Hass-Sticker wie dieser lügen.
Sie gilt als seriös, mittlerweile, nach Jahren im Krawallmodus der angedeuteten Systemfeindschaft angekommen in einem gesellschaftlichen System, das ihre Gründermütter und -väter noch hatten hinwegfegen wollen. Knapp 53 Jahre nach ihrer Gründung aber ist die Berliner Tagesszeitung "Tageszeitung" aufgerückt in die Riege der journalistischen Primärquellen: Die "Taz", wie sie häufig fast schon liebevoll genannt wird, versorgt die Republik mit Wahrheit und auch mal mit Empörungsstöffchen, mit Nachwuchskadern und einem immer noch leicht linken Blick auf aktuell-politische Ereignisse. Wenn die Taz kommentiert, dann richtig, wenn die Taz reportiert, dann nicht wie andere recht schnell und falsch, sondern von einer fundierten Position aus.
Ein "grandioser Slogan"
Wenn also die Taz sich der Frage zuwendet, wer den CDU-Kanzler*Innenkandidaten Armin Laschet bei der Verfertigung seines "grandiosen Slogans" (Taz) vom "Modernisierungsjahrzehnt" beraten habe, dann ist das ernstzunehmen. Doch die Entstehungssituation, die das Blatt dann beschreibt, offenbart sich nach einem kurzen Faktencheck als frei erfunden: „Dieses Jahrzehnt“, habe Laschet in der Entstehungsberatung gesagt, selbst berauscht von der Kühnheit seines Gedankens, „dieses Jahrzehnt wird entscheidend“. Anschließend sei der Satz "seltsam orientierungslos im Raum" herumgependet. Obwohl alle im Raum gewusst hätten, dass dieses Jahrzehnt wirklich "entscheidend für die Zukunft dieses Planeten, unserer Kinder und all derer, die noch kommen werden" sein wird, habe niemand sagen wollen, was für ein Jahrzehnt ausgerufen werden soll.
Es hätte etwas sein sollen mit "Dynamik, Richtung, die Kommandobrücke", aber "ohne Veränderung" (Zitate Taz). Neidisch habe die Runde auf die Linken in den USA und deren Green New Deal geschaut, einen "umfassenden Plan, das Verhältnis von Staat, Arbeit und Umwelt neu und nachhaltig zu organisieren".So etwas habe Laschet sich auch gewünscht, nur eben "keine Veränderung". Den Ausweg habe die "ideale Verbindung von 50er-Jahre-Kühlschrankversprechen und 70er-Jahre-Ferienanspruchsdenken" geboten, "kombiniert mit einem Gefühl von „Tempo ist die letzte Freiheit“", in einem Wort zusammengefasst eben jenes "Modernisierungsjahrzehnt".
Eine abwegige These
Eine These, die Rainald Schawidow kopfschüttelnd "abwegig" nennt. Die von der Taz imaginierte Runde habe "natürlich nie gegeben", betont der Chef der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) in Berlin, der die Entstehungsgeschichte des Begriffes ganz genau kennt. "Schließlich sind wir es gewesen, die das Wort aus mehreren Rohteilen gedreht haben", sagt der Chef der Bundesbehörde, der seit vielen vielhundertköpfiges Kollektiv aus Worthülsendrehern, Propaganda-Poeten und Schlagwortdichtern führt, das die Bundespolitik regelmäßig mit . wie "Rettungspaket", "Rettungsschirm", "Konjunkturspritze", "Abwrackprämie", "Schuldenbremse" oder auch "europäische Kreditsubsudulenz"versorgt.
Im Fall des umstrittenen "Modernisierungsjahrzehnts" datiert der Wortfachwirt, der sein Gewerbe noch beim Vorgängerbetrieb VEB Geschwätz erlernte, die erste beurkundete Erwähnung auf den März dieses Jahres. Kurz zuvor hätten Mitarbeitende der BWHF das zusammengesetzte Substantiv auf Bitten der Christdemokraten in NRW erschaffen - "die Anforderung war, dass es zupackend und vielversprechend klingen sollte, ohne Ängste auszulösen". Dass der Begriff "eine etwas bedenkliche Begriffsgeschichte" habe, wie die Taz behauptet, könne er nicht sehen. "Vor dem ersten regionalen Test mit dem Slogan "Aufbruch in die 20er Jahre - Modernisierungsjahrzehnt für Deutschland" habe es das Wort schleißlich "überhaupt nicht gegeben".
