Mittwoch, 10. August 2022

Delegitimierung von Notöfen: Hetze gegen Heizlüfter

Amtliche Warnung des deutschen Heizdienstes: Lieber frieren als elektrisch heizen*

Jeder zehnte Deutsche hat sich bereits wenigstens einen zugelegt, um gewappnet zu sien für den Winterohnegas. Kommt nichts mehr aus dem Han, so hoffen die Millionen Käufer von elektrischen Heizlüftern, Wohnzimmergebläsen und Induktionsheizgeräten, dann bleibt wenigstens noch eine Möglichkeit, wenigstens ein kleines Eckchen der eiskalten Mietwohnung halbwegs bewohnbar zu halten. 2000 Watt aus der Wand, eine oder zwei Stunden gezogen, machen einen mittleren Raum um zwei, drei Grad wärmer. Das kann Leben retten, Ehen und die Stimmung sowieso.

Gekommen, um alles zu zerstören

Es kann aber auch alles zerstören, was die Bundesregierung, die Parteien der demokratischen Mitte  und zahllose engagierte Verantwortungsträger mit viel Mühe nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut haben. Seit die Zusicherungen des Wirtschaftsministers und der grünen Parteivorsitzenden einkassiert wurden, dass Deutschland zwar eine Gaskrise erleben, aber keineswegs ein Stromproblem habe, warnen Verbände, Verbraucherschutzvorsitzende, die Bundesnetzagentur und Energieerzeuger deshalb vor einem "Grusel-Szenario" (Merkur), bei dem rücksichtslos mit Strom beheizte Wohnungen "das gesamte Stromnetz in Deutschland" zusammenbrechen lassen werden. 

Eine sehr wichtige und absolut notwendige Kampagne zur Delegitimierung der vermeintlich achso harmlosen Heizgeräte. Denn wenn plötzlich hunderttausende von Heizlüftern zusätzlich am Netz hängen, die von Zweiflern an der Fähigkeit der Bundesregierung, die Deutschen warm über den Winter zu bringen, betrieben werden, könnte das Schlimmste passieren. Nach dem Gas, das nicht mehr strömt, schaltet auch das Stromnetz wegen Überlastung ab. "Es kommt zum großflächigen Stromausfall", heißt es angesichts der Bedrohung durch die Elektroöfen, die schon bei nur 2.000 Watt Leistung zwei Kilowatt pro Stunde aus der Leitung saugen und bei zwei Stunden Betrieb am Tag auf einen Gesamtverbrauch von 700 Kilowattstunden im Jahr kommen. 

Doppelt so viel Strom wie ein Kühlschrank

Das mag wenig klingen und ist sogar deutlich weniger als der Stromverbrauch einer typischen deutschen Wärmepumpe, der in einem Haus mit 160 Quadratmetern Wohnfläche bei 4.000 bis 7.000 Kilowattstunden liegt. Ein Heizlüfter benötigt aber mit 700 Kilowattstunden doppelt so viel Strom wie ein Kühlschrank. Wird er in allen 600.000 aktuellen Käuferhaushalten zugleich angeschaltet, läuft das aufs Selbe hinaus als würden 1,2 Millionen Menschen für jeweils acht Personen ein Essen kochen. Dafür ist das deutsche Stromnetz nun wirklich nicht ausgelegt.

Die Wärmepumpe gilt deshalb als Helfer in der Wärmenot, der Heizlüfter hingegen als Feind der  Energiewende. Das "große Verbraucher-Interesse" (Statista) an irgendeiner Möglichkeit, irgendetwas gegen Kälte tun zu können, wenn der große Gas-Stopp kommt, wird als bedrohlich empfunden. Demnächst kommt dann noch jemand auf die Idee, wieder mit Holz in einem Ofen zu heizen!

Zeichen verlorenen Vertrauens

Nein, der Heizlüfter ist einerseits ein sichtbares Zeichen verlorenen Vertrauens in die Maßnahmen der Bundesregierung, wie es Sachsen, Quermarschierer, Impfkriminelle und Prepper traditionell demonstrativ herauskehren. Andererseits ist der Trend zur Heizspirale Folge einer Fehlkalkulation, so rechnen die großen Medienhäuser nimmermüd ab mit der einzigen Chance von Millionen Mietern, irgendetwas an Vorsorge für den Notfall zu betreiben.

Wie der Vergleich des Strompreises mit den Preisen für andere Brennstoffe und Heizarten zeige, sei "das Heizen mit strombetriebenen Geräten besonders kostenintensiv" hat das Redaktionsnetzwerk Deutschland herausgefunden. Heizlüfter statt Gas seien "finanzieller Wahnsinn", lässt der SWR einen Experten sagen. "Warum diese Idee nicht funktioniert", erklärt der "Focus" in seinem Hetzbeitrag gegen den Heizlüfter. Im Zuge der Volksaufklärung wird überall umfänglich gerechnet. Wer ein 2.000-Watt-Modell täglich fünf Stunden in Betrieb nehme, müsse im Monat mit zusätzlichen Stromkosten von über 100 Euro rechnen. Schließlich kostet eine Kilowattstunde Elektroenergie im Land des Strompreisweltmeisters im Schnitt 37,7 Cent! 

Spartipps aus dem Elfenbeinturm

Heizöl, Erdgas, Fernwärme, Wärmepumpen oder Pellets" seien dagegen "deutlich preiswerter", wenigstens Stand heute. Warum kaufen sich die Leute im achten Hochhausstock nicht einfach eine dieser Wärmepumpen? Oder Fernwärme? Weshalb scheut sich der Rentner in der gemieteen Einraumwohnung im ungedämmten Altbau, seine Gasheizung mit Pellets zu beschicken?

