Sonntag, 10. April 2022

Querdenker: Die ersten Opfer des Krieges

Sie kamen aus der Sonne, anfangs ungesehen, dunkle Schatten mit finsteren Absichten, personifizierte Pfeile, die auf das Herz der deutschen Demokratie zielten. "Querdenker" nannte sie die Bundesworthülsenfabrik (BWHF), ein Begriff, der sich vom "Quertreiber" ableitete, dem zu Zeiten des siegreichen deutschen Sozialismus nachgesagt worden war, den Endsieg des Kommunismus, wenn schon nicht verhindern zu können, so doch nach Kräften verzögern zu wollen.  

Der Tod in düsteren Scharen

Der "Querdenker" kam nicht allein, er kam in düsteren Scharen. Seine Anführer waren Schlagersänger, Köche, selbsternannte Ärzte und Wissenschaftler, Ausländer, darunter oft Schweden, aber anfangs auch Amerikaner. Aus dem in den früher liberalen Reichen des Westens einst überschängliche gelobten Vermögen, quer zu denken, in den alten Zeiten eine gesellschaftlich anerkannte Methode, Fortschritt durch Abweichen, Ausprobieren, Scheitern und Neuanfang zu provozieren, wurde gesellschaftsfeindliches Verhalten. 

Querdenker gehören gesellschaftlich geächtet", rief es, "Arbeitgeber sollten diese Leute nicht einstellen und Arbeitnehmer in die Registratur oder ins Lager schicken." Wer uns alle gefährde, gehöre "abgestraft". Das Lager schien noch das Mindeste, das den Tätern anzutun war, die demonstrativ betonten, sie verfügten über die Fähigkeit, lateral über ein Problem zu sinnieren: Frei von den Denkschienen der Mehrheitsgesellschaft weggeknickt ins Lose sinnen wie Kopernikus, Galilei und Einstein, die wie Diogenes, Sigmund Freud und Charles Darwin als große Querdenker gerühmt wurden, als Xavier Naidoo, der sogenannte Wendler und jener Vegan-Koch noch gar nicht berühmt waren.

Missbraucher der Montage

Ehe es noch dazu kam, richtig aufzuräumen unter den Missbrauchern der Montage, den maskenlosen Marschierern und Dissidenten der anerkannten Grundüberzeugungen, überholten die Ereignisse selbst die Dringlichkeit des Kampfes gegen die Abweichung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Querdenker eben noch als "Begründer unseres modernen Weltbildes" gerühmt hatte, weil sie den "Mut" und "die Kraft " hatten, "der Verführung der Masse zu widerstehen", musste seine Position gar nicht mehr offiziell korrigieren. 

Kaum war im Osten der erste Schuss gefallen, verschwand der Staatsfeind Nummer 1 wie von Zauberhand. Schneller noch als die Seuche selbst, die von einem Tag auf den anderen keinen Platz mehr in der "Tagesschau" bekam, löste sich das Gespenst des querdenkenden Gesundheitsverweigerers in ein durchsichtiges Nichts auf. Aber kein Vakuum entstand! An die Stelle all der Sachsen, Leugner und Impfverbrecher traten umstandslos SUV-Fahrer, Erdgasheizer, mittelständische Schokoladenhersteller und Menschen, die ruchlose Verbindungen nach Russland unterhielten, obwohl Experten schon immer gefordert hatten, sich vom Kreml nicht täuschen zu lassen

Von Putins Panzern überrollt

Das erste Opfer des Krieges waren die deutschen Querdenker, bis dahin ein topos der medialen Dauererzählung, der nicht wegzudenken war aus der Klage über die schreckliche Spaltung der Gesellschaft. Wie von Putins Panzern überrollt, spielten die Gefährder der öffentlichen Sicherheit, die Geburtshelfer so unendlich vieler hot spots und die Mörder so vieler Alter, Schwacher und Unimpfbarer keinerlei Rolle mehr im öffentlichen Selbstgespräch der Medienarbeiter in Köln, Berlin, Hamburg, Frankfurt und München.

Fast war es, als hätte es sie nie gegeben, die heftigen Diskussionen, ob Menschen demonstrieren dürfen, ohne eine Maske zu tragen, ob es zulässig ist, den Gesundheitsminisiter und seine Talkshow-Politik abzulehnen oder ob nicht der Busunternehmer, der die Virenträger zusammenkarrt, eine langjährige Haftstrafe verbüßen solle, um das Gemeinwesen zu schützen.  

Eine "Zeitenwende" (Olaf Scholz) fürwahr, die sämtliche Gewissheiten hinweggefegt hat, die über zwei Jahre hinweg mühsam gelernt worden waren. Die "neue Normalität" (Scholz) hat neue Feindbilder, fremde Völker, die in der Vergangenheit schon immer wieder durch bedrohliches Verhalten, grausame Missetaten und rücksichtslosen Expansionsdrang aufgefallen waren. Im "naturgegebenen Kampf um das Dasein der Völker und Rassen" (Lemo) hätte stets immer allen klar sein müssen, dass es kein Nebeneinander und schon gar kein Miteinander geben kann. Die Hitlers gehen, aber sie kommen auch wieder, echte Historiker erkennen das Gleiche auf Anhieb, wenn es dasselbe ist

Front Richtung Osten

Sie haben schon immer gemahnt, gewusst und gewarnt, sie haben dem Feind keine Plattform gegeben, sondern die kalte Schulter gezeigt, so dass sie nun selbstbewusst in die Offensive gegen den neuen Gegner gehen können. Statt "ungenehmigte" (Taz) "Aufmärsche" (DPA) von "Coronaleugnern" (RND) anzuprangern, hat die Front Richtung Osten gedreht. Letzte Rückzugsgefechte noch gelten der kleinteiligen Klärung, wer wann wo wem was vorgeworfen haben könnte, sollte und immer noch würde, wäre es nicht wieder erlaubt. 

