Freitag, 15. April 2022

Kehrt Ostermarsch: Frieden schaffen mit schweren Waffen

Die Arbeit war hart, über Jahre und Jahrzehnte brauchte sie Ausdauer, Einfallsreichtum und Beharrlichkeit. Doch das Ziel war wichtig, das wichtigste überhaupt: Eine friedliche Welt, eine Welt ohne Waffen, ohne Kriege, ohne Tod und Blut. Keine Partei, die sich dem nicht verpflichtet fühlte. Keine, die nicht tat, was sie konnte, um die Sache voranzubringen.

Hartnäckig wurde das dicke Brett gebohrt, mochten auch die Regierungen wechseln und sogar die Koalitionen, mochten die Minister Sozialdemokraten sein oder CDU-Mitglieder. Die Bundeswehr hatte nichts zu lachen. Sie bekam Geld, aber nur gerade so viel, dass sie ihre alten Panzer, Gewehre und Geschütze immer mal in einen Wald fahren und versuchen konnte, mit ihnen Krieg zu spielen.  

Nutzloses Treiben in Uniform

Sehen wollte das niemand, einen Nutzen maß dem Treiben in Uniform auch keiner bei. Eine Armee, ja, die hatte man, denn gelegentlich kamen Staatsgäste vorbei, die begrüßt werden mussten, gelegentlich veranstalteten andere Nationen minderer Moral auch Manöver, an denen teilzunehmen angeraten war, um keine wichtigen Partner zu beleidigen.

Innerstädtisch aber, also innenpolitisch, waren Heer, Marine und Luftwaffe vor allem dazu da, als gefährliche Herde rechtsextremer Gefährdung durch die Medien zu galoppieren. Franco A., der Offizier mit der Steinschlosspistole vom Lufthafenklo, der sich als falscher Syrer verkleidet hatte, bekam mehr mehr Schlagzeilen als jede ernsthafte Bedrohung der Sicherheit des Landes. Als Donald Trump forderte, Deutschland müsse bei den Rüstungsausgaben wenigstens einhalten, was es versprochen habe, schallte ihm ein partei- und medienübergreifendes Gelächter entgegen. Geld ist viel zu schade für Rüstung! 

75 Jahre spitzer Bleistift

75 Jahre Frieden in Europa, das verdankte man doch nicht einer kreativen Rechnung mit vielen Streichungen oder irgendwelchen Waffen. Das verdankte man seinem guten Willen und dem guten Glauben, dass alle anderen auch guten Willen wären! Die Bundeswehr, ein Heer im Ruhestand, lag unter dem Tisch und hinter der Tür wie ein müder alter Hund, zu krank zum Beißen und zu traurig zum Bellen. Minister kamen und führten Arbeitszeitregeln für den Kriegseinsatz ein, ihre Nachfolgerinnen sorgten für Umstandsuniformen und schafften es, ein weltweit gefragtes Gewehr so lange leichter machen zu lassen, damit auch schmaler gebaute weibliche Rekruten damit zurechtkommen, bis es um die Ecke zu schießen gelernt hatte.

SPD und CDU, CSU, Linke und die Grünen nebst der FDP, sie alle, die sich heute gegenseitig mit Asche bewerfen, weil der gemeinsame Russlandkurs auf Entspannung, gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeiten und viele Gesprächsrunden sich als fahrlässig falsch herausgestellt hat, haben mitgebaut an der Entkernung der Armee und ihrer Umgestaltung zu einer Art stehend k.o.em Heer. 

Braucht kein Mensch mehr, wussten sie ganz sicher, denn so stand es auch in den Leitmedienkommentaren. Dass eine deutsche Armee keinen Flughafen für ein paar Tage halten konnte, zeigte nur, wie weit gediehen die Fähigkeit zu Friedfertigkeit bereits war. So weit, dass es vollkommen normal war, sich bei einem Auslandseinsatz "schutzlos" (Stern) zu fühlen, wenn einen die französische Schutzmacht  Knall auf Fall im Sand stehen lässt.

Wichtig war, wenn 500 Wickelrockträger*innen zum Ostermarsch durch Celle schlurften oder romantisch ein "Friedenscamp" in der Heide abhielten. Nicht, ob deutsche Waffen und deutsches Geld ausreichen würden, irgendwen in der Welt davonabzuhalten, einfach einzumarschieren. Und war die Demo noch so klein, in die "Tagesschau" passte sie immer rein. 

Das Glück der Mittellage

Gut, die geografische Lage, vor vielen hundert Jahren von klügeren Politikern smart gewählt, sprach immer gegen einen Angriff. Der Däne und der Holländer, aber auch der Franzose, der Tscheche und der Pole galten als friedliche Nachbarn, die USA hatte keinen Grund, zu kommen, denn sie war ja schon da. Der Russe dagegen schien weit weg, nicht nur die deutsche Sozialdemokratie tat sich schwer, das verglichen mit Vorpommern bettelarme Riesenreich mit der fossilen Monokultur der Klimavernichtung als Gegner ernstzunehmen.

Ohnehin: Wenn der Russe kommen wollen würde, mit seinen zehntausend Schrottpanzern und den entmenschten Muschiks, die zwar "europäisch aussehen, aber keine Europäer sind" (Florence Gaub), sondern die altbekannten Mongolenhorden, denen der "postmoderne Zugang zum Leben als ein Projekt, das jeder individuell gestaltet" (Gaub) komplett abgeht. Rohe Gewalt steckt diesen Gräueltätern im Blut, mit ihnen konfrontiert, bleibt nur ein Ausweg: Aufgeben, kapitulieren und auf Gnade hoffen.

