Mittwoch, 3. März 2021

Die Expertenrepublik: Verirrt in guten Ratschlägen

Ein häufig wechselndes Wahrheitsangebot zeichnet nicht nur die deutschen Medien in der Pandemie aus.

Ein knappes Jahr war guter Rat günstig. Virologen, Ethiker, Geldpolitiker, Psychologen, Mediziner, sie alle wussten, was die Politik am besten machen solle: Jetzt nicht nachlassen. Jetzt nur noch ein, zwei Jahre durchhalten. Masken, keine oder doch lieber diese oder jene. Auf die Zahlen schauen. Nicht immer nur auf die Zahlen schauen. Die zweite Welle brechen. Die dritte Welle klug abreiten. Jetzt mal testen. Schulen auf, Schulen zu. Schulen auf. Und mehr impfen, indem die Impfreihenfolge schlau verändert wird. Alte schützen. Smart. Und die Schülerinnen. Die Lehrer impfen. Und den Datenschutz runterfahren. Und hoch.

Musterschüler der Pandemie

Deutschland ist dadurch zumindest in der Wahrnehmung seiner alleweil tagenden Fernsehgerichte hervorragend durch die Seuche gekommen. Man hat alles versucht, immer mal wieder und jedes Mal etwas anderes. Und es war immer gut oder jedenfalls nicht unbedingt vollkommen falsch oder es fand sich doch auch dann wieder ein Experte, der Wissenschaftler genug war, deutlich zu unterstreichen, dass es überhaupt nicht anders gegangen wäre.

Zwar impfen die USA inzwischen an einem einzigen Sonntag nahezu so viele Menschen wie Deutschland in den neun Wochen seit Weihnachten zu pieksen vermochte. Dafür aber ist das Herzland Europas mittlerweile der Staat weltweit, der über die größten Impfstoffvorräte verfügt. Bis zum drei Millionen Dosen liegen auf Lager, eine knappe Million trifft in den nächsten Tagen ein. Käme jetzt eine Pandemie, bekäme die CDU tatsächlich noch recht mit ihrem kühnen Plakat vom vergangenen Jahr: "Deutschland ist gut vorbereitet".

Impfen mit dem Ethikrat

Nur worauf ist wieder nicht klar. Eben noch war die von Ethikern höchsten Ranges - nur das Land des Holocausts leistet sich überhaupt so etwas wie einen Ethikrat - "lange erarbeitete, gut medizinisch und ethisch begründete Impfreihenfolge" (Die Welt)  zu ändern, der Goldstandard der Impfgerechtigkeit. Erst die Alten, und dauere es auch noch Monate. Dann die Älteren, die, selbst die nicht gegenderte deutsche Standardsprache der Vergangenheit versagt hier hörbar, erstmal um ein Jahrzehntchen jünger sind als die Alten. 

Der deutsche Sonderweg, das von der EU für alle Altergruppen zugelassene Prädikat von AstraZeneca nicht für die höchsten Altersgruppen freizugeben, erlaubt wenigstens Trostimpfungen, die der breiten Masse im Stillstand das Gefühl geben, die Impfwirklichkeit sei eine des rasenden Fortschritts. Guter Rat ist billig, er kommt immer noch aus allen Richtungen und auf allen Sendern: Engagierte Virologen empfehlen Massentestungen. Gemeinsinnsender schwören auch nach einem Jahr ohne messbare Effekte auf das Infektionsgeschehen Zeichentrickfilme mit - mittlerweile aktualisierten - Maskenempfehlungen. Nur Ursula von der Leyen wäscht sich nicht mehr vor der Kamera die Hände, obwohl sie nachweislich an allem unschuldig ist.

Wechselnde Wahrheiten

Corona hat Deutschland in eine Expertenrepublik verwandelt, die aus wissenschaftlich stets wohlbegründeten Richtschnüre ein engmaschiges Netz flicht, das das Virus gefangenhält. Zwischen R-Wert und Inzidenzzahl bleibt immer Platz für Interpretation, denn in Stein gemeißelt ist nur die Wahrheit, auf die sich das Corona-Kabinett einigt. Statt auf Stufenpläne, Langzeitstrategien und klaren Absichten setzt die Bundesregierung komplett auf Worthülsen: "Für die nächsten Wochen und Monate wird es bei stabilem Infektionsgeschehen einen Vierklang geben aus Impfen, Testen, Kontaktnachvollziehung und Öffnungen."

Gewonnen haben wir ab 50, aber gelockert wird erst ab 35. Es sei denn, die 35 kann nicht erreicht werden. Dann lockern wir so. Niemand weiß mehr nichts, das aber genau, wie die epochalen Fernsehauftritte des sachsen-anhaltischen Ministerpräsidenten Reiner Haseloff und des Kanzleramtsminister Helge Braun zuletzt gezeigt haben. Unter dem Eindruck von Umfragewerten verwandelt sich das Grundrecht auf Gesundheit in eine Kannbestimmung.

Lange Haare gern, aber gepflegt müssen sie sein, sonst brodelt da was hoch. Seit diese Erkenntnis das politische Berlin erfasst hat, kann Deutschland lockdownen und lockern zugleich, man kann die dritte Welle fürchten, aber gut frisiert sein dabei, und wenn die bald drohende Impfstoffschwemme über die Republik hereinbricht und die fabelhaften Impfzentren überspült, wird man kurzentschlossen ins Nachdenken darüber geraten, wie das nun wieder geschehen konnte, ohne dass irgendjemand etwas dafür kann.

