Ein letzter Dienst an der Partei: Angela Merkel bittet um Verzeihung. |
Sie hätten alle mitgemacht. Oder würden, wenn es doch noch zum Befehl käme, es so zu machen, wie es ursprünglich beschlossen war. Sechs Stunden Candy Crush für Bodo Ramelow, ein Riesensprung in der Corona-Berichterstattung für den Rest der Ratlosrepublik: Es war die 20. Sitzung des virtuellen Corona-Kabinettes, so werden es später Historiker niederschreiben, die den Konkurs der Pandemie-Strategie einer politischen Klasse offenbarte, der längst eingetreten war, aufgrund der medialen und machttechnischen Umstände aber über Monate hinweg geheim gehalten hatte werden können.
Die magische Ostersitzung
Erst diese magische Ostersitzung mit ihren wegweisenden Beschlüssen, die den Wellenbrecher-Lockdownlight zur Rettung von Weihnachten als zeitlich auf 120 Osterstunden zusammengepresst als finale Waffe zum endgültigen Abbremsen der dritten Welle ausgegeben hatten, ließ die Hutschnüre landauf, landab platzen wie Eier, die der Hase aus dem Erich-Ollenhauer-Haus wirft. Gründonnerstag als Feiertag, aber nicht ganz, die Supermärkte nun doch mal zu, die Schulen dafür weiter auf und die Bundeswehr bleibt auch in Afghanistan, das als eines von wenigen Ländern weltweit noch langsamer impft als Deutschland.
Selbst der "Spiegel" war nun so verwirrt, dass er auf die Straße ging und grollte, wie Sascha Lobo, einer der Ritter vom Merkelorden, zuvor schon gegrollt hatte.
Es trat nun ein Phänomen zutage, das mit Exponentialität coronagerecht beschrieben ist. In Zeiten, in denen Politiker ab einer gewissen Fallhöhe nur noch die tägliche Medienschau aus ihrem Vorzimmer haben, um sich selbst glauben zu machen, dass sie wissen, was im Lande vorgeht, wirkt der Wetterwechsel in Mediendeutschland wie ein Flammenrückstoß im wichtigsten Rückkanal. Dort, wo noch jeder Schrapel über den grünen Klee gelobt wurde, der in den letzten vier, sieben und zehn Monaten voller Pleiten, Pech und Pannen beschlossen worden war, gilt seit einigen Tagen alles als falsch. Wieder machen alle mit, so laut der Jubel vorher war, so entschieden hallt nun das Kreuzigetsie. Und parallel dazu stürzt die größte Regierungspartei in den Umfragen schneller ab als die Grünen damals nach ihrer Veggie-Day-Idee.
Panik auf der Berliner Titanic
Panik auf der Berliner Titanic, die Ministerpräsidentenrunde stürzt übereinander wie die Tänzer beim Abschlussball an der Hochschule für angewandtes Versagen. Morgens berichtet Ramelow von seiner Schlaflosennacht vor dem leeren Computerbildschirm. Dunja Hayali, unverdächtig jeder Versuchung, kritisch nachzufragen, wenn ihr ein Amtsträger gegenübersteht, ist fassungslos. Zu viel Wahrheit. Zu viel Realität. Drei Stunden später macht die Kanzlerin im Stil einer Monarchin alles rückgängig, was das Corona-Kabinett gemeinsam beschlossen hat. Kommando zurück! April, April!
Es ist nicht der erste demokratische Beschluss, den Angela Merkel per ordre de mufti kassiert, aber selbst für ihre Verhältnisse ist diese Abwicklung spektakulär. Alle Maßnahmen, die nicht erst beim letzten Treffen verabschiedet werden, aber nie eingehalten worden waren, bleiben in Kraft. Die magische Osterruhe aber sei zu kompliziert, so kurzfristig nicht umzusetzen und aus heutiger Sicht auch nicht ganz so wichtig wie aus der von gestern. Es sei ihr Fehler, ihrer ganz allein, sagt Angela Merkel noch - ein letzter Dienst an der Partei, die der Regierungskurs ins Schlingern gebracht hat schlimmer als 2015, als die Flüchtlingsströme jeden Abend durch die "Tagesschau" marschierten.
Ich fall' um und du bleibst stehen
Um Verzeihung wolle sie die Menschen im Land bitten, um die Art "Verzeihung", die die Söhne Mannheims mit der Zeile "Ich fall' um und du bleibst stehen" umschrieben haben. Die Unions-Ministerpräsidenten sind dankbar, zumindest taktisch und auf der Bühne. Die beiden Kanzlerkandidatenkandidaten sehen weiterhin Vorteile darin, mit Merkel auf den Moment zu hoffen, in dem das Impfen in Gang kommt, das Wetter besser wird, die Zahlen sinken und die Stimmung sich aufhellt. Markus Söder sagte gar, er habe "Respekt vor der Erklärung"; eine ausgesuchte Frechheit, denn von Respekt vor Merkel, Respekt vor den Corona-Entscheidungen oder Respekt vor dem übermenschlichen Ringen der ehemaligen Parteichefin um eine Art Kurs, einen Plan oder wenigstens ein Richtung des Corona-Kampfes war ausdrücklich nicht die Rede.
