, der am An-Institut für Angewandte Entropie (AIAE) der Bundeskulturstiftung seit Jahren zum Stimmungsdesign in geschlossenen Gesellschaften forscht. Die Bundesregierung ziele mit ihrem Erwartungsmanagement auf Erziehungseffekte, wie sie in der Regel durch Enttäuschung ausgelöst werden. "Wir sehen im Medienbereich bereits, wie gut das funktioniert", erklärt der Wissenschaffende, "hier gibt es im neunten Monat seit Verkündung der Zeitenwende und der Entlastungsepoche aus Angst vor Antworten keinerlei Nachfragen mehr, was aus den blumigen Ankündigungen von Wumms und Doppel-Wumms geworden ist".

Gewaltmonopol für Gaseinsparungen

Richtig so, ist Kuspermann überzeugt. Der Staat könne alles, dank Primat der Politik und Gewaltmonopol. Doch um die notwendigen Gas-Einsparungen zu erreichen, müsse er vor allem möglichst hohe Preise garantieren. "Bisher leben die Deutschen weiter in der Illusion des gewohnten Wohlstands, sie schränken ihren Gasverbrauch nur wegen des Klimawandels ein und ignorieren alle Aufforderungen, sich jetzt schon abzuhärten für dunkle Monate ohne Gas."

Studien zeigen, dass  temperaturbereinigt kaum gespart wird, weil Bürgerinnen und Bürger mehrheitlich der Meinung seien, dass Geld, das im kommenden Jahr wahrscheinlich noch weniger wert sei als in diesem, am besten schnell noch ausgegeben werden sollte, so lange sich noch etwas damit bezahlen ließe. Gas, Strom und Wärme scheinen vielen Familien wichtig genug, die letzten Reserven, die eigentlich über Jahrzehnte als Vorsorge für einen gemütlichen Ruhestand angehäuft wurden, nun eben für den Luxus einer warmen Dusche und eines warmen Wohnzimmers auszugeben. "Dadurch haben wir unseren Verbrauch im ersten Halbjahr nur um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesenkt, obwohl die Bundesregierung seit Monaten zum Sparen aufruft, um einen noch größeren Gasmangel zu verhindern."

Sparverweigerung des Wohlstandsbauches

Kuspermann geht nicht davon aus, dass sich die Sparverweigerung so vieler direkt gegen die Regierung richtet. Er sehe keinen Protest mit dem Gashahn, sagt er, sondern einen Wohlstandsbauch, der mit einer Inflationsrate von dauerhaft um die zehn Prozent nur langsam abzuschmelzen sei. Das ausgegebene Ziel, 20 Prozent Energie zu sparen, ist schwer zu erreichen, wenn die Menschen glauben, dass ihr Geld reicht, sich den gewohnten Lebensstandard weiter leisten zu können." Das Problem sei, dass die Bürgerinnen und Bürger wüssten zwar, dass ihr Verhalten Konsequenzen habe, vom mörderischen Klimawandel bis zum Verfehlen der Pariser Klimaziele, "doch das scheint ihnen allen gefühlt weit weg".

Max Kuspermann kann das verhaltensökonomisch wissenschaftlich nachvollziehen. Wie beim Seitensprung, bei dem Nachtisch oder dem letzten Glas Bier, das doch noch bestellt werden, siegten bei der Entscheidung, die Heizung aufzudrehen, weil es draußen kalt ist, die Freude am Jetzt, das Leben im Augenblick, der Genuss und die Lebensfreude über Angst, Zukunftssorgen und Schuldbewusstsein, künftigen Generationen nicht nur die Kindheit geraubt, sondern ihnen auch einen komplett ruinierten Planeten hinterlassen zu haben. 

Deutlichere Signale gefordert

Kuspermann spricht nicht von Schuld, wenn er sagt, dass Signale deutlicher gestaltet werden müssen, wenn sie so hartnäckig überhört werden. "Es muss mehr wehtun", fordert er, "Menschen führt man über Strafe und Belohnung“, erklärt der Professor am AIAE. Geld spiele in der Gedankenwelt der meisten Menschen eine zentrale Rolle - und weil die Möglichkeit des Staates, Fehlverhalten körperlich abzustrafen, begrenzt sei, halte er das für eine gute Voraussetzung, das Verhalten des Volkes zu lenken: "Man kann den Menschen ihr Geld nehmen und damit Verhaltensänderungen auslösen." Wohlstandsverluste würden wie Zahnschmerzen empfunden, sobald sie ein bestimmtes Maß annähmen. "Dann gelingt es den Betroffenen auch nicht mehr, die eigene Verarmung zu leugnen und sich einzureden, es gehe nur um eine kurze Zeit, die man überstehen müsse."

Dieses wichtige und wuchtige Signal sei jetzt gefordert, glaubt der Emotionsökonom, der bei Hans Achtelbuscher in Frankfurt und an der Univerity of Kent studiert hat. Die monatlichen Abschläge für Gas müssten umgehend weiterhin drastisch erhöht werden, auch beim Strom, zudem sei es notwendig, Lebensmittelpreise, Preise für Treibstoffe, Reisen und die 1.000 kleinen Dinge des täglichen Lebens "so verdammt teuer zu machen, dass wir davon runterkommen". Nur so würde den Bürgerinnen und Bürgern deutlich werden, "dass das Licht im Wohnzimmer nicht den ganzen Abend an sein muss und auch der Fernseher ausbleiben kann." Max Kuspermann sieht erst Licht am Ende des Tunnels, wenn niemand mehr bezahlen könne, was er sich früher leisten zu müssen glaubte. "Dann sind wir auf dem Weg zur Gesundung", ist er überzeugt.

5 Kommentare:

  1. Das paßt dann.
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    https://twitter.com/StephenKing/status/1587186918785269765

    Stephen King @StephenKing

    Trump writes that the election was stollen.
    😂
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    Julie L. Newbury @julieln57 Replying to @StephenKing
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    Bezieht sich auf das hier

    https://twitter.com/SpiroAgnewGhost/status/1587144628578328576

    it was rigged and stollen (Trump)
    Did it taste good?

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  2. Macht der verlogene ARD-Honk nicht gerade Tauchurlaub auf den Cocos-Islands?
    https://twitter.com/OERRBlog/status/1585279937128398849

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  3. @ Volker: Der Maaßen sieht nicht nur so aus, wie von Fips gezeichnet, er ist ofenkundig auch ... na, lassen wir.
    "Verantwortung" (Kalbitz, Gauland) ist laut Klonovsky das Tarnwort für "Schuld" (Jongen) - und beides kann sich sowohl (((Maaßen))) als auch die "AfD" dorthin stecken, wo die Sonne nimmer scheint.

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  4. Putzig, wie der Lorenz (mit der großen, klugen Brille) das Köpfchen auf die Seite neigt, weise wirken wollend, damit wenigstens e t w a s Gehirn zusammenläuft.

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