Testlauf im Heimatland
Der regionale Probelauf aber, zielgenau in Laschets Heimatland NRW durchgeführt, habe ermutigende Ergebnisse gezeigt. "Wir wir erwartet hatten, regt die Formulierung die Fabtasie an, ohne dass sich irgendjemand etwas darunter vorstellen kann." Das "nicht klar" sei, "was damit gemeint ist", wie die Taz behauptet, sei kein Produktmangel, sondern eine eingebaute Produkteigenschaft, "die der Auftraggeber genau so gewünscht hat".
Es ist das Ende einer frei erfundenen Legende, die im Internet kursiert und behauptet, "Modernisierungsjahrzehnt" sei ein Begriff für einen Wahlkampf, "der in fast allem von der Vorstellung des Alten geprägt ist, ganz sicher in dem Verständnis davon, dass Politik vor allem das ist, was Politiker tun und sagen". Er könne sich gar nicht vorstellen, wo jemand die vergangenen Jahrzehnte verbracht habe, der allen Ernstes einen solchen Vorwurf aufmache. Nicht zum ersten Mal würden doch deutlich absehbare Konsequenzen von Politik "hinter Worten von einschläfernder und gefährlicher Normalität" versteckt, sagt Schawidow.
Keine "strategische Ahnungslosigkeit"
Die "strategische Ahnungslosigkeit", die die Zeitung aus Berlin Armin Laschet in einem hauptstadttypischen Reflex gegenüber dem Provinzpolitiker vorwirft, sei keineswegs ein "Zeichen für ein sich anbahnendes Systemversagen", sondern eine Wahlkampftaktik, "die seit Jahrzehnten zuverlässig funktioniert". Von "Sicher ist die Zukunft" (CDU) über "Die Zukunft unseres Landes beginnt jeden Morgen um acht" über (SPD) zu "Deutsche können stolz sein auf unser Land" (SPD) und "Dicke gehen baden" (Grüne) oder "Es ist Ihr Land" (FDP) führte eine gerade Linie ins "Modernisierungsjahrzehnt". Dass sich eine angesehen Zeitung nicht zu schade sei, fake news wie die von der Laschetschen Beraterrunde und der schweren Geburt des "Modernisierungsjahrzehnts" zu verbreiten, bedauere er. "Ein Anruf bei uns hätte doch gereicht, die Entstehungsgeschichte seriös zu schildern."
Seit wann residiert die Bundesworthülsenfabrik denn in Berlin? Sie war doch im mecklenburgischen Warin installiert worden.
AntwortenLöschen"Science tells us what situation we are in and what consequences our actions are likely to have, but it does not tell us what to do. Science does not say you shouldn’t pee on high voltage lines, it says urine is an excellent conductor."
AntwortenLöschenhttp://backreaction.blogspot.com/2020/09/follow-science-nonsense-i-say.html
dort sitzt das bbaa!!!!
AntwortenLöschenhttps://www.sueddeutsche.de/politik/union-cdu-csu-bundestagswahl-armin-laschet-markus-soeder-digitalisierung-entbuerokratisierung-nadine-schoen-1.5296606
AntwortenLöschenModernisierungsjahrzehnt? Und wer? Man macht die Türe nur einen Spalt weit auf, und schon kommt einem der Müll entgegen:
Mag's fortschrittlich und unterstützt Laschet: Nadine Schön leitet das "Netzwerk Digitalisierung"...
https://de.wikipedia.org/wiki/Nadine_Sch%C3%B6n
...studierte ... Rechtswissenschaften an den Universitäten in Heidelberg und Saarbrücken. ... Studienbegleitend machte sie 2002 bis 2008 eine journalistische Ausbildung im...
Der Danisch täte sich kaputtlachen.
@ ppq: Ja, richtig, danke! Bei den vielen GOs und NGOs zu unserem Wohl kann man schon einmal durcheinanderkommen.
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