Drei Wochen können das Bild der Welt in ganz anderen Farben malen. |
Heilige Inzidenz! was ist denn nun schon wieder passiert! Fast 160 Tage kämpft Deutschland nun schon mit einem Lockdown gegen die Verbreitung des Corona-Virus, 160 Tage vergeblicher Anstrengungen mit so beständig steigenden Inzidenzwerten, dass nun bald nur noch eine sogenannte Bundesbremse helfen kann. Eine Entscheidung, die niemandem leicht fällt, denn je länger alles dauert, desto unwilliger machen die Menschen mit. Doch was muss, das muss und das muss dann auch entsprechend vorbereitet werden.
Verlängerter Arm des Virus
Eine führende Rolle bei Betonung und Verbreitung der Bedeutung kommt dabei den Gemeinsinnmedien zu, die als "verlängerter Arm der Bürger" (Elisabeth Wehling) dafür sorgen müssen, dass die Grundbereitschaft der Gemeinschaft hergestellt wird, bei den notwendigen Maßnahmen mitzuziehen. Geübt im souveränen Umgang mit Daten und Fakten, schaffen die Sender eine e´Realität ganz eigener Prägung: So manches Mal in diesen Tagen des propagandistischen Abwehrkampfes
gegen den wachsenden Corona-Unmut in Teilen der Bevölkerung geht es um
Hoffnungszeichen, Gute-Laune-Fernsehen und Muntermacherkurven. Manch anderes Mal aber muss dem Plumpsack umgehen und alle erschrecken.
Bei der ARD-Tagesschau hat die Regie zur Erhöhung der Furchtgefühle zum alten Rezept aus dem Klimasommer gegriffen, der das Land mit Dürre quälte, zugleich aber auch für eine menschengemachte Neugestaltung der Farbpalette der Wetterkarte sorgte. Rot, wohin das Auge sah: Waren für 22 Grad Klimahitze bis dahin linde Grüntöne zum Einsatz gekommen, illustrierte die "Tagesschau" dieselben Temperaturen nun im alarmierenden Rot eines brennenden Klimahauses.
Gefühlter Zustand Inzidenz
Wie das leidige Wetter ist auch die nationale Inzidenz bis hinunter auf Kreisebene vor allem ein gefühlter Zustand. Was beim Blick aus dem Fenster aussehen mag wie ganz gewöhnliche Normalität, ist durch die Augen eines RKI-Spezialisten gesehen eine Katastrophe. Die dann auch am Bildschirm zu erkennen sein muss.
Mit der Änderung der Bundescorona-Strategie weg vom "Testen, Testen, Testen" hin zum Lockdown im Lockdown veränderte sich die Farbpalette (oben) von beruhigenden Gelb-, Orange- und Hellrottönen hin zu einem durchweg alarmierendem Dunkelrot. Mit den Zahlen und Daten, auf die die ARD zur Begründung verweist, hat das alles überhaupt nichts zu tun. Mitte März noch symbolisierte ein fast schwarzes Dunkelrot Inzidenzen über 250. Drei Wochen später steht ein glattes, drohendes Schwarz schon für alle Werte über 200. Das Hellrot, das diese Inzidenzregion noch im März markierte, ist jetzt bereits zum Einsatz bei einer Bundeswunschinzidenz von 50 freigegeben.
Ein Muss, weil die "Höchstwerte ja auch immer gestiegen" seien, so dass "in den ersten Monaten dunklere Rottöne schon die höchsten damaligen Werte" gezeigt hätten, dasselbe heute durch "eher mittlere Gelbtöne“ dargestellt werde, wie Mark Wiedemann, Erster Grafikdesigner bei ARD-Aktuell, dem Deutschlandfunk in einem quasi kontrafaktischen Ausflug ins Irrationale erklärt hat. Die "höchsten damaligen Werte" sind heute farblich ungleich aufrüttelnder, beinahe spürbar ist die Sehnsucht nach irgendeiner noch akuteren Alarmfarbe, die noch energischer warnt.
