Sie macht jetzt so viel nicht anders als immer. Im Grunde gar nichts. Angela Merkel, nach ihrem Abschied aus dem Amt für ein halbes Jahr untergetaucht, kam ganz als die Alte zurück: Eine "Laudatio" für einen alten Wegbegleiter hielt die "Über-Merkel" (Stern), die zu einer glasklaren Analyse der Gesamtsituation nutzte. Eine "tiefgreifende Zäsur", ein "eklatanter Bruch des Völkerrechts in der Geschichte Europas nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs" und ein "barbarischer Angriffskrieg", keine Frage.
Keine Frage auch, dass diese klaren Worte ihre Wirkung nicht verfehlten: Dass Merkel, die im Augenblick noch über neun persönliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebietet, das das ukrainische Recht auf Selbstverteidigung unterstützt, brachte die Altkanzlerin in die Schlagzeilen zurück.
Das Merkel-Comeback
Der Beginn eines Comebacks, das Angela Merkel mit einem Live-Auftritt im ARD-Spartensender Phoenix namensgerecht fortsetzen wird. Wie früher, wenn sie sich bei Bedarf zu Anne Will einlud, um die jähen Wendungen ihrer Politik zu verkünden, denkt die Frau, die Deutschlands jüngere Geschichte mehr noch geprägt hat als Helene Fischer, Ursula von der Leyen und Christine Lagarde zusammen, vom Schluss vorwärts.
Merkels jahrzehntelange Erfahrung in der Meinungsmühle der Medienrepublik sagt ihr, dass sie das ihr menetekelhaft vor Augen stehende fürchterliche Schicksal ihrer Vorgänger Gerhard Schröder und Helmut Kohl nicht wird teilen müssen. Beide Altkanzler waren erst medial und dann auch politisch in Ungnade gefallen, sie verwandelten sich von verdienstvollen Männern, denen der Platz im Geschichtsbuch sicher war, in Unpersonen, ausgegrenzt, weggecancelt und abgestraft.
Gedrehter medialer Wind
Eine Gefahr, in der auch Angela Merkel latent schwebt. Der mediale Wind, der ihr 16 Jahre lang zunehmend in die Segel blies, er hat sich gedreht. Die Frau, die am Ende ihrer Ära von ARD und ZDF bis Spiegel, Stern und FAZ nur noch Lob und Huldigung zu empfangen gewohnt war, sieht sich seit Wochen schon infragegestellt, zumindest im Kleingedruckten.
War wirklich alles Gold, was in der "Tagesschau" zuverlässig auf Hochglanz gebracht wurde? Waren die einsamen Entscheidungen, mit denen Merkel Mal um Mal Feind wie Feind überraschte, um Wahlen zu gewinnen und ihre Macht zu erhalten, wirklich immer zum Besten der Gesellschaft? Es bleibt der Ex-Kanzlerin nicht viel Zeit, sich jetzt, nach dem Ende ihrer kathartischen Auszeit wieder einzuordnen in eine Gesellschaft, die sich einig ist gegen die, die ihr widersprechen, um zu verhindern, dass sie selbst es ist, der im Rückblick widersprochen wird.
Wegbegleiter wenden sich ab
Die ersten Zeichen stehen an der Wand. Treue Wegbleiter wie der "Spiegel"-Kolumnist Sascha Lobo wetzen schon die Stifte, um zur großen Abrechung zu rufen. In vier Amtszeiten mit Merkel im Kanzlerinnenamt hatte der Welterklärer zweimal sanfte Style-Kritik an der Alleinherrscherin im Lande geübt. Einmal war ihm ihre Digitalisierungsstrategie zu lasch, weil es sie nie gab. Bei der anderen Gelegenheit beklagte er, wie dreist die Kanzlerdemokratur die Verfassung ignorierte, um sich ausgiebig ausspionieren zu lassen.
Aber sonst war Lobo immer loyal. Kein Wort je gegen den Energieausstieg ohne andere Alternative als russisches Gas, kein Wort gegen die langfristige Taktik, die Bundeswehr Wehrunfähigkeit zu machen. Wie die gesamte deutsche Presse und der Funk sowieso fand Lobo alles richtig und gut. Die Grenzöffnung, die keine war, die Abhängigkeit von Russland, das Hü und Hot bei den Kernkraftwerken, das langsame Wegschrumpeln der Ränder bei der Meinungsfreiheit und die Vorstellung, dass es ein paar Tausend tumbe Rechtsradikale sind, von denen die größte Gefahr für die friedliche Fortexistenz des Gemeinwesens ausgeht.
