Mittwoch, 10. November 2021

Angriff mit der Fleischwaffe: Mauer, Zaun und Korridor


Einige Stunden war es geschafft. Die scheidende Kanzlerin, seit Monaten ein nahezu unsichtbares Wesen, meldete sich noch einmal aus dem off, bei den Freunden von der "Zeit" natürlich weil Anne Will an der Impffront kämpft. Die freudige Botschaft ist auch eher eine zum zweimal lesen: Ja!, daran ließ Angela Merkel keinen Zweifel.  

Mag auch die europäische Lösung, die damals beinahe in 14 Tagen gefunden worden wäre, bis heute auf sich warten lassen. Mag auch das deutsche Sanktionsregime, als europäische Lösung recht schnell mit dem Rest der EU geschmiedet, sich als genauso wirkungslos erweisen wie das, das Russland seit der Krim-Krise tagtäglich mehr in die Knie zwingt. Geschafft ist geschafft, da reicht ein Moment. Schließlich wassert auch der Olympiaschwimmer nach dem Zielanschlag nicht den Rest seines Lebens unterm Block, weil er Strecke ja nun geschafft hat. 

Schale Witze von 2015

Weiter geht es, immer weiter, die Geschichte wartet nicht und kaum ist ein Problem nicht gelöst, steht schon das nächste vor der Tür. Als kenne er den rechtsextremen Witz von 2015, der Humor als miese Methode zur Spaltung missbrauchte, indem er behauptete, Deutschland lasse sich am besten von einer unbewaffneten Armee erobern, die beim Einmarsch "Asyl" rufe, schickt der ehemalige weißrussische Diktator Alexander Lukaschenko, der mittlerweile Bjelorussland regiert, Menschen in die EU. Und was früher Grund zu heller Freude war, denn "wir bekommen Menschen geschenkt", freute sich Katrin Göring-Eckhardt, ist nun eine fiese Fleischwaffe: Der Spießgeselle des Kremlherrschers Putin treibt mit ihrer Hilfe einen Keil in einen Kontinent, der schon so kaum mehr weiß, wo vorn und hinten und wer eigentlich an allem schuld ist.

Grundsätzlich steht fest, dass der Pole alles falsch macht, denn er ist der Pole und damit beinahe ein Ungar. Schließt er seine Grenzen dicht, ist das unmenschlich. Lässt er Lukaschenkos Truppen passieren und nach Deutschland durch, wird es daheim unangenehm. Hilft man ihm beim Zaunbau, gibt das üble Bilder. Hilft man nicht, gibt es schlechte Stimmung. Denn "noch nicht geschafft habe man, die Ursachen der Flucht zu bekämpfen", wie auch die Kanzlerin bemerkt hat.

2015 wird sich nicht wiederholen, denn 2015 spielte dasselbe Stück auf dem Balkan. Ob Frieden dort überhaupt möglich ist, stand lange nicht fest, aber wenigstens zierte sich niemand, Geld zu nehmen. Fern in den Schluchten des Balkan, da, wo Karl May nie hingekommen war, bauten Beitritts- und Wackelkandidaten der Wertegemeinschaft Mauern und Sperren, dass alle Zweifel an der Leistungsfähigkeit der örtlichen Bauindustrie binnen weniger Monate ausgeräumt waren.

Fast keine Maus

Fast keine Maus kam mehr durch und Menschen auch nur wenige, gemessen an den vielen zuvor. Das schafft sich ganz nebenbei, schon allein, weil eine Jahresinzidenz von 250 nach einer von 1.800 nach relativ großem Mangel klingt. Wie schnell aber geht es wieder andersherum? Und was dann? Wenn der Gauland wieder in Empörung badet, die Querdenker sich in Pegida zurückverwandeln und das Sigmar Gabriel das Pack aus dem Ruhestand bekämpfen muss?

