Montag, 18. Oktober 2021

Rassistische Stereotype: Wie der "Spiegel" Europa spaltet

Es war einmal das größte und einzige Nachrichtenmagazin der Republik, ein Presseorgan, das nach oben trat und das Unten verteidigte, den Mächtigen auf die Finger schaute und haute, die Wehrlosen verteidigte und den Arglosen erklärte, was hinter den Kulissen des Regierungstheaters aufgeführt wurde. Der "Spiegel" deckte Skandale auf und er stürzte Minister, nicht immer mit seriösen Methoden,  doch immer im Einsatz für Demokratie und bürgerliche Freiheiten. Bis diese der Redaktion irgendwann zu weit gingen und von den sogenannten "Falschen" genutzt wurden. Aus dem "Sturmgeschütz der Demokratie" wurde eine Wagenburg der Weltverbesserer, die nicht mehr "beschrieben, was ist" (Augstein), sondern begannen, zu flunkern, wie es etwas gefälligst zu sein haben sollte, wenn es endlich nach ihnen ginge. 

Titelblatt als Temperaturfühler

Als Temperaturfühler für gesellschaftliche Wirklichkeiten taugte das Blatt immer weniger, als  Gradmesser für angesagte Ansichten aber umso mehr. Nicht einmal gelesen werden muss es mehr - ein Blick auf die traditionell hochwertigen Titelbilder reicht schon aus. Dort zeigt sich im Wochenrhythmus auf Glanzpapier, was gerade en vogue ist an Gesinnung, welches Feindbild wie wichtig ist und wer im Moment die Verantwortung dafür hat, dass die Welt wiedermal nicht so sein will, wie das Spiegel-Redakteurende sie träumt. 

Der geistig-moralische Verfall Ostdeutschlands war schon ebenso Titelthema wie die um sich greifende Seuche der brutalen Hassbotschaften, am Weltverderber Donald Trump knabberte und sägte der "Spiegel" vier Jahre lang beinahe jede Woche, ehe Klaus Brinkbäumer, der chefredakteurende Aktivist, gehen und beim MDR unterkommen musste. Als es noch gestattet war, durfte auch Sexismus drauf auf Seite 1, am besten prollig fett mit Möpsen. Und als Meisterwerk des propagandistischen Aktivismus gilt bis heute das Cover "Stoppt Putin jetzt", eine direkte Fortsetzung der Kampagne "Stoppt die Nato-Raketenpläne" aus dem "Neuen Deutschland" von 1981.

Kopf ab, Hirn raus

Tabus gibt es nicht für Titelbild-Redaktion. Ob gnadenlose Kopf-ab-Satire oder Kritik an der Umsetzung des mystischen "Hades-Plan" zur deutschen Eroberung Europas, ob Angriff auf Italien oder Spaltungsversuche am Baum der Religionen, Gefangene wurden nie gemacht. Selbst der Linksrutsch der SPD fand sich angeprangert, obwohl der "Spiegel" doch jahrzehntelang Fleisch vom Fleische der alten bundesdeutschen Sozialdemokratie gewesen war, mehr noch als es heute das RND aus dem Medienportfolio der Arbeiterpartei ist.

Grenzen überschreiten gehörte stets dazu. Gerhard Schröder war dem "Spiegel" der Kanzler der Sozial-Mafia, die Regierungschefs von EU-Partnerstaaten wurden zu Geisterfahrern erklärt und ein Spiegel-Titel war es auch, der die Verschwörungstheorie begründete, dass China an Corona schuld ist. Ein Beitrag zur sogenannten Länder-Liste, auf der zuvor schon Italien gelandet war. Damals zerfiel Europa gerade wieder -  wenn der "Spiegel" Europa schreibt, meint er stets die EU - und das lag daran, dass "Italien sich selbst zerstörte und Europa mit riss". Eine Gegendarstellung in gleicher Größe blieb aus, auch als Italien Deutschland beim Wirtschaftswachstum abhängte.  Dafür rückte nun Frankreich ins Visier: Ein "teurer Freund" sei der Macron fürs Vaterland, nur ganz leicht subtiler als zuvor "Unsere Griechen" und der Klassiker "Nato-Staat Portugal kommunistisch?"

Käse, Koks und Vorurteile

Das Fragezeichen fehlt nun bei "Käse, Koks und Killer", einem Sittengemälde aus den Niederlanden, die vom "Spiegel" "Holland" genannt werden, weil die gleichnamige Grafschaft im 17. Jahrhundert die einflussreichste Gegend der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen war und heute keinen Lukaschenko hat, der die Redaktion veranlassen könnte, "Weißrussland" in Bjelorussland als Dienst am Lesenden ins Einheimische zurückzuübersetzen. "Holland" also ist ein "Mafiaparadies" und damit etwas, das im "Spiegel" noch nie irgendein Staat gewesen ist - nicht einmal Italien, Köln, Mexiko oder Zypern.

