Bundesinnenministerin Nancy Faeser brachte Telegram gerade noch vor Kriegsausbruch auf Spur. |
Neue Welt, neue Feinde, neue Freunde. Kaum ist die Welt aufgewacht in einem unerwarteten Kriegszustand, verwandelt sich der Blick auf alles. Polen, gerade noch EU-Feind Nummer 1, ist plötzlich der Musterknabe beim Glauben an alle westlichen Werte. Russische Methoden gegen Feindsender gelten als durchaus akzeptabel, die Diskriminierung aufgrund der Herkunft ist hoffähig, Atomkraft und Braunkohle könnten es schon demnächst wieder werden.
Not kennt kein Gebot
Not kennt kein Gebot, in der Not erkennt man seine Freunde und die können dann eben auch mal die Feinde von letzter Woche sein. Der von Dubai aus betriebene dubiose Messenger Telegram zum Beispiel hat in den letzten Tagen eine erneute erstaunliche Verwandlung durchgemacht: Ehemals gelobt als "App der Opposition in Belarus" (Tagesschau), deren Chefs sich zum Glück einfach nicht einschüchtern ließen von allen Drohungen des Minsker Machthabers Lukaschenko, avancierte das Programm auf dem Höhepunkt der deutschen Corona-Kriege vom wunderbaren Werkzeug des Widerstandes zum Bundeshetzkanal, dem Bundesinnenministerin Nancy Faeser nur noch mit einem angedrohten Verbot beikommen zu können meinte.
Es kam dann nicht mehr ganz zur finalen Feldschlacht. Stattdessen endeten die Gefechte in aller Stille mit ein paar Symbolgesten, die gerade noch recht kamen, um das "Telegram-Dilemma" (SZ) ungelöst, aber nebenwirkungsfrei wegzuheften. Eine zweite Chance für die App, mit der sich "Protestler untereinander verständigen und die Welt um Hilfe rufen" (Tagesschau), denn nun tun sie das wieder in Russland, wo inzwischen so ziemlich alles gesperrt ist, was Facebook und Twitter heißt oder irgendwie nach Westen riecht.
Keine großen Fragen
Große Fragen wirft das nicht auf. Die Frankfurter Rundschau, die noch vor zwei Wochen kein Nachlassen im Kampf gegen die Hetze auf Telegram gefordert hatte, legt geradezu einen Schwenk in Form einer Pirouette hin: Eben noch Zweifel, ob da wirklich ein "glaubwürdiges Indiz für einen Kurswandel" zu sehen sei, lobt auf einmal ukrainische Telegram-Kanäle, die die ganze schreckliche Wahrheit über den Krieg verbreiten. Dass die ursprünglich aus Russland stammende Plattform den deutschsprachigen Kanal des russischen Staatssender RT gesperrt hat, ist nun kein "symbolischer Akt" mehr, "der dem Netzwerk etwas Ruhe verschaffen soll" (FR). Sondern zeigt, dass im "Informationskrieg" (FAZ) gegen Russland selbst frühere Erzfeinde Schulter an Schulter zusammenstehen stehen.
Der Renitenzkanal ist zurück auf der richtigen Seite. Keine grausame Kloake all dessen mehr, das niemand hören oder gar lesen will, der die staatlichen Maßnahmen für unumgänglich und angemessen hält. Kein Sammelbecken unbelehrbarer Impfverbrecher, Montagsspazierer und Nazihetzer. Sondern wieder ein beeindruckendes Modell für Vernetzung von unten, in dem es keine wirklichen Führungspersonen gibt, so dass es dem Staat sehr schwer fällt, "gegen einzelne Gruppen oder Personen vorzugehen", die hinter bestimmten Kanälen stehen.
Das geht ziemlich einfach, wenn man keinerlei Prinzipien hat. Das ist auch sehr nützlich, wenn man es in den Parteien zu was bringen will.
AntwortenLöschenElon Musks Teslafabrik wird wohl bald Besuch von Leyen und Phaser und ein paar Cocktailmixern erhalten
AntwortenLöschenElon Musk declines to block Russian propaganda from Starlink
https://edition.cnn.com/europe/live-news/ukraine-russia-putin-news-03-05-22/h_3440a8f71515c8ef6e8c3ba4be6b8ae1
Monstrum Merkel
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Manchmal ist mir um den Danisch bange.