Es waren wunderbare Jahre, Jahre der Mast, der Bequemlichkeit, der spätrömischen Dekadenz. Deutschland, nach eigener Überzeugung Kern- und Gründungsstaat einer künftigen Welt voller Gerechtigkeit, Gleichheit und klimaneutralen Wohlstands, schwamm im Strom eines weltweiten Wirtschaftsaufschwungs, der nach der letzten Finanzkrise eingesetzt hatte und dank kostenloser Kredite ein Leben in Saus und Braus' für alle versprach. Die Wirtschaft boomte, der Export fuhr Billionen ein, die Beschäftigungsquoten stiegen, die Börsenkurse hoppelten hinterher und der Finanzminister wusste irgendwann schon gar nicht mehr, wohin mit dem ganze Geld, das ihm die Steuerzahler Monat für Monat überwiesen.
Wunschkonzertbesucher
Regieren war ein Wunschkonzert. Das bisschen Last durch den "Flüchtlingszustrom" (Merkel), das Zwei-Prozent-Ziel der Nato und die Gerechtigkeitsrente schulterte ein Kabinett aus erfahrenen Schönwetterkapitänen mit lauter Gute-Laune-Gesetzen. Wo Vater Staat ein Jammern hörte über immer noch anzutreffende Ungerechtigkeiten oder irgendein Leid in fernen Lieferketten-Ländern, eilte er herbei, "Ich bin Arzt, ich bin Arzt!" rief er. Es folgte jeweils ein wenig Kulissenstreit um die Förderhöhe bei Projekten gegen rechts, neuen Stellen für den Verfassungsschutz und Elektrobusse für Indien. Mit der absehbaren Einigung: Wenn versehentlich zu viel Gips im Eimer gelandet ist, schüttet man mehr Wasser drauf. Ist es dann zu viel Wasser, gibt man Gips nach. Und so weiter.
Anstrengungsloser Wohlstand
Und das Geld war ja da, irgendwo, die EZB wurde es gar nicht mehr los, seit man ihr gesagt hatte, sie soll drucken, was geht, egal, was es spätere Generationen einst kosten möge. Man hatte nicht gut gewirtschaftet, aber kein normalen Mensch draußen auf der Straße verstand noch, was eigentlich Sache war. Sie verstanden es ja selbst nicht mehr, die Minister und Staatssekretäre, Parteiführer und Fraktionseinpeitscher. Irgendwie waren sie in einen Honigtopf gefallen, Geld wie süßer Brei floss ihnen zu, anstrengungsloser Wohlstand. Und niemand musste das alles natürlich nicht bezahlen.
Die beste aller Welten, das Morgen schon im Heute. Alle waren allen dankbar. Immer wieder wählten die Deutschen ihre Mutti, die Frau, die das alles bewirkt hatte, allein dadurch, dass sie Hände faltete und sagte "Wir schaffen das". Dass es anderswo durchaus besser lief, von der Interneterschließung über die Rentenrücklagen, das Gesundheitswesen, die Einsatzfähigkeit der Armee, die Höhe der Abgaben und den persönlichen Wohlstand, das war schon klar. Aber unwesentlich. Gut war es doch auch hier irgendwie und wer weiß, wenn es anders wäre, könnte es nicht nur besser, sondern durchaus auch schlechter laufen.
Wo wir gerne leben
Dass die selbsternannte Große Koalition aus CDU, SPD und CSU auch im zweiten Anlauf kaum etwas geregelt bekommen hat, was hätte geregelt werden müssen, zeigten die Szenen an der griechischen Grenze, zeigten die CO2-Ausstoßzahlen der Vor-Corona-Jahre, zeigten auseinanderstrebende Einkommenswelten trotz Daueraufschwungs, zeigen Flaschensammler, AfD-Erfolge, die höchsten Strompreise der Welt, das geringste private Immobilienvermögen Europas und die vielleicht schlechteste Stimmung aller Zeiten, die dem Lande herrscht, in dem "wir gerne leben", wie die Kanzlerin selbst vor ihrer allerallerletzten Wiederwahl dekreditiert hatte.