Holland" ist es, das nach Sachsen, Russland, Polen, Ungarn und Großbritannien auserkoren ist,  all das zu verkörpern, was Deutschland nicht sein soll, sein will, sein wird so lange der "Spiegel" mitregiert. Das Gegenteil des sicheren Zivilstaates, in dem die Verfassungsorgane zum Bürgerwohl über Bande spielen, ein Negativ zur neuen Klimapolitik der kommenden Koalition, ein abschreckendes Beispiel für noch einen "ungeliebten Nachbarn" (Spiegel), dem der große Bruder nebenan gern helfen würde mit gutem Rat und strenger Tat. Der es aber auch wollen müssen sollte, ehe ihm mit Nachdruck klargemacht werden muss, dass im gemeinsamen "Haus Europa" (Michail Gorbatschow) nicht jeder machen kann, was Deutschland nicht will, je nachdem jedenfalls, wer es gerade tut.

Stolz auf Stereotype

In Warschau die Rechtsextremen, in London die Abtrünnigen, in Budapest der Feind unserer Ordnung, in Ankara der Irre vom Bosporus, die Schweiz ausgetreten aus dem Reich der gemeinsamen Werte, die Dänen voll unmenschlicher Härte der Dänen gegen Flüchtlinge, die todbringende weiche Linie der Schweden bei Corona, in Russland der Mann, der Deutschland wieder in einen Krieg zwingen will - und nun auch noch Den Haag, ein Drogensumpf in der Hand des organisierten Verbrechens, der Clans und Hintermänner. 

Als "Spiegel"-Titel wird daraus Frau Antje unter der Haube, aufgestellt vor einer der 70 Millionen holländischen Windmühlen, Joint im Mund, eine Kalaschnikow in der Hand und einen Käselaib voller Drogenbeutel unterm Arm. Die zuletzt wegen der Benutzung rassistischer Stereotype unter Beschuss stehende "Sprecherin der Grünen Jugend hat ihre Lektion offenbar gelernt" (Spiegel), der "Spiegel" noch nicht. 

Im Hamburger Blatt, das in diesen Tagen der steigenden Papierpreise verzweifelt ums Überleben kämpft, feiert so eine "selbstgerechte, moralisch überlegene Sentimentalität" (James Baldwin) Triumphe, die augenscheinlich auf die Spaltung Europas zielt, indem sie aburteilt, was immer dem nationalgesinnten "Spiegel"-Bild vom ordnungsstaatlichen Modell zur Herstellung von Ruhe und Ordnung widerspricht. Den Schaden hat EUropa, den Schaden haben die Europäer, die einmal mehr kalt kalkuliert aufeinandergehetzt werden, gefüttert mit Voruteilen und Klischeebildern.



4 Kommentare:

  1. In der Realität ist Antje mit der AK und dem Koks ganz sicher nicht blond und weiblich, sondern eher das Gegenteil. Zuviel Wirklichkeit gehört da aber nicht zum Geschäftsmodell.

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  2. Ruhe und Ordnung findet Bernd gut.

    eigentlich will dieser Bernd eine spießige Ordnungswelt ohne Kriminalität und ohne hättehätte_Sternenkettendebatten ,ohne Phantasiepreistreibstoffdiktatur.

    alles ist so mühsam

    und da schon wieder :"Fachkräftemangel ergo mehr Neger heim ins Reich holen " (n-tv)

    zum Glück hat Bernd nochmal Koks gekauft als der noch billig war.

    also : richtigen Koks - für den Ofen

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  3. @ Bernd: Ist Dein Grundstück mindestens 400 Meter lang? Sehr zur Not 300. Dann könnte ich Dir als Hanna Reitsch dienen. Also, zum Entweichen, "durch die Luft sozusagen", natürlich nicht zur unnatürlichen Unzucht.
    Ich bin auch Schamane, und kann den großen Donnerzauber machen. So bis 300 Meter.

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  4. Wenn die dysfunktionale EU wirklich auf Grund der unermüdlichen Arbeit des Spiegels zerbrechen sollte, müssten wir diesem Käseblatt wirklich unser aller Dank abstatten. Ich leiste daher diesen heiligen Eid: Am letzten Tag der EU werde ich ein Abo abschließen. Und nicht nur so ein minderwertiges digitales. Nein, eins mit allem Pipapo. Was ist es mir wert. Also, weiter so Spiegel.

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