Ein Minister macht sich stark für Trinker: Karl Lauterbach in seiner Rolle als Bundeschefwarner. |
Wasser und Wogenschwall - o weh der Sündfluth!
Flieh'n wir ohne Säumen in die Arche -
In die Schenke! Da sitzt mit seinen Kindern
Vater Hafis, der fromme Patriarche.
Heil dir, Heil, du Noah unsrer Zeiten!
Hast noch einmal diese Welt gerettet.
Und begraben liegen im Wasserschlunde
Mufti, Scheich, Magister und Scholarche.
Viel trinken, gerade im Alter! Drei Liter, wenigstens, auch an Herbst- und Wintertagen! Doch wenn in Großbritannien die Rollbahnen schmelzen, in Deutschland die Wetterkarten ins Schwarze changieren und die "Extras", "Spezials" und "Brennpunkte" bei ARD und ZDF länger werden als im Kriegs- und Krisenfall, dann reicht das alles nicht. Der Bundesgesundheitsminister warnt. Wer nicht trinkt, ist tot! Hitze ist Lebensgefahr!
Überleben im Klimanotstand
Wie Menschen in südlicheren Ländern all die Jahre überlebt haben, in denen Deutschland sich noch durch seine traditionell regennassen, trüben Sommer zitterte und aus feuchten Zelten "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" von Rudi Carrell sang, ist bisher unerforscht. Den "Brennpunkten" und den "ZDF-Spezial"-Sendungen zufolge müssten Athen, Lissabon und Nikosia seit Jahrzehnten verlassen sein, aufgegeben wegen des Klimanotstands, den Konstanz am Bodensee weitblickend bereits im Mai 2019 ausrief, jenem Jahr mit der "extremen Hitzewelle mit Temperaturrekorden, der nach 2003 mit 19,7 °C und 2018 mit 19,3 °C als drittheißester seit dem Beginn regelmäßiger Messungen 1881in die Annalen einging.
Mit 19,2 Grad Celsius Temperaturdurchschnitt lag der Sommer 2019 um 2,9 Grad über dem Wert der
international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990, gegenüber der
Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung nach oben 2,1
Grad. Schuld waren vor allem drei heiße Tage vom 24. bis zum 26. Juli, an denen jeden Tag 40 Grad Hitze oder mehr herrschten. Es war kein verantwortungsvoller Politiker, keine Bundesgesundheitsbehörde, kein Gemeinsinnsender und schon gar nicht der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn, die vor den tödlichen Folgen des Zusammenspiels von Hitze und Flüssigkeitsmangel warnten. Sondern die Frauenzeitschrift "Freundin", die Trinken als Lifestyle-Tipp an ihre Lesenden weiterreichte.
Sterben in der Sonne
Wie hätte er auch können. Die Pandemie lag noch vor Deutschland und der Welt, die "vulnerablen Gruppen" würden erst im Folgejahr populär werden und der Zusammenhang zwischen Rekordtemperaturen und Übersterblichkeit trat gar erst um das Klimanotstandsjahr 2019 herum in die Öffentlichkeit, freilich ohne alle seine Geheimnisse zu offenbaren: So starben einer Untersuchung von Robert Koch-Institut, Deutschem Wetterdienstes und der Charité zufolge 2003, im bis heute heißesten Sommer aller Sommer, 7.600 Menschen den Hitzetod. Im zweitwärmsten Sommer 2018 dann mit 8.700 mehr als tauend mehr. Im nur 0,1 Grad kühleren drittwärmsten Sommer 2019 wiederum nur noch 6.900. Im Sommer 2021, der regenreich war, aber "im Vergleich zum vieljährigen Klimawert von 1961 und 1990 um 1,43 Grad zu warm", konnte dann "keine signifikant erhöhte Übersterblichkeit aufgrund von Hitze registriert" werden (Tagesschau).
Die aktuelle Hitzewelle erscheint im Erleben wie eine Kombination aus Vergesslichkeit und Suggestion. Ein Orkan an Warnungen fegt durchs Land, "am Dienstag wird eine starke Wärmebelastung erwartet", heißt es beim Deutschen Wetterdienst, und "am Mittwoch wird eine starke Wärmebelastung erwartet", wo vor drei Jahren noch launig darauf hingewiesen wurde, dass "Deutschland sowie große Teile Europas richtig ins Schwitzen" kämen durch Hoch "Yvonne".
