Eine der ersten Verteilstellen für die neuen EUSB-C-Stecker entstand in einer früheren Fleischerei im sächsischen Freiberg. |
Es war ein Tiefschlag für die Hightech-Welt, als die EU im Frühjahr Pflöcke einschlug, um ein Grundproblem der Moderne zu lösen. Verschiedene Stecker für verschiedene Geräte, nichts, was zu allem passt und überall hinein. Ein Unding seit Erfindung des Schuko-Anschlusses, der bis heute EU-weit in zahllosen Abwandlungen im Gebrauch ist. Eigentlich hatte das CEE-System (Commission on the Rules for the Approval of the Electrical
Equipment) schon seit den 60er Jahren dafür sorgen sollen, dass jeder Stecker wenn schon nicht weltweit, so doch aber in der Wertegemeinschaft der damals noch 28 in jede Dose passt.
Das Steckerdrama der EU
Doch trotz ausdauernder Bemühungen der EU scheiterte das Unternehmen dauerhaft: Frankreich und Belgien nutzen bis heute hartnäckig dem E-Stecker, Großbritannien wich keinen Millimeter von seiem G-Modell, Liechtenstein blieb bei der Schweiz und bevorzugt das J-Design, in Deutschland ist F der Standard, Dänemark lässt nicht von seinem K und Italien nicht von L. Osteuropa ist ein weiteren, dunkles Kapitel der Stecker-Angleichung. Europa-Stecker, wie sich auch genannt werden, passen in Tschechien, Polen und der Slowakei manchmal. Manchmal aber auch nicht.
Ein Elend, das die EU tatkräftig anging, indem sie ihre Regulierungsbemühungen seit einiger Zeit energisch auf andere Steckerarten konzentrierte. Nach den Steckern für "Klasse-II-Geräte für Haushalt und ähnliche Zwecke", bei denen das angestrebte europaweit einheitlich System ein Traum blieb, den die Norm CEE 7/16 bis heute geradezu romantisch klassifiziert, machten die EU-Abgeordneten im 13. Jahr seit Beginn der Idee der EU-Kommission Barolo Nummer 1 mit dem seinerzeit zuständigen Kommissar Günter Verheugen Nägel mit Köpfen. Ein "Anti-Apple-Gesetz" verpflichtet Anbieter*innen von Smartphones, Laptops, Kopfhörern, Digitalkameras, Wearables & Co., ihre Geräteanschlüsse einheitlich auf den sogenannten USB-C-Standard umzustellen.
Kabelsalat an den Kragen
Der Ausschuss für den Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO) des EU-Parlaments war sich nahezu einigt. Mit 43 zu 2 Stimmen ging das "Anti-Apple-Gesetz" durch, das dem Kabelsalat in der digitalen Gerätewelt ein Ende bereiten soll, zumindest in der EU, in der zwar keiner der großen Geräteanbieter zu Hause ist. Die dafür aber seit Jahrzehnten danach strebt, mit allerlei digitalen Goldstandards, Cookie-Richtlinien, Hassverboten und Internet-Grundgesetzen den Wildwuchs von Meinungsfreiheit, technischem Fortschritt und alternativen Designentwürfen für neumodische Alltagshelfer Zucht und Ordnung auf den wilden Märkten zu schaffen, die amerikanische und chinesische Hersteller dominieren.
Bis hierher und nicht weiter. Hersteller von Mobiltelefonen, Tablets, Laptops, Kopfhörern und Digitalkameras müssen nun in Bälde einheitliche Steckanschlüsse bieten, die dort, wo kabellose Ladeverfahren angeboten werden, einheitliche Ladegrundsätze verwirklichen. setzen. Als Standard dafür ist der USB-C-Anschluss vorgesehen, der derzeit am weitesten verbreitet ist. Als "empfohlener Standard" ist der von der EU-Generaldirektion Binnenmarkt auserwählte Stecker so lange Pflicht, bis ein besserer Nachfolger eingeführt wurde, der allerdings in der EU nicht eingeführt werden darf, so lange USB-C EU-weit Standard für alle Geräteklassen ist.
Apple als prominentes Opfer
Erstes prominentes Opfer der Harmonisierung, die in einer Neufassung der "Richtlinie über Funkanlagen" versteckt wurde, ist der US-Konzern Apple, der bislang hartnäckig an seinen Lightning-Steckanschlüssen festhält. Damit ist jetzt Schluss, die Extrawurst der Amerikaner wird abgeschafft, vorerst bei Handys, Tablets, Computern und allerlei Zubehör. Bis 2026 wird sich die EU-Kommission aber Gedanken machen, welche weiteren Geräteklassen künftig mit einem USB-C-Anschluss versehen sein müssen. Ist das geschafft und die Adapterindustrie obsolet geworden, soll es dem Wildwuchs beim kabellosen Laden an den Kragen gehen: Zwischen 2028 und 2030 wird sich die EU dazu einen neuen Standard ausdenken.
Gerade für das Weltklima ist das ein Befreiungsschlag. EU-weit fallen derzeit jährlich etwa vier Millionen Tonnen Elektroschrott an, 11.000 bis 13.000 Tonnen davon stammen von Smartphone-Käufern, die wegen des Fehlens einer einheitlichen Ladebuchse gezwungen sind, mit jedem neuen Gerät ein neues Ladekabel zu verwenden. In einem Pilotversuch wird über den Sommer in Sachsen getestet, wie die Harmonisierung ankommt. In einer ehemaligen Fleischerei in Freiberg werde seit einigen Wochen die ersten Einheitsstecker an Bedürftige ausgegeben, bisher hält sich der Andrang aber noch in Grenzen.
Der EU-Einheitsstecker für uniforme Updates der Bürger-Hirnschrittmacher ist längst überfällig, denn noch immer gibt es Spuren ketzerischen eigenständigen Denkens im bunten Gemeinsamreich.
AntwortenLöschenWas bisher mühsam per Zensur liquidiert werden musste, kann dann erst gar nicht wachsen.
Dann endlich ist sie endlich da, die schöne neue Welt.