Mit dem Virus verflog die das Wohlfühlfeeling, mit der sich eigentlich vom ersten Tag an andeutenden Unfähigkeit der Regierenden, ausnahmsweise mal nicht die ferne Zukunft mit kostengünstigen Klimazielen und symbolischen Schuldenbremsen zu regieren, sondern im Hier und Heute akute Herausforderungen zu bewältigen, deutete sich an, wie fürchterlich es werden würde. Das Virus richtete seine Art von Schaden an.
Kein Grund, Maske zu tragen
Als wahre Krise aber stellte sich nach und nach die der Abwendung der Regierten von den Regierenden heraus: Mit der ersten regierungsamtlichen Lüge - "nein, es besteht kein Grund, Masken zu tragen" - kündigte das politische Berlin seine Beziehung zur Bevölkerung auf. Alles Folgende war nur noch aus der Not geboren: Verantwortungsträger, die in ihrem ganzen Leben keine andere Verantwortung getragen haben als die für die eigene Karriere, versuchten verzweifelt, den Kopf oben zu behalten. Die Bürgerinnen und Bürger vertrauten sich nun nur noch selbst.
Es ist nicht von der Hand zu weisen: In guten Zeiten sind schlechte Regierungen eine kleine Last für die Regierten, kaum zu bemerken, selbst die Schäden, die sie durch Traumtänzerei, Überambitioniertheit und ideologische Weichenstellungen anrichten, sind nur Kratzer im Lack eines Landes, wenn es erstmal brummt und auf allen Zylinder läuft. Dann kann verteilt werden und verschwendet, dass es eine Lust ist, Politiker zu sein. Doch wir können auch anders und dann können wir nicht: In dem Moment, in dem es ernst wird, merkt man, ob da oben Frauen und Männer in den Sesseln sitzen, für die ihr Sessel das Ziel aller Wünsche ist. Oder ob es Menschen sind, die nicht den Sitz, sondern die Aufgabe sehen.
Von den 16 Jahren unter Königin Mutti Merkel wurde keine einzige Sekunde verschwendet, denn die Hirnwäsche der Untertanen gelang fast perfekt.
AntwortenLöschenBis auf wenige sogenannte Querdenker und ähnlich herdentriebskeptische Existenzen wurde das deutsche Volk erneut auf Gleichschaltungslinie gebracht. Die Reihen stehen trotz Armlänge oder 1,5-Corona-Meter Abstand wieder marschbereit in Reih und Glied und singen laut ihr gemeinsam Heldenlied. An ihrem Wesen soll die Welt genesen, denn kein Volk ist so wacker um die Erdrettung bemüht, keins hat die Dringlichkeit eines Endsieges über unkontrollierbare Klimaschwankungen so klug begriffen wie das deutsche.
Während wir schildbürgerhaft beflissen anfangen, mit überteuerten Elektroautos zu spielen, denen jede ökonomische Nützlichkeit fehlt, denn auch die müssen erst ressourcenintensiv produziert und dann mit "Treibstoff" angetrieben werden, fährt die Dritte Welt unsere alten exportierten Diesel zu schrott.
Bevor die ihre Umwelt schützen, wollen die nämlich erstmal alle satt werden. Irgendwie verständlich. Wir dagegen zelebrieren Luxusprobleme wie die Genderitis und andere Skurrilitäten.
Da wurde also nix verschwendet und verbraucht, denn für das wie von Sinnen herbei gewünschte multikulturelle Idiotenparadies kann es nicht bizarr genug zugehen.
Nur die Naturkatastrophen sind etwas hinderlich, denn die zwingen die Leute in elementare Überlebenskämpfe ohne Zeit für hochfliegende Narrenschiffreisen.
>> Das Virus richtete seine Art von Schaden an.
AntwortenLöschenEigentlich nicht. Das Virus hat einigen Umweltäsuen, also Omas und Opas, ein vierzehntägiges früher tot sein beschert. Ansonsten ist es mutiert.