Montag, 7. März 2022

Vater aller Versprecher: Putins Krieg

Der Vater aller Kriege, er inszenierte sich sorgfältig wie immer. Umgeben von einem Dutzend junger Frauen saß Wladimir Putin zwischen zwei Gräueltaten gegen friedliche Zivilisten an einem langen Tisch mit frischen Eisblumen und tiefgefrorenem Essen aus der Assiette. Und die herangekarrten Flugbegleiterinnen, nach der Sperrung des Luftraumes der meisten Nachbarländer mit viel Tagesfreizeit, durften dem neuen Zaren Fragen stellen. „Wir alle unterstützen Ihre Spezialoperation. Aber unser weibliches Herz ist unruhig", sagt eine, "wir wissen, dass die Zivilbevölkerung nicht leidet. Beruhigen Sie uns: Was erwartet uns am Ende dieses Weges?"

Furchterregend gewöhnlich

Es ist derselbe Tischtyp wie immer, nur netter diesmal. Es ist derselbe Putin wie stets, ein furchterregend gewöhnlich aussehender älterer Mann mit dünnem Haar, der den bei Kriegsherren so beliebten dunkelblauen Anzug mit blauem Binder trägt und vor einer aus allen Sälen und Hallen eines angeblichen Schulungszentrums für Stewardessen herbeigeschafften Kulisse aus Dschungelpflanzen seine Botschaft an die Menschheit von einem Blatt abliest. Die Ukraine wird entmilitarisiert und entnazifiziert. Das läuft nach Plan, Niemandem geschieht ein Leid. Und wer Russland wegen seiner freiwilligen Übernahme der wichtigen Aufgabe des Kampfes gegen die Nazis mit Sanktionen behindert, riskiert, dass Russland das als Kriegserklärung auffasst.

Der Mann ohne Nerven, der der Welt seit zwölf Tagen die Aufgabe stellt, ihn zu bekämpfen, ohne ihn zu provozieren, und ihn zu stoppen, ohne ihn zu verärgern, zeigt im sorgfältig inszenierten Auftritt für das russische Fernsehen allerdings erstmals Unkonzentriertheiten. Gerade erst hat sein Parlament ein Gesetz beschlossen, "fake news über das russische Militär" (Tagesspiegel) unter Strafe stellt. Ähnliuch wie Paragraf 109d des deutschen Strafgesetzbuches, der auf Urheber*innen von "Störpropaganda gegen die Bundeswehr"zielt, soll das russische Gesetz "unwahre oder gröblich entstellte Behauptungen tatsächlicher Art, deren Verbreitung geeignet ist", die Tätigkeit der Armee zu stören, verhindern und Täter sanktionieren, die "sie "wider besseres Wissen zum Zwecke der Verbreitung" aufstellen oder "solche Behauptungen in Kenntnis ihrer Unwahrheit" verbreiten. 

Vorgaben zum Nichtsagbaren

Als faktischer Diktator kann Wladimir Putin allerdings weiter gegen als jeder Demokrat. Er kann höhere Strafen androhen und  statt nur wie allgemein üblich Wortverwendungsempfehlungen zu geben mit direkten Begriffslisten straffe Vorgaben zum Nochsagbaren machen.  Begriffe wie „Angriff“, „Invasion“ und „Kriegserklärung“ sind danach in Russland nicht mehr kv. Die mächtige Kremlbehörde  Федеральная Cлужба применимых Tермины (ФCT) - zu Deutsch etwa "Föderale Behörde für die zutreffenden Bezeichnungen" und damit vergleichbar, aber nicht gleichzusetzen mit der deutschen Bundesworthülsenfabrik BWHF - hat verfügt, dass der Krieg ausschließlich als "militärische Sonderoperation" zu bezeichnen ist.

