Nach Angaben von Achtsamkeitsforschern ist das 49-Euro-Ticket ein klimaschädlicher Irrweg. |
Als das 9-Euro-Ticket im Sommer Triumphe feierte, zeigte sich, wie richtig kluge Maßnahmen der Regierung alles zugleich können: Die Stimmung im Lande aufhellen, die Bevölkerung beruhigen, das Ansehen der Regierung verbessern, die Medien begeistern, die Menschen zu vielen zusätzlichen Freizeitfahrten, fossile Energien einsparen und das Klima retten. Seitdem wartet die Republik auf eine Nachfolgeregelung, auch bei der Klimakonferenz in Sharm Ei Sheik hatten viele andere Nationen darauf gesetzt, von Deutschland einen entsprechenden Plan vorgelegt zu bekommen, dem sie nacheifern können.
Das Ticket in die Irre
Doch dieser Weg, sagt der Achtsamkeitsforscher Gundel Gramschdorf, führe in die Irre. Selbst das derzeit angedachte 49-Euro-Ticket, das die Vorteile des Neun-Euro-Vorgängers mit einem durch die Inflation um 500 Prozent angestiegenen Preis kombiniert, werde der angestrebten Verkehrswende nicht auf die Sprünge helfen. Gramschdorf, der am Transformationszentrum Deutsche und Europäische Einheit (TDEE) in der Aufbauorganisation (AO) Zukunftdesign arbeitet, verweist auf entscheidende Nachteile, die das 49-Euro-Abo-Billett entfalten wird.
Es leben ja nicht nur immer mehr arme, sehr arme und armutsgefährdete Menschen in Deutschland", sagt er, "sondern auch immer noch viele, denen es recht gut geht." Das werde unter Umständen dazu führen, dass wie schon im Neun-Euro-Sommer Bürgerinnen und Bürger sich das 49-Euro-Ticket leisten, "die es gar nicht brauchen." Daraus werde zusätzlicher Verkehr resultieren, zusätzlicher Verbrauch fossiler Brennstoffe und zusätzliche Belastung von Natur und Umwelt.
Ein zu hoher Preis
Ein hoher und aus Sicht von Gundel Gramschdorf viel zu hoher Preis für die angestrebte soziale Teilhabe, die zugleich Klimagerechtigkeit bringen und ein gewisses Entlastungsgefühl vor dem schweren Corona-Winter auslösen soll. "Im Sommer wurden 52 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft", analysiert der Forscher, "viele davon gingen aber auch an Autofahrer und an Leute, die normalerweise überhaupt nicht mobil sind." Statt einen entscheidenden Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten, habe die Neun-Euro-Fahrkarte für mehr Verkehr und mehr Ressourcenverbrauch gesorgt und den Pariser Klimazielen einen Bärendienst erwiesen.
Einen teuren noch dazu. Gelernt aber hat die Ampel-Koalition aus dem dreimonatigen Vernichtungsfeldzug gegen die Umwelt nicht. Mit mindestens drei Milliarden Euro will das Kabinett von Januar an ein neues Lockvogelticket anbieten lassen, das die Illusion von Klimaschutz durch höhere Mobilität schafft. Gundel Gramschdorf wischt diese Behauptung mit einigem wenigen Zahlen vom Tisch: Die exzessive Art von Mobilität, wie sie die Kaste der oberen Zehntausend der Verantwortungsträger, des reisenden Talkshow- und Klimakonferenzpersonals und der berichterstattenden Bufettreporter selbstverständlich beansprucht, sei für eine Weltbevölkerung von acht Milliarden Kindern, Frauen, Männern und Diversen "einfach nicht reproduzierbar", sagt Gramschdorf.
Klimalast durch "Hypermobile"
Durchschnittlich umfasse die Mobilität des Deutschen einen Bereich von rund 7.000 Kilometern im Jahr, wo die "Hypermobilen", wie Gramschdorf sich nennt, nach der Pareto-Verteilung 90 Prozent dieser Kilometer zuliefern. "Würden alle Bürgerinnen und Bürger sich so ausdauernd, weitflächig und oft bewegen wie die Hypermobilen, würde sich das Verkehrsvolumen beinahe verzehnfachen." Das mit dem 49-Euro ausgesendete Signal sei nun nicht etwa, "dass wir aufhören müssden, sinnlose Fahrten zum eigenen Vergnügen zu unternehmen". Sondern die, dass nur einfach die gesamte Mobilität auf Bahnen und Busse umgestellt werden müsse, die dann irgendwann auch elektrisch fahren würden.
Doch gerade dieser öffentliche Verkehrsbereich benötige Personal, Energie und Infrastruktur, einerseits schon für den Erhalt, andererseits für den Ausbau, der für höhere Fahrgastzahlen nötig sei. Und schließlich für die umfassende Elektrifizierung. Allein um die derzeit etwa 75.000 Busse in Deutschland durch elektrisch betriebene Modelle zu ersetzen, sobald deren Entwicklung eines Tages zur Straßentauglichkeit geführt habe, seien Investitionen von rund 40 Milliarden Euro notwendig. "Das ist mehr als das Zehnfache dessen, was jetzt als nationale Kraftanstrengung ins 49-Euro-Ticket fließt."
Ein gefährlicher Irrglaube
Die Überforderung sei absehbar, das Ende der Ressourcen schon in den Zahlen zu erahnen. Wie sein Vorgänger erschaffe das 49-Euro-Ticket staatsamtlich die Illusion, dass der Klimaschutz entscheidend vorankomme, wenn alle auch ohne nachvollziehbaren Grund oder triftigen Anlass jederzeit günstig überallhin fahren oder fliegen können. Ein gefährlicher Irrglaube, wie der Wissenschaftler weiß: "In der Situation, in die Deutschland die Welt durch seinen jahrzehntelangen Raubbau an den natürlichen Ressourcen gebracht hat, muss nicht nur das Fahren privater Autos erschwert und schließlich unmöglich gemacht werden, es muss auch um wirksame Abschreckung vor der Nutzung von Bus und Bahn gehen."
Jede Fahrt, die nicht angetreten werde, helfe am meisten, jeder Fahrgast, der daheim bleibe, arbeite an der Einhaltung der Pariser Klimaziele mit.
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AntwortenLöschen>> jeder Fahrgast, der daheim bleibe, arbeite an der Einhaltung der Pariser Klimaziele mit.
AntwortenLöschenWenn ich dieser Tage wegen draußiger Kälte daheeme sitze, habe ich den Computer am Bullern und schaue Snooker oder spiele stundenlang Tetris extended triple experience profi edition for students and beginners. Ich stehe auf französischen Atomstrom. Der ist so rein und unschuldig, ein Level, daß Baerbock oder Lang nie im Leben erreichen werden. Im Paradies auch nicht. Auch nicht im Tetris-Paradies.
Man sollte den Leuten keine Tickets, sondern Kilometer zuteilen. Wer zum Wohle des Volkes mehr reisen muss, kann dann etwas vom Kilometerkontingent gesellschaftlich weniger nützlicher Subjekte zugewiesen bekommen. Das würde wunderbar über eine App funktionieren.
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