Dienstag, 14. Juni 2022

"Die Mannschaft" am Ende: Neue Kleider für die Remisriesen

Sie sollte anders sein als die anderen, weg vom stumpfen Nationalismus, der im Namen "Nationalmannschaft" nicht zu überhören war. Oliver Bierhoff, beim Deutschen Fußballbund als Manager der deutschen Nationalmannschaft der Männer beschäftigt, ließ sich von der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) einen neuen Begriff schneidern, einen "Claim", wie Vermarkter es nennen, wenn eine Marke Anlauf nimmt, sich neu zu erfinden. Weg mit dem nationalen Müll aus mehr als hundert Jahren. "Die Mannschaft" entstand, abgekürzt DM wie die frühere Währung der Deutschen, eine Konzession an den Geschmack der Ewiggestrigen, die sich gerade auf den Rängen der Stadien noch so oft finden, fähnchenschwenkend und begeistert von jedem Erfolg, den ihre Truppe auf dem Rasen erkämpft. 

Unter keinem guten Stern

Von Anfang an stand das Unternehmen unter keinen guten vier Sternen. Die Traditionalisten weigerten sich, nicht mehr wenigstens vom "Nationalteam" sprechen zu dürfen, obwohl die DFB-Auswahl rein rechtlich überhaupt nichts offiziell Nationales verkörpert. Als Versammlung von zwei Dutzend Profi-Fußballern, ausgewählt von festangestellten Vertretern eines Sportverbandes, ist sie rein rechtlich keine deutsche Auswahl, sondern eine eines deutschen Vereins, auch wenn sich selbst gern als größten Sportverein der Welt bezeichnet. Weder im Grundgesetz, das die Bundesflagge beschreibt und Grundlage der Flaggenanordnung des Bundespräsidenten ist, noch in Ausführungsgesetzen ist die Existenz einer Nationalmannschaft offiziell geregelt. 

Die DFB-Elf ist ein informelles Symbol, auf das sich Bundespräsident und Bundeskanzler nicht einmal wie bei der Nationalhymne in einem Briefwechsel geeinigt haben. Sie ist da und sie spielt und die tut es zum Ruhme Deutschlands, aber selbsternannt und ohne feste Verpflichtung, so dass sie sich nennen kann, wie sie mag, auch "Die Mannschaft".

Ein Geruch nach Vergangenheit

Kritiker allerdings merkten schon bei der Einführung des neuen Namens an, dass der sogar mehr noch als der Vorgänger nach Vergangenheit müffele. "Die Mannschaft", das roch nach Bern, das roch nach Lederschuhen und Halbzeitspritzen, nur ohne das "Wir sind wieder wer", das die Weltmeister von 1954, 1974, 1990 und 2014 trug. Lag die Betonung bei "Nationalmannschaft" noch auf deren nationalem Auswahlcharakter, verstärkte die neue Bezeichnung den Blasencharakter der Balljagd auf höchstem Niveau. "Die" sollte nun betont werden, als gäbe es keine anderen Mannschaften. Und mit dem Festhalten am "Mann", der das Stammwort lieferte, kam Ausschließlichkeit auf: "Mann" geht auf das indogermanische Wort manu oder monu zurück, dass ehemals für "Mensch" stand und damit heute ungut an Zeiten erinnert, als "Frau" kein Mensch war, der wie der indogermanische Mann gelesen wurde.

Beim DFB hielt man an dieser Interpretation fest. Selbst die Frauen-Auswahl wird hier traditionell als "Mannschaft" bezeichnet, den Spielerinnen wird ihr biologisches Geschlecht entzogen, sie sind allenfalls "Frauenfußballspielerinnen", ein Begriff, der den Frauenfußball trotz gleicher Regeln wie nebenher auch noch zu einer anderen Sportart umdeutet: Hier Fußball. Dort Frauenfußball. 

Kommentatoren im Widerstand

Die Fans fremdelten. Die Kommentatoren, die seit Anfang der 90er Jahre begonnen hatten, Spiele der deutschen Auswahl nicht mehr sportliche Übung zu beschreiben, sondern als ein ständiges "Wir gegen die", weigerten sich, die Mannschaft Die Mannschaft zu nennen. "Die Mannschaft" hatte es schwer. Es wurden alte Lieder wie "Schwarz und Weiß" gesungen. Niemand komponierte eine Hymne, die den modernistischen Claim aus Verkürzung, Internationalisierung und der deutschen Zusammensetzungseigenart, die "Kindergarten" weltweit erfolgreich gemacht hatte, zum Klingen brachte.

