Anton Hofreiter, Naturkreide auf Hartholz geritzt, nachkaramellisiert. Ausführung: Kümram |
Er hat das volle, lange, gepflegte Haar, er hat den Blick, er hat die familiären Voraussetzungen, denn er ist Vater. Parteipolitisch wäre Anton Hofreiter ohnehin dran, der frühere grüne Vorsitzende musste im Herbst bei der Vergabe der Ministerposten und Staatssekretärinnenstellen nur zurückstehen, um die grüne Frauenquote einzuhalten. Jetzt, wo die Neuvergabe des Familienministeriums ansteht, dürfte der urige Bayer mit dem Faible für südamerikanische Pflanzen vor einer Neuentdeckung stehen - wäre da nicht ein kleines Detail, das seiner Ernennung noch im Wege steht.
Wenigstens ministerabel
Der gebürtige Münchner, seit 35 Jahren Parteimitglied und seit 17 Jahren Bundestagsabgeordneter, verzichtet auf einen Aufstand, er stellte sich in den Dienst der Sache und begnügte sich mit dem Vorsitzend des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Gegen das Versprechen freilich, berücksichtigt zu werden, wenn das Postenkarussell eines Tages wieder in Bewegung komme. Denn von der politischen Statur, der Erfahrung und der Ausbildung her - Hofreiter hat zu Ende studiert und eine Doktorarbeit geschrieben, die noch nie und nirgendwo angezweifelt wurde - ist der 52-Jährige wenigstens ministrabel.
Dass es so schnell gehen würde, konnte aber niemand ahnen. Lange und hinhaltend hatte Familienministerin Anne Spiegel um ihren Posten gekämpft, bis zuletzt sogar hatte sie noch die ausdrückliche Rückendeckung des Kanzlers. Wäre der russische Angriff auf die Ukraine ein wenig später gekommen oder der Kriegsverlauf ein anderer gewesen. Oder Walter Steinmeier ein bisschen früher nicht nach Kiew aufgebrochen, wer weiß. Das Ahrtal, die Wording-SMS und der Frankreich-Urlaub mit der Familie, sie wären womöglich niemals eine Staatsaffäre geworden.
Vergessene Klimaprämie
Das schlechte Timing aber blieb der Ampel treu. Kaum hatte der Koalitionsvertrag festgelegt, dass Erdgas der Stoff sein werde, der Deutschlands Übergang in eine klimaneutrale Zukunft beheizen und sogar für ausreichend Strom sorgen werde, griff der deutsche Großlieferant Putin seinen Nachbarn an. Kaum war die Einführung der CO2-Abgabe so gut vergessen, dass niemand mehr nach der Klimaprämie zur Rückzahlung der Zusatzbelastung fragte, die eigentlich gleichzeitig hatte eingeführt werden sollen, zogen die Weltmarktpreise für alle Energieträger panisch an. Und kaum hatte Cem Özdemir verkündet, dass höhere Lebensmittelpreise oberstes Ziel seiner Anstrengungen als Landwirtschaftsminister seien, explodierten die Preise auch hier in einem Maße, dass staatliche Einkaufsbeihilfen nur noch eine Frage von Wochen sind.
Anne Spiegel wurde ein Opfer der Verhältnisse, eine Frau im kalten Wind des Berliner Machtpokers, abgeschossen schließlich von Friedrich Merz, dem bislang glücklosen Oppositionsführer, der sich mit dem Abschuss der 41-Jährigen einen ersten Skalp an den Gürtel heften darf. Und die Grünenspitze samt Bundeskanzler Olaf Scholz zugleich vor eine Puzzleaufgabe stellt: Ersatz für Spiegel muss zeitnah her, doch keine Kandidatin mit den passenden Einstellungsvoraussetzungen drängt sich auf: Gefragt ist Weiblichkeit, denn vor allem hatte Olaf Scholz versprochen, dass sein Kabinett ein paritätisches sein werde. Mit derzeit neun Männern und acht Frauen ist es das numerisch nicht ganz, doch Scholz selbst zählt als intersektionaler Feminist auf beiden Seiten mit.
Als Frau Favoritin
Anton Hofreiter wäre der Favorit auf die Spiegel-Nachfolge, wäre er kein Mann. Das stellt die Grünen vor interne Probleme. Eigentlich gibt es das Versprechen an den alten Kämpen, dass er nachrücken darf, sobald ein Ministerposten frei wird. Doch trotz langem Haar, trotz ausgeprägtem Familiensinn und einer eher femininen Liebe zu Pflanzen: Anton Hofreiter fährt Herrenrad, er spricht mit verdächtig tiefer Stimme und hat nie ein Hehl gemacht, dass er vor einem Jahr "Vater" eines Kindes geworden ist. Für den Chefposten im Familienministerium, nach den Regeln der Grünen wie denen des Kanzlers einer Frau vorbehalten, kommt Hofreiter also keinesfalls infrage.