Es muss etwas getan werden, nur kann man eben nichts tun. Verteidigt der Pole seine Außengrenze, ist das empörend. Tut er es nicht, wirkt das allerdings perspektivisch bedrohlich. Baut Lukaschenko eine Luftbrücke samt Landbrücke, ist das etwas anderes als die Seebrücke, die deutsche Helfer dankenswerterweise mit alten, dieselgetriebenen Seelenverkäufern über das Mittelmeer spannen. Setzt sich Deutschland für ein Durchmarschrecht aller Zufluchtsuchenden durch Kusawien, Masowien und Podlachien ein, mit buntem Brückenschlag an Weichsel und Netze und Blumengirlande über der Friedensbrücke von Görlitz. Ein neuer polnischer Korridor muss her, als humanitäres Abwehrbollwerk, von Frontex freigeschlagen und bewacht, auf dass der "hybride Angriff" (von der Leyen) ende, bevor im Hinterland wieder veitsgetanzt wird. Der kommende SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil hat es klargestellt: „Das Signal, eine Mauer zu bauen, ist das falsche. Das Signal, die europäischen Außengrenzen zu sichern, ist das richtige."

Die immergleiche Krux

Die immergleiche Krux. Man muss Zuaufmachen. Lockersichern. Schießfreiabschrecken durch Einladen. Die EU muss etwas tun, kann aber nicht. Keine Leute, keine Leute. Und keine Ahnung. Und ein Polen, dass der überkommenen Vorstellung anhängt, dass ein Land seine Grenzen schützen können muss. Deutschland will natürlich nicht, würde aber auch nicht wollen dürfen. Oder höchstens mit Luxemburger, portugiesischen und maltesischen Einheiten zusammen. Polen tut etwas, täte es aber aus Sicht der Gemeinschaft besser nicht. War nicht die lange Bank bisher immer die beste Lösung?

Und unschöne Bilder, sie waren die höchste Strafe. Es kann kein Vergeben geben für Polen, aber zugleich ist das Land, das seit Monaten "ein Zerbrechen der EU" (Katarina Barley) provozieren will, die einzige Hoffnung für Abweisende wie Ankommende. "Germany" rufen die Einlassbegehrenden "wie einen Schlachtruf" (RND), doch die Willkommenskultur von 2015 ist geschafft. Schon träumt die EU von einer Flugverbotszone zwischen Irak, Syrien, Türkei und Belarus, einem Überfluggebiet, das 300 Kilometer östlich der östlichsten EU-Außengrenze liegt.

Das könnte schwierig werden, aber Schwierigkeiten sind die Spezialität der Gemeinschaft der 27. Momentan herrscht "Ruhe nach dem Beinahe-Sturm" (Tagesschau), die Flüchtenden sitzen im "Niemandsland zwischen Polen und Belorussland", einem Gebiet, das nur wenige Millimeter breit ist, in der Fantasie deutscher Journalisten aber "Tausende" (DPA) beherbergen kann. Der Winter kommt. Fortsetzung folgt.

10 Kommentare:

  1. Die deutsche "Willkommenskultur" könnte auch aus einer Fabel von Jean de la Fontaine stammen.

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  2. Dr. Sepp Bernd La Rouge ist wieder mal scheiße drauf.

    Nichtmal die Löschversuche der Amis mit Napalm und Phosphor haben dazumal in Vietnam für Abschreckung gesorgt. Im Gegenteil.

    https://www.youtube.com/watch?v=ewK64oA1cqU

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  3. Welche Lösung die EU, Deutschland und der Rest der Welt für dieses neue Problem auch finden werden. Ich habe das ganz starke Gefühl, das ein wichtiger Teil der Lösung sein wird, dass all die armen Seelen die jetzt an der polnischen Grenze festsitzen, in unserem schönen Ländchen angesiedelt werden. Und das vollversorgt und glücklich bis zum Ende ihrer Tage. Oder unserer. So genau weiß das jetzt noch keiner.

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  4. @Die Anmerkung

    Die Vietnamesen und die Goldstücke aus aller Herren Ländern von heute haben aber eine doch
    anders gelagerte Motivation.

