Doku Deutschland: Besser preppern mit Panzerherz

Ausreichende Energievorräte erleichtern das Überleben im Endzeitfall.

Ich erinnere mich noch deutlich wie unsereins damals überall Thema gewesen ist. Wer vorsorgte für sich und die Seinen war der Feind, ein Faschist im Gewand des Konservenhorters. Kaum hatte man sich einen Vorrat an Nudeln, Wasser, Klopapier und Mehl zugelegt, galt man als Reichsbürger, dem es an Vertrauen in die Regierung schädlich mangelte und der anderen wegnahm, was allen gehört. Wir sind damals aus Angst vor Nachstellungen von Laden zu Laden und von Supermarkt zu Supermarkt gefahren, um nicht aufzufallen. Überall nur haushaltsübliche Mengen, habe ich zu meiner Frau und unseren Töchtern gesagt. Und haltet den Blick gesenkt, wir wollen nicht auffallen.

Treuer Gefolgsmann der Regierung

Ich sah mich durchaus als treuen Gefolgsmann unserer Regierung, das muss ich sagen und das bin ich immer noch, obwohl sie ja gewechselt hat. Sogar in der Tagesschau hatten sie doch aufgefordert, vorzusorgen für den Fall, das doch alles zusammenbricht. "Wasser, Nudeln, eine Taschenlampe", hieß es da. Nun, ich weiß nicht genau, wer sich das ausgedacht hat, aber ich denke, mit Wasser, Nudeln und einer Taschenlampe wird niemand allzuweit kommen, wenn sie kommt, die Zombieapokalypse. Ja, so nennen wir das in der Familie, aber wir meinen natürlich nicht, dass dann wirklich Zombies draußen herumlaufen, die einen beißen. Vielmehr, denke ich, werden wir es zu tun bekommen mit Leuten, die unter Vorsorge Zahnreinigung und Kondome im Nachtschrank verstehen. Die bekommen schnell Hunger, das ist gewiss.

Tiefkühltruhen mit Hähnchenschenkeln

Dann schauen die in ihre Tiefkühltruhen mit den Hähnchenschenkeln, aber der Strom ist dann ja schon ein paar Tage weg, das wurde auch in Tagesschau gesagt. Da gibt es nur noch Gammelfleisch! Nun rechnen Sie mal bitte mit: Was tun Menschen, wenn sie Hunger haben? Ich meine, setzen die sich dann irgendwohin und warten darauf, zu verhungern?  Oder sitzen die da, und warten, dass die Regierung ihnen hilft? Oder ziehen die los, vollkommen verzweifelt, und holen sich, was sie brauchen?

Wir haben in der Familie darüber gesprochen. Wir waren alle der Meinung, dass niemand einfach so verhungert. Und das mit der Regierung können Sie ja vergessen. Wenn der Benzinpreis  im Februar explodiert und die da in Berlin für den September Hilfe in Aussicht stellen, dann können Sie durchzählen, wie oft und gründlich Sie verhungert sein werden, ehe der erste Transport mit Nudeln, Wasser und Taschenlampen aus Berlin bei Ihnen im Dorf ankommt. Mumifiziert werden Sie sein.

Keine Hilfe aus Berlin

Da hilft nur Eigeninitiative, Selbsthilfe. Nicht lange jammern, sondern schauen, wie man sich so lange eindeckt, wie die Lieferketten der globalen Lebensmittelindustrie noch einigermaßen funktionieren. Wichtig ist, nicht auf solchen Quatsch wie Hähnchenschenkel, Tiefkühlpizzen, Speiseeis und Orangensaft zu gehen. Das sind alles Sachen, die werden wir nicht mehr brauchen, wenn sie nicht mehr da sind, das sagen uns die Erfahrungen und das Wissen der Nachkriegsgeneration.

Ich sage immer, Augen auf beim Hamsterkauf! Für die ersten paar Jahre Konserven und Eingemachtes, Dauerbrot, Schokolade, auch Mehl, Reis und harte Wurst. Aber nicht vergessen, als Tauschware besonders wichtig sind Schnaps und Zigaretten! haben und Nichthaben kann hier über das Weiterleben als Menschen oder das stille Sterben in irgendeiner Ecke entscheiden.

Große Klappe, große Not

Und was ist mit der Energieversorgung, fragen mich dann Freunde, wie willst Du das machen? Was nützt es Dir denn, wenn ihr zu Essen habt, aber dann im nächsten Winter ohne Heizung da sitzt? Dann doch lieber tot, sagen einige, aber ich bin skeptisch, dass das mehr als ein paar launige Sprüche sind. Die, die so reden, klammern am Ende am meisten an ihrem Häppchen Dasein, das können Sie überall nachlesen und das wird auch in vielen Filmen so gezeigt. Wir haben auch Energievorräte angelegt, zumindest für ein paar Monate wird das reichen.

Erst große Klappe, dann große Not. Und wenn es so weit ist, darauf können Sie ihre Nutella-Vorräte verwetten, stehen die vor unserer kleinen Endzeit-Festung, halten das schreiende Neugeborene vor den Spion in der Stahltür und betteln darum, ein bisschen Wasser,  ein paar Nudeln und eine Taschenlampe abbekommen zu dürfen.

Gepanzertes Herz

Man muss sein Herz vorsorglich panzern, sage ich zu meiner Familie, um solche Situationen im Zustand der Zurechenbarkeit durchzuspielen. Wir wollen nicht, dass jemand stirbt, schon gar nicht vor unserer Tür. Aber wir können auch nicht alle retten! Das muss uns klar sein! Nur weil wir auf unsere Regierung gehört haben, während andere ihr Partyleben führten, haben wir nicht mehr Verantwortung für das Überleben der Menschheit als die, die über die drängende Notwendigkeit individueller Maßnahmen gelacht haben, weil sie nur ein Leben in der spätrömischen Dekadenz einer durchgehenden Abwesenheit von Sorge und Not kennen und sich andere Zustände deshalb gar nicht vorstellen wollten.

Wir dagegen sind beim Auspacken vor der Haustür vorsichtig vorgegangen. Nicht zu viel auf einmal, keine großen Pakete mit lesbarer Aufschrift, immer nur die handelsüblichen Mengen, obwohl die ja immer kleiner wurden. Es nützte nichts, die Gefahr war einfach zu groß, dass jemand, der sieht, was  wir einlagern, sich später, wenn der erste kleine Hunger kommt, daran erinnert, dass da sicherlich irgendwo etwas liegen muss. 

Opas Knarre als Gefahr

Womöglich hat derjenige dann noch irgendwo eine alte Pistole von Opa oder das Jagdgewehr vom Papa, man weiß doch, wie das mit laschen Waffengesetzen in Deutschland ist, da liegen Millionen Knarren unbekannterweise und vermutlich unabgeschlöossen in Privathaushalten herum und der Staat weiß wiedermal nichts. 

Keine Chance hast Du, wenn dich so einer um Nudeln, Wasser und eine Taschenlampe bittet, das ist klar. Aber wenn Du selbst schaust, dass Du Opas P38 schön pflegst, dann verwandelst Du dich natürlich sofort vom Vorsorgen zum Prepper und von getreuen Staatsbürger*In, der Empfehlungen vom zuständigen Bundesamt strikt befolgt, zu einem Staatsfeind, der nur an sich denkt. Vor die Entscheidung gestellt, das eine zu sein oder das andere zu sein, haben wir jedenfalls keine Wahl gehabt. Fühle ich mich also schuldig? Nein, das tue ich nicht.