Söders Konkurrent Armin Laschet setzte noch einen drauf und signalisierte, dass die eben noch "mächtigste Frau der Welt" (Forbes, 21. Januar 2021) nunmehr nur noch eine Regierungschefin auf Abruf ist. Merkels Idee habe "gut geklungen", sei aber "nicht gut durchdacht" gewesen. Deutschland brauche jetzt "einen neuen Regierungsstil", denn „wir können so nicht weitermachen.“
Klar ist nun: Im ersten Moment, in dem die Union zum Schluss kommt, dass der Schmerz, mit Merkel weiterzuwurschteln, schwerer zu ertragen ist als die Hoffnung auf Heilung irgendwann Ende des Sommers, wenn Deutschland dem einzigen wirklich vorhandenen Plan zufolge gebräunt, gutgelaunt und durchgeimpft aus dem Urlaub zur Urne schreitet, wird die Ära Merkel enden.
Das Osterwunder ist also nicht der glorreiche Sieg über das Satansvirus durch eine nachgespielte gesamtgesellschaftliche Kreuzigung mit folgender Wiederauferstehung am fünften Tage, sondern eine Erschütterung der eingespielten Symbiose zwischen Merkel und Medien.
AntwortenLöschenAch, dann nehmen wir eben das.
Das traurige am Wandel der Berichterstattung ist ja, das die versammelten Edelfedern jetzt kein bisschen anders denken als noch vorige Woche. Leider zieht der gesunde Menschenverstand keineswegs in die Redaktionen ein. Verbote, Lenkungen und betreutes Denken bleiben laut Journaille erste Staatspflicht.
AntwortenLöschenDie Kamarilla spürt nur, das wenn die CDU/CSU weit genug abstürzt, diesmal vielleicht endlich rot-rot-grün drin ist. Um einen Gottkanzler Habeck möglich zu machen, geht man auch schon mal auf die bisher verehrte Lichtgestallt Merkel los. Wenn das nicht der Plan ist, muss man schon mal fragen warum in den ganzen Berichten die Handheber aus SPD, Grünen und Linken kein bisschen was vom gespritzten Schlamm abkriegen.
Zum Zweiten halte ich es für Wunschdenken, der CDU zuzutrauen Frau Dr. Merkel wegen irgendwas abzuservieren. Die einzige die entscheidet, wann Frau Merkel aufhört ist Frau Merkel. Da können die Umfragen noch so desaströs ausfallen, die stehen bis zuletzt zusammen. Es ist doch auch niemand mehr da, der genug Courage aufbringen könnte den Dolch zu stoßen. Wenn es denn jemanden gäbe, wann wenn nicht jetzt? Außer ein wenig Gekläffe ist da nichts.
Nein, bis zum bitteren Ende wird dort keiner aus der Reihe tanzen.
Der Führer wurde damals schließlich auch nicht gestürzt als die Russen schon in Berlin standen. Immer den Zeitpunkt zu verpassen, wenn man sich noch einigermaßen unbeschadet aus einer Sache herauswursteln könnte, ist eine deutsche Grundtugend.
Erst Mist bauen, dann kurz Entschuldigung sagen und um Verzeihung bitten, die man/frau/es sich bereits selber gewährt hat, und schon ist das Dummvolk durch so viel Ehrlichkeit zu Tränen der Rührung bewegt und schläft seinen grenzdebilen Schlummer beruhigt weiter. Diese sedierten Penner kapieren einfach nicht, dass solche Entschuldigungen längst zur billigen Allerweltsfloskel verkommen sind und von Übeltätern regelmäßig missbraucht werden, um danach ungestört weiteren Schindluder zu betreiben. Das hat mit Aprilscherz-Verarsche nichts zu tun, das ist eiskalt geplanter Betrug.
AntwortenLöschenWo im linken Rechtsstaat aber kein Kläger, da auch kein Richter. Diese Absolutions-Nebelkrähen hacken sich nämlich nur in sehr seltenen Machtkampf-Ausnahmefällen gegenseitig die Glotzorgane aus.
Das widerliche Schauspiel wird unter den blinden Augen und tauben Ohren der angeblich schwarmintelligenten Bürger also schier endlos weiter praktiziert werden, denn es profitieren zu viele schäbige Nassauer davon. Ein naiv stupides Größenwahnvölkchen lässt sich nun mal kinderleicht mit vollmundigen Endsiegparolen beeindrucken. Sie vergöttern viel Lärm um Nichts und sind auch noch stolz auf ihre albernen Hohlkörperparaden in glitzernden Jeckenuniformen!
