Und wer nicht mehr heizen kann, der zieht einen Pullover an.
Geht es nach Annalena Barbock, ist das alles erst der Anfang. Deutschland sei "bereit, einen hohen wirtschaftlichen Preis zu zahlen", hat die Außenministerin mit Blick auf den anstehenden Ukraine-Krieg gesagt und keinen Zweifel daran gelassen, dass es nicht weiter steigende Preise bei Energieträgern sein werden, die Deutschland in die Knie zwingen. Stabil steht Europas Führungsnation in der Front, den Ärmsten der Armen wird geholfen, allen anderen hilft die Klimaerwärmung mit milden Temperaturen, bei denen sich auch kalt duschen und die Heizung durch einen "dicken Pullover" (Thilo Sarrazin) ersetzen lässt.
Dem Kreml in den Arm gefallen
Der Mann Kreml, er hat sich wiedereinmal verrechnet. 2002 hatte Wladimir Putin Russland selbst für noch nicht reif für eine Aufnahme in die Nato erklärt. 20 Jahre später sieht er nun, was er davon hat. Reihenweise gehen ihm die taktischen Möglichkeiten aus, den Westen zu erpressen. Die Drohkulisse der bei Woronesch aufmarschierten russischen Truppen hat das westliche Bündnis durch eine Vielzahl verbaler Attacken, einer Massierung eigener Verbände knapp 700 Kilometer vor Moskau und eine umfangreiche Reisetätigkeit entschärft.
Die vom Kreml angedrohte Energieverknappung aber spielt der neuen Bundesregierung ohnehin in die Karten. Gerade die Grünen hatten im Wahlkampf angekündigt, klimabelastende Heizungen, die Mobilität, unzureichend gedämmte Wohnungen und überhaupt alle CO2-ausstoßenden Belastungsfaktoren stärker besteuern zu wollen, um einen Erziehungseffekt bei Bürgerinnen und Bürgern zu erzielen.
Putins entschlossene Klimahilfe
Aus Angst vor Konsequenzen bei den Landtagswahlen legten sich die Klientelparteien SPD und FDP quer. Weder die zur Erreichung des Pariser Klimazieles von 1,5 Prozent notwendige Erhöhung der CO2-Abgabe auf 60 bis 150 Euro pro Tonne wurde beschlossen noch ein symbolisches Verbot von Kurzstreckenflügen oder Fernreisen aus rein touristischen Gründen. Allerdings hilft nun ausgerechnet Wladimir Putin, die geplante Preiswaffe dennoch zum ultimativen Joker im Kampf gegen die Erderwärmung zu entwickeln. Seit der Bundestagswahl und dem nachfolgenden "Aufmarsch" eines Zehntels der russischen Armee 185 Kilometer entfernt von der ukrainischen Hauptstadt Kiew haben sich die Preise an der Strombörse vervierfacht, Erdgas wurde siebenmal teurer und der Ölpreis sprang um 40 Prozent nach oben.
Gute Nachrichten für das Weltklima, aber auch kein Grund zu Beunruhigung für Deutschlands Verbraucher. Anders als der seinerzeit verhallte Aufruf des damaligen Bundespräsident Horst Köhler, eine Welt zu gestalten, die "Zwei Grad Köhler" ist, versprechen die drastischen Preissignale heute eine Vielzahl von wesentlichen Verhaltensänderungen im individuellen Bereich zu bewirken. Bürgerinnen und Bürger geben beispielsweise das Geld, das sie für Heizung und das Pendeln zu arbeiten benötigen, nicht für oft unsinnige Konsumbedürfnisse aus.
Was weg ist, ist weg, was einer nicht hat, kann er weder vertrinken noch verspielen oder für klimabelastende Reisen ausgeben. In der nächsten Runde wird dann Gemüse teurer, Obst, Brot und Bier, anschließend steigen die Preise bei Maschinen, Anlagen und Installationen, auf dem Bau und - wie immer - im ÖPNV. Und als letztes die Löhne und Gehälter, so dass alle mehr haben, sich allerdings weniger leisten können.
Lob von der Tagesschau
Die "Tagesschau" wusste es bereits im Oktober vergangenen Jahres, als die Preisexplosion noch in den Kinderschuhen steckte. "Die hohen Energiepreise sind gut und richtig", hieß es da angesichts sich andeutender inflationärer Entwicklungen. "Was CO2 ausstößt, darf nicht mehr billiger werden", forderte Holger Beckmann aus dem ARD-Studio in Brüssel damals, denn "es wäre
falsch, den Preisanstieg bei fossiler Energie künstlich zu stoppen". Die EU hat ihn erhört, die Bundesregierung ebenso. Beide wissen, was Frank-Thomas Wenzel vom SPD-eigenen RND damals schon lange ahnte: "Die Inflation wird von allein sinken", legte er dar, denn die "steil
ansteigende Inflation" gerate nicht etwa außer Kontrolle. Sondern sie Folge der im Jahr zuvor zeitweise abgesenkten Mehrwertsteuer.
Kein Grund zur Aufregung, kein Grund zur Beunruhigung. Da gerät nichts "außer Kontrolle" (Wenzel), auch müssten Konsumenten nicht "dauerhaft mit
weniger Kaufkraft rechnen". Nur weil alles früher so billig war, sehe es nun teuer aus, vorübergehen. Aber "2022 wird die Inflation zügig und spürbar quasi von selbst
sinken." Jeder kann dann wieder leben wie vorher, nur eben mit mehr Achtsamkeit und Rücksicht für Klima und Nachhaltigkeit. Alles wird für immer teurer sein, aber keiner muss es bezahlen.
Der Krieg für das Klima geht weiter.
AntwortenLöschenhttps://www.welt.de/politik/ausland/article236909881/Ukraine-Botschafter-fordert-von-Scholz-klipp-und-klares-Ultimatum-an-Putin.html
Der ukrainische Botschafter verlangt den totalen Krieg, äh nein, den totalen Importstop u.a. für Gas und Öl, wenn Putin den grausamen Ukrainekrieg nicht beendet, der gerade in den Köpfen der westlichen Politiker und Medienheinis stattfindet.
Das Bild von Putins Motiven und den russischen Interessen bleibt naiv. Doch am naivsten ist der Gedanke, dass es Putin scheren könnte, was die deutschen Gulaschkanonen-Kommandanten hier für Reden schwingen. Die Falken haben stumpfe Krallen und wenig Weitsicht.
AntwortenLöschenhttps://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/hart-aber-fair-putin-ukraine-artillerie-der-leeren-worte/
Können wir nicht den Klimakindern erklären, dass russische Panzer mit Diesel betrieben werden? Dann drücken wir noch jedem 'ne Tube Pattex und 'n Stahlhelm in die Hand, damit die sich an der Grenze auf die Straßen kleben. Dürfte ähnlich effektiv sein wie die Panzersperren am Westwall.
AntwortenLöschenGastbeitrag von Ingo Schulze
AntwortenLöschenUkraine-Konflikt
Am Mittwoch beginnt der Krieg
Und in Berlin blühen die Krokusse.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/ingo-schulze-ukraine-russland-1.5528487?reduced=true
@ Anonym "Dürfte ähnlich effektiv sein wie die Panzersperren am Westwall." Und wenn schon. Hielt den Vormarsch der Befreier immerhin lange genug auf, um eine unerwünschte Bürgermeisterwahl rückgängig zu machen.
AntwortenLöschen@ Der lachende Mann:
AntwortenLöschenDu bist aber böse! Aber so was von!