Farbverschiebung auf Corona-Karten
Im historischen Rückblick ist die Farbverschiebung allerdings keineswegs ungewöhnlich oder gar einmalig. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte die EU-Kommission nach langwierigen Verhandlungen mit den Mitgliedsstaaten eine verbindliche Farbpalette für Corona-Karten beschlossen, nach der Regionen je nach Infektionsgeschehen europaweit identisch markiert werden. Dieser bedeutsame Fortschritt bei den Bemühungen um eine bessere Koordinierung der Corona-Politik der Wertegemeinschaft hatte auch in Deutschland unübersehbare Konsequenzen: EU-amtlich wird das zentrale Krisengebiet seitdem alarmrot dargestellt, die noch schwerer belasteten Nachbarstaaten werden in deep purple illustriert.
Die Farbverschiebung ans langwellige Ende des sichtbaren Spektrums markiert eine neue Phase der Pandemiebekämpfung. Bis 200 ist das neue bis 500, bis 50 das neue bis 250. Glutrot glühen Landkreise, die gerade noch wie gerettet aussahen,
röter als das roteste Rot von vor einem Jahr mahnt die Tagesschau-Karte jedermann im Großkrisengebiet, dass es nun und immerdar noch eine letzte Anstrengung brauchen wird.
Da bleibt einem doch nur noch eines übrig. Sich einen samtroten Chianti einschenken, mit dem Glas in der Hand der untergehenden tiefroten Sonne entgegentorkeln und dabei leise unter dem Maskenmaulkorb summen "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt..."
AntwortenLöschenWas märkelt ihr gegen das mühsam multikulturell herbei gefeierte neue Diversitätsrot?
AntwortenLöschenEs läuft doch alles demokratisch wunschgemäß, denn eine Mehrheit mündiger Buntesbürgen kreuzt genau diese Wunschfarbe doch seit vielen Jahren an.
Ergänzt durch giftgrün entsteht ein dunkles blutrot mit bräunlichem Kolorit.
Stellt euch also nicht gegen diese bessermenschlichen Rechtgläubigen, denn sonst verliert ihr in dem begeistert inszenierten Mittelalterremake bald ratzfatz den Kopf. Also schnell den Coronatest machen, als Eintrittskarte zukünftiger öffentlicher Ketzerhinrichtungen wie in Saudi-Arabien. Wir Maulkorbträger wollen schließlich alle gesund bleiben!
Der bis dato eher verachtete Scharfrichterjob könnte dann mehr berufliche Wertschätzung genießen. Schächtungen auf Art der längst zu uns gehörenden Friedensreligion kosten jedoch Aufpreis.
Tja, die Schicksalskarten wurden neu gemischt. Mal sehen, wer den weißen Peter bekommt. Kismet, würde ich gut integriert sagen.
Aus der Temperaturkarte und der Coronakarte kann man die Faustregel ableiten: Je mehr Schwarz als Steigerung zu Rot, desto mehr Propaganda.
AntwortenLöschenIch weiß gar nicht, warum da mit den Farben so herumdilettiert wird. Ein sauberes dunkelschwarz ab einer Inzidenz von 5 bei Corona und bei 20 Grad beim Klimasommer. Dann müsste nichts mehr nachgebessert werden, wenn es gerade nicht passt. Dann hätten wir endlich eine einheitliche Farbe in Kartendeutschland und alle wüssten, was die Stunde geschlagen hat. Föderalismus und verschiedene Farben sind ja derzeit komplett out.
AntwortenLöschenEine Bevölkerung, eine Farbe, eine Führungsmutti. Auch die Farben müssen malen für den Endsieg, über was auch immer.
der kontrast, auf den kontrast kommt es an. nicht das was besorgt menschen, sondern immer die änderung von einem was zum anderen. das 3. grundgesetz der mediendynamik besagt ja nicht von ungefähr, dass "immer mehr" immer über "immer gleich" siegt, auch wenn dieser reflex philosophisch gesehen immer gleich ist
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