Mittwoch, 7. Juli 2021

CDU-Wahlplakate: Klare Haut, klare Botschaft

Mit dem Spruchbeutel gepudert: Weiße Menschen werben für eine weißse Politik.
 
Mitten in den Absturz der Grünen und den Beginn einer Aufholjagd der deutschen Sozialdemokratie unter KanzlerkandidatOlaf Scholz hat die CDU ihre langerwartete Wahlkampagne gestartet. Generalsekretär Paul Ziemiak stellte die neuen Motive vor, die inhaltlich noch weit über das hinausgehen, was die SPD mit ihrer "Lorem ipsum"-Offensive in "sehr frischem, modernen & mutigen Look" (Lars Klingbeil) versprochen hatte. Laschets Wahlkampfzentrale belässt es nicht bei den wolkigen Andeutungen, auf die der "intersektionelle Feminist" Scholz setzt, und er widerstand auch der Verlockung, konkret zu werden wie die Linke mit ihrer Ankündigung "Gemeinsam machen wir das Land gerecht". Stattdessen kombinierte Laschets Team das lange heiß umstrittene "Deutschland" aus der Überschrift des grünen Wahlprogramms mit dem "gemeinsam machen" der Wissler-Welzow-Linken.

Klare Haut auf den Plakaten

 
Klare Botschaft statt "lorem ipsum", durchweg klare Haut auch auf den Plakaten. Die in der deutschen Werbebranche wie im Vorabendprogramm geltende Regel, dass die migrantischen Wurzeln einer Rolle durch schweren Dialekt oder aber durch dunkles Haar und dunkle Haut deutlich zu erkennen sein müssen, um Diversität für jedermann erlebbar zu machen, negiert die christdemokratische Wahlkampfzentrale konsequent. Wenn hier Migranten untergemischt wurden, dann allenfalls Finnen, Österreicher oder Balten.
 
Armin Laschet spricht ausschließlich zu seinesgleichen: "Deutschland gemeinsam machen" verzichtet auf die plakative Darstellung von Migrationsgeschichten und dem wachsenden Phänomen sogenannter "Wurzeln". Zu sehen sind CDU-Mitglieder wie Armin Laschet, verkleidet als falscher Polizist*In, Mutter mit Baby, Schülerin  und Montier*ender für chinesische Solarmodule. Die "Gesichter, die zu sehen sind", klagt die "Tagesschau", gehörten gar nicht "Altenpflegern, Polizisten, Krankenschwestern". Vielmehr seien "die Personen auf den Plakaten in Wirklichkeit Mitarbeiter aus der eigenen Parteizentrale". Der "südländische Typ", auf dessen Erwähnung heute bereits viele kultursensible große Medienhäuser verzichten, kommt denn auch überhaupt nicht vor,  die deutsche Christdemokratie spart ihn aus. 
 

Dunkelgrau, Rot und Gelb

 
Deutschland, aber normal, das ist hier die message, auch an das knappe Viertel der Bevölkerung, das als migrantisch wahrgenommen werden möchte. Laschet, von Haus aus ein Integrator wie der Amerikaner Joe Biden, reitet nicht auf Unterschieden herum. Er betont lieber das Gemeinsame: Ein Kreis in Deutschlandfarben, die im Stil des letzten erfolgreichen Merkel-Wahlkampfes nur als Dunkelgrau-Rot-Gelb angedeutet werden, umschließt Mitteilungen wie "Familien stärken", "Für ein gutes Leben im Alter" oder "Für bezahlbares Wohnen", die weder Ankündigung noch Versprechen, weder Forderung noch Proklamation sind, sondern eine Fortsetzung des Versprechens eines Deutschlands, in dem wir gut und gerne leben" von 2017.

Sie kennen mich, plakatiert Armin Laschet im Grunde genommen, indem er mit dem claim "Gemeinsam für ein modernes Deutschland" zwischen die übrigen Statisten schlüpft. Ja, es ist nicht zu übersehen, dass das runde Drittel der Deutschen, das nicht die hierzulande immer noch als "normal" gelesene Haut hat, in dieser Wahlkampagne nicht vorkommt. Doch für die moderne Nach-Merkel-CDU, deren Auf- und Ausbau Laschet anstrebt, spielt die Hautfarbe nur noch eine Rolle als Reflektionsfläche.
 
Wie die Grünen bei ihren Plakaten konsequent auf eine einzige Farbe setzen, ohne jede Abstufung oder Verbeugung vor dem diversen Zeitgeist, trommelt die Union für ihren "guten Plan für Deutschland“, indem sie ihr "Programm für Stabilität und Erneuerung für ein modernes Deutschland" in Bilder übersetzt, die in den Bionadeadelvierteln in Köln, Hamburg und Berlin ebenso verstanden werden wie draußen auf dem flachen Land, wo diese Plakatmotive mangels freiwilliger Helfer und möglicher Sichtkontakte niemals aufgehängt werden.
 