12 Kommentare:

  1. Zu schön, wie der hochwohlgeborene Ethikrat Prof. Henn aus dem failed state Saarland im Dezember noch auf die schurkischen potentiellen "Impfverweigerer" einknüppelte und sie des Massenmordes zieh und nun sowas. Keinen Pieps mehr hat man von dem Strolch gehört. Aber nitschewo, was macht das schon, findet sich doch sicher bald ein anderer wissenschaftlicher Rektalakrobat, der den trüben Stoff von Astra als besonders gut für die Alten und Uralten sich aus dem Arsch fingert und holdrio werden die Pflegeheime damit zugepflastert und die Bestatter reiben sich die Hände. Wegen der berüchtigten "Inzidenz" braucht man sich auch nicht mehr zu grämen, wir testen dann einfach nicht mehr und schon ist sie Zero. So geht moderne Wissenschaft!

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  2. So wirds laufen:
    https://www.youtube.com/watch?v=jqe-QifgVZU&feature=youtu.be

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  3. ZwangsbereicherterMärz 03, 2021

    PI berichtet heute:

    Lockdown nicht zuletzt wegen der „Patienten mit Kommunikationsbarriere“?

    Man muss sich vor Augen führen, dass die Corona-Zwangsmaßnahmen vorgeblich deshalb verhängt werden, um eine Überlastung der Intensivstationen zu vermeiden. Und nun erfahren wir ganz nebenbei, dass es überwiegend Migranten sind, die diese wegen COVID belegen, weil der Staat nicht in der Lage ist, ihnen klar zu machen, wie sie sich verhalten sollen.

    „Kommunikationsbarriere“, nennt man das dann euphemistisch. Der bessere Ausdruck wäre: „Krachend gescheiterte Integrationspolitik“.

    Und diese trägt – wie wir nun wissen – nicht unwesentlich dazu bei, dass wir uns einsperren lassen müssen, Geschäfte Pleite gehen und in den Altenheimen die Senioren an Einsamkeit versterben.

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  4. Jou. Hätte mich gewundert, wenn es anders wäre. In Schweden ist es nämlich genauso. Dort übrigens der Grund, keine "harten Maßnahmen" zu ergreifen: Die Kulturbereicherer hätten umgehend ganze Stadtviertel abgefackelt, wenn man ihnen auch nur irgend etwas verboten hätte. Davor hatten die schwedischen Politeunuchen mehr Angst als vor der Seuche.

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  5. @ Zwangsbereicherter

    Muahaha! Muttu anders sehen: Die nationalen Sozialisten sperrten Mißliebige auch prophylaktisch weg. Sie nannten es "Schutzhaft". Grandios, unsere Föhrerin! Sie und Södolf nehmen ein ganzes Volk in Schutzhaft!

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  6. Heute früh schon gelesen, den Pipi - Artikel. Schwach, sehr schwach, sogar für Pipi.
    Da ist nichts "gescheitert". Läuft prächtig.

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  7. https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2021/rki-chef-grossteil-der-corona-intensivpatienten-hat-migrationshintergrund/

    wer aber konsumiert die Krankenkassenbeiträge ?

    oh vey - Taboo

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  8. Ahhhja. Die Kassen haben eine Beitragserhöhung schon angekündigt.
    Und das Einsperren soll bis zu den Osterferien gehen. Danach fängt nämlich Ramadan an und da will man doch nicht stören...

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  9. Nochmal zum Pipi-Artikel, ich "vergas" zu erwähnen, daß mir der Lobgesang dieses Anal-ysten auf die Bläh-Zeigung schon auf den Zeiger ging. Und, wenn es in der Bläh-Zeitung steht, muß es ja ganz einfach stimmen.
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    Die nationalen Sozialisten sperrten Mißliebige auch ...
    Gib schon zu, daß Du Godwin heißt.

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  10. >> Wuehlmaus 3. März 2021 at 14:07

    Auch wenn das Thema hier manchen zu gefallen scheint, warne ich davor, Wielers Aussagen für bare Münze zu nehmen. Ich denke, hier soll über einen kleinen Trick untermauert werden, wie großartig und wirksam die Maßnahmen der Bundesregierung sind, wenn man sie denn auch befolgt. Die bedauernswerten Migranten konnten das aufgrund der Sprachbarriere natürlich noch nicht so genau wissen ... ... ...


    Für mich gibt es hier diverse Erklärungsmöglichkeiten*, eine besteht darin, dass immer größere Lager der Widerständler in Rechte und Linke aufzusplittern, also zu spalten, das was das System Merkel immer mit wahrer Hingabe veranstaltet hat. Die „Rechten“ stürzen sich drauf („hab’s ja gleich gesagt, die Fremden sind’s!“) und die (vormaligen) Linken im Widerstand sollen wieder ihren Urinstinkten folgen („Wie können die nur die armen Flüchtlinge für alles verantwortlich machen!“). Leute, fallt nicht auf die vergifteten Brocken der Merkel-Junta – und zu der zählt Wieler nach wie vor – herein! <<
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    *Hier ist Wühlmaus, den ich durchaus schätze, unnötigerweise zu umständlich: Es ist die Erklärung.

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  11. >> Observerin 2. März 2021 at 23:40

    Steinmeier war meines Erachtens eine Fehlentscheidung. Ihm feht das Format für dieses Amt. Und ihm feht die charakterliche Eignung ... <<
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    Wie bescheuert geht eigentlich noch. Meines Erachtens.

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  12. Steynmaier ist ein ganz besonders vulgärer Salonbolschewist

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