Donnerstag, 25. Februar 2021

Impftermine: Ein menschenverachtendes System

Die Hochrisikogruppe der Alten und Älteren darf seit Monaten darum betteln, am Leben gehalten zu werden.

Sie haben den Krieg als Kinder überlebt, den goldenen Westen aufgebaut oder aber unter der blutigen Knute der Kommunisten für ihre Brüder und Schwesterinnen jenseits der Grenze die Reparationen an Russland mitbezahlt. Endlich wieder vereint, waren sie es, die das Europa der Klima-Enkel und Enkelinnen entwarfen und errichteten, freitags schulfrei, im Sommer auf die Balearen, überall dasselbe Geld und für alle genug davon, dass niemand frieren musste. 

Strafe für die Aufbaugeneration


Dann kam die Pandemie, der Volkswille manifestierte sich, zuerst die zu schützen, die das alles möglich gemacht hatten, den Wohlstand und die grenzenlose Solidarität, die Impfstoffentwicklung durch hochkapitalisierte und auf Rendite geeichte Privatfirmen und die Energiewende, die zumindest den klügeren deutschen Zahnärzten durch stabile Ausschüttungen der Sonne die Privatinsolvenz wegen ausbleibender Patienten ersparte. Die Alten zuerst beim Impfen und digitale Termine für die, den Bildschirm manchmal kaum noch erkennen können, das war die Parole.

Schnell war die Kassenärztliche Vereinigung, eine der führendsten deutschen High-Tech-Institutionen, dabei, eine Internetseite zu programmieren. Es war womöglich die erste, die jemals ein Arzt gestaltet hatte, denn abgesehen von den Kinderkrankheiten der ersten Monate, als die Seite überlastet zusammenbrach oder einfach so nicht zu erreichen war, ist sie zu einem wunderbaren Aushängeschild von Corona-Deutschland geworden: Umständlich, irrsinnig, widersprüchlich und 23 von 24 Stunden am Tag unbenutzbar, markiert impfterminservice.de zweifellos den Höhe- und Tiefpunkt dessen, was die früher so viel beneidete Nation der Ingenieure, Techniker und Buchhalter in diesen Tagen auszeichnet.
 

Kein Fehler im System

 

D
och es ist kein Fehler im System, der hinter dem Aufbau der Bundesanmeldeseite steht, sondern die bittere Konsequenz eines Staatswesens, das seine Bürgerinnen und Bürger als zuallererst als Bittsteller begreift, denen bei Wohlverhalten "Privilegien" (Merkel) gewährt werden können. Impfterminservice.de führt das Prinzip zur Perfektion: Um die vorgeschriebene Prüfung der eigenen Impfberechtigung absolvieren zu dürfen, müssen impfwillige Senioren zuallererst einen Augenblick abpassen, an dem in ihrer Region Impfdosen vorrätig sind. Dann, und nur dann, gelangen sie auf eine Seite, die verrät, welche Voraussetzungen der Impfwillige mitbringen muss, um eine staatliche Impfberechtigung zu erhalten.
 
Dort sind nun weitere Prüfungen zu bestehen, Gegner zu besiegen und  Schikanen zu überwinden, um ins nächste Level vorzudringen: Impfwillige, die impfberechtigt sind, erhalten einen Code. Der muss binnen einer kurzen Frist in ein Kästchen eingetragen werden. Ist das gelungen, wird ein zweiter Code zugesendet, der nun  in den inneren Bereich des Endgegners führt. Der kann nur besiegt werden, wenn es gelingt, binnen von neun Minuten eine Anzahl von Fragen zu beantworten, mit denen die Impfbehörde nicht nur den körperlichen, sondern auch den geistigen Grundzustand des Impfbettlers feststellen will.

Ohne Zugang zu einem Rechner oder einem Smartphone keine bestandene Prüfung und kein Termin, nicht diese Woche, nicht nächste, nicht nächsten Monat und nicht nächstes Jahr. Während sich in den Tiefkühllagern die Impfstofflieferungen stauen, stauen sich vor den Rechnern und an der Hotline Rentnerinnen und Rentner, die um Impfung flehen. Meist vergebens, denn das die hochkomplizierte Machtmechanik zeigt ihre Verachtung für die, die auf sie angewiesen sind, mit kalter Ablehnung: "Zur Zeit sind in Ihrer Region keine Impftermine verfügbar", heißt es kurz und bündig, obwohl von bisher gelieferten 8,5 Millionen Impfdosen derzeit mehr als drei Millionen unberührt in Regierungskühlschränken stehen.
 

