Es war nicht nur eine wahre Zeitenwende, sondern ein Epochenbruch, den Deutschland im Frühjahr mit grimmiger Entschlossenheit einleitete. Kein Öl mehr aus Russland, noch in diesem Jahr, so lautete das Signal an die ganze Welt, die hörbar aufatmete: Indien orderte sofort überstehende Förderreste aus Putins Reich, auch Saudi-Arabien schlug zu.
Die Bundesregierung sah sich in ihrer Strategie bestätigt, als sich binnen weniger Wochen herausstellte, dass die Studien führendster Wissenschaftler Recht behalten würden. Die Erneuerbaren können die zusätzliche Last schultern. Es wird weder Blackout noch Engpässe bei der Versorgung geben.
Straßen aus Russland
Als Problem stellte sich allerdings schnell die Aufrechterhaltung der über Jahre hinweg vernachlässigten Verkehrsinfrastruktur dar. Mehr als ein Drittel des in Deutschland zu Asphaltdecken verarbeiteten Bitumens stammte bisher aus Russland - eine Abhängigkeit, die als besonders verhängnisvoll gilt, weil sich eine Schwarzdecke weder bei Landstraßen noch bei Radwegen oder Autobahnen durch Solarstrom oder Windräder ersetzen lässt.
Zumindest war das so, ehe Forscherer des Climate Watch-Institutes (CLW) in Grimma jetzt in einer umfangreichen Screening-Studie nachwiesen, dass ein Asphalt-Ausstieg nicht nur machbar, sondern sowohl wirtschaftlich darstellbar als auch klimatisch vorteilhaft ist. Zwar sei der Rohöl-Destillationsrückstand Bitumen derzeit weltweit das bedeutendste Bindemittel für den Straßenbau. Betonstraßen gelten bisher nicht als gleichwertiger Ersatz für Asphaltstraßen, da die Zementherstellung einen hohen Energieaufwand und Kohlendioxidausstoß verursacht und Beton insbesondere bei dem am weitesten verbreiteten niederrangigen Straßennetz ein eher ungünstiger Baustoff ist.
200 Millionen Tonnen
Doch um den weltweit bei etwa 200 Millionen Tonnen im Jahr liegenden Bedarf nach Baustoff für Straßen zu decken, gebe es andere Möglichkeiten, so die Forschenden, die die bisher erfolglose Suche nach
alternativen Bindemittel für die Asphaltherstellung mit ihren Vorschlägen für obsolet erklären. Hier sei weder in Bezug auf Verfügbarkeit noch mit Blick auf annehmbare Preise mit einer Entwicklung zu rechnen, die Deutschland beim angestrebten Asphalt-Ausstieg helfen könne.
Vielmehr richtet sich der Blick der Wissenschaftlernden auf einen natürlichen Baustoff, der bereits seit Tausenden von Jahren erfolgreich verwendet wird, zuletzt beim erfolgreichen Rückbau ungenutzter Gebiete in Ostdeutschland im Rahmen der Initiative Pro Holzweg. Bei der Initiative Holzweg, die das CLW jetzt nach Berlin tragen will, geht es allerdings um mehr: Holz sei ein leistungsfähiges Bitumen-Ersatzprodukt auf nachwachsender Rohstoffbasis, das aus einem allgemein verfügbaren Naturstoffen ohne chemische Prozesse oder umständliche Modifizierung die Erstellung von Fahrbahnoberflächen mit akzeptablen Nutzungseigenschaften erlaube.
Ersatz aus dem Wald
Als Bitumenersatzstoff habe Holz aus einheimischem Anbau in zukunftsoptimierter Forstwirtschaft zahlreiche Vorteile. Holz sei nachwachsend, seine Eigenschaften seien bekannt, es gebe weltweit vielfältige Erfahrungen im Bau von Stegen, Wegen und Brücken, der Naturstoff verfüge zudem in jedem Fall auch in wirtschaftlicher und technologischer Hinsicht über das Potential für eine Massenproduktion. Holz, das zum Bau einer Autobahn genutzt werde, könne zudem am Ende seiner Nutzungszeit als Reststoff energetisch neutral eingesetzt werden.