Oder doch? Die Parteivorsitzende Ricarda Lang ließ inzwischen in die internen Diskussionen schauen, um die Reaktionen auf einen Tabubruch zu prüfen. "Wir werden zeitnah einen Nachfolger bestimmen", versprach sie, bewusst in der männlichen Form, in grünen Kreisen eigentlich ein no-go. Die Not aber ist groß, die Kandidatinnen stehen nicht eben Schlange, Bündnis 90/Die Grünen ist vier Monate nach Amtsantritt der Ampelkoalition personell ausgezehrt vom eigenen Erfolg. Nicht nur mussten viele Stellen besetzt werden, die ohnehin da waren, es wurden auch reihenweise neue geschaffen, um treue Mitglieder unterzubringen. Dass es nun eine neue Ministerin braucht, zur Unzeit, wirft alle Pläne durcheinander, in denen nicht nur das jeweilige Geschlecht, sondern auch noch die Zugehörigkeit zu einem der Parteiflügel zu berücksichtigen war.
Eins rauf mit Mappe
Schwierig, denn die Besetzungscouch hat Schlagseite durch Hofreiters Geschlechtsproblem. Es würde, wenn er könnte, und er dürfte, wenn er wäre. Eine Frage der Identität, die er selbst am einfachsten beantworten könnte. Dazu aber scheint er nicht bereit zu sein.
So gleicht die Organisation der Nachfolgeregelung einer Runde auf dem Schiebefix "Ohne Fleiß kein Preis". Einer hierhin, die nächste dort, zur Seite, ran und rüber. Vielleicht kann Kathrin Göring-Eckardt helfen, wie Hofreiter eine verdiente Veteranin der Oppositionsjahre, die im Herbst bei der Kabinettsbildung leer ausgegangen war und deshalb mit dem Vizepräsidentenposten im Bundestag abgefunden wurde. Die ehemalige Fraktionschefin würde dann Familienministerin und mit ihr stiege die bisher kaum wahrnehmbare Ostquote im Kabinett auf über zehn Prozent. Anton Hofreiter aber rutschte dann glücklich eins rauf mit Mappe und würde Stellvertreter im numerisch zweithöchsten Staatsamt: Sitzungsleiter im Bundestag. Können können beide wie alle alles, nur ob sie dürfen sollen, muss im Hinterzimmer noch beschlossen werden.
Ich wette, Antonia Hofreiter würde eine gute grüne Quotenfrau abgeben. Er muss nur noch erkennen, dass er sich ohne Bierkrug bereits jedes Mal eher als schwanzloses Weibchen fühlte.
AntwortenLöschenWas 'Frau' Ganserer kann, dürfte dem Urgestein grüner Transformationssucht sicher auch kinderleicht gelingen, zumal er die passende Frisur bereits hat. Und schon ist trotz Damenbart das bunte Quotenparadies gerettet.
Es wird jedoch gemunkelt, dass man den für höhere Weihen im EU-Himmel eingeplant hat. Dieselbe Idiotie bei doppeltem Einkommen.
Derweil weiß der Normalbürger kaum noch, wie er die explodierenden Preise im Hochsteuerland BRD bezahlen soll. Von den einheimischen Bedürftigen mal ganz zu schweigen. Nun denn, der schwarmintelligente Michel wollte mehrheitlich ja unbedingt eine rotgrüngelbe Hampelkollision.
Jetzt hat er sie, und wird sie - selbst wenn er spät erwacht wollte - so schnell nicht wieder los.
Das Narrenschiff treibt auch mit der neuen Brückenbesatzung samt Passagieren zielstrebig auf östliche Klippen zu, und alle beklatschen diesen Kurs als höchsten Westwärtswert.
Und hinterher hat vom kriegslüsternen Kanonenfutter dann wieder keiner was gewusst und keiner was geahnt. Wie denn auch, wenn man seiner Obrigkeit vertrauensselig wie ein stupides Herdenutzvieh folgt, bis es zu spät für Stopp oder Umkehr ist? Aus ihrer opferreichen Geschichte haben sie echt Nullkommanix gelernt, sondern tapsen erneut in dieselbe Größenwahnfalle gegen Russland.
Zeller hat doch schon die Lösung, jeder Ministerposten wird mehrfach besetzt. Damit gibt es mehr der immer knappen Spitzenposten, man hat automatisch Genderparität, egal wieviele Gender noch entdeckt werden und man kann auch mal in Urlaub fahren.
AntwortenLöschenWenn Selenski mit Steinmeier nicht verhandeln möchte, würde ich Ricarda Lang (Grüne) vorschlagen.
AntwortenLöschenDa hat er auch gleich das schwere Geschütz, das er fordert.
https://postimg.cc/2Vf165y7
Pipi-Strang "Die ultimative Demütigung ... " - Ei, was macht der Bundes-Uhu denn da für eine maurerische Gebärde mit dem linken Krabbelfinger? Kann natürlich Fottoschopp sein.
AntwortenLöschenPipi lese ich immer wieder gern. Wann endlich wacht das/dieses Volk auf - oder, noch besser, das Volk wird bald aufwachen, und dann können die sich aber frischmachen! Einfach goldig. Einen noch - ebenfalls putzig:
Wann kapieren die Politiker endlich, dass ...
>> Mantis 13. April 2022 at 16:25
AntwortenLöschenKriminalstatistik 2021 – Faeser: „Ein sehr sicheres Land“
... ... ...
Falsch:
es muss heißen: „Wir sind ein totsicheres Land“ ... ... ... <<
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Falsch:
Es muß heißen: "Wir sind ein Tod sicheres Land" ---
(Und die halten sich nun für'n kulturellen Feldherrenhügel! - Arno Schmidt)
Ein Damenbart macht jemanden noch nicht zum Mann!
AntwortenLöschenSolcher Sexismus sollte hier keinen Platz finden.