Heute wäre eine solche Verharmlosung kaum mehr vorstellbar. Hilfsbedürftig sind nun nicht mehr nur die, die noch nie einen Sommer erlebt und überlebt haben, sondern auch alle, denen weder Durst noch Lebenserfahrung als Hinweis genügen, mittags mal nicht joggen zu gehen, hin und wieder einen Schluck zu trinken und Fenster und Türen am besten bis zum Abend geschlossen zu halten. Es besteht erhöhter Betreuungsbedarf bundesweit, das Land muss hitzefest gemacht werden für den Höhepunkt der Heißzeit, der gestern war oder heute kommt oder aber im August.
*Georg Friedrich Daumer
Ohne unseren lebensrettenden lauten Dauerwarner Karl wären wir Deutschen an unseren diversen Heimsuchungen längst komplett ausgestorben.
AntwortenLöschenDanken wir diesem unermüdlichen Helden der Volksgesundheit also, dass der uns auch in der klimatischen Vorhölle an regelmäßiges Trinken erinnert.
Hier ein unaufschiebbarer Job, dort eine andere Wichtigkeit, und schon ist man dehydriert, fängt an zu halluzinieren, in eine Demokratie zu leben und wählt jene Magier, die dieses Paradies allein durch abstrakte Denkkonstrukte am Laufen halten.
Bei so viel Vollknochen unter der kindischen Fontanelle muss man aber auch ohne Wasserkopf ziemlich hitzefest sein. Und falls nicht ... glutofenresistentere Neubürger sind ja längst in Massen importiert worden, um zu verhindern, dass wir Deutschen aussterben.
Zum Glück wird der fürsorgliche Heilige Karl auch dieses Jahr einige vor ihrer staubtrocken Mumifizierung bewahren und in den russengasfreien winterlichen Eiskältetod hinüber retten können.
Und wer sich dieser staatlichen Wohltat verweigert, wird zu täglich 2 Liter Schwedentrunk verurteilt. Hat schon früher viele überzeugt, der allwissenden Obrigkeit Gehorsamkeit zu zollen. Was dem einstigen Leibeigenen gut tat, dürfte dem heutigen Arbeitssklaven sicher nicht schaden, oder?
Aber der aktuellen Asketenzeit angemessen nur in Maßen trinken, denn saufen kann auch tödlich enden.
Danke, Karl, und somit allen Happy Hydra-Hydrant.
Ich nutze die Gelegenheit, um mich auf niedrigere Zimmertemperaturen im Winter vorzubereiten und habe die Klimaanlage im heimischen Wohnzimmer auf 17°C herunter reguliert.
AntwortenLöschenOT - Angeblich 16jähriger Affgahne notzüchtigt 11jährige und kriegt Bewährung. Hatten wir eine Zeitlang nicht, aber jetzt wieder mehrmals auf PIPI, sinngemäß - Wenn der das mit m e i n e r Tochter gemacht hätte, aber dann holla die Waldfee!
AntwortenLöschenGurgeln nach Georg Friedrich Daumer bringt interessante, wenn auch unerfreuliche Erkenntnisse. Als schon damals war das Syndrom des mürben Kekses weit verbreitet.
AntwortenLöschenAlso schon ...
AntwortenLöschenDas ist der erste Ratschlag vom 'Gesundheitsminister', der sowas wie einen Bezug zur Realität hat, wenn auch - seiner Qualifikation entsprechend - gnadenlos banal.
AntwortenLöschenBig Clive bestätigt mit einem wissenschaftlichen Experiment die Banalität.
AntwortenLöschenHow much CO2 can cheap wine absorb?
Es wäre sensationell, wenn Alkohl CO2 absorbieren kann. Dann löst sich das Problem von selber.
Was macht die Aaschkrampe da für einen Gestus mit dem Krabbelfinger der Schildhand? Ich stecke Euch den Finger in den Po, und es muß Euch recht sein?
AntwortenLöschenÜbrigens kenne ich einige Spießer*innen, denen der Salzirre, dank veblödendem Medienkonsum, recht ist. Etwa in der Art, endlich ein "richtiger" Arzt, im Unterschied zum Spahnferkel.
Aber ich habe es aufgegeben, WF-Unterricht zu leisten. So sinnvoll, wie einem Frosch die vier Grundrechenarten beizubringen.