Ein Mann im dunklen Tunnel


Laschets Deutschland-Plan zielt nicht auf Sieg, sondern auf die Niederlage der Konkurrenz. So lange Grüne und SPD durch ihren Wahlkampf stolpern wie Löws müde Löwen durch die Fußball-EM, kann der CDU-Vorsitzende darauf vertrauen, dass am Ende er es sein wird, dem sicher nicht die Herzen, aber die Stimmen zufliegen. Bis dahin nur nichts falsch machen. Bis dahin so tun, als würde man Wahlkampf betreiben. Und nicht irritiert sein davon, dass der erste Wahlkampffilm des Spitzenkandidaten trotz aufwendigster Produktion auf Augenhöhe liegt mit den Zuschauerzahlen, die die Bundeskanzlerin mit ihren Lebenszeichen aus der Regierungszentrale erreicht. 
 
Im Video geht Armin Laschet durch einen dunklen Tunnel, ein alter weißer Mann mit dynamischem Tänzelschritt, wie ihn auch Joe Biden benutzt, wenn die Kameras laufen. Ganz allein ist der künftige Kanzler, der zum ersten Mal von vorn gezeigt wird, als der Ton aus dem Off davon spricht, "wie viel der Mensch leisten kann". Dieser hier vor allem, der einen Plan gemacht hat, "der funktioniert" (Laschet). Armin Laschet tritt schließlich ins Licht, er sagt, ein "modernes Deutschland ist ein Land am Puls der Zeit" und "wir werden unser Sozialsystem noch besser machen, weil wir eien Gesellschaft des Zusammenhalts sind". Nicht ganz zufällig ist das die wörtliche Übersetzung des SPD-Slogans "Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elitr", ein verschlüsseltes Angebot an die deutsche Sozialdemokratie, nach dem Wahltag gemeinsam weiterzumachen.
 
All die weißen Menschen tauchen dann hinter Armin Laschet auf, Kinder, Frauen, Greise, die falsche Polizistin, die als junge Schüler verkleideten alten CDU-Haudegen, die Karo-Hemden- und Fielmann-Brillenträger, die auf konsequenten Klimaschutz und wirtschaftliche Stärke Hoffenden, denen Laschet sein "Weiter so" verspricht, ganz ohne Klimagerechtigkeit, CO2-Steuern, Sorgen um den Energieausstieg und Angst vor vierter Welle und Russlands fünfter Kolonne. Kein Grund dafür, denn hier ist er: Armin Laschet, kleingewachsen, aber mit großen Plänen. 

8 Kommentare:

  1. Ich möchte Bantus und Dayaken auf den CDU Wahlplakaten sehen. Mal sehen, wer das dann wählt.

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  2. Die Fotos vond er Stange aus der CDU-zentrale sind ihrer Zielgruppenansprache so gänzlich verschieden von den Stockfotos der Werbemüllhändler bei Welt oder Spiegel.

    Kann es sein, daß da völlig verschieden Zielgruppen angesprochen werden?

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  3. Das könnte eine ganz perfide Strategie der Union sein: Alle anderen haben die Ureinwohner vergessen, aber wir nicht!

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  4. herzallerliebst ist die übernahme des halben slogans der linken, einfach herrlich

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  5. Carl GustafJuli 07, 2021

    Während die Grünen ihre Wahlkampfmillionen nunmehr für Fachanwälte für Medienrecht ausgeben (müssen), macht die CDU genau das was zählt: klare, ehrliche und bodenständige Botschaften, die das gemeine (Wahl-)Volk ansprechen. Am 26. September gucken dann alle (außer Laschet) dumm aus der Wäsche, wenn auch die Bundes CDU (zzgl. ihres bayerischen Ablegers) ähnlich wie in Sachsen-Anhalt auf Werte zwischen 35 - 38% kommt.

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  6. Hallo
    Ja schöne Plakate aber auch das Fake
    https://www.tichyseinblick.de/meinungen/cdu-plakate-mit-falscher-polizistin-und-pflegerin-ins-kanzleramt/

    Dumm gelaufen

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  7. Die Polizeigewerkschaft träumt natürlich. Warum sollte man keine Polizeibeamten abbilden oder darstellen dürfen? Das sind ja auch Wähler.

    Aber ich sehe schon die Wahlplakate mit Zetteln überklebt, auf den steht: "Wo sollen noch SOLCHE Kinder herkommen?" Die SPD war da vor Jahren mit ihrer deutschen Mutter mit Ne, also, mit schwarzafrikanischem Mischlingskind im Kinderwagen schon zeitgemäßer.

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  8. Die falschen fake Personen aus der SPD sind gleich mit aufgeflogen.

    SPD wirbt mit falschem Landarzt und falschem Patienten.

    https://twitter.com/argonerd/status/1412741169654767619

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