Sportlich lief es dann auch nicht mehr und bald immer schlechter. "Die Mannschaft" war ihr eigener Schatten geworden, intern infragegestellt und selbst nicht mehr zu retten, als der frühere Meistertrainer Joachim Löw einwilligte, doch noch seinen Hut zu nehmen. Der Neustart mit Hansi Flick, dem ehemaligen Assistenten, erzeugte ein Strohfeuer medialer Euphorie, auch pandemiebedingt aber blieb die Distanz zwischen dem Aushängeschild der Sportnation, die keine sein will, aber doch. Und den Resten des einstigen Anhangs, der sie gern hätte, gern mit Fähnchen und allem. Aber nicht gefragt wird, ob er seine Spieler nicht auch wie bei "die Schweizer", "die Spanier" und "die Franzosen" üblich als "die Deutschen" bezeichnet hören will.

Nun spielen sie immer remis, Könige der vermiedenen Niederlagen, deren Tun so viel Euphorie versprüht wie ein Béla Réthy-Kommentar. Sieben Jahre nach der Einführung des "Claims" ist "Die Mannschaft" "gescheitert", wie die FAZ das Experiment zusammenfasst. Dass nichts nachkommt, ist nicht zu erwarten. Das politische Berlin munkelt bereits, dass die Bundesworthülsenfabrik noch vor dem WM-Turnier im Erdgasland Katar einen neuen Benennungsvorschlag vorlegen soll.

4 Kommentare:

  1. Die Plebspampe braucht ihre Gladiatoren wie zu Cäsars Zeiten und himmelt die auch genau so an. Die Rudel-Zugehörigkeit beginnt in diversen konkurrierenden Vereinen und gipfelt in der neutralen 'Mannschaft'.

    Kaum aber spielt die einen Sieg ein, ist der Nationalismus wieder salonfähig, denn dann gewinnen wir Deutschen gegen diese oder jene anderen Völker. Ersatzkriege, die vermutlich Schlimmeres verhindern sollen, was sie aktuell aber nicht mehr schaffen, denn der deutsche Kampfgeist will es inzwischen härter auf Stürmerart.

    Wenn die Mehrheit dazu aber Schwuchteltänze für tote drogensüchtige Neger möchte, ist sowieso alles egal. In den USA killen sich die PoC zu über 90% untereinander, aber wehe, da läuft mal ein Weißer Amok. Dann ist die Westwerte-Moralkacke aber am dampfen und wird nach Waffenverboten gerufen, während der Schwarzmarkt gerade mit Lieferungen in die Ukraine gemästet wird.

    Und weil es ja verboten ist, missbraucht selbstverständlich auch kein Krimineller diese Knarren. Der anständige Bürger jedoch soll wehrlos gemacht werden, und der hirntot ängstliche Nutzvieh-Massenpöbel findet das toll.

    Die Herrschaft der Idioten ist nicht mehr zu stoppen und die beginnt auf jedem Bolzplatz.
    Gott Pille regiert die Mode.

    Es geht nämlich um des Kaisers neueste Kleider.

    Ob diesem Ende auch noch ein Anfang innewohnt?

    AntwortenLöschen
  2. Es ist doch egal wie der Verein bei seinen drei Pflichtspielen in Katar heißt.

    AntwortenLöschen
  3. Also ich bin für "Die Mannschaft:?*_in".

    AntwortenLöschen
  4. WEnn schon politisch korrekt, dann "Die Mann_innenschaft".

    So viel Diversität muss bei diesen eierlosen Unterwerfungs-Tunten mindestens sein.

    Doch ohne ihre "Fans" wären auch sie nix.

    Alles Elend beginnt also im deutschen Wohnzimmer, wo die Millionen Fußballexperten und neuerdings auch wieder Kriegsstrategen sitzen und bei Bier und Chips Weltgeschichte grölen.

    Kleider machen bekanntlich respektable Leute, denn ohne Schlips und Kragen sind viele Leute bekanntlich nur primitive Nacktaffen.

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.