Der erste Schwurbler
Einmal im Leben war Sascha Lobo beängstigend nahe an dem, was einem Ausstieg aus dem gesellschaftlichen Konsens von ARD und ZDF so ähnlich ist, dass seine vielen, vielen Fans und Freunde im Land echte Angst um ihren Liebling bekamen. "Wenn Angela Merkel von Rechtsstaatlichkeit spricht, ist das nur Gerede", schwurbelte er damals, als es das Schwurbeln noch gar als anerkannte Querdenkermethode gab, in einem Text, der den "täglichen Meinungsfreiheitskampf" als notwendige Desinfektionsmaßnahme gegen das Überhandnehmen von Menschen beschreibt, die meinen, sie könnten sagen, was sie glauben, ohne zu prüfen, ob dieser Glaube im Sinne der Lehren vom Faktencheck wissenschaftliche richtig ist.
Realitätsschock" hat Lobo damals, vor unendlich lange zurückliegenden drei Jahren, das Gefühl getauft, plötzlich erkennen zu müssen, dass die Welt ganz anders ist als man in seinen Kolumnen immer erklärt hat. War die Kanzlerin in jenen guten alten Zeiten in der kollektiven Wahrnehmung der Gesellschaft noch die Mutter der Nation, eine kinderlose Frau, die sich selbstlos um jeden kümmerte, so dass wie alle anderen auch Sascha Lobo nicht umhin kam, die öffentliche Stimmung in seinen Beiträgen zu spiegeln, so scheint ihm nun die Zeit gekommen, ganz andere Geschichten zu erzählen. Die 16 Jahre, auf einmal sind sie ein einziger Scherbenhaufen. "Merkelscherben" statt "Schaffendas"!
Sparradikalismus und Fiskalreligion
Und niemand, wirklich niemand konnte es vorher merkeln! Völlig überrascht, ja, perplex, steht man nun da in einer Republik, in der "Politik nur noch ein Verwaltungsakt" ist, der Staat so digital wie eine Eichenkommode, die Finanzpolitik ein "Sparradikalismus" (Lobo), der zwar noch nie zur Einhaltung der Maastricht-Kriterien oder der Schuldenbremse geführt hat, aber aus heutiger Sicht eben doch eine "Fiskalreligion" ist. Auf einmal! Heute entdeckt! "Energie- und Klimafiasko" und "Europaversagen" kommen noch obendrauf, wo wir schon dabei sind, tabula rasa zu machen.
Kein gutes Haar bleibt mehr an Merkel, die sich in einem Abwasch von der Landesmutter, deren segensreiches Wirken Wohlstand und Schönheit in das beste Deutschland brachte, in dem wir gern leben wollten, verwandelt in eine arme, arme Frau, die weit über ihre Verhältnisse regiert hat. Zu eigensüchtig, zu machtverliebt, zu wenig Kenntnisse, zu schlechte Berater, zu viele "hätte" danach. Eine Abrechnung, die nicht nur vom Mut zeugt, den Stab zu brechen, wenn es gar nichts mehr kostet, sondern auch auch von feinen medialen Antennen, die längst Echos einer kollektiven Wahrnehmung empfangen, die Schuldige sucht für eine Misere, die seit zehn oder gar 15 Jahren absehbar war.
Hoffnung auf die Treue der Sprachrohre
Viele andere, die als treue Sprachrohre des Kanzlerinnenamtes über diese Zeit gekommen sind, haben immer noch Skrupel, sich nun gegen die Hand zu wenden, die sie nicht mehr füttert. Sascha Lobo aber kennt solche Angst vor Peinlichkeit nicht. Er sieht seine Aufgabe in einer "Art Übersetzungsleistung" für den kleinen Mann, er bläst die Trompete zur Attacke, wenn er spürt, dass das Wild waidwund ist und kaum noch entkommen kann. Angela Merkel wird einen guten Auftritt bei Phoenix brauchen und noch einmal alle Liebe ihrer Fankurve in den Schreibmaschinengewehrstellungen der Großraumbüros, um nicht auf die schiefe Bedeutungsebene zu geraten, die erst Kohl und später Schröder verschlungen hat.
