Gekämpft, und doch verloren, um dann doch noch zu gewinnen. So sah die Geschichte aus, die Franziska Giffey im vergangenen Jahr präsentierte. Ungebeugt und ungebrochen legte die SPD-Hoffnungsträgerin erst ihren Doktortitel ab, schnell noch, ehe er ihr dann fortgenommen wurde. Dann verzichtete sie auf ihr Ministeramt, unschuldig verfolgt und sicher, dass die große Geste reichen würde, schon ein Jahr später als Regierende Bürgermeisterin ins Berliner Rathaus gewählt zu werden. Das alles geschah nach Ansicht ihrer Verteidiger nur, weil Giffey eine Frau ist. Angesichts der üblichen Gepflogenheiten im politischen Raum hatte die Berlinerin ja eigentlich auch nicht Unübliches getan.
Multitalent mit Marschallstab
Ein bisschen abschreiben hier, ein bisschen stiebitzen dort. Spätestens seit Baerbock und Laschet ist offenkundig, was Leserinnen und Leser von Politikerbüchern seit Jahren wissen. Schrieb Winston Churchill seine werke noch selbst, bleibt dazu im Getümmel heute keine Zeit. Man lässt schreiben und man schreibt ab, das Buch ist das Ziel, oder der Doktortitel, nicht die Arbeit daran. Ehrenrührig wurde das erst, als mit Guttenberg und Schawan zwei Multitalente mit Marschallstab im Tornister beim Eingehungsbetrug ertappt wurden.
Giffey war ein vergleichsweise leichter Fall, die Frau aus Frankfurt an der Oder hatte nur große Teile ihrer Doktorarbeit abgepinselt. Die SPD fand nichts daran, die überführte Betrügerin als Spitzenkandidatin aufzustellen, andere Bestehlen, so die Botschaft an alle Schülerinnen und Schüler im Lande, ist eine lässliche Sünde, schließlich fehlt denen ja nach dem Raub ihres geistigen Eigentums nichts.
Gestöändnis als Buße
Giffey war danach wieder sauber, ein Geständnis als Buße reicht längst, wo früher Sack, Asche und ein paar Jahre Bewährung in der Produktion die Mindesstrafe gewesen wäre. Nur haben die Feinde der ausgeschiedenen Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eben nicht geruht. Ausgerechnet der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch, ein bekannter Verteidiger des von oben kontrollierten Sprachgebrauchs, hat sich in den zurückliegenden Monaten mit der Masterarbeit der Politikerin beschäftigt. Und auch in der schmalbrüstigen Ausarbeitung Giffeys typische Handschrift entdeckt: Ja, auch hier ist alles nur geklaut.
Seitenweise habe Franziska Giffey auch in ihrem Frühwerk Fremdes montiert, durchgepaust und weggemops, was ihr passend erschien. "Schwer vorstellbar, dass es der Verfasserin nicht bewusst war", befindet Stefanowitsch, ein Fachmann für konstruktionsgrammatische Untersuchungen analytischer Kausativkonstruktionen, der als Professor an der Freien Universität regelmäßig Abschlussarbeiten korrigiert, wie es beim T-Online heißt. "Flächendeckend" sei Franziska Giffey, damals noch unter dem Mädchennamen Süllke, aber bereits mit einem Berufsabschluss als Diplom-Verwaltungswirtin, die Regeln des wissenschaftlichen Zitierens missachtet.
Die Kunst der Verstellung
Der "Master of Arts", den die spätere Ministerin trägt, zeigt sie als Meisterin in der Kunst der Verstellung. Eines Tages wird sie versichern, ihr seien bei ihrer Dissertation "Fehler unterlaufen", die sie sehr bedauere, doch wer 62 Mal nicht korrekt zitiert und halbe Seiten wörtlich übernimmt, der tut das nicht aus Versehen. Sondern womöglich, weil er neben seiner Tätigkeit als Europabeauftragte eigentlich keine Zeit hat ein Studium für Europäisches Verwaltungsmanagement an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin zu absolvieren. Ja Rechtspflege.
Etwa so also, wie Annalena Baerbock keine Zeit hatte, ein Buch zu schreiben, als sie eins schrieb. Offenbar aber glaubt die Generation der beiden Frauen, dass Stärke bedeutet, zu tun, was man nicht kann, statt bei dem zu bleiben, was man vermag. "Das Muster, nach dem die Masterarbeit verfasst ist, erinnert stark an das, was auch bei der Dissertation festgestellt wurde", sagt Anatol Stefanowitsch, er könnte aber auch weiter gehen und sagen: Das Muster zieht sich durch das Gesamtschaffen einer Generation, die in globalen Allmachtsfantasien lebt, dabei aber nie gelernt hat, sich die Schuhe selbst zuzubinden. Werden Fehler gefunden, "beruhen diese auf Flüchtigkeit", denn alles sei "nach bestem Wissen und Gewissen gefertigt", wie Giffey auf Anfrage mitteilen lassen hat.
Konsequenzen hat die Spitzenkandidatin nicht zu befürchten. Das Freche, das Unverfrorene, das bei Wulff, Schawan und Guttenberg noch spektakulär scheiterte, es ist inzwischen unbezwingbar geworden.
Den glatten Sonnyboy Guttenberg wollten sie unbedingt loswerden, vermutlich weil er im Unterschied zu seiner Chefin in ganzen Sätzen reden konnte, was ihren Glanz schmälerte.
AntwortenLöschenDie Tat verfolgt sie mit erfreulichen Resultaten bis heute.
vermutlich hat Giffei einen mäßigen Hauptschulabschluss
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