Montag, 2. Mai 2022

Verteidigerin in Stöckelschuhen: Die Verlorene

Das Verteidigungsministerium ist das dritte Ministerium, das Christine Lambrecht führt. Nach dem Peter-Prinzip müsste es das letzte sein. Gemälde: Kümram, Naturkreide und Pulverdampf, karamellisiert

Niemand hatte ihr das vorher gesagt, niemand hat es ja überhaupt nur ahnen können. Christine Lambrecht kam zu ihrem neuen Ministeramt wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde. Als die damalige SPD-Vorsitzende Andrea Nahles sich gezwungen sah, ihre Konkurrentin Katarina Barley nach Brüssel zu verschicken, musste für die bis dahin als Justizministerin amtierende Sozialdemokratin ein Nachfolger gefunden werden. Mann ging nicht, Frauen waren nicht ins Sicht. Und eine Vertreterin der Parteilinken musste es auch noch sein, wegen der Geschlossenheit der Partei.

Bewährte Kraft

Warum also nicht Lambrecht, langgedient im Bundestag und zuletzt viermal mit dem Versuch gescheitert,  das Direktmandat in ihrem Wahlkreis Bergstraße zu erringen. Als gelernte Rechtsanwältin war sie qualifiziert, sie brachte zudem große Pläne mit: Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz noch einmal verschärfen, ein Paketboten-Schutz-Gesetz verabschieden, die Mietpreisbremse verlängern und Kinderrechte endlich im Grundgesetz verankern. 

Nicht alles klappte, aber Lambrecht hatte auch nur eine halbe Legislatur Zeit. Zudem wuppte sie nach dem Zwangsabschied von Franziska Giffey auch noch das Amt als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Für andere allein genug, um daran zu scheitern.

Eine solche Kraft muss gehalten werden, schon weil es keine Begründung gegeben hätte, sie nicht auch im neuen, nun endlich SPD-geführten Kabinett wieder zu besetzen. Leider waren allerdings sowohl der Justizministerposten als auch der der Familienministerin bereits vorab vergeben. Wohin also mit Christine Lambrecht? Einfach dorthin, wo zuletzt alle verdienten Kader gelandet waren, die im Vorgriff auf wartende höhere Aufgaben in einem Amt von großer symbolischer Bedeutung geparkt werden mussten. Christine Lambrecht wurde also Nachfolgerin von ursula von der Leyen und Annegret Kramp-Karrenbauer, die dritte Frau als Chef der Hardthöhe, die jetzt eigentlich der Bendler-Block in Berlin ist.

Nichts zu verteidigen

Wer ein Minister sein kann, der kann auch ein anderer sein, wer zwei gewesen ist, der macht im Verteidigungsministerium, für das sich alle allenfalls interessieren, wenn neue rechtsradikale Umtriebe in den Hassnetzwerken enttarnt werden, zweifellos eine gute Figur machen. Viel zu verteidigen gab es letzten Herbst noch nicht, außer ein paar tausend Querdenkern, Reichsbürgern und Impfverbrechern bedrohte niemand die innere und schon gar keiner die äußere Sicherheit des Landes.

Erst der russische Angriff auf die Ukraine und die Zeitenwende des Bundeskanzlers verwandelten das eigentlich obsolete Amt der Christine Lambrecht, nurmehr gefüllt, weil es im Stellenplan steht, zurück in ein wichtiges. Hundert Milliarden für die Auflösung des Aufrüstungsstaus lobte Olaf Scholz in den ersten Stunden der neuen Ära aus. Ein paar Minuten später schon war die Verteilung des Geldes Chefsache. Allerdings seine, nicht die der zuständigen Ministerin. 

Mit der Häme allein zu Haus

Seitdem wurde Christine Lambrecht immer nur noch kleiner. Als sie 5.000 Helme in die Ukraine schickte, um den Widerstand gegen die Russen zu unterstützen, hatte der Kanzler das zweifellos abgenickt. Die Häme aber, als die nach Medienangaben allzu milde Spende auch nach zwei Wochen noch nicht bei den Empfängern angekommen war, kassierte Lambrecht allein.