Für die Verwendung des Begriffes "Krieg" drohen seitdem bis zu 15 Jahre Haft - eine Bestrafung, die nach Kenntnisnahme der Fernsehbilder vom Stewardessentreffen auch Wladimir Putin zu fürchten haben könnte. Denn bei seiner Ansprache an die wehrlosen jungen Frauen geschieht dem Kontrollfreak aus dem Kreml das Ungeheuerliche: Statt den vorgeschriebenen Begriff "Operation" (Oперация) zu benutzen, rutscht Putin das Wort "Bойна" heraus - "Krieg" also, etwas, das es nach offizieller russischer Darstellung nicht geben darf und infolgedessen auch nicht gibt. 

Im russischen Staatsfernsehen wurde der strafbare Patzer einfach übergangen, die deutschen Medien hingegen konzentrierten sich auf technische Nebenaspekte der Inszenierung und umgingen die Strafbarkeit der Äußerungen des Präsidenten, der sich freuen darf: Ohne internationalen Druck dürften russische Staatsanwälte es kaum wegen, gegen den Kremlherrscher zu ermitteln und ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen.

7 Kommentare:

  1. Also doch ein Krieg? Wow. Aber Hauptsache ist doch, dass sein großer Gegenspieler Joe Biden fest an der Seite des iranischen Volkes steht.

    AntwortenLöschen
  2. erneut im TV : die ewig alarmistisch-"betroffene" Gutmenschin Lang ( adipös , mindestbegabt )

    AntwortenLöschen
  3. Während die durch ihre Kolonialzeit immer noch machtbesoffenen Europäer sich bei der aktuellen Russen-Verteufelung gegenseitig zu übertreffen versuchen, und ihre sie selbst hart treffenden Sanktionsfolgen komplett ausblenden, grinsen unsere fernen US-Freunde sich eins, denn so schlagen sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: 1. Die erneute Spaltung Europas in West-Ost und 2. den Niedergang eines lästigen Wirtschaftskonkurrenten.

    Und allen voran fallen die bunten deutschen Gehorsamstrottel drauf rein und fordern hirnamputiert Frieren gegen Putin. Hier kämpfen sie gegen Nazis, dort bewaffnen sie die. Irre, nur noch komplett irre.

    Hat der Vorzeigetürke etwa Recht mit seiner 'Köterrasse' und dem 'Völkersterben von seiner schönsten Seite'?

    Man könnte es bei unseren rasant verblühenden Geisteslandschaften glatt vermuten.

    AntwortenLöschen
  4. Carl GustafMärz 07, 2022

    Don't mention the war: https://www.youtube.com/watch?v=RyPj21jBl_0

    AntwortenLöschen
  5. "hart aber fair" : also rein empirisch gesehen sind Akademikerinnen vom deutschlandfunk deutlich dümmer als Menschen oder Neger

    AntwortenLöschen
  6. orthodoxe Juden in Berlin beim Bundesbräsident.

    anschließend fahren die orthodoxen Herren zurück an die Front , in die Ukraine

    AntwortenLöschen
  7. Wie sich die Vorgänge im Laufe der Zeit doch gleichen. Kriege dürfen seit einigen Jahren nicht mehr Kriege heißen. Für jeden militärischen Einsatz wird händeringend irgend eine neue Spezialbezeichnung gesucht. Nie darf das Kind beim Namen genannt werden. Wir wussten schließlich auch mehrere Jahre nicht, wie wir unser Engagement in Afghanistan denn betiteln sollten. Unsere kriegsähnlichen Zustände von gestern sind die militärischen Spezialoperationen von heute.

    Könnte nicht unsere Bundesworthülsenfabrik einmal eine Internationalisierung ins Auge fassen? Offensichtlich gibt es inzwischen weltweit einen enormen Bedarf an feingedrehten Worthülsen. Das ist doch ein ungebremster Wachstumsmarkt. Das müsste doch ein neuer Exportschlager für uns sein.

    Da ich schon längere Zeit nichts mehr von der vorteilhaften Finanzierung von Elektrobussen in Indien gehört habe, wäre das doch vielleicht eine Möglichkeit unsere Wirtschaft stabil zu halten, wo wir doch leider, leider unsere Klimakillerfirmen alle stilllegen müssen.

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.