In einer praxisnahen Untersuchung, bei der in der Nähe von Luckau eine vierspurige Straße mit Standspur über 1,2 Kilometer durch den Borcheltsbusch gezogen wurde, konnte gezeigt werden, dass es derzeit schon möglich ist, auf der Basis von hölzernen Planken Bitumen aus nachwachsenden Rohstoffen nachzubilden und einen hochleistungsfähigen, zukunftsweisenden Asphalt-Typen zu erzeugen. Um ausreichende Mengen dieses CO2-neutralen Bitumenersatzprodukten in mittlerer Zukunft bereitstellen zu können, bedürfe es jedoch einer frühzeitigen Anzucht geeigneter Baumarten in ausreichender Menge, denn die benötigten Volumina scheinen auf den ersten Blick herausfordernd.
Festes Holz statt klebriger Flüssigkeit
Allein in Deutschland werden im Jahr 2,2 Millionen Tonnen Bitumen verbraucht, in Europa sind es regelmäßig über 11,3 Millionen Tonnen. Über 90 Prozent des in Europa aus Erdöl gewonnene, schwarz-klebrige Flüssigkeit fließen in den Bau von Asphaltstraßen, die später wieder mit Bitumen instandgehalten werden müssen. Die Nutzung von Holz würde dieses Problem lösen: Hinzu kommt, dass der Werkstoff sehr langlebig ist und sich sehr gut recyceln lässt. Abgefahrene Bohlen ließen sich unter Umständen umdrehen und ein weiteres Mal nutzen.
Die Klimazukunft würde es danken, wenn ohne die über Jahrzehnte ungeachtet der klimaschädlichen Wirkungen von Bitumen gerühmte Klebekraft der schwarzen Paste Straßen zu einer durchgehenden Fahrbahndecke zusammengenagelt und -gezapft werden könnten. Eng verfugt, könnten auch die neuartigen Straßenoberflächen weitgehend wasserundurchlässig sein, schreiben die Forscherinnen und Forscher in ihrer Pre-Print-Studie.
Anlieger auf dem Holzweg
Auf weniger stark belasteten Straßen – zum Beispiel Anliegerstraßen – beziehungsweise auf Rad- und Gehwegen oder Parkplätzen sei das noch nicht einmal nötig, hier ließen sich die seit Jahrhunderten im Schiffsbau genutzten thermoplastischen Eigenschaften von Holz nutzen: Undichtigkeiten werden durch Quellung geschlossen, später trocknet das Holz wieder, bleibt aber dabei in sich glatt.
Auch im Hitzebereich hat holz unbestreitbare Vorteile. Wo Bitumen sich in den letzten Klimajahren zunehmend als problematisch an Hitzetagen herausstellte, schmelzen hochwertíge Holzbahnen auch bei Temperaturen oberhalb von 70 °C nicht. Holzfahrbahnen, so das CLW, seien formstabil und langlebig
sowie widerstandsfähig gegen Reifenabrieb, Streusalz und aus dem Fenster geworfene Kaugummis.
>> schmelzen hochwertíge Holzbahnen auch bei Temperaturen oberhalb von 70 °C nicht
AntwortenLöschenSoweit gehe ich da mit. Wie wir aber jeden Sommer von den zahlreichen Klimabeobachtern auf dem Twitter erfahren, fängt Holz dann wegen der Hitze an zu brennen, wie z.B. in den deutschen Wäldern. Und da liegen die Temperaturen noch deutlich unter 50 Grad. Wenn es dann erst mal brennt, natürlich nicht mehr.
Es bedarf hier noch etlicher hochkomplexer Forschung, um die spontane Selbstenzündung von Holz im Sommer verhindern zu können. Brennende Straßen will die deutsche POlitk als allerletzes. Das erinnert zu sehr an die Revlutionen der letzten ..., also vor 200 Jahren oder so, oder vor 100.
das ist natürlich eine gefahr, der man dann wird begegnen müssen. aber alles zu seiner zeit!
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