Als sie mutig nach Mali flog, um deutsche Soldaten an einer Front zu besuchen, die schon völlig vergessen war, machten nicht ihre dort geäußerten Zweifel an der nachhaltigen Wirksamkeit der deutschen Truppenpräsenz im Wüstensand Schlagzeilen, sondern ihre Stöckelschuhe. Und als sie noch mannhaft die deutsche Weigerung verteidigte, "Schwerewaffen" (Annalena Baerbock) an die Ostflanke zu schicken, verhandelten die anderen Minister mit dem Kanzler schon einen Plan, der Kritik von heimischen Medien, Bundestagsopposition und auswärtigen Verbündeten mit der Lieferung immerhin fahrtüchtiger Gepardinnen und Geparden entgegenzutreten. 

Schräg zum Ziel

Christine Lambrecht, gerade von einem kurzen Fronturlaub auf Sylt zurückgekehrt, durfte das Umfassungsmanöver dann immerhin noch abmoderieren, in sich gerade schräg zum Ziel aufgestellt vor einer Kamera auf einem amerikanischen Truppenstützpunkt in Deutschland und sichtlich erleichtert. Der große Druck, er war nun weg. 

Der Gepard ist genau das, was die Ukraine jetzt braucht, um den Luftraum zu sichern vom Boden aus", sagte sie und stellte damit gleich auch klar, dass auch die Erwartungen an wirksame Hilfe gefälligst auf dem Boden zu bleiben haben. Zudem gebe es Handlungsbedarf bei der Bundeswehr. "Nur knapp zwölf Prozent der #Soldat:innen sind Frauen", klagte Lambrecht im Bundestag. Dabei sei "Vielfalt sei ein Mehrwert".

Niemand kann hinter die Fassade der Frau mit ihrem Vierteljahrhundert Erfahrung in der Berufspolitik schauen, niemand wissen, was das Aushängeschild der deutschen Verteidigungspolitik wirklich denkt. Medien haben sie ein "Sicherheitsrisiko" genannt, andere finden sie "überfordert, Markus Söder hat ihren Rücktritt gefordert, besser noch ihre Entlassung. Christine Lambrecht äußert sich dazu nicht, sie ist im Kriegseinsatz, auch wenn sie nie so aussieht, und das verträgt sich nicht mit den Kleinkriegen an der Heimatfront. Gehen, das weiß sie, wird sie nicht müssen, denn noch einen Ministerwechsel nach Anne Spiegel kann sich der Kanzler nicht leisten.

Nach dem Peter-Prinzip aber ist ihr drittes Ministerium ihr letztes.

6 Kommentare:

  1. Wer wie die Energiestrategen alles bis ins nächste Jahrhundert durchplant, indem er die Gegenwart mit dem Lineal ins Unendliche verlängert, ist eben überrascht, wenn die pazifistische Phalanx über Nacht auf waffengeil umschalten muss.

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  2. Forschung aktuell : wie der russische Rat der Wissenschaften heute mitteilt war Alfred Hitzler vermutlich Buddhist.


    "Alfred Hitzler hatte buddhistisch - vulkanisches Blut "

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  3. @Anonym2

    Bei einem der Vorgänger von Führer Olaf war es ähnlich (ORIGINAL:AUG 26, 2010).

    Da gab es zwar noch kein Judengen-Testkit beim Aldi, aber er wäre nicht amüsiert gewesen, hätte er es gewußt, das mit seinen schwarzen jüdischen Genen.

    https://www.history.com/news/study-suggests-adolf-hitler-had-jewish-and-african-ancestors

    Ronny Decorte, a geneticist interviewed by Knack, remarked: “Hitler would not have been pleased.”

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  4. Alfred Hitzler ---

    Meinen Sie etwa Alfons Güttler? Aber der war doch Papist! Ave Maria gratia plena und so.

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  5. Was Ananas: Meister Hadmut zitiert ein Märlein aus dem Locus betr. plündernder Russen. Mag sein oder nit sein. Aber dasselbe Rinnsteinblättchen log einst, der Polizeibeamte (das Rindvieh hat sich dann pro forma und anstandshalber sebst angezeigt), der den entzückenden Magnus Gäfgen mit fachmännischer Peinigung bedroht hatte, hätte das getan, "um ein Geständnis zu erpressen" - das war nun mitnichten der Fall.
    Wir wollen aber nicht ungerecht sein - Rinnsteinblättchen sind es inzwischen alle, zumal die David-Frankfurter-Allgemeine.

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  6. was wirklich bedenklich ist : das explizit anti-russische Narrativ kann von marina weisband unwidersprochen bei "hart aber fair " reproduziert und verbreitet werden .

    mein Rat lautet daher : "Russe , pass bloß auf wer wann was sagt "

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