    Es ist sicher grausam und unmenschlich an einer Grenze den Schießbefehl zu erteilen. Ich bin mir aber absolut sicher, dass dies eine sehr wohl abschreckende Wirkung auf die Grenzgänger hätte.

    Es ist schon ein kleiner Unterschied ob man für Freiheit und Eigenständigkeit bis zum äußersten kämpft oder in eine staatlich garantierte Vollversorgung einwandern möchte.

    P.S. Ich glaube auch nicht das die Meisten Vietnamesen nach dem Sieg des Nordens, das bekommen haben, was sie sich vorher erträumt haben.

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  5. Zumindest Merkel hat es geschafft. Sie hat politisch bis zum Ende überlebt, dank der Medienkartelle und der gekauften Parteien. Sie kann sich nun endgültig in den Wahn verabschieden.

    Etwa damit:
    Wir haben also noch keine selbst wirkende Balance zwischen den Herkunftsländern und den Ankunftsländern.

    Also wäre das Ziel, dass so viele aus der EU nach Afrika auswandern wie Schwarzafrikaner in die EU einwandern? Egal, keiner stellt Fragen und morgen ist es vergessen.

    @Vietnam
    So rein rollentechnisch waren damals die Amis die Syrer und die Vitschies die Polen.

    Und nein, die Südvietnamesen bekamen natürlich nicht, was man uns nach Abzug der Amis erzählt hat. Es gab bloß keine Presseleute mehr, die darüber berichtet haben.

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  6. EUROPÄISCHE UNION
    Wer keine Maschinenpistolen an jeder Kreuzung will, muss sie an der Grenze stationieren
    Stand: 11:43 Uhr | Lesedauer: 6 Minuten
    Von Martin van Creveld
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    Auch das wird nichts bringen, da nicht geschossen werden wird. Niemand will diese häßlichen Bilder, die den Abgang Merkels versalzen täten.

    Die Idee mit einer gesicherten Grenze ist allerdings richtig.

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  7. ein hartes Vorgehen gegen Asylforderer ist keineswegs "menschenfeindlich" - es gibt kein "Menschenrecht" auf ein Leben in Deutschland .

    das Asylat an der polonenisch-ostweissrussischen Grenze will Konsum und Blingblang - und da hilft dann eben nur der Therapieknüppel , reichlich CS Gas und gerne auch mal die gebotene Härte

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  8. war ebenfalls ein Fheler - damals , Kapp Anna-Mour - ökopaxe holen Fitschi Wehrdienstverweigerer ausm Ozean - wer nicht bis zum Endsieg gegen den Bolschewismus kämpft hat eben seinen Kredit verspielt und wird vom Hai verwurstet - heute ham wir Fitsche FDP Personal und klugscheissende Fitschis im TV . zurück nach Saigon .

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  9. oak 10. November 2021 at 18:10

    Man weiss aus frueheren Propagandaaufnahmen zB das tode (das brennt in den Augen!)Kind am Strand wann wo genau entzieht sich meiner Erinnerung, dass die vor nichts zurueckschrecken, die Menschen muerbe zu machen,
    Ihr Land, Ihre Kultur, Ihre Standarts (sic)und selbst Zukunft zu verlieren, wenn nicht Schluss mit weiterer Flutung von incompatiblen=unvereinbaren Menschen in die Sozialsysteme die kultur und zivilisationsbedingt, durch der totalen Abhaengigkeit an ihre Idiologie (sic)
    -----------------------------------------------------------------------
    Ich glaube auch nicht das die Meisten Vietnamesen ... Räusper ...

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  10. fröhliche Buntmenschen beschlagnahmen die Kaufhallenspielzeuge - Auchmenschen machen sich breit .

    Bernd geht zur Geschäftsleiteung .

    100 , zwo Hundert , 3 , 4 .

    Ihr Umsatzverlust .

    große traurige BWL Fragezeichenaugen .

    warum ?

    nur so - aus Bock - weil ich der Kunde bin

    und weil Sie eine andere Kundschaft bevorzugen .

    wie ?

    du bist also bräsig ?gut

    die Telefonnummer vom Boss . jetzt .

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