Es zieht Dunkelheit heran über der EU-Agrarwende. |
Alles ist wichtig, bis etwas Wichtigeres kommt. Alles muss, bis alle Kraft einer ganz anderen Aufgabe gewidmet werden muss. Der Kampf ist immer ein ungeheurer, zumindest bis er unverhofft endet, mal mit lautem Krach an einer Wand, mal aber auch ganz leise im Kleingedruckten einer EU-Verordnungsrichtlinienregel, die nichts besagt, jedenfalls nicht endgültig. Aber ungeachtete aller Vorhaben, die bis zu diesem Moment auf Papierstapel gedruckt wurden, auf denen Menschen hätten bis zum Mond klettern können, ab sofort eingehalten werden dürfen müssen.
Ende der Agrarwende
Diesmal könnte es der Anfang von etwas ganz, ganz großem sein: Das Ende der Agrarwende, eines Aufgabengebietes, um das sich in der Europäischen Union von ihrem Gründungstag an alles gedreht hatte, wenigstens finanziell. Die gemeinsame Politik des allen geben, damit alle haben nahm zuletzt zwar nicht mehr zwei Drittel des EU-Haushaltes in Anspruch, sondern nur noch eines plus ein paar Kräuterschnaps und Weizen obendrauf. Dafür aber ging es erklärtermaßen nicht mehr nur um Butterberg und Milchseen und die Subventionierung der eigenen Scholle, auf dass sie ganz Afrika miternähre, so dass dort Bauernde viel Tagesfreizeit genießen können. Sondern auch um Klimaschutz und Artenvielfalt, Wasserreinheit und Pestizitbuchhaltung.
Die EU-Kommissionwar da ganz vorn und sie war sehr streng. Gerade erst hatte sie wieder einen Entwurf in der Mache, der den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft bis 2030 halbieren und für den Anfang mal für ein Zehntel der Ackerfläche in der Union Artenreichtum gesetzlich vorschreiben sollte. Weniger Dünger würde zudem erlaubt sein, dafür aber mehr Ausgleichsfläche Pflicht. Bienenweiden am Feldrand. Insektenhotels in bequemer Flugentfernung.
Der Kreml greift ein
Ein Konzept, dessen Übersetzung in Insektische noch nicht abgeschlossen war, das aber in Moskau gar nicht gefiel. Mit dem Einmarsch Putins in die Ukraine explodierten die Nahrungsmittelpreise. Und wie es die klassische Konflikttheorie vorhersagt, schwenkte die EU-Kommission um-. Für Brüsseler Verhältnisse in beinahe schon panischer Geschwindigkeit verschwand die angekündigte Agrarwende-Verordnung in den labyrinthischen Kellern der überstaatlichen Vorordnungsverewaltung. Und statt ihrer erblickte eine Notanweisung für den Krisenfall das Licht der Welt.
Ein Schock für Freunde der Artenvielfalt, für Anhänger des Eisbären und der Biene, für Cem Özdemir, der nun endlich am Ende seiner Tage doch noch Minister geworden war, und für die Straßenkleber der Essenretten-Bewegung. Statt den Düngereinsatz wie angekündigt zu reduzieren, werden nun aus Sorge um ausbleibende Erträge auch auf ökologischen Vorrangflächen chemische Hilfen erlaubt. Biobauern dürfen ihre Biorinder mit chemisch gedopten Futtermitteln füttern, das Ziel einer Stilllegung von wenigstens vier Prozent der Anbaufläche wird beerdigt, es darf gesprüht und es dürfen selbst die Randstreifen von Feldern, die kleinen Paradiese von Mücke, Maus und Madengoldfliege beackert und beplfanzt werden.
Furcht vor der Versorgungslage
Und alles nur wegen einer drohenden Hungersnot in Afrika! "Das ist so kurzsichtig wie unlogisch", haben Kritiker der überstürzten Entscheidung sofort auf die Weiterungen verwiesen. Wer jetzt nur wegen eines Krieges und eines Ausfall der beiden größten Weizenlieferanten Europas panisch wird, der lädt den Klimawandel förmlich ein, noch härter zuzuschlagen. Jetzt zurückrudern, nur um im Herbst und im Winter zu Essen zu haben nicht nur in Berlin, Frankfurt und Hamburg, sondern auch in Addis Abeba, Athen und Adıyaman, der kapituliert feige vor der ersten Schwierigkeit einer Versorgungslage, die so schwierig ja noch gar nicht ist.
Würde sie es denn überhaupt je werden? Hat es nicht immer gereicht? Ginge es nach Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne), dann sind doch höhere Preise für Lebensmittel genau das, was die Welt gebraucht hat wurde sein Vorstoß Anfang des Jahres noch verhöhnt, lacht über Putins Initiative niemand mehr. Die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen aber hat die Nerven verloren. Statt glaub- und vertrauenswürdig auf den längst beschlossenen großen Green Deal zu
verweisen und die Wissenschaft in gewohnter Weise mit dem Eisbären, der Biene und dem Feldhamster argumentieren zu lassen, ist Brüssel umgekippt: Die Schnitzelpreisbremse war am Ende wichtiger als Mücke, Maus und Madengoldfliege.
Daniela Vates (RND, FR, lol) entlarvt das Verteilen von Dünger auf Feldern auch als eine Angewohnheit:
AntwortenLöschen...in Europa wird ... nicht zu wenig gedüngt und gespritzt, sondern zu viel. Daran verdienen manche sehr gut, für andere ist es vor allem praktisch oder eine lang gehegte Gewohnheit.
Daran werden auch in Zukunft 'manche' gut verdienen, aber weniger in Deutschland.
Düngen ist ja vor allem praktisch, da hat der Bauer Bewegung und gibt auch mal gern ein paar Tausender mehr aus als nötig. Ist wie mit Rauchen oder Nordic Walking.
RND ist Schrott.
Wenn ich jetzt wetten müsste, würde ich tippen, dass dem guten Cem und der restlichen grünen Entourage sicher noch etwas einfallen wird, damit wir in Futschland die EU-Notverordnung für die Landwirtschaft nicht umsetzen müssen. Wir sind hier nämlich nur die Weltmeister im EU-Vorgaben-Umsetzen wenn es in die richtige Richtung geht. Wenn die Bösen aber den Takt vorgeben, dann ist es in Deutschland guter Brauch, EU-Vorgaben auch mal links liegen zu lassen. Irgendein Sonderfall oder lässt sich immer finden.
AntwortenLöschenCorona hat bei uns ja auch anders gewirkt und länger gedauert als bei den Anderen. Und selbst jetzt können wir uns noch nicht zu einem vollständigen Freedomday durchringen, von der immer noch schwebenden Impfpflicht und der nächsten Welle im Herbst und deren Folgen noch gar nicht zu reden.
Die grüne Moral hat den Menschen an sich als größtmöglichen Schadbären festzementiert.
D. h. um hierzulande evtl. ein paar Juchtenkäfer zu retten, hätten wir keinerlei Probleme damit halb Afrika verhungern zu lassen. Das traut sich so nur niemand zu sagen, ist aber die Quintessenz aus deren Aussagen und Verhalten.
Agrarbernd kauft sich demnächst eine zusätzliche Scholle .
AntwortenLöschenfragt der Händler :"wollen sie da Weizen für die wachsende Weltbevölkerung anbauen ?"
"nein , ich mach Kartoffeln "
"für die hungrigen Kinder in der 3. Welt ?
"ja doch , Pommes für Afrika"
usw usw .