Die Stimmung ist überall schlecht, wo die blaue Flagge mit den goldenen Sternen stolz im letzten Schneeregen weht. Ein Jahr Pandemie und ein paar kleine Fehler bei der Pandemiebewältigung haben gereicht, die Wertegemeinschaft EU bis an die Grenzen des Zerreißens zu spannen. Italien sperrt die Ausfuhr eines Impfstoffes, dessen Verwendung Deutschland und Dänemark verbieten. Ungarn setzt auf ein Medikament des russischen Erbfeindes. Brandenburg auf eine 200er Inzidenz, das politische Brüssel auf gelegentliche Ankündigungen, dass das, was weniger geliefert wird, nun doch mehr sein werden könnte.
EU in der Offensive
Höchste Zeit für die EU, wieder in die Offensive zu kommen. Seit Monaten schon steht die metanationale Gesamtadministration des Kontinents im Schatten der impfstoffnationalistischen Lokalregierungen, das Europäische Parlament existiert in der öffentlichen Wahrnehmung eigentlich gar nicht mehr. Ein Zustand, der so nicht länger hinnehmbar ist, denn schon seit dem Rückzug des SPD-Politikers Martin Scholz von der Spitze des Kontinents an die Spitze der ältesten deutschen Partei findet Europas Parlamentspräsident in deutschen Medien keinerlei Beachtung mehr.
An die Stelle des charismatischen Schulz, der zwischen Hamburg und München, Dresden und Düsseldorf über Jahre als das Gesicht des alten Kontinents galt, soll jetzt eine neue Influencer-Strategie treten, mit der neue Zielgruppen über Social Media für EUropa begeistert werden. Im Gegensatz zum wenig beachteten Portal "Debating Europe" investiert die EU-Kommission Zuwendung, aber kein Geld, Influencer:innen sollen aus innerer Begeisterung und Überzeugung für die Wertegemeinschaft mitmachen.
Ehrentitel Sonderbotschafter
Dazu verleiht das EU-Parlament den Ehrentitel "Sonderbotschafter", etwa an den Teilnehmer von Promi Shopping Queen Riccardo Simonetti, der allein über Instagram 0,06 Prozent aller EU-Bürgerseienden erreicht. Schräge Vögel wie Simonetti sind zentraler Teil der neuen Kommunikationsstrategie, die jüngere, queeeerere und indigenere und lqbterige Zielgruppen adressiert. Nach Berechnungen des EU-Parlaments verweigern diese Zielgruppen den Konsum politischer Nachrichten auf traditionelle Kanälen, sie seien über über soziale Netzwerke wie Instagram und YouTube erreichbar, wenn die Ansprache entsprechend flippig und jugendlich-frisch gestaltet werde.
Beim Aufmarsch der InflEUenzer geht es um Glaubwürdigkeit und langfristige Partnerschaften, so dass ein Modeblogger wie Simonetti oder dessen Kosmetik-Kollegin Diana zur Löwen "auch mal einen Gesetzgebungsprozess von Anfang bis Ende verfolgen" könne, wie es in Brüssel heißt. Als beispielhaft bezeichnet das Parlament ein Interview der niederländischen Influencerin Jeanne de Kroon mit dem Europaabgeordneten Jan Huitema, die sich über den europäischen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft unterhielten. Das Video war aus Sicht der EU-Kommission ein durchschlagender Erfolg: In nur drei Jahren fand es nahezu 3.000 Zuschauer, 57 bewerteten es mit einem begeisterten Like, der neuen Anerkennungswährung in der EU.
Das Ziel, mehr Sichtbarkeit für Europa zu erreichen, scheint damit erreicht, obwohl das Europäische Parlamentes im Gegensatz zur Bundesregierung keine Honorare für die Verbreitung der frohen Botschaft zahlt.
Irgendwelche Halbgewalkten und ihre halbgewalkten Follower sind genau die richtigen Leute für die EU.
AntwortenLöschen