Die Machtfrage ist geklärt

 
Die Zeit läuft der größten Impfkampagne aller Zeiten davon. Doch die Machtfrage ist geklärt. Wer in Deutschland geimpft werden will, muss erst einmal einem Prozess unterwerfen, der ihn vom souveränen Bürger in einen Bittsteller bei Hofe verwandelt. Bis zu 50 Mal, so hat die FAZ gezählt, sind Hochbetragte und ihre in der Not helfenden Familien im Durchschnitt gezwungen, sich vor der Impfterminseite in den virtuellen Staub zu werfen, ehe es ihnen gelingt, einen Termin zu erhalten. Wer dazu nicht bereit ist, auf den wartet zumindest nach den Vorhersagen der besten Epidemologen Deutschlands, unausweichlich der Tod durch die umsichgreifende Mutante. 

Bewusst eingebaute Engstelle


Die sichtlich absichtlich eingebaute Engstelle im Impfsystem diszipliniert, sie unterwirft und reguliert. Schon heute müssten täglich 525.000 Impfdosen verabreicht werden, um bis zu Angela Merkels mystischem Datum "Ende des Sommers" 70 Prozent der Bevölkerung zu impfen. Die meisten Impfungen gelangen allerdings bisher am 12. Februar und der Bestwert lag bei bescheidenen 157.000. Bundesweit gähnen die gewaltigen Impfzentren leer. Doch je rarer die Ware, desto begehrter, deshalb auch die künstliche Verknappung und die Vergabe der Vakzine als behördlicher Gnadenbeweis an Menschen, die sich auf dem Weg der Bewerbung als würdig erwiesen haben.
 
Wenigstens der Nachschub an Erklärungen für das Geschehen, das jeden einzelnen weiteren Tag zwischen 400 und 1.000 Menschen das Leben kostet, versiegt nicht: Israel impft schneller, weil weniger Datenschutz. Bahrein impft schneller, weil Despotischer. Die Seychellen impfen schneller, weil viel kleiner. Die USA impfen schneller, weil viel, viel größer. Die USA impfen auch schneller, weil Biden. Großbritannien dagegen impft schneller, weil impfstoffnationalistischer. Und Marokko schneller weil nicht so demokratisch.

8 Kommentare:

  1. ... und weil es die Dolmetscherin verpennt hat, für die Beitrittskandidaten Impfstoff mitzubestellen, musste Serbien bei Russen und Chinesen einkaufen.

    Hatten die ein Glück!

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  2. Kafkaesk das Ganze. Nach dem zu Gemüte führen des Artikels (danke ppq) hatte ich ziemlich eindrücklich einen Mittelfinger vor Augen, so einen richtig dicken, behaarten Wurstfinger.

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  3. wie meinst du das? als verwarnung für den bösartigen artikel? stimmt irgendetwas faktisch nicht da dran? das ist ja alles kein spaß mehr inzwischen und es macht auch keinen

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  4. Och nur spontan gegenüber dem aktuellen Geschehen; als Reaktion auf den Inhalt, nicht @ppq. Niemals. Manchmal frage ich mich: wer ist das hinter diesen Blog, der regelmässig wie ein Uhrwerk diese genialen Texte verfasst, ich würde ihn mal gerne kennen lernen. :)

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  5. @gerry wir sind hier alles chinesische KIs, wie 99% aller autoren im internet. erwarte nicht zuviel. keiner kann jeden tag so einen text schreiben oder gar zwei, die 'tippfehler' gelegentlich erhöhen bloß die authentizität

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  6. die tippfehler, wir sagen "druckfehler", entstehen, weil die indischen autoren mit den westlichen tastaturen fremdeln

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  7. Kafkaesk das Ganze ----

    Als Georg Samstag eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte ...

    Ja, auch meinereiner muß zunehmend in die sauren Benzodiazepine beißen. Früher einmal in vier Monden, wenn es viel war. Unbewegt ist meine Seele und hell wie das Gebirge am Vormittag - das war einmal!

    Halbgott in Weiß

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  8. Wie sagte der Ranger in der Schuh des Manitu schon 2001, die heutige Situation perfekt voraussehend: "Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden".

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