Mittwoch, 6. April 2022

HFC: Lazarus lässt lächeln

Lazarus Huth: Erst niedergetreten, dann auferstanden, dann Matchwinner.

Anfang März war noch alles gut. Das gute alte, fast vergessene Sieggefühl war zurück an der Saale, es klingelte wieder, nun nicht mehr im "Erdgas-Sportpark", sondern im mit viel Gefühl für kommende Dinge in "Leuna-Chemie-Stadion" umbenannten früheren Wabbel. Der Klassenerhalt war kein Diskussionsthema mehr, der Blick in der Tabelle ging bei den ganz Mutigen schon wieder nach oben. Der Rest dieser zweiten Seuchensaison, er würde Spiel sein, Jux, Spaß und ausgelassene Dollerei.

Offenbarungseid von Halberstadt

Dann kam allerdings die Abmeldung von Türkgücü München und die Aberkennung von vier Punkten, mehr als jeder andere Verein durch die unsportliche Aktion der Möchtegern-Bundesligisten einbüßte. Die erste richtige Corona-Welle in der Mannschaft des HFC. Die Auswärtsfahrt nach Saarbrücken, um ersatzgeschwächt drei Punkte abzugeben. Und schließlich das Pokal-Desaster von Wernigerode, ein spielerischer und kämpferischer Offenbarungseid, der alles infrage stellte, was bis dahin endlich auf einem guten Weg geraten zu sein schien. Anfangs rauf, dann runter, denn wieder rauf und nun wieder runter. Der Hallesche FC blieb sich selbst zumindest treu. Er trat 2022 nicht viel anders auf als 1982, 1992, 2002 und 2012.

Und auf einmal geht es wieder um alles im Spiel gegen die Reserve von Freiburg, einen Verein, mit dessen erster Vertretung sich der HFC sich vor 30 Jahren noch um einen Platz in der 2. Bundesliga gebalgt hatte. Freiburg hielt damals die Klasse. Der HFC stieg ab. Die Breisgauer spielen heute in der 1. Bundesliga und schielen nach Europa. Der Rivale von der Saale bangt einmal mehr darum, die dritte zu halten.

Erstmals wieder mit Fankurve

Viel mehr aber, das zeigen die ersten 20 Minuten der Gastgeber, die erstmals wieder von einer gefüllten Fankurve angefeuert werden, ist auch nicht drin. Die zweite Mannschaft aus Freiburg macht das Spiel. Der HFC läuft hinterher. Zweimal muss Tim Schreiber retten, zweimal nur kommen die Rotweißen gegenüber zum Abschluss. Zweimal ohne Erfolg.

Es ist ein typisches Nullnull-Spiel, ein Abnutzungskampf, bei dem beide Seiten gern mehr möchten, dafür aber nicht unbedingt mehr riskieren wollen, weil es hier mehr zu verlieren gibt als drei Punkte. Der HFC trägt die Last des Ausfluges nach Wernigerode auf dem Rücken. Freiburg wittert die Chance, sich selbst zu überraschen. Erst Mitte der ersten Halbzeit haben sich die Hallenser freigekämpft. Nach vorn geht zumindest so viel, dass für Freiburg nach vorn nicht mehr so viel geht. 

Schrecksekunde für Lebensretter

Doch als dann Elias Huth, der Mann, der Vereinslautsprecher, Maskottchen und Torgarant Terrence Boyd binnen weniger Wochen vergessen ließ, böse gefoult wird, schwindet die Hoffnung, es könnte nun so lange besser werden, bis es endlich gut wird. Kurz vor dem Halbzeitpfiff steht Huth mit schmerzverzerrtem Gesicht an der Seitenlinie und vor der Auswechslung. Halle zu zehnt, Halle vor dem nächsten Tiefschlag.

Huth aber kommt wieder, humpelnd erst, nach Wiederanpfiff aber ohne sichtbare Behinderung. Wieder hat Freiburg den besseren Start, wieder sind die wenigen Chancen der Hallenser besser. Und wie zuletzt so oft braucht es trotzdem erst eine Flanke von rechts und einen instinktsicheren Elias Huth, um aus dem knirschenden Getrete auf dem Platz ein Punktspiel für die Gastgeber zu machen. Nicht Niklas Kreuzer ist es diesmal, der den Ball hereinhebt, sondern der sehr präsent auftretende Jan Löhmannsröben. Aber es ist wieder der gerade wiederauferstandene Lazarus Huth, der vor dem Tor am höchsten steigt und das Leder mit dem Hinterkopf ins lange Ecke lenkt.

30 lange Minuten

1:0 und noch mehr als 30 Minuten auf der Uhr, 30 Minuten, die im Verlaufe des Abends immer länger werden. Es geht hier nicht mehr um ein schönes Spiel, nicht einmal mehr um ein Spiel. Alles ist Ernst, bitterer Ernst sogar. Es wird dunkel und es wird kühler, es wird einmal gewechselt und noch einmal. Es gibt gelbe Karten im halben Dutzend und einmal wäre Julian Guttau beinahe unverhofft Ausgangspunkt des spielentscheidenden Konters geworden, als fünf Hallenser auf drei Breisgauer zulaufen. Der Mann mit der 24 ist aber selbst so überrascht, dass er Michael Eberwein erst anspielt, als der schon auf der Torauslinie angekommen ist.

So bleibt es beim knappsten aller Ergebnisse, einem echten Arbeitssieg, der nach dem Schlusspfiff auch gar nicht groß bejubelt wird. Es ist Erleichterung, die sich breitmacht, kein Triumphgefühl. Ein Etappensieg zum Klassenerhalt, mehr nicht. Aber wenigstens auch nicht weniger..

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