Ein Aufstand des Gewissens, der da auf einmal losbrach in der deutschen Medienlandschaft. Wie ein Sturmwind fegen die Vorwürfe über die endlich wieder siegreiche Fußballnation: "Spiele der Scheinheiligen" erspäht der "Spiegel", von den "Zwei Seiten des Regenbogens" berichtet die FAZ. Und die "Welt" wird richtig deutlich: "Der verlogene Regenbogen" sei es, unter dem spielt und fußballnationalistisch um Tore und Punkte gekämpft wird. Die Uefa, der größte Kontinentalverband der größten Sportart der Erde, dessen Europa bis hinüber nach Vorderasien reicht, steht in der Kritik. Nicht modern genug. Nicht eifrig im Dienst der Menschenrechte. Unstet in ihrer Definition, was gut und was richtig ist.
Deutschland zeigt Farbe
Dabei war noch alles bestens, ehe der deutsche Nationaltorwart sich eine Kapitänsbinde in Regenbogenfarbe überzog und München beschloss, die minderheitenfeindlichen Ungarn durch eine sechsfarbige Beleuchtung der Münchner Allianz-Arena bei deren Gastspiel darauf hinzuweisen, dass deren homosexuellenfeindlichen neuen Gesetze in Deutschland abgelehnt werden. Dann nahm der Kontinentalverband Ermittelungen gegen Neuer auf. Und er teilte mit, dass die geplante erzieherische Beleuchtung womöglich nicht genehmigt wird.
Es schlug die Stunde der Nachhilfelehrer. So laut das Schweigen gewesen war, so lange sich das im Kampf gegen die Corona-Depression so wichtige Turnier nur von Diktaturen aus der ganzen Welt finanzieren ließ, so energisch wurde nun Gesicht gezeigt. Ein Land, dessen Parlament ein Gesetz erlässt, das es verbietet, in Schulen über Homosexualität aufzuklären, gehört aus deutscher Sicht eines Besseren belehrt. Einem Land, "das sich weit weniger aufgeschlossen gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe zeigt als viele andere Länder in Europa" muss in Regenbogenfarben heimgeleuchtet werden dürfen, auf dass es sich korrigiere. Wenn er das nicht gestatte, "demaskiert sich der europäische Fußballverband", warnt der "Spiegel".
Diesen Mut gibt's gratis
Eine Bruchstelle zwischen Turnierbegleitern und Turnierpräsentatoren ist das allerdings nicht. Dass in Katar, Heimatland des EM-Hauptsponsors Quatar Airways und Austragungsstätte der nächsten Fußball-WM, sexuelle Handlungen unter Frauen wie unter Männern grundsätzlich verboten sind, spielt keine Rolle. Dass sie nach einem Artikel 201 des auf der Scharia beruhenden Strafgesetzbuches aus dem Jahr 1971 als „Sodomie“ mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden, hat mit dem "Kampf um den Regenbogen" (FAZ) gar nicht zu tun.
Man trägt jetzt wieder Haltung im Sommermärchen-Deutschland und der Regenbogen ist ein Signal, "das für unsere Freiheit steht", sagt Markus Söder, der den FC Bayern zu Hofe bittet, wenn es was zu gratulieren gibt. Das ist dann immer derselbe FC Bayern, der seine Trainingslager in Katar abzuhalten pflegt. Dort trägt Manuel Neuer dann immer keine Regebogenbinde, denn der Spieler wie sein Verein tragen wie der Fußball-Weltverband keine Verantwortung für "breitere gesellschaftliche Probleme".
Kein Wort gegen China
Die deutschen Medien nur für ausgewählte, je nach Gefühlslage. Opportun scheint es immer, Viktor Orban anzuprangern, der seit dem Abschied von Donald Trump von der Weltbühne und dem ausgebliebenen Untergang Großbritanniens und Boris Johnson zwei raufgerutscht ist in der Welthitparade der Bösewichte. Nicht angebracht ist es dagegen, auf die Partner hinzuweisen, die das große europäische Fußballfest erst möglich machen.
Sechs von zwölf Premium-Unterstützern stammen nach deutscher Lesart aus lupenreinen Diktaturen: Von Quatar Airways geht es über Putins vielkritisierten Staatskonzern Gazprom bis zu Vivo, einer Marke des chinesischen Smartphone-Hersteller BKK. Dazu kommen der chinesische Staatskonzern Hisense, Alipay und Tiktok, die Videoapp von Bytedance, einer Firma, die eng mit der kommunistischen Partei Chinas zusammenarbeitet.
Katar-Kritik wie abgeschnitten
Fertig war die Finanzierung des Fußballfestes der europäischen Werte-Demokratien. Die hohe Kunst der China-Kritik, zu Olympiazeiten in ferner Vergangenheit ein eigenes Genre, das ganze Ausgaben füllte, bleibt diesmal unausgelebt. Die Menschenrechtslage in Katar, zeitweise größte Sorge der größten Medienhäuser, trug bis kurz vor dem ersten Anpfiff. Und endete ähnlich abgeschnitten wie 2006 bei der deutschen Heim-WM die Verwendung des Begriffes "Hooligan", weil alle Standortverantwortlichen der Kanzlerin geschworen hatten, das Turnier der Völkerfreundschaft nicht durch üble Bilder kaputtmachen zu lassen.
