Er hat gesungen, über Jahrzehnte. Kein einfacher Zeitgenosse, erst recht nicht unter den Vorzeichen einer gesellschaftlichen Entwicklung, die dem alten weißen Mann das Recht abspricht, gleich berechtigt mitreden zu dürfen. Jetzt hälst Du mal die Klappe, diese unausgesprochene Anweisung an Seinesgleichen hat Derek W. Dick, der Name schon ist ein Hohn!, nun wörtlich genommen. Der als "Fish" bekannte Sänger, Dichter, Komponist und schräge Säulenheilige einer Art Rockmusik, die sich vom Schaffen der Adeles, Eilishs und Sheerans unterscheidet wie ein Sommerregen von einer leeren Zimmergießkanne, hat seine zuletzt betrüblich verlaufende Karriere beendet.
Ein Abschied mit "Weltschmerz", wie der lange mit allerlei Deutschen verheiratete Schotte sein letzten Album genannt hat. Auf der Bühne tapperte er bei der Vorstellung der frustrierenden neuen Songs mit einem Stock in der Hand herum, keineswegs mehr das lebenspralle Energiebündel, als das er in den frühen Tagen seiner Laufbahn bei den Fantasie-Rockern von Marillion im flammenden Kostüm herumgesprungen war. Fish, 63 Jahre alt und damit für Rock-Verhältnisse einer Jüngeren unter den Klassikern, tat damals, was man damals tat, wenn man in seinem Beruf arbeitete: Er trank und nahm Drogen, er war ein Tyrann und "Arschloch" (Fish), der dem Fluch nie entkommen konnte, zu klingen wie Peter Gabriel oder Phil Collins, der wie Gabriel klang. Die Kritiker konnten sich da nie richtig entscheiden.
Dagegen hat er immer angesungen, erst bei Marillion mit Großwerken wie "Misplaced Childhood" und "Script for a Jester's Tear", später allein, als er als "Vigil in a Wilderness of Mirrors" die "Sunsets on Empire" besang. Ein Mann mit Humor, der Hits hatte wie "Kayleight" oder "Incommunicado" (oben), dabei aber immer witzig blieb: "Ich würde mich sehr freuen, Sie kennenzulernen, wenn ich mich nur an Ihren Namen erinnern könnte", sagt er, biestig nur, wenn es um Schottland ging. Als Fish für dessen Unabhängigkeit von Großbritannien eintrat, galt das in Deutschland noch als zersetzende Betätigung, die der EU insgesamt nur schaden könne. Als Großbritannien dann austrat und die Unabhängigkeitsbestrebungen der Schotten auf dem Festland begrüßt wurden wie die Freiheitsbestrebungen enger Verbündeter, hatte Fish seine Lektion gelernt.
Man muss sich nicht politisch äußern, um politisch zu sein. "Ich habe Probleme mit dem Gedächtnis, seit ich berühmt geworden bin", sang er schon in "Incommunicado", jenem Stück von 1987, das weltweit als bester Genesis-Song aller Zeiten gilt. Sich "nicht um die Fleet-Street-Liebhaber" (Fish) zu kümmern, war Überlebenstrategie, schon weil niemand "das Interview auf der Rückseite" sein will, sondern "keine Anonymität im Waschsalon, Handabdrücke im Beton am Sunset-Boulevard und eine Wachsfigur von sich selbst bei Madam Tussaud".
Die kommunikationsgestörte Gesellschaft, die der deutsche Psychiater Hans-Joachim Maaz in seinem Buch "Der Gefühlsstau" im Jahre 1990 für die DDR diagnostizierte, entdeckte der "Cowboy, der Peter Pan, die Glaubwürdigkeit der Straße" (Fish) Dr. Dick bereits Jahre zuvor überall. Nennt "es Synchronizität, nennt es Deja vu", singt er, aber den Traum davon, in Talkshows im Fernsehen zu sitzen, zur besten Sendezeit wie Karl Lauterbach, eine Villa in Frankreich zu haben wie der Rote Danny und einfach nur bewundert zu werden, er ist überall und in jedermann.
Verglichen mit den YT-Views anderer 80er-Bands ist Marillion weitgehend vergessen. Es war schon damals nicht die Musik der Teenparties, sondern der Artrock-Nostalgiker, die schon in die Jahren kamen.
AntwortenLöschenWir brauchen wieder mal einen Einmarschbefehl, und wenn's nur gegen Sachsen-Anhalt ist.
AntwortenLöschenhttps://www.youtube.com/watch?v=aGu-0XhTtVk
Bereicherung dieses oft toternsten Blogs. ---
AntwortenLöschenMan schreibt es: "todernst", Du Sonderschüler. Nicht mein Hass - mein Ekel frass mir hungrig am Leben.
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AntwortenLöschen@ Blogwart: Dieses Etwas nervt weniger, als daß es unsäglich langweilt. Hau wech die Scheiße.
AntwortenLöschenNoch etwas Legasthenie als Zugabe:
>> revier1848 28. Dezember 2021 at 11:12
Shipa 28. Dezember 2021 at 10:34
Discounter und Tankstellen sollte der Verkauf von Fleisch verboten werden. ... Geld, seien es Zigaretten, Smartphones und Klamotten, aber beim Essen wird gegeizt.
….ich habe es hier schon zigmal kommentiert..Fleisch vom heimischen Wild ist das gesündeste und biologischste Lebensmittel ... ... ... Inzwischen sind die Hygienevorschriften für Jäger so streng das man das Fleisch bedenkenlos essen kann ... ... ... <<
Es gibt also auch abiologische Lebensmittel.
bisher war ich langmütig. ich habe jeden quatsch des herren gelesen, und nur gelöscht, wenn es unter der gürtellinie war. an sofort fliegt alles raus, was er schreibt, sobald ich es sehe.
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