Was soll da also noch an Innovation rauskommen?
Fürtrefflicher Kommentar dazu auf Pipi: Da fackelt einer einem das Haus ab, verkauft die Kinder in die Sklaverei, massakriert die Katze und klaut einem auch noch eine Packung Kaugummi. Diese aber gibt er zurück und entschuldigt sich dafür. ---- Genau so.
AntwortenLöschenDer nächste Vogel des Jahres wird der Wendehals.
AntwortenLöschen>> Die einzige die entscheidet, wann Frau Merkel aufhört ist Frau Merkel. <<
AntwortenLöschenDarob wäre ich nun wahrlich gar nicht so sicher.
Der Führer wurde damals schließlich auch nicht gestürzt als die Russen schon in Berlin standen. Immer den Zeitpunkt zu verpassen, wenn man sich noch einigermaßen unbeschadet aus einer Sache herauswursteln könnte, ist eine deutsche Grundtugend.
AntwortenLöschenAch ja? Welcher Zeitpunkt wäre das denn gewesen? Sage mir's, wenn du so klug bist! (Hiob 38.4) --- Rudolf Heß hat es immerhin versucht ...
Nebenbei und nicht zum ersten Mal: Ich stehe dem NS allerdings kritisch gegenüber, was mir in der Spackosphäre schon Schmähungen eingebracht hat, auf die ich zwar pfeife.
@Anonym
AntwortenLöschen1.
Wer sollte denn Frau Merkel aus dem Amt befördern? Ich traue das keiner unserer traurigen Gestalten zu, die sich derzeit Politiker schimpfen. Ich bin mir sogar sicher, das sie noch einmal Kanzlerkandidat werden könnte, wenn sie nur wollte. Niemand in der CDU hätte den Schneid da nein zu sagen. Wenn Sie anderer Meinung sind, können Sie ja gerne mal einen Tip abgeben, wer denn der Meuchler sein könnte. Ich würde mich sogar freuen, wenn Sie denn recht behalten würden.
2.
Jeder Tag vom 02.09.1939 bis zum 07.05.1945 wäre für Deutschland besser gewesen den Krieg zu beenden als der 08.05.1945.
Es lag nicht an D, den Krieg zu beenden; genau genommen hat D noch nicht mal den Krieg begonnen. Eigentlich lief es gut für die High Society, denn D und S neutralisierten sich soweit, dass D erledigt war und S nicht zur Atlantikküste+ durchrauschte.
AntwortenLöschen„Zeitgeist = Chaos“
AntwortenLöschenUnklar auch, was die Botschaft bedeuten mag.
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Sagt BILD
https://www.bild.de/regional/leipzig/leipzig-news/leipzig-farbanschlag-aufs-bundesverwaltungsgericht-75872012.bild.html
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Ergo @Jodel
Geschichte keine wäre, auch keine besser oder schlechter nach dem Motto die Titten gefallen mir besser als die anderen.
Geschichte war. Und dann kam Kellerhoff in die Geschichte Reingestolpert wie RDP in die Philosophie. Der Kellerhoff, der wiederum sit nun so gewieft, daß er der Geschichte noch jedes Geheimnis entreißt.
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https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article229189573/Nuernberger-Prozess-Siegerjustiz-Nichts-weniger-als-das.html
Das Verfahren gegen die Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg 1945/46 war ein Wendepunkt der Rechtsgeschichte: Ein rechtsstaatliches Verfahren, in dem Staatsverbrecher abgeurteilt wurden.
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Ich dächte bisher, daß die Siger der Geschichte damals zu Gericht saßen. Daß es ein Rechtsstaat war, der Geschichte machte, weiß ich seit heute.
Was wäre wenn bezüglich Geschichte ist besser durch einen Gang auf die Latrine zu ersetzen. Das erleichtert mehr.
ich kauf für die Geschichte oben noch ein kennt
AntwortenLöschenGeschichte kennt keine wäre (hätte, würde, könnte usw.)
Jeder Tag vom 02.09.1939 bis zum 07.05.1945 wäre für Deutschland besser gewesen den Krieg zu beenden ...
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Kaum, sagte der Ochse, da sollte er gemolken werden. Von August bis Dezember 39 wurde es immer wieder versucht. Dann noch mal Heß im Mai 41. Es hat sicht sollen sein.
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Kriegsverbrechen: Katyn zum Beispiel. Oradour lief auch büschen anders ab, als offiziell behauptet. Und die Luftwaffe hat keine Zeitzünderbomben geschmissen.