Statt Katar also Ungarn, statt Uiguren Lesben und Schwule. Wirtschaftlich gesehen ist das naheliegend, denn Katar und China sind große Investoren, Ungarn hingegen ist ein vergleichsweise armes, bedeutungsloses Land, das vor allem Paprika und Salami exportiert. Katar-Kritk gibt es dann zur nächsten WM, spätestens, wenn Manuel Neuer wieder die Regenbogenbinde überstreift. Und China-Kritik bei den nächsten Olympischen Winterspielen, wenn Hongkong wie Kai aus der Kiste springt.
>> ehe der deutsche Nationaltorwart sich eine Kapitänsbinde in Regenbogenfarbe überzog
AntwortenLöschenSoweit ich die Mitteilung der UEFA verstand, hat er sich eben genau keine Kapitänsbinde auf den Arm geschoben, sondern einen bunten Lappen. Kapitänsbinden werden von der UEFA gestellt. Der von Neuer getragene Fummel wurde nicht von der UEFA gestellt.
Deswegen wurden ja auch Ermittlungen eingeleitet, wegen Regelverstoßes. Selbst der DFB weiß das.
Die Regularien besagen, dass die offiziell von der UEFA bereitgestellte Binde getragen werden muss", hieß es vom DFB weiter.
https://snanews.de/20210621/uefa-verbietet-regenbogen-arena-beim-spiel-deutschland-ungarn-2569633.html
AntwortenLöschenDer Wunsch der Stadt München, die Allianz Arena beim anstehenden Spiel zwischen Deutschland und Ungarn in den Regenbogenfarben leuchten zu lassen, wird nicht in Erfüllung gehen. Die UEFA hat laut der Bild-Zeitung den Farbenwechsel am Montag verboten.
Schade, nach dem großen Regenbogenevent hätte Orban bestimmt zurücktreten müssen. Mindestens. Nach der Binde von Neuer hatte die islamische Welt ja schon ihren Frieden mit der Homosexualität gemacht. Was hätte bei dieser EM nicht noch alles zum Guten gewendet werden können.
AntwortenLöschenNur auf Grund der Regelgläubigkeit der UEFA kann der Fiesling Orban jetzt im Amt bleiben und sein Land weiter verderben. Es ist schon bezeichnend das ein korrupter Haufen wie die UEFA das Beste aller möglichen Deutschländer auf die Einhaltung von Regeln hinweisen muss. Eigentlich wäre es ja lustig, wenn es nicht so traurig wäre.
Irgendwo hofft man insgeheim schon fast auf einen Sieg der Ungarn, nur um unserer moraltriefenden Meute eins auszuwischen. So weit ist es schon gekommen. Kann den kein Tag vergehen an dem ich mich nicht für mein eigenes Land fremdschämen muss?
@ Jodel Sieh das doch einfach Mal so. Die deutsche Nationalmannschaft ist doch überhaupt nicht mit dabei. Da spielt " Die Mannschaft" Ein Sack voll Duckmäuser, designt aus der Sicht des Völkerrechts. Allesamt Millionäre ohne Arsch in der Hose zu sagen, ich mach da noch mehr mit. Ein dauerhafter Stromausfall im Stadion währe die richtige Antwort. Vielleicht haben die 5 Jungs aus Chemnitz neben dem Luftgewehr auch noch eine Axt zur Hand.
AntwortenLöschenMan wird doch noch träumen dürfen !
aus noch wird nicht - sonst ändert sich nichts
AntwortenLöschenDie Älteren unter den Lesern erinnern sich vielleicht.
AntwortenLöschenAm 4. Oktober 2020 wurde in Dresden ein schwules Paar niedergestochen. Einer hats überlebt, der andere nicht.
Der Täter war "auf eine ausgesprochen irritierende Weise selbstkritisch ...
Selbstkritisch nicht in dem Sinne, dass er seine Tat bereut. Selbstkritisch in dem Sinne, dass er die Tat nicht so vollendet hat, wie er es wollte. Homosexuelle seien Feinde Gottes, die bekämpft, geschlagen und getötet werden müssten".
Vielleicht war diese spezielle Art von Selbstkritik der Grund, dass die Regenbogenidioten durch die Bank weg so getan haben, als hätten sie das nicht mitgekriegt.
Jedenfalls war in den Wochen darauf in der Schlossstraße kein einzige Regenbogenfähnchen zu sehen.
Es fehlten auch die wortreichen Verurteilungen.
Es fehlten die Hinweise auf die Hetze, die erst diese Tat hervorgebracht hat.
Es fehlten die Demonstrationen mit den irgendwas tötet Transparenten.
Es fehlten die Tafeln mit Remember Thomas und Je suis Thomas
Es fehlten die Stellungnahmen der renommierten Experten und die Interviews mit den Vertretern der Zivilgesellschaft.
Es fehlte ... die komplette Politfolklore.
Jetzt ist Gras über die Sache gewachsen - und nun ist er wieder da, der antihomophobistische Furor.
Warum nur, warum?
weißt du doch. falscher täter.falsche stadt
AntwortenLöschenK.Tucholsky: Hoffe nichts. Heute - das ist dein Leben.
AntwortenLöschen(((Er))) hatte zwar das Versailler Diktat gutgeheißen, aber sonst, wo er eben recht hatte, hatte er.
re Volker : FAKT ist : die Homosexuellenlobby thematisiert die migrantischen Schwulenmörden NICHT - darüber sollte der Michel mal nachdenken
AntwortenLöschen>> darüber sollte der Michel mal nachdenken
AntwortenLöschenMichels denken nicht, weder vor noch nach.
@ Hase
AntwortenLöschenVielen Dank für Ihre Antwort. Wenn man das Ganze zu betrachtet, wie von Ihnen beschrieben, wird einem gleich leichter ums Herz.