Ach du meine Güte, nach schleimigem Queenjubiläumsgesülz und seichtem Bilderbergerhinweis serviert der international pseudoaktive Pasewalk-PPQ-Zentralrat uns nun Zechezahl-Ostalgie mit 'Mutti'.
AntwortenLöschenUnd dabei wären die ersten 9-Euro-Reiseerlebnisse samt regionaler Unwetteraufregung für den Gemeinsam-Michel doch sicherlich viel interessanter. Man will ja schließlich wissen, ob man so sparsam denkt wie die Schnäppchenjäger-Masse, denn nur so entsteht das wohlige Gefühl des Dazugehörens zur 'normalen' Mehrheitsrotte. Herdentrieb über alles. über alles in der Welt.
Was will man zum Thema Angela noch abrechnen, wenn es inzwischen eine Thronfolgerregierung gibt, die dem jubelnden Dummpöbel eine frischere wenn auch nicht klügere Annalena anbietet? Wer will ein mentales Komplettversagerbvolk erleuchten und vor allem womit?
Die Tage der Abrechnung ließen in Deutschland früher schon sehr lange auf sich warten bzw. fielen komplett aus, weil einfach zu viele sich beflissen im Dreck und Blut gesuhlt hatten.
Der gierige Versuch, aus Scheißestroh Gold zu spinnen, ist in vielen Märchen aber üblich. Dafür haben wir nun den Kinderbuchautor Rohbäärt. Und unser Möchtegerngroß Cum-Ex-Olaf redet sehr wenig, um noch weniger zu sagen, was die Mehrheit seiner Sozenwähler sowieso nicht kapieren würde. Alles in Allem also wirklich das beste aller Schlands .. für Schwachköpfe.
Diese Wachkoma-Primaten bilden sich ein, durch Krawatte umbinden automatisch zu klugen Menschen zu werden. Hokuspokus-Glaube, wohin man blickt im Piefkereich. Mit denen wird es keine Abrechnungen geben, denn diese Moralweltmeister beherrschen doch nicht mal mehr das kleine Einmaleins.
Ihre ganz wichtigen Importfachkräfte brauchen sie offensichtlich nur, um im Vergleich selber intelligenter auszusehen. Die Wirtschaft beklagt trotz Hereinspaziert-Millionen nämlich immer noch Mangel an brauchbaren Arbeitern. Wenn man diese Exoten aber holt, um unser Land zu zerstören, dann sind wir echt auf einem gutem Abrissbirnen-Wege.
Das wiederum hat Königin Merkels Hofnarrenstaat 16 Jahre lang gefickt eingeschädelt.
Dazu jetzt noch ein wenig rotgrüngelber Buntling-Krieg mit Schwarzpulverknallfröschen und der grenzdebile Deutsche beginnt wieder vom Endsieg zu fantasieren. Vielleicht können ja ein paar richtig fette Silvesterböller aus Russland hier einige aufwecken. Ich glaube aber eher nicht, denn die Vollverknöcherung der Flachschädel ist bereits zu nachhaltig stabil.
An alle: Bitte bleiben Sie respektvoll in Ihren Äußerungen. Danke.
AntwortenLöschenanderenfalls, Häzer, wird das gelöscht
Hieße das im Ernstfall, wenn ich jetzt Ausfällung werde, daß der Häzer-Artikel bei der Haßmeldebehörde zur Prüfung vorgelegt und hier gelöscht wird?
LöschenDas wäre großartig.
Hat Merkel in den 16 Jahren was versäumt? Welche Themen könnten einem da einfallen? Energiepreise? Pipelines? Grenzöffnungen, Grenzschließungen? 'Direkte Einwanderung in die Sozialsysteme' (Andreas Audretsch, Grüne, wörtlich)?
AntwortenLöschenHa, Quatsch, das war's, was sie versäumt hat:
#3 Ulla Schmidt: "Die CDU hat bis heute keine Quote. Das hat Frau Merkel auf jeden Fall versäumt."