Kapitulieren war Konsens

Das war der Konsens und es war die Grundlage dafür, dass niemals jemand ernsthaft daran dachte, die Bundeswehr wirklich als Armee zu betrachten, die im Notfall ein Land verteidigen könnte. Mit dem Ende der Wehrpflicht begann planmäßig auch die Wehrkraftzersetzung: Derzeit zählt Deutschland noch eine knappe Million Reservisten, die im Ernstfall eingezogen werden könnten, ohne anschließend erst einmal erklärt bekommen zu müssen, wie ein Gewehr geladen und abfeuert wird. 

Konsequenterweise übernahmen als Oberbehelfshaber zuletzt stets Ministerinnen, die einer Kaserne vor ihrer Amtseinführung nie näher gekommen waren als die deutsche Öffentlichkeit der Wahrheit über den Luftwaffenstützpunkt Büchel.  

 

15.000 aus der Bundeswehr ausscheidende Soldaten und Offiziere stoßen jedes Jahr zu diesem Ersatzheer, das sich elf Jahre nach dem Beschluss zur Aussetzung der Wehrpflicht noch überwiegen aus ehemals Wehrpflichtigen zusammensetzt. Von denen verschwinden im Zuge der größten deutschen Abrüstungsmaßnahme überhaupt Jahr für Jahr 30.000 aus der Verfügungstruppe. Halb so viele rücken nach. In 20 Jahren wird die Zahl der zumindest theoretisch waffenfähigen Frauen und Männer sich halbiert haben.

Wenn der amerikanische Atombombenschutzschild den Feind nicht abschreckt, dann würde es auch nichts anderes tun, soweit war sich die politische Klasse mit dem medialen Begleitkommando einig. Niemand konnte doch ahnen, dass eines Tages wieder solches Bombenwetter wird! Und niemand ist es nun gewesen, der es so wollte, ohne schwere, teure Waffen, ohne schnelle, bewegliche Truppen, ohne Kampfgeist und eine andere Perspektive als die, als Kanonenfutter im Baltikum so lange Geisel zu spielen, bis ein amerikanischer Offizier in den war room spaziert, seinen Koffer aufklappt, ein paar Tasten drückt und Codes eingibt. 

Der Boden bebt. Der Sieg ist unser.

6 Kommentare:

  1. Da ist er wieder, der Klassiker.
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    https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Ukraine-Wenn-Konsumenten-einen-Krieg-verhindern-wollen/Ein-Bild-sagt-mehr-als-1000-Worte/posting-40859280/show/

    https://i.postimg.cc/T19kHSc6/crchart-7837-v-videowebl-1.png

    Im Gegensatz zu früher, wo ich den Wert solcher Umfrageergbnisse eher für die Tonne einstufte, muss ich gerade nach den letzten 2 Jahren zugeben, dass die Bevölkerung wirklich so dämlich ist, wie es die Umfragen vermuten lassen. Vielleicht müssen deutsche Städte wirklich erst wieder in Schutt und Asche gelegt werden, damit wenigstens für ein paar Jahrzehnte Ruhe ist.

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  2. Carl GustafApril 15, 2022

    Wenn Putin wollte ... dann könnte er Deutschland innerhalb von 24h im Handstreich einnehmen, mit einem Fünftel der Leute, die er in der Ukraine aufgeboten hat und ohne ernsthafte Gegenwehr und ohne Flaggschiff auf Tauchstation. Zum Glück tickt Putin anders und nimmt es nur mit gleichwertigen und taktisch überlegeneren Gegnern auf.

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  3. Carl GustafApril 15, 2022

    @ Die Anmerkung: Die Frage "Sollte Deutschland der Ukraine schwere Waffen liefern?" hört sich für mich ein wenig wie die zeitgenössische Übersetzung für "Wollt Ihr den totalen Krieg?" an. Beim Abstimmungsverhalten der AfD frage ich mich, ob das dort die empirische Erkenntnis (Deutschland besitzt eigentlich keine einsatzfähigen schweren Waffen) oder doch eher das chronische Gegen-den-Strich-Bürsten war.
    Und jetzt raus zum Ostermarsch ... ähhh Osterspaziergang!

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  4. Von MEINRAD MÜLLER | Während der modern sich haltende Mensch alles Spirituelle weit von sich weist, zeigt sich im konservativen Spektrum noch eine beständige Religiosität. Vor allem an hohen kirchlichen Feiertagen, die natürlich auch von Atheisten gerne bei vollem Lohn mitgenommen werden. --------------------------------------------------------------

    Was erlaubt sich dieser Hallelujah-Schlumpf eigentlich?
    Das Tischgebet will er wieder eingeführt wissen ... was ein Aaschloch.

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  5. Die Pressestelle des Buundeskanzleramtes hat den Spiegle das hier ins Heft reingeschrieben.

    "Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will laut Nachrichtenagentur Reuters zwei Milliarden Euro für Militärhilfen bereitstellen.

    European Peace Facility vorgesehen, die Waffen für die Ukraine kauft ..."

    Hat denn die BWHF gar kein Ostern, oder ist European Peace Facility genau das, was die da am freien Freitag ausgebrütet haben. Das reicht extrem nach einem faulen Ei und einer Geldwaschanlage. ich möchte dem Schawidow ja gerne ien Subpoena zustellen, aber da meldet sich niemand.

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  6. es gibt bei der kämpfenden Truppe keine Weiber - egal was das gez Fernsehen zurechtlügt .

    Kongo-Bernd

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