Ein frischer Wind weht durch Europa, der neue Preise für viele Dinge mitbringt. |
Auch die "hohen Energiepreise" (SZ, Taz, Spiegel, Welt) tanzten im Grunde genommen nur zwei Wochen. Dann war das Thema abgeräumt, eine Niederlage des FC Bayern München, ein FDP-Skandal bei "Lanz" und die bange Erwartung auf erlösende Nachrichten von der Weltklimakonferenz in Glasgow hatten übernommen. Ein Gewöhnungseffekt, auf den die Politik stets zählen kann, ist er doch seit den Arbeiten des Medienforscher Hans Achtelbuscher vom An-Institut für Angewandte Entropie der Bundeskulturstiftung in Größenordnungen analysiert und beschrieben.
In der Tradition des großen Themensterbens
Das Themensterben in der deutschen Medienlandschaft führt nach Achtelbuschers EMP-Theorie dazu, dass selbst die EU jede Lage wieder in den Griff bekommt, indem sie Zeit vergehen lässt. Aus anfangs als akut empfundenen Schmerzen wird dadurch nach und nach ein nur mehr als pochend-schmerzhaft empfundenes Dauerphänomen, das von Brüssel aus zu gegebener Zeit als vollkommen normal und sehr gut verträglich bezeichnet wird.
Medial sind große Menschheitsfragen in solchen Augenblicken bereits in die Phase der Duldungsstarre eingetreten, sie werden kaum mehr erwähnt, gelten in den Redaktionen als vergessen, versteinerte Monumente nur aus Zeiten, als sie für Aufregung zu sorgen vermochten wie damals, früher, in längst vergangener Zeit die Staatsschuldenkrise, der Zusammenbruch Griechenlands, Sarrazin, das NPD-Verbot, der Giftgasangriff auf Nawalny, die vom Kreml verheimlichte tödliche Erkrankung von Putin, Trump, Biden und Bolsonaro.
Gelöste Energiepreiskrise
Auch die Energiepreisfrage konnte so in Windeseile (Foto oben) gelöst werden: Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ließ einen "Werkzeugkasten" voller Satzbausteine vor den Türen der Nachrichtenagenturen verklappen. Dazu kam die deutliche Ansage, dass man etwas tun werde. Hinweise auf miese russische Umtriebe durften nicht fehlen.
Und schon waren zwei Wochen vorüber und die große Gaspreiskrise ausgestanden. Nach einer AERD-Umfrage sind 39 Prozent der Bevölkerung dafür, dass Milch, Fleisch und Lebensmittel teurer werden, auch bei Benzin, Strom und Gas glauben bis zu 20 Prozent, dass kräftigere Preissignale notwendig sind, um umweltpsychologische Erziehungseffekte auch bei denen zu erzielen, die immer noch stoisch pendeln, sich auf abgelegenen Dörfern mit ressourcenverzehrender Infrastruktur eingerichtet haben oder unsolidarisch aus eigensüchtigen Motiven um die Welt reisen, ohne an die Klimaschäden zu denken, die jeder Bewegungskilometer verursacht.
Es muss, damit es kann
Es muss und es wird alles noch viel teurer werden, damit es billiger werden kann, daran hat EZB-Chefin Christine Lagarde in ihrer abschließenden aktuellen Stellungsnahme zur anrollenden Inflationskatastrophe keinen Zweifel gelassen. Deutschland steuert auf fünf Prozent Geldentwertung zu, irgendwo im Süden soll die neue EZB-Strategie des erst im Juli verkündeten Inflationszieles von "zwei Prozent, aber mit akzeptierten Abweichungen gern auch bis hoch auf Simbabwe oder Venezuela sogar noch besser anschlagen. Wenn alles teurer wird, fällt es leichter, auch mal zu verzichten, gerade denen, die es sich nicht mehr leisten können, zu kaufen, was sie nach Ansicht führender Umweltforscher, EU-Beamter und künftiger Regierungspolitiker überhaupt nicht brauchen.
Gerade im kategorischen Verzicht liegt auch Freiheit, im Preissignal eine Bewährungschance für den Charakter. kann ich im Pullover, wo ich früher am Thermostat gedreht habe? Schaffe ich es zu Fuß an den Urlaubsort? In die Nachbarstadt an den Arbeitsplatz? Und wenn eine Mahlzeit ausfällt, wie groß wird mein Hunger sein? Menschen überall im Land schauen in diesen Tagen neugierig in sich, Teil eines großen Experimentes, dem sich im Erfolgsfall zweifelsfrei genauso viele andere Nationen anschließen werden wie dem vor zehn Jahren eingeleiteten deutschen Energieausstieg.
Keine ist auch eine europäische Lösung
Dass die Europäische Gemeinschaft nicht hektisch geworden ist und mit nervösen Krisenmaßnahmen über die feierliche Verkündigung der Werkzeugkastenbereitstellung hinaus auf das Marktversagen bei der Energiepreisbildung reagiert hat, ist ein Zeichen dafür, wie schnell die Wertegemeinschaft dazulernt. Aus den vergeblichen Versuchen, wie in der Flüchtlingskrise vor sechs Jahren oder am Beginn der Corona-Pandemie im Eiltempo zu sogenannten "europäischen Lösungen" (Angela Merkel) zu kommen, ist im inneren Zerfallsprozess der Vertragsgemeinschaft das viel erfolgreichere Projekt geworden, nicht mehr über europäische Lösungen zu sprechen, sondern einfach zu tun, was man eben zu tun gedenkt.
Seien es Grenzschließungen, die "die Axt an die Reisefreiheit legen" (Renate Künast) und deshalb bereits vor drei Jahren von der EU-Kommission verboten wurden, oder das Durchwinken aller "Kraftpakete" (DPA) zur Anheizung von Konjunktur und Weltklima - Europa legt sich nicht quer, zumindest nicht abseits des Spielfeldes, auf dem der große Schaukampf mit Polen durchgeführt wird. Die "Herde" (Helmut Kohl) ist weitergezogen, die deutsche Ostgrenze ist nun Thema, das Klima sowieso und wie Europa es retten wird, dazu die Boosterimpfungen und die Koalitionsverhandlungen. Schon ist der Platz wieder voll, denn nach dem Ersten Gesetz der Mediendynamik passt die Welt in keinen Schuhkarton, immer aber in 15 Minuten "Tagesschau".
"Ihr werdet zuhause in der kalten, dunklen Bude hocken und ihr werdet glücklich sein."
AntwortenLöschenEuer Klaus S.
Themensterben in den gesteuerten Medien: gutes Thema. In München hat ein 17jähriger Joshua die 14jährige Leila erstochen - sofern die Namen nicht gelogen sind. Zwei Tage nach Verhaftung des Täters war das Vorkommnis nie geschehen. So löst man Probleme.
AntwortenLöschendieser Bernd hat zwei Dauerbrandöfen und reichlich Briketts und Holz .
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