Nur noch mal zur Wiederholung: Ich bin kein NS-Fan. (So, wie die meisten der sogenannten Revisionisten.)
Natürlich hätte Deutschland zu jedem Zeitpunkt den 2. Weltkrieg beenden können. Die Zauberformel heißt "bedingungslose Kapitulation".
AntwortenLöschenIch habe nie behauptet, das ein ehrenvoller Verhandlungs-Frieden ohne jeden Preis möglich gewesen wäre.
Wir hätten aber jederzeit komplett die Waffen strecken können. Wahrscheinlich wäre die Folge ein verschärftes Versailles gewesen. Aber wohl immer noch auskömmlicher für unser Land als das was wir 1945 erhalten haben. Auch wären die ganzen nicht Gefallenen dankbar gewesen, wenn sie nicht hätten sterben müssen.
Ich weiß schon, das noch kein Land auf der Siegerstraße kapituliert hat. Und im späteren Kriegsverlauf wurde die Fallhöhe immer größer. Trotzdem hätte unsere Führung jederzeit aufgeben können oder das Volk diese stürzen können. Besonders Option zwei wäre sicher unschön verlaufen. Möglich wäre aber alles gewesen.
Wobei ich hier ausdrücklich betonen will, das ich niemandem von damals einen Vorwurf machen will, das es so gelaufen ist, wie es gelaufen ist. Wir sind alle Kinder unserer Zeit und Helden sind immer eine Mangelware.
@Jodel
AntwortenLöschen>> Wir hätten aber jederzeit komplett die Waffen strecken können.
Ich nicht. Ich war nicht dabei. Doch warum habt ihr es nicht gemacht, wenn ihr es hättet können?
@Die Anmerkung
AntwortenLöschenMüssen wir jetzt wirklich Haare spalten und jedes mal ausdiskutieren wer mit "wir" gemeint ist?
Bei den meisten "wir", die hier im kleinen Eckladen besprochen werden sind die Leute die sich hier tummeln gefühlt nicht dabei. Trotzdem baden wir alles mit aus.
Bei "wir schaffen das" wollte ich auch nicht dabei sein. Hat mir das was gebracht?
Ich war damals im Weltkrieg auch nicht dabei. Ich hätte Hitler höchstwahrscheinlich auch nicht aufgehalten. Trotzdem erlaube ich mir, unser deutsches Völkchen sowohl damals als auch heute mit "wir" zu umschreiben. Mitgefangen ist eben auch mitgehangen.
Und warum haben es die "ihr" damals nicht gemacht? Genau das war meine Intension. "Wir" ziehen alles immer bis zum bitteren Ende durch, auch wenn es deutlich besser wäre vorher einzuknicken. Woher das kommt kann ich leider auch nicht sagen.
@Jodel
AntwortenLöschen>> Müssen wir jetzt wirklich Haare spalten und jedes mal ausdiskutieren wer mit "wir" gemeint ist?
Ja klar.
U.a. deswegen.
>> Mitgefangen ist eben auch mitgehangen.
Das unterschriebe ich nicht. Genau das ist eine der Grundlagen, warum Merkels Geislenahme von 99,99% gesunder hier lebender Menschen funktioniert, weil niemand bis wenige das Maul aufmachen, sich als Mitabhänger fühlen und deswegen dem Mist stillschweigend zustimmen oder sogar mitmachen.
Ich gehöre zu jenen, die gegen §129a sind.
Wenn es drauf ankommt, bin ich für Präzision, auch in der Sprachgewalt.
wo kommt nur dieses "wir" her? seit monaten schon beoachte ich, dass "wir" immer alles zusammen schaffen müssen. jetzt lese ich hier wieder, was anne will und die tagesschaubesatzung beständig im mund führt, wenn sie mit merkel oder söder reden: wir, also die fragenden und die befragten, müssen es schaffen.
AntwortenLöschenstammt das also aus den tagen, an dem "wir" den krieg hätten beenden können? bezieht sich das wir wirklich auch auf die, die damals noch nicht lebten? oder noch nicht hier? ist es ein metaphysisch allgemeines wir, das losgelöst von zeit und raum etwas beschreibt, was es nicht gibt?
ich wittere hier ein großes thema
@PPQ das wittern auch andere. Mal sehen, wer sich als erster den fetten Braten schnappt.
AntwortenLöschen-----
https://www.achgut.com/artikel/seien_sie_unsolidarisch
Ein durchschnittlicher Satz von Politikern, tausendfach in der Art gefallen, lautet so: „Wir brauchen für die Bewältigung der Corona-Krise mehr gesellschaftliche Brüderlichkeit (Solidarität)“.
In dem Beispiel lass ich Unsinnigkeiten wie das ständige „wir“-en weg (Das wiehernde „Wir“-en der Viren). Allein das wäre ein Beitrag wert.