Der Bundespräsident machte wie immer den Anfang, als er mit gutem Beispiel voranging. Licht aus am Schloss Bellevue, nur noch so viel Beleuchtung, dass Beschäftigte und Wachen die Hand vor Augen erkennen können. Schlimm genug, dass das erste Haus am Platze noch immer mit Fernwärme aus russischem Gas beheizt wird und das Staatsoberhaupt nicht im Elektroauto fährt, sondern seine Klimabilanz mit Hilfe fragwürdiger Hybrid-Modelle der Oberklasse aufhübschen muss. In Zeiten wie diesen heißt es gut aussehen, wenn man eine schlechte Figur macht.
Zeichen und Wunder
Die Welt draußen im Land, all die angeschlossenen Sendeanstalten und unabhängig-überparteilichen Protokollführer der guten Taten der gewählten Volksvertreter warten auf Zeichen und Wunder, die sie hinaustragen wollen zum gewöhnlichen Volk, auf dass es angezündet werde für die Visionen von nationaler Energieautarkie und von Energieversorgung durch Einsparpotenziale.
Dass Deutschland noch kein Stromproblem hat, ist in Berliner Ampel-Kreisen als Sprachregelung verabredet, dass aber jedes kleine Signal hilft, die Menschen draußen im Land für die Dramatik der Lage zu sensibilisieren, ohne sie zu beunruhigen, gilt als wünschenswert. Der Griff zum Lichtschalter ist die preiswerteste Art der Zeichensetzung, weil sie bekannten Stoff belehnt.
Zärtlichkeit der Völker
Jahrelang wurden markante Bauwerke deutschlandweit bei entsprechenden Anlässen in den bunten Farben der Vielfalt der weltweiten Bevölkerungen beleuchtet, um Solidarität zu zeigen, nach einem Satz von Che Guevara "die Zärtlichkeit der Völker". Erst der Russe zerstörte das Antiterrorkonzept: Als in St. Petersburg falsche Opfer zu beklagen waren, gab es sehr gute Gründe, auf die übliche Geste für die Trauernden zu verzichten.
Jeder Schuss ein Russ' und jede Tagesschau-Träne ein richtiger Volltreffer. Deutschlands größte Lichtsignalanlage am Brandenburger Tor übernahm jahrelang das Senden von Symbolen in alle Welt, hier ließ sich ablesen, wer gemocht wurde und wer nicht und hier ist nun auch zuerst zu sehen, wie sich die Hauptstadt der Bewegung uneigennützig an die Spitze der Verwandlung des ganzen Landes in das stellt, was als "Dunkeldeutschland" über Jahrzehnte zu einer beliebten Erzählung über den vom alten Westen aus gesehen nur allzu nahen Osten entwickelt wurde. Düster war es dort, es lebten mordgierige Stämme in lichtlosen Wäldern, Ostler mit "fliehenden Stirnen und flachen Hinterköpfen" (Der Spiegel), die genetisch so sehr an Kerzenlicht und Lagerfeuer gewöhnt waren, dass ihnen moderne Kulturtugenden wie der coffee to go, die vegane Bionade und das Heizen mit Wollen stets fremd blieben.
Im Trab mit dem Zeitgeist
Wenn eine Marschkolonne dreht, stehen aber häufig die vorn, die gerade noch im Nachtrab Mühe hatten, mit dem galoppierenden Zeitgeist Schritt zu halten. Dort, wo das Licht schon lange ausgegangen ist, dort, wo die Abgehängten jahrzehntelang voller Neid nach Norden geschaut haben, auf die Glitzerwelt der deutschen Hauptstadt, findet das neue Deutschland der Entsagung von früheren Sünden heute sein leuchtendes Vorbild. Licht aus, das Freibadwasser bei 35 Grad unbeheizt: Die führenden Genossen sind sich mit den besten Liberalen über alle weltanschaulichen Grenzen hinweg einig, dass es Ausdruck einer nur aus der Stärke der Demokratie erwachsenkönnenden Freiheit ist, die Finsternis zu wählen.
Völker der Welt, schaut auf diese Stadt! Wo kein Licht, da auch kein Schatten, wo kein Zögern, da auch kein Hadern. "Wir haben kein Strom-, sondern ein Wärmeproblem", hat der Klimawirtschaftsminister gerade erst wieder betont. Da hülfe es wenig, die Kernkraftwerke weiterlaufen zu lassen, viel dagegen, das Licht auszuschalten.
Vorbild Nordkorea
Wenn auch rechnerisch wenig herauskommen mag an Einsparungen, ein Zeichen wird es allemal, wenn alle mitmachen, überall im Lande: Wer aus dem Weltraum herunterschaut auf den blauen Planeten bei Nacht, wird zwei stolze Staaten sofort erkennen können. Nordkorea natürlich, das den kapitalistischen Wahnsinn der nächtlichen Stadtbeleuchtung noch nie mitgemacht hat. Und Deutschland, in dem den Letzte das Licht ausgeschaltet hat.
Festival of Lights 2022
AntwortenLöschen07.10.2022 bis 16.10.2022
Vision of our future
Kunstvolle Inszenierungen mit Licht lassen Berlin schimmern.
https://www.visitberlin.de/de/event/festival-lights-2022
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Es werde Licht.
Kritik gab es auch an dauer-leuchtenden Gaslaternen. Dazu erklärte die Senatsverwaltung, dass bei rund 1.400 Gasleuchten der Schaltmechanismus nicht in Betrieb sei. Dadurch ließen sie sich aktuell nicht regulieren. Da es aber gesetzlich vorgeschrieben sei, dass die Laternen in der Nacht leuchteten, müssten sie auch am Tage angeschaltet bleiben.
AntwortenLöschenDa mich diese brandenburgische Müllhalde nicht interessiert, war mir neu, dass die dort noch alte Gaslampen brennen haben, und zwar rund um die Uhr, weil dette is Bahlin. 1000 Watt pro Stück, macht 1,4 Megawatt. Bruhahaha.
Dunkeldeutschland und seine Warmduscher
AntwortenLöschenKannste dir nicht ausdenken bzw. nur, wenn due beim DFB hockst und Däumchen lutscht
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Im Rahmen einer DFB-Aktion zum Umwelt- und Klimaschutz werden alle Erstrundenspiele an diesem Wochenende eine Minute später angepfiffen. Wie der DFB dazu erklärte, solle die Zeit für Lautsprecherdurchsagen zum Thema Klimaschutz genutzt werden.
https://www.bild.de/sport/fussball/dfb-pokal/dfb-pokal-alle-spiele-an-diesem-wochenende-starten-spaeter-80847914.bild.html
OT aber gut
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AUS FÜR „DIE MANNSCHAFT“
Eine vernichtende Niederlage für alle Sprachlenker
Der DFB beugt sich der Realität und verabschiedet sich vom Begriff „Die Mannschaft“. Sieben Jahre Propaganda haben es nicht geschafft, dass dieser Funktionärs-Fantasie-Ausdruck akzeptiert wurde. Das macht Hoffnung auch für Widerstand gegen andere von oben verordnete Sprachregelungen.
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Die Begründung ist arbeitergroschenpflichtig.
ist das nicht cancel culture?
AntwortenLöschenDas macht Hoffnung auch für ...
AntwortenLöschenAlso, mir eher nicht. Ab und zu schmeißen sie einem halt mal ein Bröcklein hin ...
Gedenkzwang ist bunt - euer zdf .
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