Was später wird, wenn das Gas den Endverbraucher erst so viel kostet wie heute den Großhändler und für die Erdgasumlage noch ein Schnaps obendrauf fällig wird, bleibt bei der Rechnung außen vor. Was sich heute sicher sagen lässt, ist, dass kalte Wohnungen in jedem Fall viel weniger kosten als lauwarme oder warme. Ein Unterschied, der in den kommenden Monaten noch deutlicher werden wird, gerade auch bei den "Nutzern, die direkt von steigenden Gaspreisen betroffen sind" (Statista) sind. 

* außer Wärmepumpen

8 Kommentare:

  1. Wetten, dass balb ein Politiker daherkommt und eine deutliche Anhebung der Strompreise fordert um das Abstandsgebot zum Gaspreis aufrecht zu erhalten? Alles natürlich nur für die Versorgungssicherheit und nicht für den Profit der Versorger.

    AntwortenLöschen
  2. Die Musterberechnung gehen sinniger Weise immer davon aus, dass ein Gasbrennwertkessel verbaut ist. WENN das so ist, beträgt der Wirkungsgrad tatsächlich bis zu 99%. Wobei Wärmeverluste an Rohren natürlich unberücksichtigt bleiben.
    Bei einer alten Heizungsanlage kann der Wirkungsgrad unter Umständen auch bei nur 70% liegen. Und wenn die Gasumlage kommt wäre der große böse Heizlüfter da je nach Stromtarif unter Umständen bereits stand heute die günstigere Wahl.

    AntwortenLöschen
  3. Wir haben kein Politikerproblem, wir haben ein Wählerproblem.

    AntwortenLöschen
  4. Bernd baut sich einen neuen Kachelofen - keine Ahnung warum die Loide ständig von den Heizkosten reden

    AntwortenLöschen
  5. Ich bin gespannt, wann sie verbieten werden Elektroautos zu laden. Jeder weiß, dass das Stromnetz nicht darauf ausgelegt ist, dass jeder sein Auto zuhause lädt. Jeder? Jeder, der ein Eigenheim besitzt.
    Die Strompreise steigen von selbst, und wenn nicht, Habeck wird einen Ausgleich fordern. Die grüne Agenda wird durchgedrückt, koste es, was es wolle. Ist doch praktisch so ein Krieg, da haben wir einen Schuldigen. Putin.
    Aber die Leute merken so langsam, das es gar nicht um die Ukraine geht.

    AntwortenLöschen
  6. sie haben doch schon ein gesetz geschrieben, nach dem autoladevorgängen ferngesteuert jederzeit abgebrochen werden können und dürfen, wenn die netzstabilität es erfordert, kommste dann morgens zum schicken tesla/ID3, entschlossen, die fahrt zum wichtigen termin mit tempo 80 stromsparend in einem ritt durchzuziehen, ohne autoradio an. und die karre fährt gar nicht los

    das ist kein bug, das ist ein feature

    AntwortenLöschen
  7. @ppq

    Das Feature geht aber weiter.

    In diesem Fall geht dann doch das Radio an, also der Lautsprecher, weil das ja alles elektronisch organisiert ist, das mit der Fahrerei, und die beruhigende Frauenstimme aus dem Off erzählt:

    - Wegen einer Unpäßlichkeit konnte die Batterie ihres Autos heute Nacht nicht geladen werden.
    - Für die Weiterfahrt zu ihrem Geschäftstermn im 11 Uhr in der großen Stadt haben wir folgende Alternative errechnet.
    - 8:12 Uhr Abfahrt Linienbus, Haltestelle Dorfanger, bis Bahnhof Glauben
    - Abfahrt Glauben 08:50 Uhr in die große Stadt, Ankunft 10:32 Uhr Bahnsteig C (langes Ende), bitte 10 Minuten Fußweg einkalkulieren.
    - Tramlinie 44 um 10:46 zum Ort des Termins. Ankunft 10:57 Uhr, Haltestelle direkt am Haupteingang.
    - Für eine Mitfahrbegehr auf dem Freifahrerprotal ist es leider schon zu spät. Alle Mitfahrgelegenheiten sind ausgeschöpft. *

    * Es gibt im Brandenburgischen Umland Berlins jede Menge Kaffs, die, auch wenn nur einen Katzensprung von Berlin entfernt, kaum noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Da ist dann eine Haltstelle als Mitfahrerhaltestelle ausgewiesen, nebst den Fahrzeiten, wann man dort in welche Richtung abgeholt wird. Ungefähr.

    AntwortenLöschen
  8. und nur das kann unser weg sein! wenn verkehr erschwert wird, werden viele wege überflüssig, d.h. die, die sie sonst angetreten hätten, nehmen davon abstand. das nützt dem klima und unserem titanischen kampf um autarkie gleichermaßen.

    das neuneuroticket war ein bärendienst für das weltklima, ein viertel aller fahrten wären ohne die subvention nie angetreten worden! es bleibt uns nur die folgerung, dass alles einfach nur ausreichend teuer werden muss, damit die menschen endlich zur vernunft kommen.

    und ja, das wird es ja nun bald, selbst dort, wo immer geschrieben wurde, es werde alles doch gar nicht so übel werden, klingt das pfeifen im wald inzwischen unglaublich furchtsam

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.