Noch nie waren die deutschen Sorgen um einen amerikanischen Internetkonzern so groß wie die, die Twitter ausgeläst hat, seit dort die Meinungsfreiheit ausbrechen soll. |
Elon Musk wird am Ende Glück gehabt haben. Noch zwei, drei Tage, dann kommt das andere Gespenst wieder aus der Kiste, Donald Trump, der Demiurg, der Weltverderber und apokalyptische Fakennewsreiter. Die eine Woche, die der reichste Mann der Welt den Morgoth und den Saruman in einer Person spielen musste, sie ist dann vorüber. Aber natürlich geben bis dahin noch einmal alle alles. Der spd-eigene RND, im politischen Berlin wegen seiner Gefolgstreue als "Reichsnachrichtendienst" verspottet. Das Handelsblatt, das die virtuelle Welt untergehen sieht. Der "Spiegel" der fehlendes Mitgefühl für die Tagelöhner der Digitalgiganten beklagt.
Tiervergleich in der "Tagesschau"
Und die Tagesschau, die zum letzten Mittel greift und einen Tiervergleich bemüht: Um "Ratten" geht es Nils Dampz in seiner biblischen Abrechnung, die sich beim früheren Arbeiterführer Peer Steinbrück bedient und dessen vorsichtige Vorlage in aller Klarheit nutzt und "Sieben Tage der Zerstörung" durch Elon Musk beim Kurznachrichtenportal Twitter beschreibt.
Twitter, das ist der kleinste der Großen im Netz, eine Seite, auf der sich Aktivisten, Prominente, Werber und Journalisten gegenseitig Xse für Us vormachen. Seit Musk den Dienst gekauft und die Rückkehr der Redefreiheit ausgerufen hat, ist Alarm im Medienzirkus. "Schlimmer hätte die erste Woche nach der Übernahme für Twitter kaum laufen können", lässt Dampz keinen Zweifel daran, mit welcher "Rücksichtslosigkeit" Musk "Personal entlassen, Werbekunden verloren, Vertrauen verspielt" habe. Verifizierte Accounts sollen künftig bezahlt werden. "Wenn das wirklich so kommt, könnte es noch schwerer werden zu unterscheiden, was eine glaubwürdige Information ist und was nicht." Und Nutzer sollen irgendwann sogar schreiben dürfen, was immer sie wollen, so lange es nicht strafbar ist.
Entmenschen als Vorstufe
Angesichts dieser Situation musste Nils Dampz zum äußersten Mittel greifen. Nicht nur ein Tiervergleich, mit dem der Andersdenkende, Andershandelnde, der Abweichler, das Gegenüber zum Tier entmenscht wird, zu einem von dunklen Trieben beherrschten Wesen, mit dem nicht mehr debattiert werden kann, weil keinem Vernunftgrund mehr zugänglich ist. Sondern eine Ratten-Methapher, die sich seit Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels als Vorstufe zur Aufforderung zum direkten Handeln gilt.
Ein "Wort aus der Giftküche" der Nazi,hier präsentiert von einem Kommentator der öffentlich-rechtlichen "Tagesschau". Ende der 90er Jahre ließen Gerichte hierzulande die öffentliche Gleichsetzung von Menschen und Ratten noch überpinseln, seitdem aber haben Hetze und Hass, Herabwürdigung und die Entmenschlichung ganzer Bevölkerungsgruppen bekanntermaßen beständig zugenommen. Schon Peer Steinbrück bezeichnete die Wähler der Schwefelpartei über den Umweg der "Rattenfänger" als "Ratten", Donald Trump wurde zum Unmenschen im Affenkostüm, Franz Mümtefering sprach von "Heuschrecken" und zuletzt nannte FDP-Vize Wolfgang Kubicki den türkischen Präsidenten Recep Erdogan eine "Kanalratte".
Bösartiger Marktplatz der Debatte
Türen auf, die Tore hoch! Wenn jemand fahrlässig und ohne Absprache mit ARD, ZDF, den deutschen Leitmedien, der Bundesregierung, dem Bundesblogampelamt (BBAA) und seinen Meinungsfreiheitsschutzorganen, den großen Faktenprüfungsfirmen und der EU-Wahrheitskontrolle ankündigt, einen "Marktplatz der Debatte" eröffnen zu wollen, dann besteht die ernste Besorgnis, dass dort "offenbar auch rassistische oder verschwörerisches Ratten aus ihren Löchern kriechen dürfen" (Nils Dampz). Der Netzexperte Sascha Lobo, vom Frauenmagazin Emma eben erst mit dem Hohn-Preis "Sexist Man Alive" geehrt, hat die ersten verhängnisvollen Beben in der Macht schon aufgespürt. Das aber erfordert schnelle und harte Maßnahmen: Indem "genau diese Ratten in ihre Löcher zurück geprügelt werden".
Das ist nicht Franz-Joseph Strauß im Sound von 1980, als der Rechtsaußen nach dem "mutigen Bürger" rief, "der die roten Ratten dorthin jagt, wo sie hingehören - in ihre Löcher." Sondern der Gemeinsinnfunk 2022, der "rassistische oder verschwörerisches Ratten" (im Original) "aus ihren Löchern kriechen" sieht, wenn "Staaten und Behörden" nicht "ihre Regeln konsequent durchziehen, gegebenenfalls anpassen, sodass die auch auf Twitter angewendet werden können". Wie es dann gerade passt. Bei Twitter ließ Elon Musk den Ratten-Tweet der "Tagesschau" jedenfalls stehen.
Damit ist nun wohl endgültig klar, was das für einer ist.
OT
AntwortenLöschenDer Spiegel hat den Meeresspiegel gesenkt.
https://twitter.com/OliverSKBerlin/status/1588915347494952960
https://twitter.com/RudolfPetersen4/status/1589163397840797697
Noch ein OT, den ich zeit meines Lebens kenne, ohne daß sich daran was geändert hat.
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https://www.spiegel.de/politik/die-menschheit-steuert-auf-einen-abgrund-zu-a-4446a852-0c63-491a-bea1-7aef9c153f7c
"Zum Auftakt der 27. Weltklimakonferenz senden Regierungsvertreter warnende Botschaften. »Die Menschheit steuert auf einen Abgrund zu«, sagte Außenministerin Annalena Baerbock"
Prof. Rieck
AntwortenLöschenhttps://www.youtube.com/watch?v=8Vo9qqwWHKk
Twitter-Strategie zur Meinungsfreiheit (veil of ignorance, leveraged buyout)
Meinungsfreiheit auf Twitter: Wie sollte Elon Musk vorgehen, damit die Plattform sicher ist? Welche Wirkung hat die Übernahme? Wieso entlässt er so viele Mitarbeiter?
"Das ist für mich so eine Art Zeitungsausschnittsdienst"
Prof. Rieck
AntwortenLöschen"Das ist von den ganzen Plattformen, die es so gibt, die aggressivste."
Und warum wurde der Rattenfänger von Hameln tück'sch? Weil ihm die vorher vereinbarte Löhnung für erbrachte Leistung hinterfotzig verweigert wurde.
AntwortenLöschenTagesschau: Akzeptiert den als neuen Satan!
AntwortenLöschenWähler: Aber klar doch. Wir stellen keine Fragen.