Die großen Abrechnung aber fällt aus, die Schlacht  mit den schlechten Menschen, die wollten, dass alle sterben, vor allem die Alten und Vulnerablen, sind geschlagen. Die Querdenker sind gestorben oder haben sich zurückgezogen in ein hermetisch abgeschirmtes Milieu Gleichgesinnter, wo sie ihre nächsten Missetaten planen - immerhin aber auch, der Einfachheit und Übersichtlichkeit halber, im Schulterschluss mit sich selbst und dem Klassenfeind.


12 Kommentare:

  1. Angesichts der vielen echten Opfer des Krieges finde ich es geschmacklos, aus Geschwätzsucht nun unsere (noch) nicht von Folter und Tod bedrohten Querdenker ins Spiel zu bringen und auch so zu nennen.

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  2. Es ist nicht mein Krieg. Insofern nehme ich daran teil, wie es mir gefällt. Mithin schwätze ich z.B., was mir persönlich wichtig ist, nicht das, was Führer Olaf oder BILD für wichtig erachten. Deren Wünsche gehen mir am blanken Arsch vorbei. Sie erreichen mich auch nicht.

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  3. Es besteht die Gefahr, dass diese selbsternannten, sogenannten und umstrittenen Querdenker der Regierung auch in Zukunft Scherereien machen werden. Bloß, weil sie diesesmal im Recht waren, darf sie keinesfalls rehabilitieren und auch keine Entwarnung geben.

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  4. Noch sind in Deutschland alle Formen des Denkens nicht verboten, somit Querdenken, Längsdenken, Schmaldenken, Breitdenken, Allesdenken, Garnichtsdenken, Falschdenken und sogar der Irrglaube im Rahmen der grundgesetzlich garantierten Abwehrrechte des Bürgers gegen staatliche Mißhandlungen erlaubt und manchmal sogar geboten.

    Nimmt man das Wort beim Wort, dann sind Staatsbedienstete, angefangen bei Führer Olaf bis hin zu seinen Ministern, die schlimmste Querdenker, mithin auch jene, die den Bürgern den größten Schaden zufügen.

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  5. „Der Westen soll aufhören zu hetzen – Putin ist kein Monster!“ --- Frisch auf PIPI.

    Und da waren noch andere - Kaiser Nero, Commander Bligh, und noch einer - (nein, Benito war es nicht - in der Südtirolfrage war er zwar eine Moorsau, andererseits hat er der Mafia gezeigt, wo der Karabiner hängt, und den freien Maurern mittels Rizinusöl gewiesen, was sie sind) - noch einer war, der unterm Strich und in der Gesamtbilanz zwar ein Aaschloch war, aber eben kein Monster. Nein, Saddam Hussein auch nicht. König Heidrek - kannst du es raten?

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  6. Warum wird eihentlich so oft die Taz zitiert, was ist an ihr so relevant. ich habe in meinem Leben noch nie eine gesehen, am Kiosk oder beim Arzt, wo man aus Lageweile mal ne Zeitung durchblättert.
    Auf die Webseite kommt man nicht, wenn man einen vernünftigen Adblocker hat. Ihre Auflage ist wohl so um die 30 000. Es liest sie praktisch kein Mensch, aber ständig wird aus ihr zitiert.
    Ignoriert das Wurstblatt doch einfach.

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  7. die taz? ach, komm. dann dürfte man die FR auch nicht beachten und, gemessen an der tagesschau, nicht einmal die sz

    dabei stehen da überall so schöne sachen drin

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  8. https://taz.de/Lauterbach-und-die-Quarantaenepflicht/!5843501/

    Welche Körperverletzung wiegt schwerer: eine Corona-Infektion mit möglichen Langzeitfolgen spreaden oder eine beherzte Faust ins maskenlose Gesicht der aufdringlichen Person neben mir? Dienstagmorgen konnte ich im Supermarkt an nichts anderes denken.

    Hengameh Yaghoobifarah

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  9. Es ist bemerkenswert mit welch traumwandlerischen Sicherheit Frau Yaghoobifarah immer mit absoluter Gewissheit in jeder Debatte den beleidigensten und hetzerischsten Artikel veröffentlicht. Ein Thema ist nicht fertig behandelt, wenn Frau von-der-TAZ,ich-kann-mir-den-richtigen-Namen-aber-einfach-nicht-merken, nicht den Gipfelpunkt der Niederträchtigkeit geschrieben hat. Wäre ich nicht grundsätzlich von friedfertiger Natur, könnte man sich einmal wünschen einer oder eine der von ihr verhassten Personen aus ihren Artikeln könnte ihr angedeihen lassen, was sie sich immer für diese herbeisehnt. Eine absolut gewaltfreie Teerung und Federung wäre aber doch schön.

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  10. Zugegeben, zum 'zigten Mal: Ende der Neunziger trennte ich mich im grimmen Zorn nach und nach von etlichen bisdahigen Kumpels und Kumpelinen, weil ewiggestrige Rotärsche.Aber noch der krasseste derer sprach von der Tatz nur im Ton angeekelter Verachtung.

    Eine absolut gewaltfreie Teerung und Federung ... Zu dem Thema: Wat der Mensch braucht, soll er kriejen - die beiden letzten Bände der sogenannten Mahagoni-Reihe von B.Traven: Die Rebellion der Gehenkten, und, Ein General kommt aus dem Dschungel. Typische Charaktere unter typischen Umständen ...

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  11. Damals dir Juden, gestern die Querdenker, heute die Russen. Morgen?

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  12. @anonym: das ist nun wirklich eine hanebüchene gleichsetzung. aber das weißt du sicher

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